Wer Angriffsfußball sehen will, der ist mit dieser WM wohl eher nicht zufrieden. Wer auf taktische Feinheiten steht, der bekommt eine Vollbedienung.
Meiner Ansicht nach, hat sich der Fußball international vor allem in der Defensive verbessert. Heutzutage kann jeder Abwehrspieler Fußballspielen, die Briegels, Kohlers gibt es einfach nicht mehr. Zudem wird inzwischen die ganze Mannschaft in der Abwehrverhalten mit einbezogen, was zur Folge hat, dass die Offensivebemühungen darunter leiden. Nicht zufälligerweise standen in den Halbfinals bei 3 Mannschaften nur 1 Stürmer in der Anfangsformation.
Diese taktischen Zwänge haben leider die Trainer zur Vorsicht animiert. Da blieben bei ARG Tevez und vor allem Messi lieber auf der Bank, was im Endeffekt sich nicht ausgezahlt hat. ITA ist weitergekommen, als man komplett auf 4-3-3 umgestellen hat, zum Schluß ja fast 4-3-4 gespielt hat. Taktisch alles brillant, aber das führt alles nicht zu schönen Spielen.
Das Kurzpaßspiel a la Arsenal wurde allenfalls von den Deutschen und Argentiniern zeitweise zelebriert, die Brasilianer waren vollends neben der Spur und die Afrikaner waren in der Defensive zu schwach und in der Offensive nicht durchschlagskräftig genug - leider. Total enttäuschen die Osteuropäer, spielerisch, taktisch, kämpferisch ganz schwach.
Die Stimmung, das Ambiente war natürlich geil, es war weitgehend friedlich, was die WM wirklich schöner machte.
Und auch wenn auf die Schiris gerne mal eingedroschen wird, das war die fairste WM seit langem. Abgesehen vom kollektive Amoklauf bei Portugal-Niederlande bewegte sich alles im Rahmen. Wenig Ellenbogen im Einsatz, kaum unfaire Tacklings, wenig Rudelbildungen, insgesamt war alles sehr diszipliniert - ein Verdienst der Schiris.
Auch Sicht der Deutschen im Grunde eine schöne WM, die Spaß gemacht hat und dem Ausland gezeigt hat, dass hier nicht nur miesepetrige Postnazis leben. Solide Spiele mit taktischen Feinheiten waren zu sehen, einzig die Angriffsbemühungen waren mangelhaft.