Inwiefern sorgt der Soft Cap für eine Ausgeglichenheit in der Liga? Wie meinst du das?
Eine Franchise, der höhere budgetäre Mittel zur Verfügung steht, führt durch die Einführung der s.g. Luxury Tax Kapital in Richtung kleinerer Märkte ab. Wäre das nicht der Fall, müssten Teams wie Memphis und Milwaukee andere Wege finden, ihr Budget zu konsolidieren. Dadurch wird quasi eine Balance geschaffen. Das, was manche Teams (aus der Sicht der kleinen Teams) zu viel haben, geht an die kleinen, die von grundaus zu wenig haben. Da eine Franchise nicht gezwungen ist, die Luxury Tax zu zahlen, kann man auch niemand anderen verantwortlich machen, als den General Manager des Teams, der sich auch leicht ersetzen lässt. Wäre dieses System hingegen star (eben ein Hard cap), müssten kleine Teams beim Spielerpersonal sparen, ohne irgendwelche Boni zu bekommen. Das System "Soft Cap" mit Luxury Tax hat sich zumindest in der NBA als sehr effektiv erwiesen. Ich finde es, um ehrlich zu sein, genial.
Die GMs werden alles tun, damit ihre Topspieler im Team bleiben. Dadurch werden aber die guten, aber nicht überragenden Spieler, auch für andere Teams verfügbar, weil nicht einfach jeder, der halbwegs spielen kann, einfach verlängert wird, damit andere Teams ihn nicht bekommen. Dadurch bieten sich Möglichkeiten für Teams aus dem Keller oder Mittelmaß. Aktuell ist doch fast die einzige Möglichkeit an gute Spieler ranzukommen Glück in der Draft.
Im Moment finde ich das Beispiel Portland Trail Blazers am besten, um meinen Standpunkt zu illustrieren. Angenommen es gebe für Portland wie für alle weiteren 29 Beschränkungen, die mit dem Hard Cap einher gehen.
Portland möchte LaMarcus Aldridge, Brandon Roy und Greg Oden halten. Alle drei fordern nahezu das Maximalgehalt. Damit wäre gut und gerne 40 Millionen Dollar weg. Dann kommen da noch Sergio Rodriguez und Rudy Fernandez, von denen Kevin Pritchard sehr viel hält und die er - dank Paul Allen, dem steinreichen Mirkodoof Mitgründer - von Phoenix um 6 Millionen Dollar abgekauft hat. Travis Outlaw und Martell Webster wollen auch noch Extensions, während die anderen Role Player sich als nütlich erwiesen haben: James Jones, Channing Frye, Joel Przybilla, Jarrett Jack, (mit Abstrichen Taureen Green). Jetzt müsste der General Manager, der diesen tollen Kader aufgebaut hat, wieder zerlegen, obwohl das finanzielle Potential des Teams bei weitem ausreicht (bzw. die Mehreinnahmen durch Merchandising, TV-Rechte und und und ganz zu schweigen - halt der Basketball Related Income) um dieses Team zusammen zu halten. Es freut also weder
- Kevin Pritchard, Paul Allen, die Blazers Fangemeinde, die Spieler selbst
- Kleine Teams wie Memphis und Milwaukee
- David Stern (der ja auch einen Teil der LT bekommt, so viel ich weiß)
dass Blazers nicht über die Luxury Tax Threshold gehen kann. Stattdessen entscheidet sich die Meisterschaft, wer die besten Franchise Spieler hat, und das bedeutet oft als General Manager mit viel Glück zum glücklichsten Zeitpunkt die glücklichsten Entscheidungen gefällt zu haben (nenn mir jemanden, der sich vor dem 2006er Draft sicher war, dass Brandon Roy Adam Morrison derart überlegen sein wird).
Der Hard Cap in der NBA - schätze ich - macht nur ein paar wenigen Freude. Er limitiert die Möglichkeiten der Teams sich zu verstärken (wie froh muss ein Team sein, dass es andere gibt, die unrentable Verträge annehmen um an einen anderen Spieler herankommen zu können, zB Denver - Dallas Trade: Juwan Howard für Raef LaFrentz, Nick VanExel, Tariq Abdul-Wahad) und zu konsolidieren. Er schafft eine ligainterne Balance, indem er die unterschiedlichen finanziellen Voraussetzungen der Teams glättet (trotzdem bleibt ein kleines Team wie Milwaukee im Vergleich zu New York im Nachteil - und muss daher besser wirtschaften, was momentan im Vergleich zu Isiah Thomas nicht schwer fällt).
Garantierte Verträge abzuschaffen, wird nicht möglich sein. Durch die Einführung der Luxury Tax haben sich manche Teams von anderen herausdifferenziert:
Jene, die zahlen möchten (und oft können)
Jene, die nicht zahlen möchten
Dadurch entstand die Verschiebung der Dynamik vom s.g. "Seller's market" zum s.g. "Buyer's market". Was heißt das nun konkret?
Als die Einführung der Luxury Tax in dieser Form noch nicht lang zurück lag, waren Teambesitzer noch viel eher gewillt, hohe Summe in Spielergehälter zu investieren. Ein Spieler bietet seine Dienstleistungen an, deren Preis, wie in der Wirtschaft, je nach Angebot und Nachfrage, reguliert wird. Da damals die Besitzer aus verschiedenen Gründen sich noch nicht bewusst waren, was es für Auswirkungen auf das eigene Port-monnaie hat, Luxury Tax zahlen zu müssen, entstanden zweifelhafte Verträge wie jene, zB von Wally Szczerbiak, der einen Maximalvertrag angeboten bekam. Der "Seller" - also der Spieler der seine Dienstleistung verkauft (to sell - verkaufen), war in einer guten Ausgangslage.
Heutzutage hat sich jedoch das Gleichgewicht klar in Richtung Teambesitzer verschoben. Viele finanziell-schmerzhafte Erfahrungen haben sich für die einzelnen Teambesitzer zugetragen. Mit ein paar Ausnahmen gibt es kaum noch welche, die leichtfertig Verträge bewilligen. Der Besitzer der Phoenix Suns zum Beispiel Robert Sarver verkaufte 1st-round picks, tradete welche fort um ja nicht negativ budgetieren zu müssen. Anderson Varejao war das bisher der prominenteste Protagonist, innerhalb dieses Schauspiels der sukzessiven Verschiebung der Machtverhältnisse bei Vertragsverhandlungen.
Wenn nun der Forderung der Spielergewerktschaft, die "Restrictions" fallen zu lassen, damit ein Präzedenzfall "Anderson Varejao" nicht mehr passieren kann, eine Forderung der Auflösung der garantierten Vertäge entgegengesetzt wird, dann sind die Standpunkte sehr sehr weit auseinander und die Liga wie 1999 polarisiert. Bereits beim letzten Collective Bargain Agreement kam die Spielergewerkschaft den Besitzern entgegen, damit weiterer Schaden (wie bei der NHL damals) abgewendet wird.
Wieso sollte es mit einem Hardcap nicht dazu kommen? Solche Rivalitäten/Spannungen entstehen doch durch irgendwelche spannende Playofferien oder bestimmte Momente. Wo siehst du dort den Zusammenhang mit der CBA der NBA?
Die Einführung des Hard caps könnte in vereinzelten Härte-Fällen dazuführen, dass Teams ihre Spieler nicht halten können. Schon früher hat es solche Härtefälle gegeben, weswegen die s.g. Early Bird Rights und Bird Rights (benannt nach Larry Bird) implementiert wurden. Die Boston Celtics ohne Larry Bird - unvorstellbar.