So, dann will ich die Liste auch mal abarbeiten:
Gregor Schlierenzauer: Wie Schwarz-Rot-Gold-Adler sehe ich den Österreicher in der nächsten Saison sehr weit vorn. Er hat von allen Springern (mit Ausnahme von Sjoeen, wenn man dessen Disqualifikation herausrechnet) den besten Punkteschnitt im Sommer erzielt - wobei er vorrangig an den gut besetzten Wettkämpfen teilgenommen hat. Ich denke, er hat wieder Blut geleckt und wird bei allen wichtigen Titeln ein Wörtchen mitreden.
Kamil Stoch: Eigentlich ist er im Sommer - untypisch für einen Polen - alles andere als stark gesprungen. Wie soll man das interpretieren? Ist er nach all den Erfolgen des letzten Winters satt geworden - oder hat er einfach seine Kräfte ein wenig geschont, weil er als erfahrener Springer mittlerweile weiß, wie er trainieren muss, um im Winter wieder vorn dabei zu sein. Ich tendiere zu letzterem.
Peter Prevc: Für ihn gilt eigentlich ähnliches wie für Kamil Stoch. Abgesehen vom ersten Wettkampf war der Sommer für seine Verhältnisse eher mau - aber ich würde mich wundern, wenn er nicht dennoch im nächsten Winter vorn dabei wäre. Zumal ihm der große Titel noch fehlt: Zwar stand er bei den letzten fünf (!) Einzelwettkämpfen bei Großereignissen immer auf dem Podest, ohne aber einen davon gewonnen zu haben...
Anders Bardal: Von allen aktiven Springern - das haben die letzten Jahre immer wieder gezeigt - haben seine Sommerergebnisse die geringste Aussagekraft. Egal wie er im Sommer springt - im Winter ist er eigentlich immer wieder dabei.
Michael Hayböck: Nach einzelnen guten Winterergebnissen hat er eigentlich einen sehr soliden Sommer abgeliefert; daher denke ich, dass wir auch im Winter einiges von ihm erwarten können. Für ganz vorn wird es wohl nicht reichen - wenngleich er nach dem Gesetz der Serie eigentlich der kommende Tourneesieger sein müsste (fast jedes Jahr ein anderer Österreicher).
Severin Freund: Noch so ein Springer, dessen Sommerergebnisse mich nicht unbedingt vom Hocker gerissen haben. Aber auch bei ihm glaube ich mittlerweile, dass er weiß, was er tut und deshalb im Winter wieder weiter vorn landen wird.
Taku Takeuchi: Ein Springer, der sowohl im Sommer als auch im Winter ordentliche Leistungen bringt - ich erwarte mir von ihm nichts außergewöhnliches, aber man muss immer damit rechnen, dass er mal vorn hineinspringt.
Richard Freitag: Bei ihm habe ich auch keinen Zweifel, dass die nächste Saison besser laufen wird als die letzte. Allerdings wäre es für mich auch keine Überraschung, wenn seine Leistungen wieder ein wenig schwanken, weswegen ich ihn in der Summe nicht ganz vorn sehe. Aber für Einzelsiege ist er immer gut - hoffen wir mal, dass ihm die Schanzen von Falun liegen...
Roman Koudelka: Von seinen Leistungen in den letzten Sommerwettkämpfen bin ich eigentlich immer noch so überrascht, dass ich ihn im Winter immer noch nicht ganz vorn erwarte. Dass er aber schwach springt, kann ich mir auch nicht so richtig vorstellen. Stabile Top Ten mit einzelnen Ausreißern sollten möglich sein.
Philip Sjoeen: Ihn kann ich noch nicht so richtig einschätzen. Klar ist er in gewisser Weise der SGP-Sieger der Herzen, und deswegen glaube ich auch nicht, dass er im Winter schwach springen wird. Ob es ihm da allerdings auch gelingt, den Großen in die Suppe zu spucken, bleibt abzuwarten - in Einzelspringen traue ich es ihm schon zu.
Das wären meine Top Ten - weniger erwarte ich hingegen von Simon Ammann, der mir seit einiger Zeit eher auf dem absteigenden Ast zu sein scheint. Und ob Kasai nach den großen Erfolgen des letzten Winters und all dem Trubel um ihn erneut so weit vorn landen wird, bezweifle ich ebenfalls. Diethart wird wahrscheinlich schon ganz ordentlich springen - aber zu einem so großen Einzelerfolg wie letztes Jahr wird es wohl nicht reichen. Daran darf er dann nur nicht verzweifeln sondern muss weiter konzentriert arbeiten. Andreas Wellinger und Stefan Kraft sind wieder welche, die durchaus Top-Ten-Potential haben - ob sie es auch abrufen, müssen wir sehen. Jernej Damjan steht wohl nur in der Liste weil er den SGP gewonnen hat - im Winter wird er nichts reißen. Da erwarte ich beispielsweise von einem Piotr Zyla wesentlich mehr.
Welches Team das stärkste sein wird, ist schwer zu sagen - ich denke, es wird weiterhin recht eng sein an der Spitze, aber Österreich wird wieder einmal das Rennen machen.