@ bird33
Das stimmt so nicht.
Es ist richtig, dass sich Tyler Hansbrough entwickelt hat und auch sein Wert für die NBA-Teams - und damit seine zu erwartende Draft-Position - gestiegen ist. Nach meiner Einschätzung hat Hansbrough inzwischen gute Chancen auf einen Platz in der mittleren ersten Runde (Platz 15 - 20).
Hansbrough ist jedoch nie zur selben zeit mit Mark Madsen, Udonis Haslem und Kris Humphries verglichen worden. Eine solche Zusammenstellung würde auch gar keinen Sinn ergeben. Besonders der letzte Vergleich ist unangebracht, denn Humphries ist talentierter und athletischer als Hansbrough; außerdem sind sie ein Jahrgang (1985), und Hansbrough ist wahrscheinlich sogar der weiter entwickelte Spieler.
Hansbrough wurde zu Beginn seiner Zeit bei UNC mit Madsen verglichen, weil man ihm keine gute NBA-Karriere zutraute. Er wurde als zukünftiger zehnter bis zwölfter Mann gesehen, wie es Madsen und Ryan Bowen waren/sind. Inzwischen ist der Vergleich auf Udonis Haslem erhöht worden, und man gesteht Hansbrough Chancen zu, ein Starting-PF zu werden, der Sidekick eines Star-Centers wie Dwight Howard.
Zu 15 & 8, wie von Runway vorausgesagt, ist es aber ein noch längerer Weg. Gerade die 15 PpG dürften ihm in jedem Team, das nicht um den 1. Draftplatz spielt, recht schwer fallen, da er in der NBA kaum der Go-to-guy sein wird. Dazu hat er viel zu große athletische Defizite und zu offensichtliche Schwierigkeiten gegen größere, physisch stärkere Gegenspieler, die er in der NBA in jedem Spiel gegen sich haben wird.
Was uns zum Vergleich mit Carlos Boozer bringt, denn der passt meiner Meinung nach überhaupt nicht. Die Situationen der Beiden sind kaum zu vergleichen; genaugenommen gibt es viel mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten:
1. Boozer war bei weitem nicht der College-Spieler, der Hansbrough ist. Er war als Junior Third-Team All-American, galt aber nicht einmal als bester Spieler seines eigenen Teams, in dem auch Shane Battier, Jason Williams, Chris Duhon und Mike Dunleavy Jr. standen. Hansbrough hingegen ist ein legitimer College-Star, dürfte dieses Jahr einstimmig zum POY gewählt werden und zum dritten Mal in Folge First-Team All-American sein. Dazwischen liegen Welten.
2. Hansbrough spielt bei North Carolina bereits auf der Position, die er auch in Zukunft bekleiden wird - Power Forward -, und es ist schon jetzt abzusehen, wie er damit in der NBA zurechtkommen dürfte. Boozer hingegen war bei Duke ein zu klein geratener Center, hatte ein höheres Spielgewicht (bis zu 280 lbs.) als heute und musste sich in der NBA auf eine neue Position mit einer neuen Spielweise einstellen.
3. Hansbrough hat einen Großteil seiner Entwicklung schon bei North Carolina durchlaufen, wo er der unumstrittene Star und die erste Scoring-Option ist. Er hat sich in seinen drei Jahren als Tar Heel offensiv wie defensiv gesteigert und eine stete Verbesserung seiner Fähigkeiten erkennen lassen. Boozer hingegen kam als High-School All-American und dreifacher Player of the Year von Alaska zu Duke, wurde dort unter einem strikten Coach zum Systemspieler und entwickelte sich erst in der NBA signifikant weiter: verbesserte Athletik dank weniger Gewicht, bessere Ballbehandlung, ein deutlich besserer Wurf aus der Halbdistanz und eine passende Position für seine Stärken und Schwächen.
4. Hansbrough ist weit von Boozers körperlichen Möglichkeiten entfernt. Er kann mit dessen Kombination aus Masse, Kraft, Athletik und Schnelligkeit absolut nicht mithalten. Da körperbetontes Spiel aber die Grundlage seines Erfolgs ist, wird er den Rückstand auf Boozer auch kaum durch technische Fähigkeiten ausgleichen können (bzw. sollten diese zum jetzigen Zeitpunkt schon viel weiter entwickelt sein).
Kurz gesagt: Hansbrough hat nicht das Potential von Boozer und sollte in Sachen Karriereerwartung auch nicht an ihm gemessen werden. Wenn er das Niveau aus Boozers Rookie-Saison erreichen und über mehrere Jahre halten kann, sollten alle Beteiligten zufrieden sein.