Jetzt, wo ich erste Fürsprecher habe, kann ich mich ja als vereinsloser Fußballfan outen.
Das heißt, MadFerIt hat es angesprochen, natürlich nicht, dass ich keine Vereine habe, denen ich im Ligaalltag die Daumen drücke. Und ja, da sind es besonders die Mainzer, denen ich im Kampf gegen den Abstieg Glück wünsche. Ganz einfach, weil mir Verein, Spieler und Fans sympathisch scheinen und eine derart unterfinanzierte Truppe im guten alten David gegen Goliath-Stil eh immer nen Stein bei mir im Brett hat. Umgekehrt zittere ich natürlich Woche für Woche mit, dass Schalke endlich die Tabellenführung abgibt, denn für einen Berliner gibt es ja quasi nichts schlimmeres, als dass die Currywurstvergewaltiger Meister werden.
Ich war natürlich nicht immer vereinslos, auch ich war mal ein ganz normaler, regional verankerter Hertha-Fan. Ab 93'/94' mit allem was dazu gehört - Dauerkarte, Vereinsbettwäsche und tollen Begegnungen gegen Carl-Zeiss Jena in bitterer Eiseskälte und in einem mit 197 Zuschauern nicht ganz ausverkauften Olympiastadion. Und trotz des elenden Rumgegurkes und der schlechten Gesamtsituation des Clubs, war die Identifikation zu diesem Zeitpunkt noch am Größten. Das änderte sich dann mit den UFA-Millionen und Dieter Hoeneß. Den Aufstieg habe ich natürlich gefeiert wie jeder Herthaner, und die ersten Jahre waren trotz enormer Fehler der Vereinsführung auch noch durchaus Erfolgreich.
Aber für mich war es dann irgendwann schwer, zu einem Verein zu stehen, der alleine Aufgrund seines Standorts so viel mehr sein muss, als nur eine Kopie des VFL Wolfsburg. Dazu Spieler, die nichts weiter sind als Legionäre (Ja, das Problem hat jeder Verein), und nichtmal sympathische. Und zu guter Letzt die Fans in Berlin, die mir in der Vielzahl auch zuwider sind. Ein BZ-gesteuerter Mob ohne jegliches Gespür für das Spiel.
Das war dann 02' einfach nicht mehr meine Mannschaft und somit bin ich nun ein Fußballeremit, der Saison für Saison, völlig ungebunden seine Sympathien neu verteilen kann, es aber nicht unbedingt auch macht