Sanders hat viel zu spät auf sich aufmerksam gemacht. Mit Anfang 30 hätte er im HW sicher viel erreichen können.
Entweder hatte er nicht das richtige Management oder Bedürfnis gehabt, oben mitzumischen.
Jetzt kommt natürlich alles zu spät.
Sein Karriereknick kam wohl mit der Tubbs-Niederlage. Er hatte leider nicht das Management das ihn - ähnlich wie Wladimir Klitschko nach der Niederlage gegen Puritty - wieder heranführen konnte.
Danach hat er sich mit wenig zufrieden gegeben und halt irgendeinen ABC-Titel in Südafrika verteidigt. Zudem war immer noch schneller, schlagstarker Rechtausleger, der jedoch gegen einen besseren Journeyman seinen "guten Namen" verloren hat. So einen Mann meidet man halt und Sanders hat leider auch nicht viel dazu beigetragen, sich wieder aufzudrängen.
Ein- oder zweimal pro Jahr kurzrundig ein paar bessere Clubboxer wegzukloppen, bringt einen nicht unbedingt ins Gespräch für höhere Aufgaben und sorgt auch nicht dafür, dass man sich weiter entwickelt. Gegen Rahman war dann auch nicht mehr viel von seiner guten Beinarbeit und seinem boxerischen Talent zu sehen. In dieser "Materialschlacht" gewann dann fast schon folgerichtig der jüngere und frischere Mann.
Der erste Klitschko Kampf war mehr oder weniger ein unerwarteter Bonus, weil der Rahman Kampf in den USA ein wenig Aufmerksamkeit erregte und das Klitschko-Lager sich einen leichten Sieg erhoffte.
Rückblickend würde ich sagen, dass Sanders einer der talentiertesten Schwergewichtler der letzten Jahrzehnte war. Vor allem in seinen frühen Kämpfen ist das gut zu erkennen. Er war für einen Schwergewichtler unglaublich schnell und hatte genug Schlagkraft, um jeden Schwergewichtler vorzeitig auf die Bretter zu schicken.
Zwar war seine Deckungsarbeit schon immer bescheiden, aber früher konnte er das durch seine gute Beinarbeit halbwegs wett machen. Zudem war sein Kinn auch nicht das schlechteste, wie man gegen Rahman und Klitschko sehen konnte, wo er eher wegen seiner mangelhaften Kondition TKO ging (das Ding was er sich gegen Tubbs fing, hätte wohl fast jeden HW gefällt, war aber eine Folge seiner mangelhaften Deckungsarbeit).
Letztlich war aber wohl seine Einstellung dafür verantwortlich, dass er nicht mehr erreicht hat. Vielleicht war es auch eine Folge seines Talents. Er war anscheinend von der Natur mit einer beachtlichen Schnelligkeit und Schlagkraft beschenkt worden, so dass ihm vieles sehr leicht viel, was zu seiner laxen Einstellung beigetragen haben können. Wenn man selten länger boxt als ein paar Runden, fällt es vielleicht schwer einzusehen, dass Kondition für 12 Runden und eine vernünftige Deckung durchaus nützlich sein können