Sofern Kobe nicht wundersam am Knie kuriert wurde, wird er weiterhin ein solider Star sein, aber die Zeiten, in denen er nach Belieben 35+ Punkte ablieferte, sind dann vorbei, bzw. wird er als Volume Scorer zu ineffizient sein, als dass dies den Lakers so sehr hilft.
Übel kann es dann werden, wenn er weiter so viele Würfe aus der Distanz nimmt - wie es ja auch im Artikel beschrieben ist -, denn Kobes Stärke ist das nicht unbedingt so sehr. Dafür ist er zu "streaky": Zwar jederzeit in der Lage, ein Spiel mit einigen Würfen in Folge zu entscheiden, aber auch durchaus mit Phasen dazwischen, in denen er gar nicht trifft, und man kann nicht von einem alternden Spieler oder seinen Kollegen erwarten, dass es immer im Aufeinandertreffen mit guten Teams so funktioniert, dass sie sich aus so einem Loch wieder hinausgraben. Gegen die Mavs hat es jedenfalls nicht geklappt, und in Spiel 4 sah es schon nach kompletter Selbstaufgabe aus.
Zur Frage, was er noch im Tank hat: Kobe ist meiner Meinung nach jetzt an einem Punkt angelangt, an dem er weniger der alleinige Superstar sein kann als es bei Jordan 1998 noch der Fall war, und hier wird es interessant, wie und ob er sein Spiel anpassen wird (bei Jordan kann man vermuten, dass er es ohne Rücktritt in den Folgejahren nicht sonderlich gemacht hätte, denn 2001 und 2002 machte er wieder so weiter wie zuvor, aber ohne die Effizienz, die ihm noch die Rechtfertigung für sein Tun 1997/98 gab). Bryant hat jedenfalls noch sehr viel drauf, und er ist derart vielseitig, dass er sich immer noch überaus gut einbringen kann, aber er muss sich die Felder genauer auswählen.
Die Zeiten, in denen Kobe immer der unumstrittene First Option-Scorer seines Teams sein und den Hansdampf in allen Gassen spielen konnte, der haushoch über seinen Mitspielern war (siehe Spielanteile in den letzten Jahren) sind IMO vorbei. Hier wäre es besser, wenn er es etwas herunterfährt und anderen mehr Raum zum Entfalten lässt, was bedeutet, dass die vielen Iso-Situationen für ihn seltener werden müssen. Da sind auch die anderen talentierten Lakers in der Pflicht, denn natürlich ist es nur schwer verständlich, dass Kobe sich auf effizienteres Spiel konzentrieren und Spielern wie Gasol mehr Spielraum lassen soll, wenn dieser wenig Anstalten macht, das Spiel auch tatsächlich übernehmen zu wollen.