Ich stimme dem alten Mann zu. Ottkes Problem (was Ihn wohl nie selber gestört hat) war, dass sein erfolgreicher und effizienter Stil der Treffervermeidung von Ihm selbst nach wenigen guten WM-Kämpfen pervertiert wurde, weil er feststellte, dass er Kämpfe auch mit geringeren Aufwand gewinnen konnte.
Er war nie ein Musterbeispiel an Präzision, aber die Erkenntnis, auch mit unsauberen Wischeraktionen am Ende einer Runde, die Runde noch zu klauen und gegenerische Angriffsbemühungen nicht mehr nur ins Leere laufen zu lassen , sondern einfach den Gegner am Kopf nach unten zu ziehen und dann aufzubocken und so den Angriff zu unterbinden (inkl. taktischer Beschwerdeaktionen), hat zu diesem unansehnlichen Krämpfen in den mittleren und späteren WM-Kämpfen geführt.
Das Ottke mehr konnte, wurde auch noch mal im letzten Kampf gegen einen allerdings von vorne herein nicht gleichwertigen Gegner klar.
Ottke war in seiner Gewichtsklasse unzweifelhaft schnell und beweglich. Er konnte die Aktionen seiner Gegner hervorragend lesen und verfügte über eine ebenso hervorragende Übersicht.
Die Frage wäre für mich, was Ottke gegen den deutlich größeren Kessler gemacht hätte? Aus der üblichen Praxis heraus, nur das Notwenigste zu tun und ansonsten den Kampf mit Dirty Tactics zu unterbinden, wäre die Sache ins Auge gegangen. Insbesondere wenn Kessler sich den Ottke-Mundine Kampf anschaut, kann er erkennen, das Ottke eher schlecht aussieht, wenn er den Kampf selber machen muss und nicht er den Gegner kommen lässt.
Auf der anderen Seite konnte sich Ottke hervorragend auf seinen Gegner einstellen. Für mich wäre der Ausgang abhängig von der Frage, wie Ottke in den Kampf gehen würde. Wäre er (z.B. im Ausland) gezwungen, den Kampf sauberer zu gestalten und sich in den Kampf hinein zu knien, anstatt nur das Nötigste zu tun und mit ein paar Wischern die runde zum Schluss zu klauen, wäre es durchaus denkbar, dass er Kesslers Schläge überwiegend vermeidet, dessen Jab auspendelt und die häufigeren und klareren Treffer setzt.
Roberts