Huck gehört für mich zur Weltspitze des Cruisergewichts, Ramirez trotz Gürtels nicht. Der Gaucho wird mir etwas zu sehr gehyped, was fraglos daran liegt, daß er den größten Hype der Klasse, der nach wie vor der größte Hype geblieben ist, vorzeitig besiegt hat; im Grunde segelt Ramirez nur im Schatten der riesigen Luftblase, die er ein bißchen angestoßen hat.
Davon ab werden wie immer dubiose Argumente contra Huck ins Spiel gebracht:
1.) In puncto Krafteinteilung wüsste ich zum Beispiel nichts großartig negatives über ihn zu sagen. Gegen Tokarev haushaltete er gut, gegen Cunningham weniger; das könnte auch einfach daran gelegen haben, daß USS ihn streckenweise ausgeboxt und ordentlich getroffen hat. Danach war das das doch alles im Bereich des Annehmbaren: Kasanic und Monrose fielen immerhin in den hinteren Runden.
2.) Wüsste ich nicht, wo Huck arrogant sein soll. Er tritt selbstbewusst auf, nicht selten auch unglücklich (im Vorfeld des WM-Kampfes), aber meist doch sehr unterhaltsam (Rundenpausen) und mit 100%igem Einsatz. Arroganz ist, wenn ein zum zukünftigen Klitschko-Gegner geredetes Cruiser-Talent meint, einen Gaucho kurzrundig wegblasen zu können und im Ring ganz genauso boxt. Dort hat die Kondition nicht gestimmt - von der "Krafteinteilung" braucht man gar nicht erst zu reden.
3.) Mag sein, daß ihm die große Klappe, der Sprachfehler, die unsaubere Aussprache und sein dreckiges Boxen eine Menge Sympathiepunkte kosten; wenn aber ein Ami mit einer großen Klappe, einem Sprachfehler und dem selben miesen Boxstil im Post-Fight-Interview ein bißchen Wind macht, sitzen sie alle im selben Boot und jubeln.
4.) Fallen mir in dieser Gewichtsklasse spontan sehr, sehr wenige Leute ein, die über eine Physis verfügen, die der Hucks ebenbürtig oder gar überlegen ist. Vielleicht gehört Ramirez dazu, aber das sehen wir dann am Samstag. Die boxerischen Vorteile liegen jedoch bei Huck, so kurios sich das anhören mag.