Pflichtverteidigungen und Ausscheidungskämpfe werden von den Verbänden bestimmt. Können sich die beiden Parteien der Boxer in den Verhandlungen innerhalb eines gegebenen Zeitraumes nicht einigen, so wird der Kampf versteigert.
Dabei geben die Promoter oder Vertreter der ihren bei einem entsprechenden Termin (z.B. im Hauptsitz des Verbands) blinde Gebote ab. Soll heißen, die anderen jeweils Mitbietenden wissen nichts über die Höhe der anderen ... zumindest sollte es so sein. Wer das höchste Gebot abgibt gewinnt das Recht den Kampf zu veranstalten.
Ein Promoter, der das Veranstaltungsrecht erwirbt, kann aber auf dieses auch verzichten. Dann veranstaltet der Zweithöchstbieter. Zum Teil gabs glaube ich aber auch Fälle, wo der Sieger des Purse Bids einfach mit einem "Partner" eine Co-Promotion veranstaltet hatte. Also eine Veranstaltung, zwei Promoter.
Die Summe des Gebotes wird auf die beiden Boxer aufgeteilt und diese müssen davon dann ihr Team (Manager, Trainer, diverses weitere Leute und Sachen) bezahlen, den Rest ist ihr Verdienst.
Die Aufteilung kann unterschiedlich sein. Bei Ausscheidungskämpfen ist häufig 50:50. Bei Pflichtverteidigungen kommt meist sogenannter "Split" von 75:25 zustande, womit der Titelverteidiger also drei Mal so viel verdient. Je nach Popularität des Herausforderers kann diese Aufteilung für ihn förderlich oder ungünstig sein. Gerade wenn der Herausforderer bekannter ist, bekommt er - wenn sich die Teams via Verhandlungen geeinigt haben - mehr als 25% und ggf. gar mehr als der Titelträger. Bei Klitschko-Thompson (dieser Kampf wurde nicht versteigert) liefs wohl anders, Thompson bekam weniger als 25% der Gesamtsumme beider Börsen. Das war für den weniger bekannten Thompson sicher ungünstig, aber bis zu einem Purse Bid hätte es noch länger dauern können und außerdem war Thompson wohl in leichten Geldnöten (kaputter Kühlschrank und hungrige Kinners).
Manchmal wird aber von der 75:25-Börsenverteilung einer versteigerten Pflichtverteidigung abgewichen. Der WBC zum Beispiel legt auch hin und wieder andere "Splits" fest, wie z.B. 60:40 oder 65:35. Das macht der WBC dann nach eigenem ermessen, Grundlage bildet auch hier die Popularität und das Kaliber des Herausforderer.
Hierzu kann es insbesondere dann kommen, wenn der Herausforderer den Kampf nicht annehmen würde, wenn er nur 25% kriegen würde. Deswegen kam es eine lange Zeit nicht zu Juan Manuel Marquez vs Manny Pacquiao II. Richard Schäfer (von Goldenboy Promotions) und Bob Arum (von Top Rank) hatten etwas Streit oder so und zu einem Purse Bid kam es auch nicht, weil Pacquiao als deutlich größerer Publikumsmagnet auch einen entsprechenden großen Anteil vom "Kuchen" wollte. Erst als Schäfer und Arum ihre Zwistigkeiten ausgeräumt hatten kam es zum Kampf.
Wie schon angedeutet, lohnt es sich einen Kampf auch zu ersteigern, wenn keiner der eigenen Boxer beteiligt ist. Zum einen kann der Promoter den Umsatz der Veranstaltung (TV-Einnahmen, Werbeeinnahmen, Ticketverkäufe) der über die Börsenzahlungen und weitere Kosten (Börsen für Unterkarten-Kämpfer, Hallenmiete, Personal usw.) hinaus geht als Gewinn einstreichen
Außerdem kann man, wenn die beiden Hauptkämpfer ein ordentliches Publikum anlocken, der großen Masse seine eigenen Boxer im Vorprogramm präsentieren und sie so envtl. populärer machen.
Sollte man ein zu hohes Gebot abgegeben haben und der Kampf lockt weder gut zahlendes Publikum noch größere TV-Anstalten, so kann man natürlich auch Verlust machen.
Zu beachten ist vielleicht noch, dass bei den Versteigerungen Mindesgebote festgelegt werden. Diese liegen bei von der Körpermasse her schwereren Gewichtsklassen meist höher als bei den leichteren Gewichtsklassen (es ist weiterhin die Masse und nicht das Niveau gemeint). Wenn kein Promoter interessiert ist, für den jeweiligen Kampf zumindest das Mindestgebot abzugeben, so findet dieser einfach nicht statt und der Verband wiederholt den Purse Bid oder bestimmt eine andere Ansetzung.
So war, glaube ich, zweimal bei einem Purse Bid für Steve Cunningham vs Guillermo Jones kein ausreichend hohes Gebot abgegeben worden. Später ersetzte dann Krzysztof Wlodarczyk den Guillermo Jones.
Was mir aber rätselhaft ist, dass z.B. beim Kampf WK-Ibragimov sogar Öner und Don King (!) mitgeboten haben, obwohl doch keiner ihrer Boxer beteiligt war.
Ich denke da hast du dich vertan.
Wladimir Klitschko vs. Sultan Ibragimov war ein Titelvereinigungskampf. Diese sind nicht verflichtend und geschehen rein freiwillig. Daher werden diese Kämpfe auch nie versteigert.
Der Kampf, den du evntl. meinst, könnte Vitali Klitschko vs. Samuel Peter sein. Hier wollte Ahmed Öner mitbieten. Doch seine bloße Anwesenheit beim Veranstaltungstermin sorgte dafür, dass sich die Lager von Klitschko und Peter in letzter Minute noch anderweitig einigten, mit K2 als Promoter des Kampfes.
Don King war dabei anwesend, weil er mit Dino Duva einer der Promoter von Samuel Peter ist.