Ich sehe das Kernproblem eher im Bereich der Haltungsrichter. Ein gutes Beispiel ist ja Takanashi gewesen. Der Trainer hat da häufig verkürzt, weil sie meistens Richtung Hillsize sprang, aber in diesem Weitenbereich offensichtlich nur noch kacheln kann. Es ging also nicht so sehr um die Sturzgefahr, sondern um den Malus durch die schlechteren Haltungsnoten. Hier müsste man eine Lösung finden, die ich schon vor längerem mal in der Diskussion um Haltungsnoten vorgeschlagen hatte: Man sollte sich eine Formel überlegen, durch die Springer bei Weiten im Hillsize-Bereich Bonuspunkte für die Weite erhalten. Momentan ist das ja rein subjektiv, weil die Haltungsrichter die Weite des Sprungs nach eigenem Gutdünken in die Haltungsnoten einfließen lassen. Würde man aber Weiten im kritischen Bereich ganz unabhängig von den Haltungsrichtern mit Bonuspunkten belohnen, könnten die besten Springer, wie eben Takanashi oder Schlierenzauer, um mal auf die zurückliegende Saison einzugehen, auch auf einen Telemark verzichten, aber dennoch 19er-Noten erhalten. Sie könnten es sich erlauben, trotz der hohen Weiten eine Sicherheitslandung zu zeigen. Dann hätte z.B. der japanische Trainer in der ersten Saisonhälfte nicht so oft bei Takanashi auf den Red Button drücken müssen. Die Jury selbst wird das ja niemals tun, dass sie den Anlauf so anpasst, dass die besten Athleten Weiten erreichen, bei denen sie noch problemlos im Telemark landen können. Das ist der Jury offensichtlich reichlich egal. Zu weit springen lässt die Jury aber sicherlich in aller Regel niemanden.
Ergo: Der Red Button diente dieses Jahr zum Großteil auch dem Ziel, den Athleten eine bessere Landung zu ermöglichen. Das wurde von deutscher Seite z.B. bei Freitag ein paar Mal so gemacht. Eigentlich kann der ja auch im hohen Weitenbereich mittlerweile gut im Telemark landen, weil er den Landeanflug schon etwas früher einleitet als anfangs, als er noch neu im Weltcup war. Aber als er zwischendurch auf einigen Schanzen in den Trainings so gut drauf war, dass er dann im Wettkampf unter zu guten Bedingungen gefährdet war, dennoch nur kacheln zu können, hat Schuster halt lieber auf den Red Button gedrückt. Wegen der Haltungsnoten ...
So lange sich die FIS also keine Lösung für den Malus bei den Haltungsnoten für Weitenjäger wie Takanashi oder Schlierenzauer/Freitag in Bestform überlegt, muss der Red Button auch auf jeden Fall bleiben. Ich will nicht erleben, dass der beste Springer bei Olympia nur Silber, Bronze oder gar keine Medaille erhält, nur weil er so weit springt, dass er dann nur noch 17er-Noten bekommt, weil die Jury der Meinung war, dass sie den Publikum unbedingt möglichst weite Sprünge bieten musste. Es geht also nicht nur um den Schutz der Gesundheit der Weitenjäger, sondern auch um einen fairen Wettbewerb. Denn wenn der Weiteste zum Kacheln gezwungen wird oder alternativ zu einem riskanten Telemark im hohen Weitenbereich, den er nicht stehen kann und dann für einen Sturz sogar noch viel schlechtere Noten bekommt, dann ist das kein fairer Wettbewerb mehr. Dann hat die Jury versagt, aber eine Kompensation für verpasstes olympisches Gold würde der geprellte Athlet dennoch nicht erhalten. Drum bleibt der Red Button bis auf weiteres eine Notwendigkeit. Der Button und die Trainer sind NICHT das Problem, der Umgang der FIS mit den Weitenjagden und den Haltungsnoten im Hillsize-Bereich ist das Problem!