Niko Kovac hat hier in Frankfurt in Rekordzeit sein eigentlich schon errichtetes Denkmal eingerissen. Bis auf ganz wenige Träumer oder ein paar Vollidioten nimmt ihm hier keiner Übel das er zu den Bayern geht. Jeder weiß, dass es für ihn eine riesige – vielleicht einmalige – Chance ist. Da er keinen speziellen Bezug zu Frankfurt hat, außer die bisherige sehr erfolgreiche Zusammenarbeit, ist das für beide Seiten auch erklärbar. Aber WIE Kovac das kommuniziert hat fühlt sich nach Unehrlichkeit, ja fast Verrat, an. Gewiß, Kovac argumentiert jetzt mit den Spitzfindigkeiten seiner bisherigen Aussagen und ist damit formal im Recht. Aber jeder Beobachter, zumindest aber jeder Eintrachtfan führt sich hinters Licht geführt. Kovac ist in der Vergangenheit immer wieder dadurch in Erscheinung getreten, dass er hohe moralische Ansprüche an sich und andere angelegt. Dafür wurde er oft gelobt, zuletzt im Zusammenhang mit Auba und Dembele, als er sinngemäß meinte heutzutage zählen Verträge nichts, während früher sogar ein Handschlag ausreichte. Er hat durch seine Aussagen über die Dankbarkeit zum Verein, ihn aus der Arbeitslosigkeit geholt zu haben und ihm das Vertrauen zu schenken, die Hoffnung genährt, dass er weiß, dass das Seelenleben eines Fandaseins von vielen Sentimentalitäten geprägt ist. Und nicht zuletzt hat wirklich jeder geglaubt, dass der Erfolg des Vereins derzeit auch damit zusammenhängt, dass Bobic, Hübner und Kovac so vertrauensvoll zusammenarbeiten.
Natürlich war es für Kovac eine lose-lose-Situation als er ständig gefragt wurde wie es mit ihm weitergeht. Da kann man nicht gut aussehen. Ich habe mal vor ein paar Jahren ein Interview mit einem Psychologen gelesen, der Politikern rät, in solchen Situationen mit „kein Kommentar“ zu antworten, damit man ihnen aus den Aussagen keinen Strick drehen kann. Ob das wirklich hilft bezweifel ich, aber die Aussage von Kovac „Es gibt keinen Grund daran zu zweifeln, dass ich im kommenden Jahr Eintracht-Trainer bin. Stand jetzt“ ist im Nachgang extrem unglücklich, weil ja mittlerweile immer Gründe ans Tageslicht kommen, die berechtigte Zweifel hervorrufen. Die SZ hat berichtet, dass die Bayern an Kovacs Umfeld schon bei der Vertragsverlängerung im Dez. 2016 die Info gesteckt haben, dass er sich eine Klausel in den Vertrag für Topvereine schreiben soll, die Bild berichtet das es im Dez. 2017 schon Gespräche mit seinen Beratern gegeben hat und dann gibt es ja noch die berühmte Geburtstagsfeier des ominösen kroatischen Busfahrers von Ende März bei dem sich alle getroffen haben. Da hat man bestimmt nicht über Prämien gesprochen (Hoeneß: da gab es keine Vertragsgespräche), aber gewiß doch über Grundsätzliches. Usw.
Bei allem Verständnis für Kovacs grundsätzliche Entscheidung tut die Art und Weise schon sehr weh. Er hat bei der Pressekonferenz am Freitag schon ein wie ich finde schlechtes Bild abgegeben und die Gereiztheit, mit der er die Interviews nach dem Spiel geführt hat, zeigt für mich, dass er merkt das es nicht alles in Ordnung war was er da gemacht hat. Er zeigt derzeit sein eiskaltes Gesicht und das enttäuscht hier gerade jeden. Auch wenn er das Gegenteil behauptet und sich immer wieder auf sprachliche Spitzfindigkeiten beruft. Dazu hat er auch für einen merklichen Vertrauensbruch zu Bobic gesorgt, da er anscheinend da wirklich nicht gut kommuniziert hat.
Die Stimmung hier in Frankfurt ist derzeit so aggressiv, dass ich mir nicht mal sicher bin ob Kovac das Saisonende hier noch erlebt. Das hängt von den nächsten Spielen ab. Gegen Leverkusen gab es bei seiner Namensverkündung Pfiffe, aber die anwesenden Gruppierung haben sich darauf verständigt das während des Spiels nicht zum Thema zu machen, sondern die Mannschaft zu unterstützen – auch nach Spielschluss trotz beschissener 2. Hz. – um nicht noch die neuen gemeinsamen Ziele zu gefährden.
Die ganze Entwicklung ist extrem schade und total unnötig. Vielen Dank Kovac für 2 tolle Jahre und alles Gute für die Zukunft, aber deinen vermutlich unschönen Abgang aus Frankfurt hast du dir selbst zuzuschreiben.