WM - Songs


schlomo23

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Dann hoffe ich aber, dass du das durchziehst und auch nicht stolz auf deine Familie bist. Denn da gilt 1 zu 1 dasselbe (zufällig hineingeboren).


Aber stolz ist auch hier irgendwo das falsche Wort. Stolz kann man vordergründig auf eigene Leistungen sein, natürlich aber auch auf besondere Leistungen der Schwester oder des besten Freundes. Die stehen mir dann aber doch beide näher als die BRD, weshalb dein Vergleich doch stark hinkt.

Wenn mein Großonkel, den ich drei mal im Leben gesehen habe, irgendwas großartiges leistet, ich aber sonst wenig Verbindung zu ihm habe, bin ich darauf doch auch nicht stolz, da ich absolut nichts damit zu tun habe.
 

Giftpilz

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Ach, hier findet die Diskussion statt. Ich habe mich seit Wochen gefragt, warum es so still um DAS Thema ist. :D

Ich glaube übrigens immer noch, dass das Fan-Sein (auch das äußerliche Zeigen desselben) bei den allermeisten schon kaum etwas mit echtem Patriotismus zu tun hat, geschweige denn mit Nationalismus. Und ich warte immer noch auf die Antwort auf die Frage, warum eine Deutschlandflagge schlimmer ist als die vom 1. FC Köln. Ich bin als Kind Fan des Teams geworden, weil mein Vater aus Köln stammt und 2 Kilometer vom Müngersdorfer Stadion aufgewachen ist. Und ich selbst immerhin im Rheinland, selbst wenn man in meiner Stadt traditionell eher Alemannia oder Fortuna-Fan ist, aber ich war eben auch nur zugezogen und mehr von meinen Eltern beeinflusst als von der direkten Umgebung. "Patriotischer" kann man da also kaum reinwachsen. Dennoch müssen Fans anderer Teams und selbst Düsseldorfer von mir absolut nichts befürchten, und ich denke auch, dass das Flaggezeigen dieser Städte bei der überwältigenden Mehrheit ebenfalls nicht zu Gewalt oder ähnlichem führt. Obwohl man doch auf die Idee kommen könnte, dass genau dieser bei Deutschland-Fans befürchtete Mechanismus auch hier greifen müsste.
Seltsamerweise kümmert das aber anscheinend keinen. Wo sind denn die Menschen, die an Bundesligawochenenden die Fanschals und Flaggen der Vereine einsammeln, weil das zur Schau gestellter Regionalismus sein könnte? Und wo ist die Gegnerschaft von Sportspektakeln an sich? Wenn man diesen nicht aktiv ausübt, sondern nur als Zuschauer daran teilnimmt, werden sehr viele "Partei ergreifen" und lieber mit der einen Mannschaft bzw. dem einen Sportler mitzittern als mit der/dem anderen. Ist es hier nicht systemimmanent, dass es zu zwischenmenschlichen Reibereien führen kann, weil sich Leute mit etwas identifizieren und andere mit etwas anderem? Wieso wird erst auf der Ebene einer "Nation" dann Wind darum gemacht?
 

liberalmente

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Stolz kann man vordergründig auf eigene Leistungen sein, natürlich aber auch auf besondere Leistungen der Schwester oder des besten Freundes.

Wieso? Wenn du der Schwester oder dem besten Freund nicht bei ihren Leistungen geholfen hast (was dann wieder eine gewisse eigene Leistung wäre), solltest du darauf auch nicht stolz sein, wenn du konsequent bist.

dir schrieb:
Man ist eben durch irgendeinen Zufall in einem geografischen Gebiet geboren wurden, welches zufällig die BRD ist. Dabei gibt es mMn nichts worauf man stolz sein könnte, das ist halt purer Zufall.

Du bist durch Zufall in die Familie schlomo geboren worden. Deinen besten Freund magst du dir immerhin noch ausgesucht haben, aber wenn du stolz auf ihn bist, schmückst du dich mit fremden Federn. :saint:

Und nein, ich bin nicht so weltfremd und empfinde das selbst nicht so wie du. Ich will dir nur aufzeigen, dass deine Haltung nicht konsequent ist. Dann die Nähe zu einer Person ist kein Grund stolz zu sein, wenn du gleichzeitig die (im Vergleich zu anderen Nationen) vorhandene Nähe zur Nationalmannschaft ablehnst.
 

timberwolves

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Ach, hier findet die Diskussion statt. Ich habe mich seit Wochen gefragt, warum es so still um DAS Thema ist. :D

Ich glaube übrigens immer noch, dass das Fan-Sein (auch das äußerliche Zeigen desselben) bei den allermeisten schon kaum etwas mit echtem Patriotismus zu tun hat, geschweige denn mit Nationalismus. Und ich warte immer noch auf die Antwort auf die Frage, warum eine Deutschlandflagge schlimmer ist als die vom 1. FC Köln.

Weil eine Deutschlandfahne eine Nation repräsentiert und eine Fahne des 1.FC Köln den 1.FC Köln? Weil Nationalstaaten etwas anderes sind als Fußballclubs? Mit anderer Geschichte, Mechanismen, Wirkung usw? Und weil Nationalismus zu ungeheuren Verbrechen geführt hat und das Fansein vom 1 FC Köln eher nicht so?

Und warum sagen dann so viele Leute immer im Schland-kontext, wie gut es ist, "endlich" wieder stolz auf Deutschland sein zu können. Was hat das dann noch mit reiner Fußballfanschaft zu tun?
 

timberwolves

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Wieso? Wenn du der Schwester oder dem besten Freund nicht bei ihren Leistungen geholfen hast (was dann wieder eine gewisse eigene Leistung wäre), solltest du darauf auch nicht stolz sein, wenn du konsequent bist.



Du bist durch Zufall in die Familie schlomo geboren worden. Deinen besten Freund magst du dir immerhin noch ausgesucht haben, aber wenn du stolz auf ihn bist, schmückst du dich mit fremden Federn. :saint:

Und nein, ich bin nicht so weltfremd und empfinde das selbst nicht so wie du. Ich will dir nur aufzeigen, dass deine Haltung nicht konsequent ist. Dann die Nähe zu einer Person ist kein Grund stolz zu sein, wenn du gleichzeitig die (im Vergleich zu anderen Nationen) vorhandene Nähe zur Nationalmannschaft ablehnst.

Nur hinkt der Vergleich von Menschen zu Nationen doch gewaltig. Und ich würde sagen, dass ein organischer Volks- und Nationalbegriff einfach nur schlimm ist.
 

Devil

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nein der vergleich hinkt nicht. man kann für beides nix. es ist beides einfach nur zufall.
 

Giftpilz

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Weil eine Deutschlandfahne eine Nation repräsentiert und eine Fahne des 1.FC Köln den 1.FC Köln? Weil Nationalstaaten etwas anderes sind als Fußballclubs? Mit anderer Geschichte, Mechanismen, Wirkung usw? Und weil Nationalismus zu ungeheuren Verbrechen geführt hat und das Fansein vom 1 FC Köln eher nicht so?

Und warum sagen dann so viele Leute immer im Schland-kontext, wie gut es ist, "endlich" wieder stolz auf Deutschland sein zu können. Was hat das dann noch mit reiner Fußballfanschaft zu tun?
Achso. "Viele" trennen also überhaupt nicht zwischen der deutschen Nationalmannschaft und Deutschland, aber sehr wohl zwischen Fußballvereinen und den jeweiligen Städten...

Ich sage mal, dass es sehr wohl beides in beiden Beispielen gibt (die Rivalität zwischen Köln und Düsseldorf zum Beispiel spielt sich nicht nur zwischen den Fußballvereinen ab...), und obwohl mir bewusst ist, dass es auf der Ebene von Nationen einen anderen Umfang hat, finde ich es dennoch völlig übertrieben, dass du (sowie einige andere, die sich da sehr hineingesteigert haben) beim Flaggeschwenken alle zwei Jahre unbedingt den Anti geben musst, während das "wehret den Anfängen" wie gesagt auf unteren Ebenen durchaus auch schon gerechtfertigt wäre. Da interessiert es aber kein Schwein.
Dieses "es ist gut, endlich wieder stolz auf Deutschland sein zu können" kommt in der Tat jetzt in dieser Zeit häufiger. Ich behaupte mal, dass die Rechten sich jetzt eher trauen, das öffentlich zu äußern, aber die Einstellung an sich war eh schon vorhanden. Und wenn meine Schwester meinem 5-jährigen Neffen jetzt zur WM irgendeinen Fankram in Deutschlandfarben in die Hand drückt und er "Schlaaand"-Gesänge mitbekommt, sehe ich auf der anderen Seite einfach nicht, wo da der große Einstellungsunterschied zum Bayern-Trikot, das er von seiner Tante geschenkt bekam, und "Stern des Südens"-Gesängen ist. Kann man da nicht mal etwas sachlich bleiben, bevor man jeden gleich in den Sack mit Nationalisten, Rassisten und Ewiggestrigen steckt? Da kann man bei wahrscheinlich der überwältigenden Mehrheit durchaus sehr trennen.

Da wären wir eh mal wieder am Punkt, wie übertrieben manchmal pure Symbolik aufgenommen wird. In meiner Familie sind diese Symbole eh schon kaum vorhanden (und die wirklich eindeutigen gar nicht. Siehe Kriegsflaggen etc.), und nach der WM landen sie wieder in einem Karton bis zum nächsten Turnier. Was genau ist daran auch nur im Ansatz gefährlich oder verwerflich? Sollte man da nicht wenigstens mitbeachten, dass es darauf ankommt, auf welchen Boden diese vermeintlich ach so schlimme Saat fällt, oder soll man das so absolut behandeln wie manche gerne nach Verboten von gewisser Musik und Gewaltspielen schreien, die ihrer Meinung nach Amokläufe verursachen?
 
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MadFerIt

Apeman
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Weil eine Deutschlandfahne eine Nation repräsentiert und eine Fahne des 1.FC Köln den 1.FC Köln? Weil Nationalstaaten etwas anderes sind als Fußballclubs? Mit anderer Geschichte, Mechanismen, Wirkung usw? Und weil Nationalismus zu ungeheuren Verbrechen geführt hat und das Fansein vom 1 FC Köln eher nicht so?

Und warum sagen dann so viele Leute immer im Schland-kontext, wie gut es ist, "endlich" wieder stolz auf Deutschland sein zu können. Was hat das dann noch mit reiner Fußballfanschaft zu tun?

ich finde patriotismus und nationalstolz mindestens genauso dämlich wie du, einfach weil niemand einen einfluss darauf haben kann, wo er geboren wird. und ich finde auch diese ganzen ekligen event-fans mit ihren fahnen am auto komplett überflüssig. trotzdem lasse ich mir davon das sportliche nicht vermiesen. denn das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. das ist halt ein konzept: menschen, die zufällig irgendwo geboren wurden, spielen gegeneinander fußball. und?

deine einstellung ist nebenbei bemerkt schon ziemlich nahe an einer paranoia. ich finde deine wahnhafte verachtung gegenüber dieser ganzen geschichte bedenklicher als jeden trottel, der besoffen eine deutschlandfahne umherwackelt, weil deutschland im finale steht.
 

schlomo23

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nein der vergleich hinkt nicht. man kann für beides nix. es ist beides einfach nur zufall.

Natürlich hinkt der Vergleich, da man zu besonderen Menschen eine ganz andere Verbindung als zu einem Staat hat, mit diesen sein Leben teilt, sie bei Entscheidungen berät, unterstützt oder einfach hilft wenn das nötig ist. Damit kann man natürlich etwas dafür, was gute Freunde oder Geschwister erreichen. Man kann natürlich auch etwas für den Staat Deutschland tun und dann darauf stolz sein.

Sich 14 Fahnen ans Auto zu hängen, auf der Fanmeile besoffen "wer nicht hüpft der ist kein Deutscher" zu grölen, oder 35 Euro für Deutschland-Schminke auszugeben gehört aber definitiv nicht dazu.
 

Lendenschurz

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within a mile of home
Weil eine Deutschlandfahne eine Nation repräsentiert und eine Fahne des 1.FC Köln den 1.FC Köln? Weil Nationalstaaten etwas anderes sind als Fußballclubs? Mit anderer Geschichte, Mechanismen, Wirkung usw? Und weil Nationalismus zu ungeheuren Verbrechen geführt hat und das Fansein vom 1 FC Köln eher nicht so?

Ich sehe trotz dieser Erklärung nicht, dass der FC Köln besser ist als ein Land?
Und klar wurden durch Nationalismus Verbrechen verübt, drum kann man aber auch Leute aus irgendwelchen Ländern, die (aus irgendnem eher harmlosen Grund) stolz auf ihre Heimat sind doch nicht direkt zu potentiellen Verbrechern machen.
Genauwenig wie alle Fans des FC Köln Verbrecher sind, nur weil es bei denen Idioten gibt, die sich für ihren Verein auf Rastplätzen schlagen, Spieler angreifen oder gegnerische Fans im Stadion drangsalieren.
 

Devil

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Natürlich hinkt der Vergleich, da man zu besonderen Menschen eine ganz andere Verbindung als zu einem Staat hat, mit diesen sein Leben teilt, sie bei Entscheidungen berät, unterstützt oder einfach hilft wenn das nötig ist. Damit kann man natürlich etwas dafür, was gute Freunde oder Geschwister erreichen. Man kann natürlich auch etwas für den Staat Deutschland tun und dann darauf stolz sein.

Sich 14 Fahnen ans Auto zu hängen, auf der Fanmeile besoffen "wer nicht hüpft der ist kein Deutscher" zu grölen, oder 35 Euro für Deutschland-Schminke auszugeben gehört aber definitiv nicht dazu.

Dann wäre man korrekt ausgedrück aber eigentlich stoiz auf sich und nicht auf die geschwister. dieses ganze gegröhle und gefeiere während der wm hat eigentlich nix mit deutschland zu tun. das , womit man sich identifiziert , ist eigentlich völlig austauschbar. und es ist halt das Naheliegenste zu Deutschland zu halten, wenn man selber ein Deutscher ist. Es gibt in Italien ein Pferdrennen, bei dem die Pferde den jeweiligen Provinzen oder Städten zugelost werden und trotzdem nehmen die Leute das so ernst dass sie oft bitterlich weinen, wenn sie verlieren.
 
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