Flèche Wallonne
Hatte gottseidank heute nachmittag frei, um mein Lieblingsrennen (und "Heimrennen", weil ich aus den deutschen Ardennen komme
) sehen zu können.
Es gab diesjährig eine kleine Streckenänderung: die Organisation hat statt des breiten Zubringers eine Schleife eingebaut, die ca. 5 km vor der Mur noch die Côte de Cherave bereit hielt, eine kleine giftige Rampe, 1,3 km lang und im Schnitt 8,1% steil. Das ist die Côte d’Ahin andersrum, der bei früheren Austragungen einfach nur als Zusatzbelastung im Weg stand, aber so herum fieser und 5 km vor dem Ziel noch fieser ist.
Das war dann schon irgendwie anders als gewohnt, weil ein reduzierteres Peloton in die Mauer krachte.
Gekracht hatte es so schon genug. Viele z.T. heftige Stürze auf engen Straßen, in Abfahrten oder bei Topspeed-Nachführung. Betroffen waren ausgerechnet etliche Mitfavoriten, Geheimfavoriten, große Namen. Dan Martin, Philippe Gilbert, Wout Poels, Jelle Vanendert, Julian Arrredondo, Anthony Roux, Sammy Sanchez, Chris Froome.
Der Wallonische Pfeil ist nicht unbedingt das Lieblingsrennen von vielen Radsportfans. Vergleichen es mit einer Tour-Sprinter-Debatte, wo man sich 190 km Anfahrt sparen und höchstens die letzten 10 km ansehen braucht. Mit dem Unterschied, dass es beim Pijl eben berghoch geht. Da ist durchaus was dran.
Doch für die diesjährige Ausgabe trifft diese Kritik ganz sicher nicht zu. Da geschah ganz viel im Vorfeld und über die Streckenänderung hatten nicht alle notorischen Mur-Cracks noch genügend Körner im Tank, um den langen Bergsprint zu ziehen. Es fehlte die Hälfte des üblichen Pelotons und es fehlten ein paar prominente Sturzopfer.
Das Ende war dann sogar vergleichsweise fad, denn Mitfavorit, Mur-Experte und Titelverteidiger Valverde hielt die Konkurrenz im Schatten über einen dosierten Steigerungssprint von unten bis oben.
Viele Ausgaben des Flèche sahen eher so aus, dass wechselnde Fahrer im Steilen attackieren, dann Attacken, Konter, Konter, Konter bis 50 oder 20 Meter vor dem Ziel einer wie der sichere Sieger aussieht..... und dann einbricht.
Valverde hingegen ist 2015 einfach gleichmäßig hochgestiefelt und alle anderen konnten zwar einigermaßen dahinter bleiben, aber niemand hatte den Hauch einer Chance, ihn auch zu überholen.
PS: Wird ein übler "Neuner" für mich bei der Tour de Tipps, das ist ungewöhnlich bei diesem Rennen. Aber mir fehlen ausgerechnet 3 Sturzopfer und die veränderte Streckenführung hat ggf. auch ein paar Kandidaten beeinträchtigt. Doch das ist schnuppe, denn das Rennen an sich hat 'ne Menge geboten. :thumb: Immerhin hatte ich den Sieger richtig getippt, so dass ich das (als gebürtiger Randbelgier) hoffentlich immer noch als "Heimrennen" deklarieren darf, wenn Rund um Köln schon nicht mehr im Angebot ist.
PPS: Die Mur von Huy steht auf dem Programm der Tour dieses Jahr. 3. Etappe. Das wird bestimmt interessant.
PPPS: Migels hatte das übrigens falsch gecheckt, wer bei der vorletzten Mur aus dem Feld attackiert hatte. Das war nämlich nicht Luis Leon Sanchez von Astana, denn der ist nur Giovanni Visconti hinterher, den die Movis lanciert hatten.