Scharping for President


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F.A.Z.: Scharping will Rad-Präsident werden

01. Februar 2005 Rudolf Scharping sattelt im Alter von 57 Jahren noch einmal ehrgeizig um und entwickelt dabei ungeahnte Dynamik. Der frühere SPD-Vorsitzende und Bundesverteidigungsminister, im Sportsommer 2002 nach umstrittenen Einsätzen auf fröhlichen Urlaubsreisen und im gutdotierten Beraterjob nicht ganz ehrenhaft - und ganz und gar nicht freiwillig - aus dem Kabinett Schröder entlassen, sucht neue Herausforderungen und Bewährungschancen.

Diesmal auf sportpolitischem Terrain. Am Wochenende taxierte der gebürtige Westerwälder im saarländischen St. Wendel während der Cross-Weltmeisterschaften schon einmal das unebene Feld, das er in den nächsten Jahren zu beackern und zu befruchten gedenkt. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung strebt Rudolf Scharping das Amt des Präsidenten des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) an. Er würde damit die Nachfolge der im vergangenen September aus diesem Ehrenamt gedrängten Sylvia Schenk antreten.

Den kompletten Bericht lesen Sie in der Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 2. Februar 2005

panik: - wir erinnern usn doch noch alle wie er sich immer ins Telekom-Trikot presste und medienwirksam durch die Gegend radelte. Fast so lang ehr wie Ulles letzter Tour Sieg :D

Ein prominenter Name der Aufmerksamkeit schafft muss ja nicht verkehrt sein wenn Ahung oder zumidnestens einen fähigen Beraterstab hat. Aber eigentlich ist dann auch ein Positives Image empfehlenswert.
Und eine weiter T-Mob Marionette braucht man auch nicht unbedingt.

Da ander Namen zu hohl sind oder das falsche Parteibuch haben bleibt doch nur der Udo Bölts übrig. Der hat was aufm Kasten, nichts aufm Kerbholz und er geht nie kapüütt. Und an die sich quälende Sau werden sich auch noch ein paar erinnern.
 

Michael Meyers

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Alles nur nicht Scharping, tut mir leid aber das Kasperl brauchen wir nun wirklich nicht. Aber Bölts finde ich eine super Sache.
 

Drahtbeen

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Wenn schon Scharping, dann wenigstens den Fussballer gleichen Namens1 :wall:
 

campos

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2 Kandidaten im Interview:

Scharping im Interview
„Habe schon mächtige Berge gemeistert”

02. Februar 2005 Rudolf Scharping, Favorit auf das Amt des Radsportpräsidenten, im F.A.Z.-Interview über sein Engagemant für ein Antidoping-Gesetz,den Tourmalet und radeln mit Jan Ullrich.


Ihr politischer Ziehvater Willy Brandt soll gesagt haben: ,Vergeßt mir den Mainzer nicht!' Hatten Sie zuletzt eigentlich Angst, vergessen zu werden?

Wenn Sie mit Ihrer Frage darauf anspielen, daß ich deshalb die sportpolitische Bühne betreten will, weil ich nicht in Vergessenheit geraten möchte, dann kann ich Ihnen sagen: Nein. Das ist nicht mein Motiv.

Was reitet Sie denn, sich beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) in den Sattel zu schwingen?

Nun, ich bin ja, wie Ihnen sicher nicht verborgen geblieben ist, ein großer Radsportfan. Ich habe allerdings lange, lange überlegt, ob ich das machen soll, als ich gefragt wurde. So ein Engagement muß man ja mit den anderen Verpflichtungen sehr gut abstimmen; mit meiner Gastprofessur in Boston, und natürlich mit meinen Aufgaben als Mitglied des Deutschen Bundestages.

Aber Sie haben ,ja' gesagt. Was hat es Ihnen am Radsport denn so angetan - einer Sportart, die durch professionelles Doping derart in Verruf ist, daß man ihr die Sauberkeit nicht mehr abnimmt?

Da hat sich ja, wie Sie wissen, in den letzten Jahren seit der Skandal-Tour 1998 eine ganze Menge Gutes getan. Ich denke, die Dopingbekämpfung wird inzwischen ernstgenommen. Ich tue das jedenfalls. Kompromißlos.

Heißt das, Sie fordern nach wie vor ein Antidoping-Gesetz?

Ja, ganz entschieden. Und der Bundesinnenminister ist ja jetzt auch auf dem Trip, auf dem ich schon lange bin.

Mit Otto Schilys öffentlich bekundeter Bereitschaft, staatliche Maßnahmen gegen die Manipulationen im Hochleistungssport zu ergreifen, ist es nach unserer Wahrnehmung aber nicht so weit her. Oder wissen Sie da mehr?

Ich weiß nur, daß er zuletzt deutlich mehr Offenheit gegenüber den Forderungen nach einem Antidoping-Gesetz gezeigt hat. In diesem Kampf braucht der Sport, bei dem allerdings nach wie vor die Hauptlast liegt, den staatlichen Flankenschutz.

Der Staat, die große Politik, setzt sich in Ihrer Person an die Spitze des Sports. Auch Schily soll ja ein gewisses Interesse haben, vielleicht nach Ablauf der Legislaturperiode deutscher Sportpräsident zu werden. Sehen Sie nicht die Gefahr, daß der Sport noch stärker politisiert wird?

Also, ich sehe den Sport nicht durch die Politik dominiert. Mit meinen Ambitionen, BDR-Präsident zu werden, bin ich im Augenblick ja ein Solitär.

Ein Solitär, der in erster Linie wegen seiner ausgezeichneten Kontakte zur Bundespolitik und zur Wirtschaft, den wichtigsten Geldgebern des Sports, geschätzt wird. Fühlen Sie sich da nicht aus rein materiellen Motiven vom BDR eingespannt?

Nein, auf gar keinen Fall. Ich habe diese Verbindungen, ohne die der Sport nicht auskommen kann, das ist klar. Aber ich habe mich doch auch schon in meiner früheren Aufgabe des Bundesverteidigungsministers als Sportförderer gezeigt. Warum sollte sich diese Einstellung ändern? Ich kenne den Sport von der Basis, ich war schließlich 17 Jahre lang Vorsitzender der SG Eintracht Lahnstein. Und im Radsport habe ich auch schon so manchen mächtigen Berg gemeistert, den Tourmalet zum Beispiel. Ich denke, ich kann da schon einige Brücken bauen und nutzen. Und ich werde sicherlich weiter mit dem Jan (Ullrich), dem Erik (Zabel), dem Danilo (Hondo) und der Hanka (Kupfernagel) radfahren.

Was braucht der in vielerlei Hinsicht angeschlagene deutsche Sport im Augenblick am dringendsten - und was glauben Sie ihm geben zu können?

Bitte haben Sie Verständnis dafür, daß ich meine Position, meine Vorhaben und Vorstellungen zuerst am 19. Februar dem BDR-Präsidium und den Landesverbandsvorsitzenden darlegen will, bevor ich damit an die Öffentlichkeit gehe.

Bei der SG Eintracht Lahnstein waren Sie ja vor allem ein Fußball-Präsident. Sind Sie froh, daß Sie dieser Tage in der skandalumwitterten Sportart keine Verantwortung tragen?

Ich kenne den DFB-Präsidenten Theo Zwanziger gut, er stammt aus der gleichen Gegend wie ich, und wir haben auch gemeinsam im Landtag gesessen. Ich beneide ihn nicht. In der Haut vom Theo möchte ich jedenfalls nicht stecken.

Die Fragen stellte Hans-Joachim Waldbröl.
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung


Interview mit BDR-Präsidentschaftskandidat Max Benz
"Der BDR ist kein malader Patient"

BERLIN/ELZACH, 06.12.04 (rsn) - Nach dem Rücktritt von Sylvia Schenk sucht der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) nach einem neuen Präsidenten. Im kommenden Frühjahr wird die Hauptversammlung des BDR eine neue Verbandsspitze wählen. Es kursieren bereits zahlreiche Namen - der prominenteste ist der von Ex-Verteidigungsminister und Magenta-Fan Rudolf Scharping. Eine offene Bewerbung hat jedoch bisher nur einer abgegeben: Max Benz (35), Direktor eines Hotels im Schwarzwald, möchte an die Spitze des deutschen Radsportverbands. Im Gespräch mit RADSPORT-NEWS.COM sprach Benz über die Motive seiner Kandidatur.

RADSPORT-NEWS.COM: Max Benz, was treibt Sie dazu, sich beim BDR um das Präsidentenamt zu bewerben?


Max Benz mit Altmeister Rudi Altig Foto: Roth
Benz: Ich bin dem Radsport seit 20 Jahren eng verbunden. Als Rennfahrer blieben mir zwar große Erfolge versagt, da war ich nicht gut genug. Aber auch so profitiert man sehr von diesem Sport. Es klingt abgedroschen, aber es ist so: Der Radsport ist eine Schule fürs Leben. Man lernt, sich durchzubeißen. Ich sehe jetzt eine Gelegenheit, dem Sport ein bißchen was zurückzugeben mit meinen Fähigkeiten.

RADSPORT-NEWS.COM: Was qualifiziert Sie für das Amt?

Benz: Zum einen: Ich habe seit jeher einen sehr guten Draht zu den Aktiven. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis etwa zum Wiesenhof-Team. In unser Hotel in Elzach kommen viele Profis, um im Schwarzwald zu trainieren. Von daher bin ich schon nah dran. Zum Zweiten bin ich seit fast zehn Jahren in der Hotellerie als Personalverantwortlicher tätig. Ich weiß, wie man ein Team führt. Das wäre mir im übrigen auch als Präsident ein wichtiges Anliegen: Die Führung darf nicht diktatorische Züge haben, ein Präsident sollte meiner Meinung nach ein Primus inter pares sein. Es gibt so viele gute Leute, in den Landesverbänden etwa, in den Gremien. Deren Erfahrung muss man unbedingt einbinden. Ein Präsident muss auch Verantwortung abgeben können und die Gremien einbinden. Ich habe das Gefühl, dass dies in der Vergangenheit manchmal zu Kurz kam und der Präsident zuviel an sich gerissen hat.

RADSPORT-NEWS.COM: Werden Sie sowas wie einen Wahlkampf betreiben?

Benz: Was ich tun werde ist, mich bei den Landesverbänden vorzustellen. Die wählen mit ihren Delegierten den Präsidenten und haben einfach ein Recht darauf, informiert zu werden.

RADSPORT-NEWS.COM: Es gibt einige prominente Namen, die als mögliche Präsidenten gehandelt werden. Wie beurteilen Sie Ihre Chancen?

Benz: Ich wünsche mir, dass jemand Präsident wird, der nahe dran ist an den Sportlern. Einer, der nicht aus Karrieregründen oder politischen Gründen das Amt anstrebt. Ja, da sind Namen im Spiel, einige tauchen neu auf, andere verschwinden wieder. Ich werde deshalb auch keine Namen in den Mund nehmen. Ich bin soweit ich weiß derzeit der einzige, der offen seine Bewerbung abgegeben hat. Ich sage klar: Ich werde definitiv im März kandidieren. Dann wird man sehen, was bei der Wahl passiert. An Spekulationen über Siegchancen beteilige ich mich nicht.

RADSPORT-NEWS.COM: Was sehen Sie als wichtigste Aufgabe für den neuen BDR-Präsidenten?

Benz: Es gibt viele wichtige Themen. In Abstimmung mit den Bundestrainern und den zuständigen Kommissionen müssen die Weichen gestellt werden für Peking 2008. Das ist sehr wichtig. In der Vergangenheit hat das Thema Nominierungskriterien für soviel Unruhe gesorgt im Verband und dafür, dass der BDR in der Öffentlichkeit nicht so toll dasteht. In Zukunft muss man dafür sorgen, dass Mißverständnisse vermieden werden. Aber man muss auch nicht das Rad neu erfinden. Nominierungskriterien gab es ja, die müssen nur klarer sein, weniger Interpretationsmöglichkeiten zulassen. Auf der Bahn sind diese Kriterien sicher leichter zu formulieren, als auf der Straße, wo es komplexer ist mit Fragen des Geländes oder der Taktik.

RADSPORT-NEWS.COM: Die Probleme beim BDR drehten sich aber doch gerade um die Nominierungen im Bahn-Bereich. Was waren die Fehler aus Ihrer Sicht?

Benz: Ich denke, das Hauptproblem war eine unglückliche Kommunikation zwischen den Beteiligten. Der Verband muss mit solchen Konflikten offener umgehen. Aber wir sollten nicht zuviel zurückschauen. Entscheidend ist doch die Zukunft. Wir müssen verhindern, dass sich solche Dinge wiederholen.

RADSPORT-NEWS.COM: Welche Visionen haben Sie vom Radsport der Zukunft?

Benz: Wichtig ist, dass wir dafür sorgen, dass die Dynamik der letzten Jahre erhalten bleibt. Trotz all der großen Skandale und Negativschlagzeilen der Vergangenheit steht der deutsche Profiradsport besser da als je zuvor. Wir haben mehr und erfolgreichere Straßenprofis als jemals zuvor. Der Verband muss nun die Weichen stellen, dass diese Richtung in Zukunft bleibt. Neben dem Profibereich müssen wir uns im Breitensport verbessern. Da kann der Verband noch mehr machen. Bei manchen Veranstaltungen wie beim Supercup bekommen die Teilnehmer nachher im Schulkeller irgendwo ihre Wertungskarte gestempelt. Da müsste man mehr ein Erlebnis drausmachen, eines das die Menschen begeistert. Da kann der BDR mehr Impulse geben. Die Zentrale in Frankfurt müsste da als Dienstleistungszentrale fungieren, die bei der Veranstaltungsorganisation mithilft. Ein weiteres Thema mit großem Potenzial ist für mich der Querfeldein-Sport, der in Deutschland so große Tradition hat. Da hat der Radsport die Chance, das ganze Jahr, auch im Winter, in den Medien präsent zu sein. Wir brauchen unbedingt mehr Rennen, nur dann entwickeln sich auch mehr gute Fahrer, die international bestehen können. Wie wäre es, wenn jeder größere deutsche Weihnachtsmarkt auch ein Cross-Rennen hätte? Da müsste man eine Entwicklung anstoßen. Cross hat großes Potenzial.

RADSPORT-NEWS.COM: Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der ProTour im Straßenbereich?

Benz: Ich sehe die ProTour gar nicht so negativ. Wir müssen schauen, dass die kleineren deutschen Rennen bestehen können, dass sie auch in der neuen Struktur ihren Platz finden und ein gutes Starterfeld bekommen. Das wird nicht leichter durch die ProTour. Aber manche Befürchtungen haben sich auch nicht bestätigt. GS-II-Teams hatten große Sorgen. Nun hat ein Rennnstall wie Wiesenhof (künftig Professional Continental Team, die Red) aber sogar die Chance auf ein besseres Programm, die sind ganz begeistert. Insgesamt wird man erst einmal abwarten müssen, wie sich das alles entwickelt in der Praxis. Nichts ist beständiger als die Veränderung.

RADSPORT-NEWS.COM: Der Profi-Radsport liegt Ihnen sehr am Herzen?

Benz: Der Profi-Bereich ist das Zugpferd des Radsports. Die große Popularität muss man nutzen. Der BDR steht diesbezüglich international gut da und ist einer der weltweit führenden Verbände. Da wurde in der Vergangenheit an der Verbandsspitze gute Arbeit geleistet. Der BDR ist kein malader Patient!

RADSPORT-NEWS.COM: Herr Benz, vielen Dank für das Gespräch.

Aber wie das in Verbänden so ist - ein Wahl wird schnell zur großen Peinlichkeit und man sollte die Abstimmung auf die Burg verlegen.
http://radsportnews.net/2005/scharping.shtml
 

Cânhamo

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Na denn lassen wir mal alle im Sinne des Radsportes dem Hotelbesitzer Benz die Daumen drücken. Obwohl ein Präsident eines Radsportverbandes , der im Nachnamen die Bezeichnung einer Automarke trägt? :eek: :laugh2:

Na gut, immer noch besser als "Bin Baden"! :belehr: ;)

Dabei wandelt der gute Rudi auf ausgetretenen sozialdemokratischen Spuren, denn Luxemburgs Radsportverband FSCL hat zur Zeit als Vorsitzenden auch einen abgehalfterten Politik aus Sozialdemokratia.
Der gute Jang Regenwetter (der Mann heisst wirklich so :belehr: ) war zuerst Gewerkschaftler, dann lange Zeit für die Sozialdemokraten Parlamentsabgeordneter, wo er es allerdings nie zu Ministerehren brachte, wurde dann endlich nicht mehr wiedergewählt, war dann einige zeit ein dickes Ding im Feuerbestattungsverband ( ist glaube ich noch immer dort im Vorstand), war auch ein gescheiterter Lokalpolitiker in Monnerich (nie Bürgermeister geworden) und wurde schliesslich Präsident des luxemburgischen Radsportes.

Sollte er etwa scharping als Vorbild dienen? Der Radsportverband als Recyclingpark gescheiterter Sozialdemokraten?

Allerdings, ist der gute Regenwettesch Jang - im Gegensatz zu Scharping- in voller Montur samt Perücke und Zwiebelbart à la Vorturner zu zeiten Turnvater Jahns fast allsonntäglich auf Luxemburgs Strassen mit der Cyclotourismusabteilung seines Vereines (gewesen?)! :belehr:
 

campos

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Bach: Scharping ist ein guter Kandidat
Benz-Interview
Scharping und sein Konzept

BDR-Präsidentschaftswahlen
Mauscheln für Scharping

BERLIN, 08.02.05 (rsn) - Das Ringen um das vakante Präsidenten-Amt beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) wird mehr und mehr zum Intrigantenstadel. Einige aus der BDR-Spitze wollen mit allen Mitteln Rudolf Scharping durchsetzen. Über die Motive kann man spekulieren.

Scharping hat jetzt in seinem Wahlkampf um das höchste Amt im organisierten deutschen Radsport unverhoffte Unterstützung aus seiner Partei bekommen. Wie der Spiegel berichtet, "pocht" der einstige SPD-Vorsitzende und Kanzlerkandidat in Rheinland-Pfalz auf einen aussichtsreichen Listenplatz für die Bundestagswahl 2006. Im Landesverband der SPD will man aber den über mehrere Affären gestolperten Verteidigungsminister auch nicht mehr als Abgeordneten. Die Zuversicht, den von Parteifreunden schon mal als "Autist" verspotteten 57-Jährigen zum Verzicht überreden zu können, ist eher gering bei den Sozialdemokraten und so hofft man auf "die Alternative" (Spiegel), dass Scharping BDR-Präsident wird.

Für Scharping als Sportfunktionär spreche "die grauenhafte Vorstellung, er könnte stattdessen erneut irgendein wichtiges politisches Amt übernehmen", lästerte das Neue Deutschland und befand, "viel kaputtmachen" könne der "bekanntlich einmal vom Rad direkt auf den Kopf" gefallene Scharping im Radsport ja auch nicht. "Mehr gedopt werden kann (...) auch nicht mehr", gab das einstige DDR-Blatt schon einmal einen Vorgeschmack auf die Art von Medienwirksamkeit, die ein Präsident Scharping dem BDR bringen würde.

Beim BDR glauben einige offenbar dennoch weiter an eine Strahlkraft des gescheiterten Politikers. Der BDR-Vize-Präsident und Vorsitzende der Präsidenten-Findungskommission, Dieter Kühnle, will Kandidat Scharping mit allen Mitteln durchdrücken. Am liebsten wären ihm "Wahlen", bei denen die Delegierten der Länder nur noch die weise Entscheidung der Frankfurter BDR-Zentrale abnicken brauchen (s.Story). Die meisten anderen Kandidaten hätten "alle eingesehen", dass Scharping der optimale Kandidat sei, sagte Kühnle jüngst der FAZ. Soviel "Einsicht" verwundert. In BDR-Kreisen munkelt man hinter vorgehaltener Hand denn auch, dass ein ganz hochkarätiger Kandidatenkandidat nicht wegen der "Einsicht", sondern wohl eher wegen gewisser zutagegetretenen persönlicher Defizite ausfiel.

Kritischen Journalisten wirft Kühnle fix vor, von dem anderen Präsidentschaftskandidaten, dem jungen Hoteldirektor Max Benz gekauft worden zu sein. "Ist das (der Autor) so einer, der gern mal im Schwarzwaldhotel kostenlos übernachtet?", fragte der erzürnte BDR-Präside bei einer großen deutschen Tageszeitung nach einem Artikel an, der nicht den Elogen glich, mit der die FAZ dieser Tage ihre neuentdeckte Liebe zu Scharping feiert. Andererseits versuchte man beim BDR bisher vergeblich, Benz "zu kaufen". Ein Jobangebot im Verband gegen Rücknahme der Kandidatur lehnte der 35-jährige Badener ab.

Insider vermuten, dass man bei der BDR-Zentrale Scharping auch deshalb unbedingt durchdrücken will, weil man unter dem über den Dingen schwebenden Polit-Promi weiterwurschteln kann wie immer, wie unter Präsidentin Sylvia Schenk, die am Ende immer weniger eine Ahnung davon hatte, was im Verband in ihrem Namen so geschah. Ein junger Mann an der Verbandspitze mit frischen Ideen ist so manchem verstaubten Zirkel im BDR zuwider. Dass Scharping der kompetentere Kandidat ist, glaubt nicht einmal Kühnles Findungskommission. In einer internen Abstimmung hielt eine knappe Mehrheit der Kommission Max Benz für kompetenter in Sachen Radsport.

Der Wahlkampf zwischen Underdog Benz und Scharping nimmt inzwischen immer skurrilere Züge an. Weil Scharping, der sich so gerne im Magentatrikot ablichten läßt und die verdutzte Mannschaft schon mal ungefragt auf einer Hotelrechnung sitzen ließ, sich penetrant seiner angeblichen Szenenähe ("Ich werde weiterhin mit Erik trainieren") und Sportlichkeit ("Ich fuhr den Tourmalet") rühmt, fühlt sich der eher stille Max Benz nun bemüßigt, auch auf seine fahrerischen Fähigkeiten hinzuweisen. Bei diesem Vergleich zieht Scharping nicht nur aus Altersgründen den kürzeren. Benz spult schon mal bei Wiesenhof-Trainingslagern das komplette 2000km-Programm zusammen mit Heppner und Co. ab. Und Anfang der Neunziger radelte Benz zusammen mit einem jungen Amateur-Fahrer der RSG Hamburg namens Jan Ullrich. Tour-Fan Scharping, der nach seinem Minister-Rücktritt 2002 flugs von der Telekom-VIP-Einladungsliste gestrichen wurde, kannte den damals noch nicht. Was derlei mit einer BDR-Präsidentschaftswahl zu tun hat? Natürlich gar nichts. Doch Scharpings öffentlich zur Schau getragene Magenta-Kumpanei hat eben auch solche Debatten zur Folge.

Am 19.Februar steht der nächste wichtige Termin auf dem Weg zu den Präsidentschaftswahlen, die am 19.März stattfinden. In Hofheim bei Frankfurt werden die Kandidaten Scharping und Benz den Präsidenten der Landesverbände ihre Konzepte vorstellen. Danach wird es eine Art Probe-Abstimmung der Landespräsidenten geben. Im Scharping-Lager hofft man, hier werde die Wahl vorweggenommen. Doch Benz will bis zum Ende kämpfen. Derzeit weiß er nur zwei der 16 Landesverbände sicher hinter sich, aber er sieht die "Stimmung langsam kippen". Sollte Scharping bei der Abstimmung eine klare Mehrheit haben, "dann liegt noch viel Arbeit vor mir", sagt Benz.

Kersten Volk

panik: Als ob der Verband nicht schon peinlich genug ist....
 

mescalero

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Das Ringen um das vakante Präsidenten-Amt beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) wird mehr und mehr zum Intrigantenstadel. Einige aus der BDR-Spitze wollen mit allen Mitteln Rudolf Scharping durchsetzen. Über die Motive kann man spekulieren.


Da braucht man nicht spekulieren, ist doch eh klar die wollen was zu lachen haben. :belehr:
 

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Benz zieht Kandidatur zurück
Scharping einziger Kandidat bei BDR-Wahl

HOFHEIM, 19.02.05 (dpa/rsn) - Der in allen Ämtern gescheiterte Politiker Rudolf Scharping wird neuer Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). Zur Wahl am 19. März bei der Bundesversammlung in Saarbrücken stellt sich der Bundestags-Abgeordnete als einziger Kandidat. Mitbewerber Max Benz (35) aus Freiburg zog am Samstag seine Kandidatur zurück. Vorausgegangen war eine Präsentation beider Präsidenten-Anwärter vor Vertretern der 17 Landesverbände im einem Hotel in Hofheim bei Frankfurt.

Der 57-jährige Scharping hätte bei seinem Vortrag einen «exzellenten Eindruck» hinterlassen, hieß es von Teilnehmern der Sitzung. Hotelier Benz präsentierte seine Vorstellungen über die zukünftige Führung des Verbandes nach dem ehemaligen Bundeskanzler- Kandidat. Offensichtlich sah er seine Chancenlosigkeit ein. «Ich bin um eine Lebenserfahrung reicher», sagte Benz beim Verlassen des Hotels. Nach der Präsentation sollten die Landesverbands-Delegierten für die Wahl in vier Wochen eine Empfehlung aussprechen.

Die Bestätigung durch 522 Delegierten-Stimmen am 19. März ist für Scharping reine Formsache. Der vor drei Jahren aus dem Amt geschiedene Politiker und Radsport-Fan tritt die Nachfolge seiner SPD-Partei-Kollegin Sylvia Schenk an, die im Herbst 2004 zurücktrat, nachdem sie immer weniger wusste, was in ihrem eigenen Verband geschah.

Na dann hat Harald Schmidt je genug Zeit sich ein paar gute Witze einfallen zu lassen - überall mit Schimpf und Schande fortgejagt und nun mit aller Macht ins Amt gehoben :rolleyes:
 

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BDR-Präsidentschaftswahlen
Benz will künftig im Verband mitarbeiten

BERLIN, 21.02.05 (rsn) - Max Benz, der am Samstag nach dem Schaulaufen der BDR-Präsident- schaftsbewerber seine Kandidatur zurückgezogen hat, will auch unter einem BDR-Präsidenten Rudolf Scharping im Verband mitarbeiten, wie der 35-jährige am Montag erklärte.

Unmittelbar nach der Präsentation vor den Landesverbänden am Samstag hatte Benz das Handtuch geworfen, weil er bei den Wahlen am 19.März keine Chance mehr sah gegen Scharping. "Ein weiterer Wahlkampf hätte keinen Sinn gemacht", sagt er. Nach seinem Rückzug zeigte sich Benz betont konziliant. Er wolle "nicht nachkarten", sagte der ehemalige Präsidentschaftsbewerber, der sich in einem im BDR einzigartigen Vorwahlkampf einigen intrigenartigen Vorgängen ausgesetzt sah. Er sei jedoch "überhaupt nicht bitter" und habe seine Kandidatur "nie bereut", sagt Benz. Eine Niederlage sei ein "normaler demokratischer Vorgang". Seinem Mitbewerber Scharping zollt der Badener Respekt. Dessen Konzeptpräsentation vor den Landesfürsten sei makellos gewesen.

Benz, dessen Name in der gesamten deutschen Radsportszene und darüber hinaus innerhalb von Wochen bekannt wurde, will künftig im BDR mitarbeiten. Ihm wurde aus dem Präsidium heraus ein Sitz im BDR-Wirtschaftsbeirat, der demnächst neugegründet wird, angeboten. Benz will dort mitmachen. Über weitere Ambitionen will er nicht sprechen, doch als gerade mal Mittdreißiger kann er sich dabei natürlich auch viel Zeit lassen.

Alte Geschichten auf Pooltemperatur

Derweil quittierte die deutsche Presse die quasi gefallene Entscheidung für einen BDR-Präsidenten Scharping mit der zu erwartenden Häme. Über den "Traumkandidaten" (BDR-Vize Kühnle) des BDR schreibt etwa die Berliner Welt: "Das Glück der BDR läßt sich vermutlich nur ermessen, wenn man bedenkt, daß Scharping sicherlich ohne weiteres auch Vorsitzender des BDB - des Bundes Deutscher Bademeister - oder des BHK (Bundesverband der Hunzinger-Kunden) hätte werden können." Man wolle keine "alte Geschichten sozusagen auf Pooltemperatur (auwärmen)" oder gar schmutzige "aus der Kollektion von Herrenausstattern stammende Wäschestücke" waschen, aber... Und so weiter.

Benz :thumb:
Scharping :cry: wer den Schaden hat, brauch für den Spott nicht zu sorgen...
 

Cânhamo

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Aha, dem Rudi Altig hat der BDR diese Bescherung also zu verdanken! panik:
Mal sehen, welcher Posten für ihn denn herausspringen wird? :rolleyes:
 

Roberts

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Bild-Zeitung schrieb:
Der neue Rad-Boß Scharping:

Scharping: „Ullrich ist stark genug für Armstrong“

Rudolf Scharping (57). Der SPD-Bundestagsabgeordnete und ehemalige Verteidigungsminister (1998 bis 2002) ist neuer Chef des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR).

BILD: Was erwarten Sie vom Tour-Duell zwischen Jan Ullrich und Lance Armstrong?

Scharping: „Es wird so spannend wie immer. Jan hat wohl bessere Karten als letztes Jahr. Er geht bestimmt besser vorbereitet ins Rennen. Wir müssen aber abwarten, ob es nur ein Duell wird. Es können auch andere im Kampf um den Sieg mitmischen.“

BILD: Was für ein Rad fahren Sie bei Ihren Touren?

Scharping: „Eines, auf das ich sehr stolz bin. Jan Ullrich hatte es 1997 einige Male gefahren, dem Jahr seiner siegreichen Tour. Ich bekam es zu meinem 50. Geburtstag.“

BILD: Ihr schlimmstes Erlebnis als Radsportler?

Scharping: „Der fast tödliche Unfall 1996, als ich bei 60 bis 70 km/h im Taunus stürzte. Wie es passierte, weiß ich nicht mehr. Der Unfall und drei Tage danach sind von der Festplatte gelöscht. Seitdem trage ich immer einen Helm.“

BILD: Ihr schönstes Erlebnis?

Scharping: „Da gibt es viele. Zum Beispiel, wenn man Tourmalet und d‘Aubisque (zwei Pyrenäen-Riesen der Tour, d. Red.) bezwungen hat. Hinterher ist man richtig euphorisch.“

BILD: Haben Sie Ihre Frau, Gräfin Pilati, auch schon von der euphorisierenden Wirkung des Radsports überzeugt?

Scharping lacht: „Nein, sie fährt zwar ganz gerne Rad. Aber nicht in den Bergen.“

Ja Ja, is schon recht, Ullrich ist stark genug für Armstrong:
backen,property=Bild.jpg


:laugh2: :crazy: :rolleyes:

Roberts
 

campos

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Scharping war gestern im Sportstudio und kann froh sein das JBK keine Ahnung vom Radsport hat.

Da redet der Präsident noch von Weltcup und Weltrangliste...
Das zu erwartende Strafmaß für Hondo wird auch eher laienhaft erklärt - die 2 zusätzlichen Jahre für die Pro Tour Teams wird zur Sperre bei Profi Teams.

Und bei seinen Versuchen darauf aufmerksam zu machen wie viel mehr Platz die Negativ Schlagzeilen im Vergleich zum Positiven erhalten, spielt er immer schön auf den tollen Ulle in Frankreich an - nix Fothen, nix Voigt um nur 2 aktuelle Alternativen zu nennen.

Welch Ironie wo doch Ulles Plätze im Hauptfeld größere Berichte nach sich ziehen als alle Siege von Voigt zusammen.

T-Mobile kann für die Tour schonmal einen Platz in den Begleitwagen für den Präsidenten frei machen... die 3 Wochen sind seine Zeit des Jahres.
 

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Raus aus dem Mauseloch
Von Gerhard Pfeil www.spiegel.de

Seit Rudolf Scharping sich zum Präsidenten des Bundes Deutscher Radfahrer wählen ließ, findet der Polit-Profi wieder öffentlich statt. Wofür er als Sportfunktionär steht, bleibt indes diffus. Einstweilen gibt er sich als Kumpel der Kompanie.

Einen Tag vor dem großen Radrennen in Frankfurt hat Rudolf Scharping noch einen Termin im Taunus. Die Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung debattiert im Kurort Schlangenbad die Problematik des internationalen Terrorismus.

Der Experte Scharping referiert in seiner Eigenschaft als "Bundesminister der Verteidigung a. D.". Er trägt ein blaues Hemd und eine orangefarbene Krawatte. Er plädiert dafür, die Quellen des Terrorismus "zu ergründen", um ihn "nachhaltig" zu bekämpfen.

Dann wird diskutiert. Fünfzig Wissenschaftler, Politiker und hohe Beamte aus Russland und Deutschland reden über die Lage im Irak und in Tschetschenien, den Hitler-Stalin-Pakt, Globalisierung und die Frage, ob man die Nato und die OSZE abschaffen sollte. Alles hängt mit allem zusammen, es ist sehr kompliziert. Scharping wirkt angestrengt, einmal muss er gähnen.

Rudolf Scharping verlässt das Konferenzhotel vorzeitig. Bereits auf dem Weg zum Parkplatz lockert er seinen Schlips. Es ist Samstagmittag, die Luft im Taunus ist warm und klar. Scharping atmet tief durch. Endlich Wochenende.

Am nächsten Tag muss der Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Montabaur wieder früh raus, diesmal jedoch zu seinem Vergnügen. Beim Radklassiker "Rund um den Henninger Turm" in Frankfurt ist Scharping in seiner Funktion als Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) Ehrengast. Er trägt wieder ein blaues Hemd, aber keine Krawatte.

Scharping ist prächtig gelaunt. Im Holiday Inn, wo die Teams untergebracht sind, wirft er Cordula Zabel, der Frau von Vizeweltmeister Erik Zabel, eine Kusshand zu. Auf dem Weg zum Pressezentrum schreibt er Autogramme und erklärt einer jungen Frau, wo später die Profis ins Ziel einrollen werden. Als er dann pünktlich vor dem Start auf der Darmstädter Landstraße erscheint, wo Scharping gemeinsam mit der Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth, CDU, das Rennen eröffnen darf, sind alle Kameras auf ihn gerichtet. Scharping setzt sein breites Scharping-Grinsen auf, dieses Lächeln mit leicht verzogenem Mund. Das Sakko hat er locker über die Schulter geworfen. Neben ihm stehen Kollegen aus dem BDR-Präsidium, sie haben Plastiktüten in der Hand. Neben ihrem Chef wirken sie wie Schlachtenbummler.

Seit einigen Monaten pendelt Rudolf Scharping, 57, zwischen zwei Welten. Die eine ist die Politik, sein Beruf. Sie ist oft anstrengend, in jedem Fall nicht mehr so aufregend wie zu den Zeiten, da der Sozialdemokrat, einst Vorsitzender und Kanzlerkandidat seiner Partei, noch einer der wichtigsten Akteure in Deutschland war. Die andere Welt ist der Radsport. Sie ist spannend und neu. Hier steht Scharping im Mittelpunkt, seit man ihn im März in Saarbrücken zum BDR-Chef kürte.

Das war ein toller Tag für Rudolf Scharping. Er wurde mit 518:24 Stimmen gewählt, es gab allerdings auch keinen Gegenkandidaten. Danach bekam der Westerwälder ein Glückwunschtelegramm von Manfred von Richthofen, dem Präsidenten des Deutschen Sportbundes, der den neuen Kollegen als "zuverlässigen und vertrauensvollen" Förderer des Sports begrüßte. Am Abend wurde Scharpings Triumph sogar in den "Tagesthemen" vermeldet.

Doch seither sucht der Amtsneuling vergebens nach einem Profil. Schon das, was er zu seiner Antrittsrede sagte, war ziemlich dünn: "In Deutschland gibt es 60 Millionen Fahrräder, die werden unterschiedlich genutzt, der BDR hat 125.000 Mitglieder, da bietet es sich doch an, meine Damen und Herren, Brücken zu bilden." Jetzt, beim Radrennen in Frankfurt, spielt er auf Zeit. Zu Journalisten sagt er: "Och, wissen Sie, ich bin kein Mann großer Ankündigungen. Aber glauben Sie mir, wir werden was Schönes hinkriegen."

Es gibt unterschiedliche Beweggründe, warum Politiker ein hohes Amt im Sport bekleiden. Willi Weyer, der langjährige Innenminister von Nordrhein-Westfalen, war von 1974 bis 1986 Präsident des Deutschen Sportbundes. Er setzte sich als glühender Kämpfer für den Sport ein. Weyer geißelte sogar den Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau als politischen Fehler - bis ihn die Bundesregierung auf Linie brachte.

Auf der anderen Seite der Skala befinden sich Sportfürsten wie Weyers einstiger FDP-Parteigenosse Josef Ertl. Der Bayer war während seiner Zeit als Bundeslandwirtschaftsminister auch Präsident des Deutschen Skiverbandes und nutzte seinen guten Zugang zum Innenministerium zur Förderung seiner Athleten - ansonsten war Ertl kaum mehr als ein mundartfestes Maskottchen.

Wo Rudolf Scharping steht, ist bislang schwer zu sagen. Fest steht nur, dass er mit seiner Wahl zum Rad-Präsidenten aus einem Hobby ein Amt gemacht hat.

Schon als der begeisterte Freizeitpedaleur, der seit einem schweren Sturz nur mit Helm aufs Rad steigt, noch SPD-Fraktionsvorsitzender im Bundestag war, diente ihm der Sport als Schaufenster, in dem er sich auch außerhalb der Politik präsentieren konnte. Rudolf, der Radler, grüßte bei der Tour de France mit dem Victory-Zeichen und schrieb Kolumnen für "Bild". Als sich Helmut Kohl einmal darüber mokierte, dass der Kollege PR-aktiv durch die Pyrenäen kurvte, konterte Scharping etwas plump, man könne es ja auch "keinem Rad zumuten, dass es von Kohl gefahren wird".

Dennoch hat Scharping lange überlegt, ob er das Amt des BDR-Chefs übernehmen soll. Er fürchtete, dass "die übliche Häme", die seinen politischen Absturz vor drei Jahren begleitete, "wieder hochkommen" würde.

Als Politiker hat Scharping manchmal das Augenmaß verloren. Sein Abstieg begann, als der Verteidigungsminister der "Bunten" neckische Pool-Fotos von sich und seiner Lebensgefährtin Gräfin Pilati gewährte, während Bundeswehrsoldaten den Kosovo zu befrieden versuchten. Als es ein Jahr später hieß, Scharping habe vom Lobbyisten Moritz Hunzinger Gelder kassiert, musste er abtreten. Seither arbeitet er nur noch an der politischen Peripherie.

Den Sport will Scharping als Bühne zur Rehabilitierung nutzen. "Im Mauseloch", sagt er, "lebt es sich so beengt."

Sicherlich ist der Polit-Profi für die deutschen Radfahrer nicht die schlechteste Wahl. Er gilt als Fachmann, er hat sogar die Namen talentierter Athleten aus den Nachwuchskadern drauf. Vor allem aber hält Scharping gute Kontakte zur Wirtschaft, zu Schlüsselfiguren wie den Managern der Tour de France und dem derzeit laufenden Giro d'Italia, und natürlich in die Politik. "Ich bin ja in der glücklichen Lage, keine Türen eintreten zu müssen, um eingelassen zu werden", sagt Scharping.

So will er dafür sorgen, dass deutsche Veranstaltungen im Rennkalender der Pro Tour stärker berücksichtigt werden. Mit dem Fernsehen verhandelt Scharping darüber, wie man den Radsport in seiner ganzen Breite populärer machen könnte. Bei den ausladenden Live-Übertragungen von der Tour de France wünscht sich der BDR-Boss etwa, dass nicht nur "französische Weingüter vorgestellt werden", sondern auch mal ein deutscher Radballer oder Mountainbiker. Eine weitere Idee ist, die hiesigen Eintagesrennen unter einem griffigen Label laufen zu lassen, um die Veranstaltungen so aufzuwerten.

Wie er das im Detail hinkriegen will, vermag Scharping allerdings nicht zu sagen. Da weicht er aus und ergeht sich lieber in Andeutungen. Gern erzählt er zum Beispiel, wie er Jan Ullrich dazu bringen werde, auch mal in Schulen für seinen Sport zu werben. "Der Jan" hat nämlich wie er am 2. Dezember Geburtstag. Da habe man doch einen "prima Anlass", mal "ausgiebig zu plaudern". Kritische Beobachter unken bereits, Scharpings Programm bestehe in Wahrheit nur aus den Nummern in seinem Telefonverzeichnis. Dabei gilt es, etliche dringende Probleme im Verband zu lösen.

Vergangenes Jahr stritten Athleten mit Funktionären offen über Nominierungskriterien bei Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen. Der Höhepunkt der Auseinandersetzungen war erreicht, als die Silbermedaillengewinnerin Judith Arndt bei der Zieleinfahrt in Athen den Stinkefinger zeigte - aus Protest darüber, dass ihre Freundin, die amtierende Deutsche Straßenmeisterin Petra Roßner, nicht nach Olympia geschickt worden war.

Auch das Präsidium des BDR erwies sich zuletzt als Minenfeld. So wurde Scharpings Vorgängerin Sylvia Schenk demontiert, nachdem sie sich mit einem BDR-Granden angelegt hatte, der ihr die seltsam schwankenden Blutwerte des Bahnradfahrers Christian Lademann verheimlichte. Bei ihrem letzten offiziellen Auftritt bei der Bundeshauptversammlung in Saarbrücken platzierte man die Nestbeschmutzerin demonstrativ rechts außen am Präsidiumstisch.

Zu derlei nimmt Scharping, der sich dafür ausgesprochen hat, Doping auch "gesetzgeberisch" zu bekämpfen, ungern Stellung: "Ich sehe mich nicht in einer Schlangengrube." Überdies sei er kein Mann, der "in der Vergangenheit" lebe.

Lieber verweist er stolz darauf, dass er seinen Laden bisher ja im Griff habe. Den positiv getesteten Sprinter Danilo Hondo beispielsweise entließ das deutsche Team Gerolsteiner umgehend. Und dass der Bahnradfahrer Jens Fiedler Amphetamine im Urin hatte, gab der BDR auf Drängen Scharpings schon wenige Stunden nach Untersuchung der A-Probe bekannt.

Andererseits war es aber auch so, dass der Verband in beiden Fällen nichts zu verlieren hatte. Hondo fuhr mit einer Schweizer Lizenz, Fiedler hatte seine Karriere schon vor dem Dopingbefund beendet.

Die Frage ist also, ob Scharping den Mangel an programmatischer Substanz weiterhin mit einer Art von Kameraderie ausgleicht, die bisweilen peinlich wirkt. Etwa wenn er im Teamhotel in Frankfurt jeden Mechaniker abklatscht oder das Team T-Mobile nach dem Start mit nach oben gestrecktem Daumen auf den Rennkurs verabschiedet.

Dass solche Auftritte den Eindruck hinterlassen, der Präsident verstehe sich gar nicht als großer Macher, sondern eher als Kumpel der Kompanie, als einer, der schon selbst Alpe d'Huez bezwang und mit Jan Ullrich "schon in den Pyrenäen im Hotel" saß, als sich noch "keine Sau" für ihn interessierte, ficht Scharping nicht an. Er will sich die Nähe zu seinen "Jungs" nicht nehmen lassen.

Deshalb saß Scharping nach dem Sieg von Erik Zabel beim Rennen "Rund um den Henninger Turm" auch neben ihm bei der Pressekonferenz. Er legte die Hand auf Zabels Schulter und schmachtete ihn an wie ein Teenager sein Idol. Dann grinste Scharping, die Kameras der Reporter klickten.

Dass Zabel zur Seite wegguckte, bemerkte er nicht.

Das sind da solche Artikel wie ich sie befürchtet habe.
Der Präsi als Witzfigur. :rolleyes:


Dabei ists ja gar nichtmal so schlecht was er vorschlägt.
Aber anstelle von Radballern sollte man es erstmal mit dem Nachwuchs bzw der 2. Reihe im Strassenradsport versuchen (von Baumann, Burghardt bis Voigt, Wesemann). Das es eben noch andere sehr gute Leute neben Ulle gibt ist wohl eher vermittelbar als der Rand der Randsportart.

Und eine Deutsche Rennserie wäre auch nicht grundverkehrt.
In Frankreich ist der Coupe de France sehr begehrt. Aber da es schon mit der Pro Tour schwer genug ist ein neues Produkt an den Mann zu bringen wäre die Zeit für eine weitere Serie eher nicht die richtige.
 
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