Das ist rückblickend natürlich immer sehr schwer zu beantworten, weil man kaum mehr sagen kann, ob ein großer Vorsprung durch die Überlegenheit eines Springers entstanden ist oder durch die Schwäche der anderen. Am Beispiel von Gregor Schlierenzauer lässt sich das ganz gut verdeutlichen: Er hat den Gesamtweltcup zweimal gewonnen: Einmal in der Saison 2008/09, in der er mehrere Rekorde aufgestellt hat:
Die meisten Siege (13), die meisten Podestplätze (20) und die meisten Punkte (über 2000). Dennoch war sein Vorsprung auf Simon Ammann gar nicht so extrem groß, weil der ebenfalls eine sehr gute Saison gesprungen war. Dementsprechend ist für mich die Saison 2008/09 eine der qualitativ stärksten, weil mehrere Springer die gesamte Saison auf extrem hohen Niveau durchgesprungen sind.
Bei seinem anderen Gesamtweltcupsieg 2012/13 hatte Schlierenzauer dafür den absolut und prozentual zweitgrößten Vorsprung der Weltcupgeschichte - und dennoch wirkte er nicht so dominant. Seine Siege waren knapper, und er holte auch nicht so viele wie 2008/09. Aber irgendwie war kaum ein anderer Springer konstant genug, um auch nur halbwegs dagegen zu halten.
Extrem stark war sicher auch Ahonens Saison 2004/05 - damals gelang es ihm, 10 der ersten 11 Weltcupspringen zu gewinnen. Danach zehrte er allerdings auch etwas von seinem Vorsprung - von den letzten 10 Springern gewann er kein einziges.
Sehr dominant war vor allem auch Martin Schmitt in seinen besten Jahren - seinen ersten Gesamtweltcupsieg konnte er feiern, obwohl er an fünf oder sechs Springen weniger teilgenommen hatte als Janne Ahonen. Seinen zweiten Gesamtweltcupsieg holte er mit damals wie Schlierenzauer mit einer Rekordzahl an Siegen, Podestplätzen und Punkten. In seiner dritten großen Saison musste er sich schließlich einem noch stärkeren Malysz geschlagen geben; aber gemeinsam waren die beiden so überlegen, dass kein anderer Springer mehr als ein Weltcupspringen gewinnen konnte.
Wenn wir noch ein bisschen weiter zurückgehen, dann muss man natürlich Goldberger in der Saison 1994/95 nennen (Rekordvorsprung absolut und prozentual) und Matti Nykaenen in der Saison 1987/88.
Ja, das sind so die Jahre, die ich qualitativ noch vor der letzten Saison sehe, gerade weil die Protagonisten von Anfang bis Ende absolut Top waren (mit Ausnahme von Ahonen, dessen Siegesserie aber auch Bände spricht). An Spannung war allerdings die letzte Saison nicht zu überbieten und wird es wohl kaum jemals sein.