Okay, Bombe, haken wir die 11 Trollos ab und konzentrieren uns auf das, was Roth tatsächlich aussagt, soweit das überhaupt noch erkennbar ist, nach dem, was die Redaktion mit dem Interview veranstaltet hat. In der Beurteilung der Person von Roth bin ich mit Dir einer Meinung; soweit man das überhaupt sein kann in diesem Milieu, ist er einigermaßen gut informiert und schießt mit seinen Spekulationen nicht allzu häufig übers Ziel hinaus.
1. Gazprom hat ein "zweifelhaften Ruf".
Den haben Müller-Milch und Schweizer Banken auch.
2. Ein Mann, der behauptet, Repräsentant von Gazprom in der CR zu sein, wird beschuldigt, Geldwäsche betrieben zu haben.
Das ist eine seeeehr vorsichtige Fomulierung mit zwei dicken Konjunktiven. Behaupten, daß ich der einzig rechtmäßige Papst sei, kann ich auch und wenn dann noch der BND blöd genug ist, mir Geldwäsche zu unterstellen, weil sich im Opferstock meiner Kirche immer wieder ungeklärte Geldsummen finden, dann ist es soweit.
Keine sehr konkrete Anschuldigung, wie ich finde.
3. Gazprom verfügt über unglaubliche Macht.
Das trifft auf jeden der energiegiganten zu, warum nun eben nicht auch auf Gazprom?
4. Gazprom erhöht willkürlich Preise.
Das tun Ruhrgas und Konsorten auch.
5. "Rechtstaatlichkeit und Transparenz in unserem Sinne, gibt es in Russland nicht einmal ansatzweise."
Wie soll sich Gazprom dann daran halten?
6. Die Vorgängerorganisation von Gazprom war mit dem KGB verbandelt.
Kein Kombinat im RGW war das nicht, schon gar kein Energielieferant, der womöglich auch noch Devisen heranschaffen konnte.
7. Gazprom "verkam" in der Wendezeit "– wie alles in der russischen Wirtschaft – zu einem Selbstbedienungsladen der alten Nomenklatura".
Also: Nichts Ungewöhnliches.
8. "Die Staatsanwaltschaft in Palermo berichtet, dass sogar ein führender Gazprom-Mann engste Verbindungen zu einem wichtigen Mitglied der Cosa Nostra – dem Ciancinimo Clan – unterhalten hatte."
Da befindet sich der Gute aber in bester Gesellschaft.Die gleiche Staatsanwaltschaft hatte seinerzeit auch Onorevole Giulio Andreotti der engen und langjährigen Beziehungen zur Mafia überführt. Zur Erinnerung: Der Mann war damals Ministerpräsident des hochgeachteten EU-Mitglieds Italien.
Und so weiter und so fort...ehrlich gesagt, habe ich keine Lust mehr, die ganzen Halbwahrheiten und Ungewissheiten, die hier verbreitet werden, noch weiter zu bearbeiten. Sätze, die die Phrase enthalten "glaubt man Journalisten" bringen mich nur noch zum Lachen, denn wer das tut, hat von vornherein ein Problem, wie man der Art dieses Interviews unschwer entnehmen kann.
Ich wollte mit den von mir angeführten Punkten nur mal die Fragwürdigkeit der Argumente aufzeigen; sie könnten meines Erachtens genauso gut über die Generalvertreter von VW do Brasil oder Siemens Bolivia geschrieben sein; und diese Firmen unterstehen doch dem Anspruch der Rechtsstaatlichkeit, wie wir lesen können.
Ich hoffe, daß ich mich, obwohl ich auch mit größeren Pausen schreiben mußte, einigermaßen verständlich machen konnte. Falls nicht, Entschuldigung im Voraus.
Glückauf!
Szepan