Gladiator
Banned
Die Sandale ist zurück. Nein, die Rede ist nicht von der Sichtung des ersten Flip-Flop-Paars der Saison, sondern von Wolfgang Petersens gigantischem Historien-Spektakel "Troja", das als Vorhut für eine ganze Flut an Sandalenfilmen fungiert. Was Homer ausschweifend in der "Ilias" und der "Odyssee" erzählt ("Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte..."), hat Troja-Drehbuchschreiber David Benioff zur Taschentragödie komprimiert.
Die geht so: Bei einem Versöhnungsmahl zwischen verfeindeten Trojanern und Griechen entführt der Trojaner Paris die schöne Helena, Gattin des Gastgebers Menelaus. Die Griechen überreagieren mit einem Feldzug, an dessen Ende Troja in Asche und die besten Kämpfer in ihrem Blut liegen. Und weil der Plot allein noch keinem die Sandalen auszieht, klotzt der Film mit allem, was gigantisch und teuer ist. Kamerazauberer Roger Pratt ("Batman") durfte in den edelsten Innenkulissen aller Zeiten drehen, aufgebaut in den Shepperton-Studios bei London. 140 Tonnen Gips wurden allein am maltesischen Drehort Fort Ricasoli verstrichen, mehr als für "Gladiator" und "Harry Potter" zusammen.
Drei Monate arbeitete ein Spezialteam am Höhepunkt des Films, dem viereinhalb Minuten langen Showdown zwischen Achilles und Hektor. Das furiose Finale, mittels Zeichnungen und Videos bis zum letzten Schwertstreich choreografiert, soll Filmgeschichte schreiben wie das Wagenrennen in "Ben Hur". Wochenlang haben Achilles-Pitt und Hektor-Bana nur dafür geprobt. An dem Zweikampf, schwört der Regisseur, werde nicht herumgepixelt: "Computergrafik hin oder her - bei uns wird echt unter der Sonne gekämpft, mit Blut, Schweiß und Tränen."
Wird "Troja" ein Volltreffer wie "Gladiator"? Mehr als 1 Mio. Besucher am Startwochenende lassen das Beste vermuten. Auch den Machern der kommenden Sandalen-Epen dürfte daran gelegen sein, dass die aktuelle Togafilmwelle weiterhin trägt: Derzeit lassen ZDF, ORF und RAI für 120 Millionen Dollar sukzessive das Leben römischer Kaiser inszenieren. Oliver Stone will Alexander den Großen gegen den Strich bürsten, Ridley Scott möchte Hannibals Alpenquerung ins Kino bringen. George Clooney verfilmt die Schlacht bei den Thermopylen, und James Cameron plant ein Lichtspiel über die Amazonen.
Was meint ihr, ist der Film einen Kinobesuch wert?