So, wie schon erwähnt, war ich heute in Strassburg beim International. Das erste Damen-Turnier mit Zuschauern. Kurz paar Worte dazu:
Ostapenko ist halt Ostapenko, mental ziemlich instabil. Zweimal führte sie klar (im 1. mit 4:2, im 2. mit 5:2 und Doppelbreak), zweimal verlor sie den Satz im Tiebreak. Gerade der erste war furchtbar. Dass sie eine Hibino qualitativ in die Tasche packen sollte, war relativ schnell ersichtlich. Emotional war das aber einmal mehr eine Achterbahnfahrt: von siegessicher zu wütend, dann zu aufgelöst/verzweifelt und dann zu angepisst. Der Zyklus wiederholte sich in beiden Sätzen. Und als Trainer von Ostapenko muss man wohl auch eine dicke Haut haben, so wie sie flucht und mosert. Das fällt im TV gar nicht ganz so extrem auf.
Hibino hat mich positiv überrascht. Sie hat nicht wirklich Waffen und ist nicht all zu athletisch, aber einen starken Willen. Dieser Wille gepaart mit einer konstanten Leistung reicht halt momentan für Ostapenko schon. Ein Halbfinale auf Sand - das hätten ihr wohl die wenigsten zugetraut.
Zhang war derweil gegen Rybakina völlig chancenlos, nach 59 Minuten war die Messe bereits gelesen. Die Chinesin kam gar nicht mit der Power von Rybakina zurecht, ihr ging einfach alles zu schnell. Eben diese Power ist live gerade beim Aufschlag noch beeindruckender als ohnehin schon. Rybakina macht einen sehr in sich gekehrten Eindruck, schon recht zurückhaltend. Hat man auch beim on court-Interview gemerkt. Für den ganz grossen Wurf muss sie vielleicht noch etwas „die Sau rauslassen“, vielleicht ist sie dafür noch fast zu brav.
Zhang hat sich wie gesagt nicht gross präsentieren können, sie erhielt schlichtweg nicht die Zeit dafür. Aber so oft, wie sie ihren Namen zu ihrem Trainer sagte, schien sie sich ab der speziellen Aussprache der Schiedsrichterin zu stören.
Mein Highlight war ohne Frage Teichmann gegen Svitolina, zwei meiner persönlichen Favoritinnen auf der Tour. Teichmann legte los wie die Feuerwehr und schnupperte am Doppelbreak, doch Svit konnte das Blatt relativ schnell wenden. Phasenweise sind sich die beiden absolut auf Augenhöhe begegnet und haben wirklich sehr schönes, variables und spektakuläres Tennis auf den Platz gebracht, aber man hat relativ schnell gemerkt, dass Svitolina am Ende wohl doch die konstantere und etwas stabilere Spielerin ist. Für mich am Ende der klassische close but clear-Sieg.
Ich war überrascht, wie knapp vor dem Spiel man Siniakova noch auf den Trainingsplatz beobachten konnte (bei traumhaften Sonnenschein - während der Matches hat es fast immer leicht genieselt.
). Nachdem es in den ersten zwei Games aber nach einer klaren Sache für Sabalenka aussah, hat sich relativ schnell gezeigt, wer von den beiden eher auf Sand zu Hause ist. Dem Spiel von Sabalenka kommt der feuchte, langsame Sand halt gar nicht entgegen, das hat man auch relativ schnell an ihrem Timing gemerkt. Unglaublich viele Bälle hat sie ins Nirvana geschlagen. Siniakova musste die Bälle nur zurückbringen, um den Punkt und ersten Satz zu buchen. Im zweiten Satz wurde der Regen etwas stärker und als das Momentum zu kippen drohte, weigerte sich Siniakova, weiterzuspielen. „I‘m not playing, it‘s wet.“ Meines Erachtens hätte man noch spielen können, das sahen wohl auch Sabalenka und der Schiedsrichter so (paar Gesprächsbrocken zwischen den beiden hat man auf der Tribüne gehört), aber die Tschechin machte keine Anstalten, sich noch einmal auf den Platz zu bewegen. Sie hat das Ganze so lange hinausgezögert, bis der Regen dann wirklich zu stark war. Das Match wird nun morgen beendet.