Nationenbreite in der Kombi


Masmiseim

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Es ist bei Zahlen natürlich auch immer ein Stück weit die Frage, auf was man konkret hinaus will. Denn auch die Sportarten mit einer vermeintlichen Breite sind doch teilweise nach oben hin extremst einseitig. Nehmen wir hierzu mal die "am gesündesten" aussehende Sportart: Langlauf der Herren mit 24 Ländern, mehr als doppelt so viele wie in der Noko - im Stockerl Ranking aber rutscht der Langlauf dann aber stark an die anderen nordischen Wettbewerbe ran. Und das ist ja kein Wunder - denn die Dominanz der Norweger und Russen ist dort einfach extrem.
Und die klassischen Einzelkämpfer brechen auch dort langsam weg (zb Cologna).
Zusätzlich ist ja noch so, dass man sich auch nicht blenden lassen darf: so hat zB dieser Ire im Langlauf einmal (wie auch immer ers geschafft hat) einen 16 Platz geholt - ansonsten lief er die gesamte Saison hinterher.

Und um noch den Bogen zu den Schlittendisziplinen zu schlagen: Da kommt es nicht nur drauf an, dass man eine Bahn im Land hat, sondern man braucht auch die Geldmittel für den Hightechkampf ums Material.
 

Benjamin

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Nachdem die Saison nun zuende ist, habe ich meine Statistik nochmals auf den neuesten Stand gebracht. Norwegen als Sieger des Nationencups hat 35,79 % der Weltcuppunkte geholt und damit den bisherigen Rekord von 34,80 %, den Deutschland in der Saison 2016/17 aufgestellt hat, nochmals leicht verbessert. Deutschland auf Rang 2 hat mit 24,19 % immer noch einen Anteil geholt, der in mehr als der Hälfte der betrachteten Saisons zum Sieg gereicht hätte.

Anteil der Punkte für Teams außerhalb der Top 3
Nationenbreite Punktanteil außerhalb Top 3.png
Hier setzt sich wie erwartet der Negativtrend fort. Lediglich 24,11 % der Punkte sind an Teams außerhalb der Top 3 gegangen. Das ist der niedrigste Wert seit Einführung der aktuellen Zählweise. Oder anders gesagt: Selbst Deutschland war immer noch ganz knapp stärker als alle Länder außerhalb der Top 3 zusammen. Und Norwegen sowieso.

Anteil der Punkte für Teams außerhalb der Top 6
Nationenbreite Punktanteil außerhalb Top 6.png
Das gleiche gilt für den Anteil der Punkte, die die Teams außerhalb der Top 6 geholt haben. Es sind magere 5,22 % der Weltcuppunkte. Nur in der Saison 2002/03 war dieser Anteil seit Einführung der aktuellen Zählweise noch geringer.

Anzahl der Nationen mit Weltcuppunkten
Nationenbreite Anzahl Länder mit Punkten.png
Hier ergibt sich sogar ein recht deutlicher Einschnitt gegenüber den letzten Jahren. Waren es in den letzten drei Saisons immerhin 15 Teams, die Weltcuppunkte gesammelt haben, so sind es dieses Jahr nur noch 11. Das mag zum Teil der Kürze der Saison geschuldet sein (bei mehr Wettkämpfen ist die Chance, dass auch ein Exot irgendwann mal punktet, natürlich höher) - aber insgesamt passt das eben auch ins Bild. Auch hier war die Anzahl im betrachteten Zeitraum nur in der Saison 2002/03 niedriger.
 

Masmiseim

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Und was lernen wir jetzt aus vielen Balken und Graphen?
Bis auf ganz wenige Länder interessiert sich keiner für die Noko.
Was auch nicht verwundert, denn wenn man die Herren betrachtet haben viele Wintersportnationen weder Top Langläufer, noch Springer...da fragt man sich schon, wo dann entsprechende Sportler herkommen sollen...
 

Benjamin

Zahlenfreund
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Das würde ich so pauschal nicht sagen. Aus meiner Sicht zeigen die Graphen eher, dass diese Entwicklung hin zu immer weniger konkurrenzfähigen Nationen erst in den letzten Jahren eingesetzt hat. Im vergangenen Jahrzehnt war die Kombination durchaus erheblich breiter aufgestellt. Deswegen halte ich es im Prinzip schon für machbar, dass man wieder da hin kommt, aber die Frage ist eben wie.

Dass Länder ohne gute Springer auch keine guten Kombis haben können, klingt zwar zunächst logisch; aber die Vergangenheit zeigt, dass das nicht immer zutrifft. So haben die US-Amerikaner seit Ewigkeiten keine guten Springer mehr. Dennoch war das US-amerikanische Kombi-Team in den Nullerjahren recht ordentlich dabei mit Leuten wie Todd Lodwick, Johnny Spillane oder Bill Demong. Der Höhepunkt war sicher die WM 2009, als alle drei Einzelgoldmedaillen an Todd Lodwick und Bill Demong gingen.
Ähnliches gilt für die Franzosen, die im Skispringen in den letzten rund 25 Jahren maximal Einzelkämpfer im Mittelfeld hatten. Aber in der Kombination waren sie zu Beginn der Zehnerjahre durchaus eine Macht. Nicht nur der alles überragende Jason Lamy Chappuis, der dreimal den Gesamtweltcup gewann, sondern auch ein paar andere zeigten durchaus gute Leistungen.

Und genau auf diese Länder, die bis vor nicht all zu langer Zeit ganz gut dabei waren, setze ich noch ein paar Hoffnungen. Finnland oder Italien kann man noch nennen. Wenn die natürlich erstmal zehn Jahre lang nur noch hinterherspringen und laufen, werden sie sich wohl auch nicht mehr erholen.
 

Masmiseim

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Nun, die Amerikaner sind für mich im Wintersport ohnehin eine nicht vergleichbare Wundertüte. Die kann man nur schwer dazurechnen. Dafür, dass sich keine S.. im Lande für sie interessiert sind sie in einigen Disziplinen enorm stark. Gerade im Langlauf der Damen ist das eklatant...

Wenn wir die Amerikaner weglassen, wirds schon schwieriger. Und, um einen Push zu bekommen braucht es jeweils verbandsseitig einen Eingiff bzw eine Basis aus der man Sportler holen kann. Finnland und Italien zb haben aktuell kaum wettbewerbsfähige Springer oder Langläufer. Da fehlt mir einfach die Fantasie, wo da ein Kombinierer herkommen soll, der möglichst auch noch vorne mitmischt.
 

Hakuba

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Und, um einen Push zu bekommen braucht es jeweils verbandsseitig einen Eingiff bzw eine Basis aus der man Sportler holen kann.

Was heißt denn "Eingriff"? Geld ist es, was gebraucht wird. Und das ist leider nicht überall üppig vorhanden. Selbst wenn man einen Pool aus Nachwuchsleuten hat, dann muss man investieren.
Es fängt ja mit der Ausrüstung an. Die Kombis brauchen nun mal alles doppelt - Skier, Anzüge, Schuhe, dazu Helm fürs Springen. Willst du konkurrenzfähig sein, wird das teuer, teurer als für Springer und Langläufer - das ist klar - aber sicher auch teurer als für Freestyler oder Snowboarder (ohne dass ich die Preise dort kenne).
Zweitens brauchst du auch ein doppeltes Trainerteam fürs Laufen und fürs Springen. Das haben viele Länder eben nicht gleichmäßig und müssten, um mitmischen zu können, ausländisches Personal anstellen.
Dann braucht es internationale Wettkämpfe unterhalb des WCs. Die COC-Serie mit vier Wochenenden zwischen Anfang Januar und Anfang Februar war gut, fand aber eben auch nur in Mittel- und Nordeuropa statt. Die Wettkämpfe in Eisenerz und jetzt in Lahti waren mit Pausen verbunden (zudem fällt Lahti mit den JWM zusammen), so dass das für Länder, die weiter entfernt sind, wieder zusätzliche Kosten versursacht.
 

Masmiseim

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Japp mit Eingriff habe ich finanzielle Investitionen gemeint.
Fürchte aber, dass die meisten Nationen das Prinzip "Stärken stärken anwenden" Da sieht es dann eher mau aus, aus dem Nichts wettkampffähige Kombinierer zu schaffen. Und, auch das ist ja üblich: Wenn nun tatsächlich zB ein junger Finne den Anschein erweckt ein Topspringer zu sein, dann besteht die "Gefahr", dass der Spezialtrainer zulangt...
 

Rising Sun

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Von den Amerikanern dürft ihr in der Kombi erstmal nichts mehr erwarten, einfach weil sie überhaupt kein Geld haben und nebenei arbeiten gehen müssen um sich so eine Saison überhaupt leisten zu können. Hat auch der ARD Kommentator sehr gut beschrieben vor kurzem. Wie sollen die Jungen so rankommen an andere Nationen.. Dafür machen sie es im COC sogar noch recht gut. Und Taylor wird schon 30, er kämpft sich ja weiter durch aber er ist soweit weg im Springen (worauf ich jetzt nicht mehr weiter eingehen möchte) und im Laufen ist er auch nicht mehr annähernd so stark wie früher. Ich habe da wirklich wenig Hoffnung :(
 
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