Hey Leute,
ich haben einen VW Polo Steilheck Baujahr 90. Die Hinterradbremsen sind ein wenig eingerostet, aber ein Freund hat gesagt, dass ein Wechsel nicht akut ist, da der Polo sowieso nur vorne bremst und die Hinterradbremsen nur bei der Betätigung der Handbremse beansprucht werden.
Stimmt das?
Eine schnelle Antwort wäre nett - eine längere Autobahnfahrt steht mir unmittelbar bevor.
Hallo sabatai,
was dein Freund da erzählt, das ist völliger Blödsinn und auch gefährlich. Es ist zwar wahr, dass die hinteren Bremsen schwächer bremsen als die vorderen Bremsen, und das ist bei jedem Auto so nicht nur beim Polo. Und das muss auch so sein, würden nämlich die hinteren Bremsen genauso stark oder sogar stärker bremsen als die vorderen Bremsen, dann wäre die Gefahr gegeben, dass die hinteren Bremsen kurzzeitig blockieren könnten beim Bremsvorgang, dass das Auto dann hinten ausscheren kann. Allein aus physikalischen Gründen haben die Räder hinten sowieso immer eine geringere Bodenhaftung als vorne, da erstens vorne meistens der Motor ist mit seinem schweren Gewicht und zweitens beim Bremsvorgang das Gewicht des ganzen Fahrzeugs auch noch zusätzlich nach vorne auf die vorderen Räder fällt. Dazu kommt dann noch, dass ein blockieren der vorderen Räder nicht so schlimm ist beim Bremsvorgang wie das blockieren der hinteren beim Bremsvorgang, da man beim blockieren der vorderen Räder immer noch gegenlenken kann nach loslassen der Bremse, während die hinteren Räder dagegen schwerer wieder zurück in die Bahn zu bekommen sind und im schlimmsten Fall durch zusätzliche panische Reaktionen das Auto dann sogar zum Schleudern kommen kann.
Das zur allgemeinen Funktionsweise der Bremsen bei einem Auto.
Aber du bist gut, du fragst allgemein in einem Forum nach und verlangst eine Ferndiagnose, ob du mit deinen Bremsen noch fahren kannst oder nicht. Ich schätze mal, du wirst jetzt so viele Meinungen hier zu deiner Frage erhalten, wie hier Beiträge zu deiner Frage geschrieben werden. Der eine schreibt, du kannst weiterfahren, der andere schreit, du kannst nicht weiterfahren, und der dritte schreibt wieder irgendetwas halbes in der Mitte, zum Beispiel das du nur noch mit 60 km/h fahren darfst oder so, so dass du geradeso eben noch über die Autobahn fahren darfst (lacht). Und was machst du dann?
Gesetzlich gesehen darf ich dir natürlich auf gar keinen Fall hier grünes Licht geben und dir pauschal sagen, dass du mit diesen Bremsen weiterfahren darfst. Gesetzlich gesehen bist du verpflichtet die Bremsen in einer Werkstatt überprüfen zu lassen oder notfalls auch beim TÜV auf einer Brems prüf Anlage. Das heißt, verpflichten kann dich eigentlich niemand, außer eben die Polizei, wenn sie dich mit diesen Bremsen erwischt und diese nachkontrollieren sollte oder gar wenn etwas passiert. Ansonsten bist du für dein Auto eigenverantwortlich zuständig. Vielleicht hilft dir die Antwort weiter, dass deine rostigen hinteren Bremsen bei einem Besuch des TÜV zumindest als leichter Mangel beanstandet werden, diese Bremsen dann aber umso strenger auf dem Brems Prüfstand kontrolliert werden. Und wenn dann auf dem Brems Prüfstand auch nur der Hauch einer verminderten Brems Leistung festgestellt wird, dann bekommst du die Plakette nicht. Sagt der TÜV Prüfer aber, dass sich der Rost noch im Rahmen hält und die Brems Leistung auf dem Brems Prüfstand ist astrein, dann bekommst du aber einen Vermerk in deinem Prüfbericht, dass du die Bremsen so schnell wie möglich erneuern musste. Wenn es sich lediglich nur um leichten Flugrost handelt, dann kann es sogar sein, dass der Prüfer dir dann sagt, dass du mehr mit einem Auto fahren muss und zwischendurch mal stärker bremsen musst, damit der Rost sich ab schleift.
Zum praktischen, da kommt es natürlich ganz darauf an auf den Einzelfall. Wie lang ist die Autobahnfahrt, und fährst du durchs Gebirge oder durch Flachland? Und natürlich, wie stark ist der Rost und an welchen Stellen befindet sich der Rost? Dazu kommt dann noch, sind die Bremsen hinten im Großen und Ganzen so noch in Ordnung, oder sind die sowieso schon ziemlich abgenutzt, dass diese sowieso in nächster Zeit ersetzt werden müssten?
Wenn du zum Beispiel jetzt vorhast mit diesem Auto die weite Strecken nach Norwegen zu fahren z.B. durch das steile Gebilde, da muss ich dich leider von abraten, da dies bei einer längeren Talfahrt sehr gefährlich werden kann bei Bremsen, die nicht so sind wie sie eigentlich sein müssten. Dazu kommt dann noch, dass du auf jeden Fall vor einer Fahrt durchs Gebirge deine Bremsflüssigkeit erneuern solltest, sofern du dies noch nicht in den letzten zwei Jahren getan hast. Denn mit der Zeit sammelt sich Wasser in der Bremsflüssigkeit an, so dass dann beim längeren Bremsen bei einer Talfahrt die Bremsflüssigkeit zu kochen anfangen kann und sich dann Luftblasen darin bilden und du dann beim Bremsen ins Leere trittst. Dann trittst du auf dem Bremspedal wie auf einem Euter drauf herum, ohne dass irgendwelche Bremswirkung stattfindet.
Ich kenne mich ein bisschen aus, da mein Vater Kraftfahrzeugmechanikermeister ist und ich selber auch schon Bremsen gewechselt habe und halt durch Interesse und lesen diesbezüglich.
Deine Fahrt in den Urlaub wird praktisch gesehen mit diesem Bremsen vermutlich gut gehen, die kann aber auch danebengehen oder sogar im schlimmsten Fall zu einer Katastrophe enden.
Fazit.
Diese Frage wird dir wohl pauschal niemand im Forum beantworten können und auch nicht dürfen, erst recht kein Laie aber auch kein Kfz-Mechaniker und noch nicht mal ein TÜV Prüfer, da man sich schlichtweg dafür ganz einfach den Zustand deiner Bremsen vor Ort angucken müsste.
Fahr doch einfach mal in eine Werkstatt und lass deinen Wagen auf einer Hebebühne hochheben und von den Mechaniker dort eine Sichtprüfung machen und eventuell auch eine Probefahrt damit. Das kostet nicht viel, damit bist du auf deiner sicheren Seite. Wenn du Glück hast, dann ist die Kontrolle sogar kostenlos, wenn du vorgibst, die Bremse dar demnächst reparieren zu lassen.
Wenn der Mechaniker dir sagt, du darfst mit diesem Bremsen nicht mehr fahren, dann solltest du diesen Rat auch beherzigen. Verbieten kann der Mechaniker dir das natürlich nicht.
Wenn du die Bremsen sogar beim TÜV auf dem Brems Prüfstand überprüfen lässt, dann kann es dir eventuell sogar passieren, dass dir bei einer gravierend defekten Bremse die bisherige Plakette abgekratzt wird, obwohl diese normalerweise noch gültig ist, dir also somit quasi das Auto stillgelegt wird.
Zum Schluss kann ich nur noch den Rat sagen, dass mit so was nicht zu spaßen ist. Ich weiß zum Beispiel nicht, ob eine rostige Bremse eventuell Funken schlagen kann, die dann womöglich die Brems Schläuche durchschmoren können usw.. Was aber bei einer defekten Bremse alles passieren kann, das brauche ich hier wohl nicht zu erklären.
Das ist sowieso eine dumme Angewohnheit von vielen Mitmenschen, sein Auto immer nur geradeso in Schuss zu halten, wie es gerade eben nötig ist, ja kein bisschen mehr machen. Die Bremsscheiben werden so stark heruntergefahren, bis dass sie bald so dünn sind wie ein Blatt Papier, die Reifen werden erst dann gewechselt, wenn schon die gelbe innere Schicht zu sehen ist oder sogar schon der Stahl des Gürtels usw.. Und solche Sachen, die niemand beanstandet wie zum Beispiel Ölwechsel usw., die werden heutzutage sowieso schon gar nicht mehr gemacht in der Regel. Und dann wundern sich die Leute, dass deren Motor irgendwann den Geist aufgibt. Gott sei Dank gibt es alle zwei Jahre den TÜV, gar nicht auszumalen, wenn es diese regelmäßige Überprüfung nicht gäbe.
Was ist denn die Ursache überhaupt, dass deine Bremsen so rostig sind? Fährst du so selten mit deinem Auto? Dann würde ich zukünftig wenigstens zweimal in der Woche damit fahren und am besten solche Strecken, wo du viel bremsen musst, damit zwischendurch der Flugrost sich mal abschleift oder sich erst gar keiner bilden kann.
Ich hoffe, ich konnte dies hier relativ ordentlich erklären. Denke daran, wenn etwas ernsthaftes passiert im Straßenverkehr wegen deiner Schuld, dann wirst du nie wieder glücklich in deinem Leben. Auch schon eine eventuelle Kontrolle von einem Polizeibeamten kann unangenehm sein und sogar zu Punkten in Flensburg führen, wenn die Bremsen nicht in Ordnung sind. Von der Geldstrafe gar nicht zu reden. Nur guckt in der Regel kein Polizeibeamter unter die Radkästen sich die Bremsen an. Aber wenn etwas passiert und dann noch mit Verletzten, dann wird das Auto auf jeden Fall geradezu zerlegt und auseinander genommen, und die Ursache des Unfalls wird grundsätzlich immer gefunden. Dann aber Prost Mahlzeit, wenn der Unfall mit sogar Verletzten sich aufgrund defekter Bremsen zugetragen hat. Dann bekommst du nämlich den ober Hammer, und zwar Führerscheinentzug mit einer gewissen Sperrzeit von ein Jahr oder so was, kann eventuell ein bisschen kürzer aber auch viel länger sein, und den Führerschein wirst du dann nur mit Absolvierung einer medizinisch-psychologischen Untersuchung wiederbekommen.
Ich möchte hier auf keinen Fall den Oberlehrer spielen, ich meine es nur gut mit dir.
Wie gesagt, rein praktisch gesehen wird vermutlich nichts passieren und du kannst ganz normal mit dem jetzigen Zustand deines Autos in den Urlaub fahren ohne vorher etwas daran zu machen. Aber was ist, wenn aufgrund der Bremsen doch etwas passiert? Dann möchte ich nicht in deiner Haut stecken...
Ansonsten wünsche ich dir einen schönen Urlaub und vor allem gute Fahrt.
Gruß von Knaffel