Der Donnerstag hatte dann wieder ein pickepackevolles Programm parat mit drei verschiedenen Sportarten, die ich noch nie in meinem Leben zuvor live vor Ort gesehen hatte (auf professionellem Niveau, versteht sich). Am morgen ging es in die Paris La Defense Arena in Saint Denis, wo die Wasserball-Wettbewerbe stattfinden. Dürfte zu den Mannschaftssportarten gehören, von denen ich mit am wenigsten Ahnung habe, der Sport ist in Deutschland ja auch komplett unter ferner liefen. Das meiste an Wasserball hatte ich vermutlich bisher im Kinofilm "Die Welle" gesehen
Ich war ziemlich früh da, was sich als hervorragende Idee rausstellen sollte, denn im Becken nebenan waren gerade ein Haufen Wasserspringer für ihre weiteren Wettkämpfe am trainieren, und da konnte man wirklich perfekt zuschauen, was natürlich einfach vollkommen spektakulär war. Sieht einfach in live noch einmal um Welten krasser aus als im Fernsehen und im Nachgang wäre das sicherlich auch cool gewesen, dafür offizielle Karten gehabt zu haben. Hatte ich aber nicht, Wasserball war das Stichwort. Problem: Hier waren meine Tickets wirklich mal richtig beschissen. Schlechteste Kategorie, klar, aber hier waren meine Plätze wirklich an dem Becken, wo das Wasserspringen stattfand. Und ich musste echt weit schräg auf das andere Becken schauen, was mich bereits nach wenigen Minuten kolossal nervte. Da die Arena an diesem Vormittag aber echt nicht so gut besucht war, war es absolut kein Problem, sich einen Sitzplatz zentraler zu organisieren, von dem man dann auch einen guten Blick auf das richtige Becken hatte.
Ein Ticket für eine Session beinhaltete zwei Spiele, in dem Fall USA - Griechenland und Serbien - Spanien. Griechenland und Spanien gewannen, witzigerweise sind beide dann aber in der KO-Runde wesentlich früher ausgeschieden, während die USA gerade Bronze gewann und die Serben heute noch um Gold fighten. Wie es war? Joa...ich war jetzt nicht völlig gehypet muss ich zugeben. Ich hatte mit etwas lauterer Stimmung gerechnet und als absoluter Wasserball-Laie hat man natürlich auch Probleme, einige Regeln zu verstehen (und was im Wasser unter der Oberfläche passiert ist ohnehin kaum zu erkennen). Noch dazu muss ich sagen, dass mir die Schiedsrichter unglaublich auf den Sack gegangen sind, weil die gefühlt bei jedem Pfiff einfach fünfmal gepfiffen haben
Das war a) schwer zu nachvollziehen und b) hochgradig nervig. Aber ich will jetzt auch nicht zu negativ klingen, es war schon lustig, sich das mal vor Ort zu geben, wenn man gar keine Ahnung hat (um mich herum saßen offenbar Leute vom US-Team, die stattdessen die ganze Zeit mit der Analyse beschäftigt waren). Absolutes Highlight hier war der US-Torwart, der mit dem Ablauf des ersten Viertels als Buzzer-Beater einen Treffer aus seinem Tor heraus erzielte. Da sah der Grieche ziemlich mies aus.
Nach dem Wasserball ging es wieder weiter ins Zentrum Richtung Invalidendom. Bogenschießen ist für mich eine absolute Olympia-Sportart, die ich da auch gerne vor dem TV/Stream verfolge. Das System ist leicht verständlich, der KO-Modus sorgt für eine gute Spannung und dazu hat die Stoik der Athleten etwas Beruhigendes. Dementsprechend hatte ich Bock, mir das mal vor Ort zu geben, auch wenn ich schwer greifen konnte, wie das denn wohl werden würde.
Der Blick auf den Invalidendom ist natürlich weiterhin toll, dazu sieht man auch den Eiffelturm und ich hatte sogar Karten die quasi direkt den Blick auf die Scheiben ermöglichten. Dennoch muss man konstatieren...es ist halt keine Sportart, die live toll zu verfolgen ist
Scheibe und Sportler sind 70 Meter entfernt (das ist wirklich krass, wenn man das mal direkt vor Augen hat, wie weit die einfach zielsicher schießen), und im Endeffekt.. verfolgt man die Duelle auf der Leinwand, eigentlich genauso wie sonst vor dem TV. Dazu war es halt auch hier unfassbar heiß und unangenehm phasenweise zumindest für mich. Es waren jetzt auch alles Duelle im Sechzehntelfinale, weshalb auch nicht das ganz große Drama dabei war. Es war ein netter Nachmittag, aber ich werde vermutlich nicht nochmal zum Bogenschießen gehen, wenn ich nochmal bei Olympia dabei bin
Meine Session hätte sogar noch etwas länger gedauert, aber ich bin dann irgendwann abgehauen, weil ich auch zum Tischtennis musste.
Dort ging es wieder in den Süden zu den drei Messehallen, ähnlich wie am Vortag beim Volleyball. Die Tischtennis-Halle ist aber klar kleiner als die Volleyball-Halle, dennoch kam ein kleiner Schock auf, denn mein Ticket war einfach wirklich in der vorletzten Reihe und wenn man dann in der Mitte diesen kleinen Tisch sieht, dann denkt man sich schon, dass das ganz schön schwierig werden könnte, was sehen zu können. Das war aber in der Tat dann gar nicht der Fall, selbst aus dieser Position konnte man alles hervorragend sehen. Ich hatte die letzte Viertelfinal-Session, dort spielte die japanische Nummer 3 der Weltrangliste Hina Hayata gegen die Nordkoreanerin Pyon Song-gyong. Eigentlich eine klare Kiste, doch nach einem schnellen 2:0 für die Japanerin wurde die Gegnerin immer besser und sorgte tatsächlich für ein Sieben-Satz-Match. Das Match gewann im Laufe der Zeit massiv an Niveau und hatte echt spektakuläre Ballwechsel drin, das Tempo ist auch hier natürlich einfach ober krass. Im Anschluss das letzte Männer-Viertelfinale zwischen dem Ägypter Omar Assar und der Neuentdeckung, dem Schweden Truls Moregardh, der ja zuvor die chinesische Nummer 1 Wang schlagen konnte. Möregardh war auch hier der bessere Spieler, der sechseckige Schläger sah schon kurios aus und der Schwede machte das relativ locker gegen Assar. Das Frauen-Match war hier in der Tat das packendere, aber Tischtennis war echt ne coole und würdige Sache für den Abschluss des vorletzten Tages.