Deisic
Stammuser
Veröffentlicht am 11.12.2009 · Autor: Benjamin
Das Boxjahr 2009 legt noch einmal einen Endspurt hin und wartet am kommenden Wochenende mit einigen wirklich hochkarätigen Kämpfen auf. Vitali Klitschko verteidigt seinen Schwergewichtsgürtel und neben zwei heiß ersehnten Rückkämpfen kommt es noch zu weiteren WM-Kämpfen. Topleute zwischen Schwergewicht und Superfliegengewicht messen sich noch einmal miteinander…
Vitali Klitschko – Kevin Johnson
Timothy Bradley – Lamont Peterson
Jean Pascal – Adrian Diaconu II
Juan Diaz – Paulie Malignaggi II
Vic Darchinyan – Tomas Rojas
Isaac Hlatshwayo – Jan Zaveck
Vitali Klitschko – Kevin Johnson
Keine drei Monate nach seinem souveränen Sieg gegen Chris Arreola tritt Vitali Klitschko gegen den nächsten ungeschlagenen amerikanischen Herausforderer an. Kevin ‚Kingpin’ Johnson hat zwar noch keinen Sieg über einen Boxer, der in die Top 20 des Schwergewichts gehört und macht einen Quantensprung, was die Klasse des Gegners angeht, ist aber trotzdem wohl zumindest als bester Amerikaner der Königsklasse nach Eddie Chambers anzusehen.
Johnson begann seine Profikarriere nach wenigen Amateurkämpfen ohne dass ihm viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde. In seinem vierten Kampf traf er 2004 auf den ungeschlagenen Olympioniken Timur Ibragimov und erkämpfte sich überraschend ein Unentschieden. Danach reihte er eine Reihe von Siegen aneinander, bis er 2008 auf den früheren Weltmeister Bruce Seldon traf, der zum Zeitpunkt des Kampfes allerdings bereits 41 Jahre alt und deutlich über dem Berg war. Johnson hatte bis dahin gerade mal 6 seiner 19 Siege vorzeitig feiern können, doch Seldon stoppte er in der fünften Runde. Seitdem fuhr er noch zwei weitere TKO-Siege ein und konnte damit zum ersten Mal in seiner Karriere drei Mal in Folge vorzeitig siegen. Doch auch in den drei Kämpfen konnte er nicht unbedingt überragende Schlagkraft beweisen. Der Kampf gegen Seldon wurde vor allem wegen dem komplett zu geschwollenen linken Auge von Seldon abgebrochen, da jeder Treffer zu dem Auge hin Seldon große Schmerzen bereitete, und der völlig überforderte Matthew Greer wurde nach drei Runden aus dem Kampf genommen, weil er einfach zu limitiert war um Gegenwehr zu leisten, nicht wegen Johnsons Schlagkraft. Im Kampf gegen seinen ungeschlagenen Landsmann Devin Vargas zeigte er zwar, dass zumindest etwas Dampf hinter seinen Schlägen steckt, doch vor allem die Ansammlung harter Treffer und eine Ohrverletzung bei Vargas trugen zum Abbruch bei.
Mehr als für seine Schlagkraft ist Johnson für seinen sehr guten Jab bekannt, hinter dem er hauptsächlich agiert. Oftmals wurde er dafür kritisiert, dass er sich ausschließlich auf den Jab verlässt und kaum rechte Hände hinterschickt, doch reichte der Jab alleine oft aus, und zuletzt zeigte Johnson sich auch vielseitiger mit linken Haken und rechten Geraden. Trotzdem bleibt der Jab seine Standardwaffe. Ähnlich wie häufig Larry Holmes feuert er meist von der Hüfte aus den schnellen Jab, während er seine rechte Faust etwas höher hat. Er agiert im Ring sehr relaxt und beschränkt sich auf eine relativ niedrige Workrate. Technisch ist er solide und außerdem besitzt er recht schnelle Hände. Was ihm zum Verhängnis gegen Vitali Klitschko werden könnte, ist, dass er dazu neigt Schlägen aus dem Weg zu gehen, indem er sich zurücklehnt. Sollte Vitali Kombinationen schlagen und ihn dabei erwischen, wie er sich zurücklehnt, könnte das schnell mit einem Bodenbesuch für Johnson enden.
Vitali selber sah gegen Arreola trotz seiner 38 Jahre zuletzt gut wie eh und je aus, und es sieht nicht so aus, als wäre er auf dem absteigenden Ast. Gegen Johnson wird er versuchen seine übliche Dominaz aufzubauen und den Amerikaner aus der Distanz mit Jabs und rechten Geraden bearbeiten. Ähnlich wie Johnson jabbt auch Vitali von der Hüfte aus, und kam damit gegen jeden Gegner durch. Anders als aber zuletzt gegen Arreola hat Vitali dieses Mal die kürzeren Arme. Während er eine Reichweite von 2,03m besitzt, kommt Johnson auf 2,08m. Gepaart mit seinem starken Jab und seiner Schnelligkeit scheint Johnson damit nicht die allerschlechtesten Voraussetzungen zu haben Vitali vor Probleme zu stellen.
Trotzdem kann ich mir kaum vorstellen, dass Kevin Johnson irgendwie als Sieger den Ring verlassen wird. Die tief gehaltene Linke von Johnson dürfte äußerst einladend für harte rechte Geraden von Klitschko sein, und ich denke auch nicht, dass Johnson seinen Reichweitenvorteil ausnutzen kann, da Vitalis Timing und Distanzgefühl einfach zu gut sind. Johnson wird probieren seinen Jab zu etablieren und es könnte ihm sogar einigermaßen gelingen. Doch Vitali wird immer wieder seine eigenen und vor allem härteren Schläge anbringen. Außerdem besitzt Johnson weder die Schlagkraft um Vitali zu beeindrucken, noch die Aktivität um ihn hinten heraus zu erschöpfen. Vielmehr denke ich, dass Vitali Klitschko Kevin Johnson langsam zerbrechen wird. Nach circa drei Runden sollte er vollkommen die Kontrolle über den Kampf haben, und nach etwa sechs Runden dürfte Johnson dann ernsthaft Probleme bekommen und möglicherweise die ersten Bodenbesuche machen. Johnsons Nehmerfähigkeiten scheinen zwar nicht allzu schlecht zu sein, doch über kurz oder lang wird er kaum Vitalis Schlagkraft widerstehen können. Ich gehe davon aus, dass der Kampf irgendwann um die achte Runde herum abgebrochen wird, vermutlich indem Johnsons Ecke das Handtuch wirft.
Der Kampf ist am Samstagabend auf RTL zu sehen.
Timothy Bradley – Lamont Peterson
Wie kaum einer sonst, die absoluten Superstars des Sports ausgenommen, tritt Halbweltergewichtsweltmeister Timothy Bradley in letzter Zeit in exzellenten, hochklassigen ausgeglichenen Kämpfen an. Nach Kämpfen gegen Junior Witter, Edner Cherry, Kendall Holt und Nate Campbell trifft er nun am Samstag auf den hochtalentierten Lamont Peterson.
Lamont, der ältere Bruder von Leichtgewichtstalent Anthony Peterson, hatte eine gute Amateurlaufbahn und ist als Profi in 27 Kämpfen noch unbesiegt. Er und sein Bruder lebten schon früh obdachlos auf der Straße, nachdem ihre Eltern sie verlassen hatten. Mit 10 Jahren holte sie Boxtrainer Barry Hunter von der Straße und er hat sie beide zu technisch hochklassigen Boxern geformt. Neben seiner technischen Stärke besitzt Peterson schnelle Hände und eine solide Deckung. Er kontert gut, kann aber auch führen, kann im Vorwärts- und Rückwärtsgang boxen und besitzt einen guten Jab. Außerdem scheint er in letzter Zeit durch das Hinzuziehen von Konditionscoach Marvin Thomas mehr Schlagkraft entwickelt zu haben. Er gewann in seinem letzten Kampf gegen Willy Blain die Interimsversion des WBO-Titels, den Bradley hält.
Timothy Bradley entwickelt sich ganz langsam zu einem Star im Halbweltergewicht. Seit seinem etwas überraschendem Titelgewinn gegen Junior Witter hat er sich mit exzellenten Boxern gemessen und dabei seinen lupenreinen Kampfrekord behalten. Bradley hat schnelle Hände, ist sehr aktiv und kann durchaus auch Power in seine Schläge legen, wenn er es drauf anlegt, obwohl er normalerweise alles andere als ein Knockoutpuncher ist. Gegen Kendall Holt hat er bewiesen, dass er in der Lage ist Probleme zu überwinden, als er in Runde 1 und 12 zu Boden musste, den Kampf aber über die Punkte gewann. In dem No Contest zuletzt gegen Nate Campbell sah Bradley in den drei Runden die geboxt wurden, sehr stark aus, und das gegen einen der besten Leute der Gewichtsklasse.
Peterson ist talentiert, aber Bradley ebenso, und Timothy Bradley hat deutlich mehr Erfahrung auf höherem Niveau und sollte als Favorit gelten. Das vorausgeschickt ist der Kampf durchaus offen. Beide Boxer sind sich durchaus ähnlich, und der Kampf verspricht spannend und ausgeglichen zu werden. Ich glaube nicht, dass es eine klare Rollenverteilung geben wird, dass einer der beiden Boxer der Aggressor sein wird, während der andere im Rückwärtsgang boxt. Vielmehr könnte ich mir vorstellen, dass sich beide in der Mitte des Rings gegenüber stehen und einen äußerst interessanten Kampf liefern. Im Endeffekt sehe ich dabei zwei große Vorteile bei Timothy Bradley. Er ist, wie gesagt, der deutlich Erfahrenere, und er dürfte die etwas höhere Workrate besitzen, so dass er am Ende als Gewinner einer engen, aber verdienten Punktentscheidung da stehen sollte.
Jean Pascal – Adrian Diaconu II
Im Juli dieses Jahres gab es in Kanada einen der besten Kämpfe des Jahres zu sehen. Diesen Freitag gibt es an gleicher Stelle den Rückkampf zwischen Jean Pascal und Adrian Diaconu. Auf dem Spiel steht dabei der Halbschwergewichtstitel der WBC.
Adrian Diaconu war vor dem ersten Kampf vom Interimsweltmeister zum ‚richtigen’ Weltmeister aufgestiegen, da Chad Dawson einige Zeit zuvor seinen Titel abgelegt hatte. In seiner ersten Titelverteidigung traf der Rumäne Diaconu auf den Kanadier Jean Pascal, der nach einem gescheiterten Versuch gegen Carl Froch im Supermittelgewicht Weltmeister zu werden, ins Halbschwergewicht aufgestiegen war. Der vom Physischen her kommende Diaconu versuchte konstant Druck aufzubauen, aber Pascal zeigte sich sehr agil und seine enorm schnellen Hände. Dadurch war er die ersten Runden der bessere Mann und schlug nach 5 Runden Diaconu mit einem linken Haken zu Boden. Doch noch in der selben Runde gelang es dem Rumänen Pascal wiederum klar anzuklingeln. Pascal baute danach weiter seinen Vorsprung aus, bevor er in den letzten drei Runden einbrach und Diaconu noch mal einigermaßen heran kam. Trotzdem hieß der verdiente Sieger nach 12 klasse Runden Jean Pascal. Diaconu erlitt seine erste Profiniederlage und verlor seinen Weltmeistertitel, den er diesen Freitag zurück gewinnen will.
Ganz auszuschließen ist es sicher nicht, dass ihm das gelingt, doch Jean Pascal muss als klarer Favorit gelten. Im ersten Aufeinandertreffen und auch in der ersten Titelverteidigung vor drei Monaten gegen Silvio Branco sah er richtig stark aus, und er scheint mit dem Halbschwergewicht seine richtige Gewichtsklasse gefunden zu haben. Man sollte davon ausgehen, dass der Kampf dem Ersten sehr ähnlich sein wird und Diaconu harte Schläge abfeuernd vorwärts gehen wird, während Pascal den kompletten Ring benutzen wird und sich auf seine überragend schnellen Hände verlassen wird. Doch bereits im ersten Kampf ließ sich Pascal auch häufig auf Schlagabtausche ein, was gegen den eisenharten und schlagstarken Diaconu eigentlich wie eine schlechte Idee erscheint. Kann Diaconu Pascal klar und hart treffen, hat er den Punch um Pascal KO oder zumindest zu Boden zu schlagen, auch wenn Pascal bereits bewiesen hat, dass er gut was nehmen kann und sich vor allem schnell erholen kann.
Doch ich habe das Gefühl, dass Pascal inzwischen noch weiter ins Halbschwergewicht hinein gewachsen ist, und physisch nun mehr auf Augenhöhe mit dem bulligen Diaconu sein wird. Ich lehne mich ein wenig aus dem Fenster und tippe auf einen vorzeitigen Sieg für Jean Pascal. Die ersten Runde sollte er ihn aus der Distanz ausboxen und ihn mit Körpertreffern ermüden, bevor ich mir dann vorstellen könnte, dass er so um die siebte Runde den Kampf beenden kann.
Juan Diaz – Paulie Malignaggi II
Auch in Chicago kommt es am Samstagabend zu einem Rückkampf. Wenn Juan Diaz und Paulie Malignaggi sich erneut gegenüberstehen, steht zwar kein Weltmeistertitel auf dem Spiel, trotzdem werden die beiden unter sich ausmachen, wer zu den besten Halbweltergewichtlern der Welt gehört.
Am 22. August trafen beide zum ersten Mal aufeinander. Juan Diaz, früherer Dreifachweltmeister im Leichtgewicht stieg gerade ins Halbweltergewicht auf und kam frisch von einem sensationellen Kampf gegen einen der besten Boxer der Welt, Juan Manuel Marquez. In dem Kampf um die Nr. 1 im Leichtgewicht musste er sich dem Mexikaner nach neun Runden schließlich geschlagen geben. Paulie Malignaggi hatte seinen letzten großen Kampf zuvor gegen Ricky Hatton verloren. Der ehemalige Weltmeister war 11 Runden lang der schlechtere Mann bevor der Kampf abgebrochen wurde.
Der Kampf zwischen Diaz und Malignaggi wurde zum Aufeinandertreffen des Druck machenden Diaz und des von außen boxenden Malignaggis. Nach 12 Runden, von denen die meisten sehr eng waren, wurde Juan Diaz in dessen Heimatstadt Houston, Texas der Sieg einstimmig zugesprochen. Es war ein enger Kampf und ein Sieg von Diaz ging durchaus in Ordnung, doch die Scorecard von Gale Van Hoy, der Diaz mit 118-110 vorne sah, und die vielen Fans die Malignaggi vorne sahen, sorgten dafür, dass viele das Urteil als Betrug bezeichneten. Das war es zwar keineswegs, doch ein Rückkampf war allemal in Ordnung, da beide Boxer aus dem ersten Kampf als Sieger hätten hervor gehen können.
Um von vorn herein Kontroversen aus dem Weg zu gehen, findet dieser nicht erneut in Texas statt, sondern im neutralen Chicago, Illinois. Ebenso wurde Wert auf ‚neutralere’ Punktrichter gelegt. Doch während die Umstände anders sein mögen, sehe ich keinen Grund dafür, warum der Kampf anders verlaufen sollte. Sowohl Diaz als auch Malignaggi sind Weltklasseboxer, deren Stile sehr unterschiedlich sind und für enge Runden sorgen. Bevorzugt man die Aggressivität und Aktivität von Diaz, sieht man diesen vermutlich in den meisten Runden vorn, bevorzugt man eher das technische Distanzboxen von Malignaggi, dürfte man eher dazu neigen ihm die Runden zu geben. Und, dass der Kampf vorzeitig enden sollte, ist wohl eher unwahrscheinlich. Paulie Malignaggi besitzt so gut wie überhaupt gar keine Schlagkraft und Juan Diaz ein gutes Kinn und viel Durchhaltevermögen, und Malignaggi selber ist defensiv zu stark und clever um gestoppt zu werden. Der Abbruch gegen Hatton kam der Abbruch von Malignaggis Ecke, und erschien etwas verfrüht. Die einzige Möglichkeit, wie der Kampf vorzeitig enden könnte, wäre über Verletzungen. Juan Diaz zeigte sich schon oft empfindlich für Cuts und bereits im Hinkampf hatte er mit zwei schweren Cuts zu kämpfen.
Ich gehe, wie gesagt, davon aus, dass der Kampf sich in etwa so entfaltet wie der Erste. Die einzige Frage dürfte dann sein, wie die Punktrichter den Kampf sehen. Die allgemeine Meinung heute ist, dass Malignaggi im ersten Kampf um einen Sieg betrogen wurde, auch wenn ich das nicht so sehe, und es wäre nicht das erste Mal, dass es im Rückkampf zu einer Art Konzessionsentscheidung kommt. Die Punktrichter könnten Malignaggi den Kampf zusprechen, obwohl Diaz der bessere Mann wäre, nur um die gefühlte Ungerechtigkeit des ersten Kampfes auszugleichen. Für mich hatte Diaz den Sieg im ersten Kampf verdient, und ich tippe auf den exakt selben Kampfverlauf, nach dem Diaz erneut den Sieg verdient hätte… egal wer ihn dann auch zugesprochen bekommt.
Vic Darchinyan – Tomas Rojas
Nach seinem gescheiterten Ausflug ins Bantamgewicht kehrt Vic Darchinyan zurück ins Superfliegengewicht, um dort seine WBC und WBA Titel gegen den Interimsweltmeister der WBC Tomas Rojas zu verteidigen. Der Kampf findet auf der Undercard des Bradley-Peterson Kampfes statt.
Darchinyan, der nach drei starken Siegen in Folge gegen Dimitri Kirilov, Cristian Mijares und Jorge Arce Pound For Pound zu den besten Boxern der Welt gezählt wurde, biss sich im Juli die Zähne am damaligen Bantamgewichtsweltmeister Joseph Agbeko aus und unterlag ihm nach Punkten. Nun hat er sich entschlossen weiter im Superfliegengewicht zu boxen, wo er weiterhin zwei seiner früheren drei Gürtel hat.
Sein Gegner am Samstag heißt Tomas Rojas und erlangte durch einen Abbruchsieg gegen Everardo Morales eine Woche nach Darchinyans Niederlage gegen Agbeko den Interimstitel der WBC. Im Oktober verteidigte er ihn souverän gegen den bis dahin ungeschlagenen Evans Mbamba. Obwohl er also eine gute Formkurve im Moment hat, muss Rojas jedoch gegen Darchinyan als Außenseiter gelten.
In seiner 13-jährigen Karriere (Rojas wurde bereits mit 16 Profiboxer) musste er in 44 Kämpfen 11 Niederlagen hinnehmen, davon nur die letzte gegen Jorge Arce vorzeitig. Er hat aber schon einigen exzellenten Boxern wie Cristian Mijares, Anselmo Moreno oder Gerry Penalosa einiges abverlangt. Er ist nicht der am besten geschulte Boxer, sondern verlässt sich eher auf seine Kraft und seine Toughness.
Darchinyan hingegen ist ein durch und durch unorthodoxer Boxer, der ganz schwer auszurechnen ist und enorme Power in seinen Händen besitzt, besonders bei seinen linken Geraden, mit denen er oft hineinspringt. Dazu ist er sehr schnell und dadurch für jeden ein unangenehmer Gegner. Doch Joseph Agbeko und zuvor bereits Nonito Donaire haben gezeigt, dass er zu schlagen ist, wenn auch auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
Darchinyan ist eine Klasse über Rojas, und normalerweise sollte man bei der Schlagkraft des Armeniers von einem KO gegen einen schwächeren Gegner ausgehen, doch ich habe das Gefühl, dass Rojas ihm einen härteren Test bieten wird, als er es sich ausmalt. Rojas ist sehr ausdauernd, und sollten die ersten Volltreffer von Darchinyan keine deutliche Wirkung bei ihm hinterlassen, könnte es eine ganz lange Nacht werden. Zwar ist normalerweise Darchinyan immer derjenige, mit dem die Gegner Probleme haben, doch könnte ich mir vorstellen, dass der Weltmeister mit seinem Herausforderer Rojas dieses Mal nicht so gut zu Recht kommen könnte. Darchinyan wird mit Sicherheit immer wieder seine schnellen Schläge landen können, aber bestimmt auch überraschend oft bei seinen unorthodoxen Bewegungen von dem robusten Rojas getroffen werden, so dass ein enger, möglicherweise unansehnlicher Kampf entsteht. Am Ende gehe ich von einer überraschend knappen Punktentscheidung für Vic Darchinyan aus, der alle Hände voll haben wird mit Tomas Rojas.
Isaac Hlatshwayo – Jan Zaveck
Am Freitag kämpfen in Johannesburg Isaac Hlatshwayo und Jan Zaveck um den IBF-Titel im Weltergewicht, den Hlatshwayo in seinem letzten Kampf gewann. Der Gewinner darf sich dann zwar Weltmeister nennen, gehört aber trotzdem nur so gerade eben zu den Top 10 des Weltergewichts.
Zaveck, der Herausforderer, marschiert für gewöhnlich mit enger Deckung und hoher Aktivität nach vorne. Er ist ausdauernd und wird probieren Hlatshwayo nieder zu kämpfen. Der Südafrikaner ist der technisch bessere Boxer, der aus der Distanz heraus versuchen wird das Geschehen mit dem Jab zu kontrollieren.
Es ist eine gute Ansetzung, in der beide Chancen haben zu gewinnen, aber Hlatshwayo für mich etwas besser erscheint. Dazu kommt, dass er zu Hause boxt, und dort vielleicht etwas Vorteile auf den Punktzetteln haben könnte. Daher denke ich, dass er eine enge Punktentscheidung am Ende bekommen wird. Q. boxen.de
Das Boxjahr 2009 legt noch einmal einen Endspurt hin und wartet am kommenden Wochenende mit einigen wirklich hochkarätigen Kämpfen auf. Vitali Klitschko verteidigt seinen Schwergewichtsgürtel und neben zwei heiß ersehnten Rückkämpfen kommt es noch zu weiteren WM-Kämpfen. Topleute zwischen Schwergewicht und Superfliegengewicht messen sich noch einmal miteinander…
Vitali Klitschko – Kevin Johnson
Timothy Bradley – Lamont Peterson
Jean Pascal – Adrian Diaconu II
Juan Diaz – Paulie Malignaggi II
Vic Darchinyan – Tomas Rojas
Isaac Hlatshwayo – Jan Zaveck
Vitali Klitschko – Kevin Johnson
Keine drei Monate nach seinem souveränen Sieg gegen Chris Arreola tritt Vitali Klitschko gegen den nächsten ungeschlagenen amerikanischen Herausforderer an. Kevin ‚Kingpin’ Johnson hat zwar noch keinen Sieg über einen Boxer, der in die Top 20 des Schwergewichts gehört und macht einen Quantensprung, was die Klasse des Gegners angeht, ist aber trotzdem wohl zumindest als bester Amerikaner der Königsklasse nach Eddie Chambers anzusehen.
Johnson begann seine Profikarriere nach wenigen Amateurkämpfen ohne dass ihm viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde. In seinem vierten Kampf traf er 2004 auf den ungeschlagenen Olympioniken Timur Ibragimov und erkämpfte sich überraschend ein Unentschieden. Danach reihte er eine Reihe von Siegen aneinander, bis er 2008 auf den früheren Weltmeister Bruce Seldon traf, der zum Zeitpunkt des Kampfes allerdings bereits 41 Jahre alt und deutlich über dem Berg war. Johnson hatte bis dahin gerade mal 6 seiner 19 Siege vorzeitig feiern können, doch Seldon stoppte er in der fünften Runde. Seitdem fuhr er noch zwei weitere TKO-Siege ein und konnte damit zum ersten Mal in seiner Karriere drei Mal in Folge vorzeitig siegen. Doch auch in den drei Kämpfen konnte er nicht unbedingt überragende Schlagkraft beweisen. Der Kampf gegen Seldon wurde vor allem wegen dem komplett zu geschwollenen linken Auge von Seldon abgebrochen, da jeder Treffer zu dem Auge hin Seldon große Schmerzen bereitete, und der völlig überforderte Matthew Greer wurde nach drei Runden aus dem Kampf genommen, weil er einfach zu limitiert war um Gegenwehr zu leisten, nicht wegen Johnsons Schlagkraft. Im Kampf gegen seinen ungeschlagenen Landsmann Devin Vargas zeigte er zwar, dass zumindest etwas Dampf hinter seinen Schlägen steckt, doch vor allem die Ansammlung harter Treffer und eine Ohrverletzung bei Vargas trugen zum Abbruch bei.
Mehr als für seine Schlagkraft ist Johnson für seinen sehr guten Jab bekannt, hinter dem er hauptsächlich agiert. Oftmals wurde er dafür kritisiert, dass er sich ausschließlich auf den Jab verlässt und kaum rechte Hände hinterschickt, doch reichte der Jab alleine oft aus, und zuletzt zeigte Johnson sich auch vielseitiger mit linken Haken und rechten Geraden. Trotzdem bleibt der Jab seine Standardwaffe. Ähnlich wie häufig Larry Holmes feuert er meist von der Hüfte aus den schnellen Jab, während er seine rechte Faust etwas höher hat. Er agiert im Ring sehr relaxt und beschränkt sich auf eine relativ niedrige Workrate. Technisch ist er solide und außerdem besitzt er recht schnelle Hände. Was ihm zum Verhängnis gegen Vitali Klitschko werden könnte, ist, dass er dazu neigt Schlägen aus dem Weg zu gehen, indem er sich zurücklehnt. Sollte Vitali Kombinationen schlagen und ihn dabei erwischen, wie er sich zurücklehnt, könnte das schnell mit einem Bodenbesuch für Johnson enden.
Vitali selber sah gegen Arreola trotz seiner 38 Jahre zuletzt gut wie eh und je aus, und es sieht nicht so aus, als wäre er auf dem absteigenden Ast. Gegen Johnson wird er versuchen seine übliche Dominaz aufzubauen und den Amerikaner aus der Distanz mit Jabs und rechten Geraden bearbeiten. Ähnlich wie Johnson jabbt auch Vitali von der Hüfte aus, und kam damit gegen jeden Gegner durch. Anders als aber zuletzt gegen Arreola hat Vitali dieses Mal die kürzeren Arme. Während er eine Reichweite von 2,03m besitzt, kommt Johnson auf 2,08m. Gepaart mit seinem starken Jab und seiner Schnelligkeit scheint Johnson damit nicht die allerschlechtesten Voraussetzungen zu haben Vitali vor Probleme zu stellen.
Trotzdem kann ich mir kaum vorstellen, dass Kevin Johnson irgendwie als Sieger den Ring verlassen wird. Die tief gehaltene Linke von Johnson dürfte äußerst einladend für harte rechte Geraden von Klitschko sein, und ich denke auch nicht, dass Johnson seinen Reichweitenvorteil ausnutzen kann, da Vitalis Timing und Distanzgefühl einfach zu gut sind. Johnson wird probieren seinen Jab zu etablieren und es könnte ihm sogar einigermaßen gelingen. Doch Vitali wird immer wieder seine eigenen und vor allem härteren Schläge anbringen. Außerdem besitzt Johnson weder die Schlagkraft um Vitali zu beeindrucken, noch die Aktivität um ihn hinten heraus zu erschöpfen. Vielmehr denke ich, dass Vitali Klitschko Kevin Johnson langsam zerbrechen wird. Nach circa drei Runden sollte er vollkommen die Kontrolle über den Kampf haben, und nach etwa sechs Runden dürfte Johnson dann ernsthaft Probleme bekommen und möglicherweise die ersten Bodenbesuche machen. Johnsons Nehmerfähigkeiten scheinen zwar nicht allzu schlecht zu sein, doch über kurz oder lang wird er kaum Vitalis Schlagkraft widerstehen können. Ich gehe davon aus, dass der Kampf irgendwann um die achte Runde herum abgebrochen wird, vermutlich indem Johnsons Ecke das Handtuch wirft.
Der Kampf ist am Samstagabend auf RTL zu sehen.
Timothy Bradley – Lamont Peterson
Wie kaum einer sonst, die absoluten Superstars des Sports ausgenommen, tritt Halbweltergewichtsweltmeister Timothy Bradley in letzter Zeit in exzellenten, hochklassigen ausgeglichenen Kämpfen an. Nach Kämpfen gegen Junior Witter, Edner Cherry, Kendall Holt und Nate Campbell trifft er nun am Samstag auf den hochtalentierten Lamont Peterson.
Lamont, der ältere Bruder von Leichtgewichtstalent Anthony Peterson, hatte eine gute Amateurlaufbahn und ist als Profi in 27 Kämpfen noch unbesiegt. Er und sein Bruder lebten schon früh obdachlos auf der Straße, nachdem ihre Eltern sie verlassen hatten. Mit 10 Jahren holte sie Boxtrainer Barry Hunter von der Straße und er hat sie beide zu technisch hochklassigen Boxern geformt. Neben seiner technischen Stärke besitzt Peterson schnelle Hände und eine solide Deckung. Er kontert gut, kann aber auch führen, kann im Vorwärts- und Rückwärtsgang boxen und besitzt einen guten Jab. Außerdem scheint er in letzter Zeit durch das Hinzuziehen von Konditionscoach Marvin Thomas mehr Schlagkraft entwickelt zu haben. Er gewann in seinem letzten Kampf gegen Willy Blain die Interimsversion des WBO-Titels, den Bradley hält.
Timothy Bradley entwickelt sich ganz langsam zu einem Star im Halbweltergewicht. Seit seinem etwas überraschendem Titelgewinn gegen Junior Witter hat er sich mit exzellenten Boxern gemessen und dabei seinen lupenreinen Kampfrekord behalten. Bradley hat schnelle Hände, ist sehr aktiv und kann durchaus auch Power in seine Schläge legen, wenn er es drauf anlegt, obwohl er normalerweise alles andere als ein Knockoutpuncher ist. Gegen Kendall Holt hat er bewiesen, dass er in der Lage ist Probleme zu überwinden, als er in Runde 1 und 12 zu Boden musste, den Kampf aber über die Punkte gewann. In dem No Contest zuletzt gegen Nate Campbell sah Bradley in den drei Runden die geboxt wurden, sehr stark aus, und das gegen einen der besten Leute der Gewichtsklasse.
Peterson ist talentiert, aber Bradley ebenso, und Timothy Bradley hat deutlich mehr Erfahrung auf höherem Niveau und sollte als Favorit gelten. Das vorausgeschickt ist der Kampf durchaus offen. Beide Boxer sind sich durchaus ähnlich, und der Kampf verspricht spannend und ausgeglichen zu werden. Ich glaube nicht, dass es eine klare Rollenverteilung geben wird, dass einer der beiden Boxer der Aggressor sein wird, während der andere im Rückwärtsgang boxt. Vielmehr könnte ich mir vorstellen, dass sich beide in der Mitte des Rings gegenüber stehen und einen äußerst interessanten Kampf liefern. Im Endeffekt sehe ich dabei zwei große Vorteile bei Timothy Bradley. Er ist, wie gesagt, der deutlich Erfahrenere, und er dürfte die etwas höhere Workrate besitzen, so dass er am Ende als Gewinner einer engen, aber verdienten Punktentscheidung da stehen sollte.
Jean Pascal – Adrian Diaconu II
Im Juli dieses Jahres gab es in Kanada einen der besten Kämpfe des Jahres zu sehen. Diesen Freitag gibt es an gleicher Stelle den Rückkampf zwischen Jean Pascal und Adrian Diaconu. Auf dem Spiel steht dabei der Halbschwergewichtstitel der WBC.
Adrian Diaconu war vor dem ersten Kampf vom Interimsweltmeister zum ‚richtigen’ Weltmeister aufgestiegen, da Chad Dawson einige Zeit zuvor seinen Titel abgelegt hatte. In seiner ersten Titelverteidigung traf der Rumäne Diaconu auf den Kanadier Jean Pascal, der nach einem gescheiterten Versuch gegen Carl Froch im Supermittelgewicht Weltmeister zu werden, ins Halbschwergewicht aufgestiegen war. Der vom Physischen her kommende Diaconu versuchte konstant Druck aufzubauen, aber Pascal zeigte sich sehr agil und seine enorm schnellen Hände. Dadurch war er die ersten Runden der bessere Mann und schlug nach 5 Runden Diaconu mit einem linken Haken zu Boden. Doch noch in der selben Runde gelang es dem Rumänen Pascal wiederum klar anzuklingeln. Pascal baute danach weiter seinen Vorsprung aus, bevor er in den letzten drei Runden einbrach und Diaconu noch mal einigermaßen heran kam. Trotzdem hieß der verdiente Sieger nach 12 klasse Runden Jean Pascal. Diaconu erlitt seine erste Profiniederlage und verlor seinen Weltmeistertitel, den er diesen Freitag zurück gewinnen will.
Ganz auszuschließen ist es sicher nicht, dass ihm das gelingt, doch Jean Pascal muss als klarer Favorit gelten. Im ersten Aufeinandertreffen und auch in der ersten Titelverteidigung vor drei Monaten gegen Silvio Branco sah er richtig stark aus, und er scheint mit dem Halbschwergewicht seine richtige Gewichtsklasse gefunden zu haben. Man sollte davon ausgehen, dass der Kampf dem Ersten sehr ähnlich sein wird und Diaconu harte Schläge abfeuernd vorwärts gehen wird, während Pascal den kompletten Ring benutzen wird und sich auf seine überragend schnellen Hände verlassen wird. Doch bereits im ersten Kampf ließ sich Pascal auch häufig auf Schlagabtausche ein, was gegen den eisenharten und schlagstarken Diaconu eigentlich wie eine schlechte Idee erscheint. Kann Diaconu Pascal klar und hart treffen, hat er den Punch um Pascal KO oder zumindest zu Boden zu schlagen, auch wenn Pascal bereits bewiesen hat, dass er gut was nehmen kann und sich vor allem schnell erholen kann.
Doch ich habe das Gefühl, dass Pascal inzwischen noch weiter ins Halbschwergewicht hinein gewachsen ist, und physisch nun mehr auf Augenhöhe mit dem bulligen Diaconu sein wird. Ich lehne mich ein wenig aus dem Fenster und tippe auf einen vorzeitigen Sieg für Jean Pascal. Die ersten Runde sollte er ihn aus der Distanz ausboxen und ihn mit Körpertreffern ermüden, bevor ich mir dann vorstellen könnte, dass er so um die siebte Runde den Kampf beenden kann.
Juan Diaz – Paulie Malignaggi II
Auch in Chicago kommt es am Samstagabend zu einem Rückkampf. Wenn Juan Diaz und Paulie Malignaggi sich erneut gegenüberstehen, steht zwar kein Weltmeistertitel auf dem Spiel, trotzdem werden die beiden unter sich ausmachen, wer zu den besten Halbweltergewichtlern der Welt gehört.
Am 22. August trafen beide zum ersten Mal aufeinander. Juan Diaz, früherer Dreifachweltmeister im Leichtgewicht stieg gerade ins Halbweltergewicht auf und kam frisch von einem sensationellen Kampf gegen einen der besten Boxer der Welt, Juan Manuel Marquez. In dem Kampf um die Nr. 1 im Leichtgewicht musste er sich dem Mexikaner nach neun Runden schließlich geschlagen geben. Paulie Malignaggi hatte seinen letzten großen Kampf zuvor gegen Ricky Hatton verloren. Der ehemalige Weltmeister war 11 Runden lang der schlechtere Mann bevor der Kampf abgebrochen wurde.
Der Kampf zwischen Diaz und Malignaggi wurde zum Aufeinandertreffen des Druck machenden Diaz und des von außen boxenden Malignaggis. Nach 12 Runden, von denen die meisten sehr eng waren, wurde Juan Diaz in dessen Heimatstadt Houston, Texas der Sieg einstimmig zugesprochen. Es war ein enger Kampf und ein Sieg von Diaz ging durchaus in Ordnung, doch die Scorecard von Gale Van Hoy, der Diaz mit 118-110 vorne sah, und die vielen Fans die Malignaggi vorne sahen, sorgten dafür, dass viele das Urteil als Betrug bezeichneten. Das war es zwar keineswegs, doch ein Rückkampf war allemal in Ordnung, da beide Boxer aus dem ersten Kampf als Sieger hätten hervor gehen können.
Um von vorn herein Kontroversen aus dem Weg zu gehen, findet dieser nicht erneut in Texas statt, sondern im neutralen Chicago, Illinois. Ebenso wurde Wert auf ‚neutralere’ Punktrichter gelegt. Doch während die Umstände anders sein mögen, sehe ich keinen Grund dafür, warum der Kampf anders verlaufen sollte. Sowohl Diaz als auch Malignaggi sind Weltklasseboxer, deren Stile sehr unterschiedlich sind und für enge Runden sorgen. Bevorzugt man die Aggressivität und Aktivität von Diaz, sieht man diesen vermutlich in den meisten Runden vorn, bevorzugt man eher das technische Distanzboxen von Malignaggi, dürfte man eher dazu neigen ihm die Runden zu geben. Und, dass der Kampf vorzeitig enden sollte, ist wohl eher unwahrscheinlich. Paulie Malignaggi besitzt so gut wie überhaupt gar keine Schlagkraft und Juan Diaz ein gutes Kinn und viel Durchhaltevermögen, und Malignaggi selber ist defensiv zu stark und clever um gestoppt zu werden. Der Abbruch gegen Hatton kam der Abbruch von Malignaggis Ecke, und erschien etwas verfrüht. Die einzige Möglichkeit, wie der Kampf vorzeitig enden könnte, wäre über Verletzungen. Juan Diaz zeigte sich schon oft empfindlich für Cuts und bereits im Hinkampf hatte er mit zwei schweren Cuts zu kämpfen.
Ich gehe, wie gesagt, davon aus, dass der Kampf sich in etwa so entfaltet wie der Erste. Die einzige Frage dürfte dann sein, wie die Punktrichter den Kampf sehen. Die allgemeine Meinung heute ist, dass Malignaggi im ersten Kampf um einen Sieg betrogen wurde, auch wenn ich das nicht so sehe, und es wäre nicht das erste Mal, dass es im Rückkampf zu einer Art Konzessionsentscheidung kommt. Die Punktrichter könnten Malignaggi den Kampf zusprechen, obwohl Diaz der bessere Mann wäre, nur um die gefühlte Ungerechtigkeit des ersten Kampfes auszugleichen. Für mich hatte Diaz den Sieg im ersten Kampf verdient, und ich tippe auf den exakt selben Kampfverlauf, nach dem Diaz erneut den Sieg verdient hätte… egal wer ihn dann auch zugesprochen bekommt.
Vic Darchinyan – Tomas Rojas
Nach seinem gescheiterten Ausflug ins Bantamgewicht kehrt Vic Darchinyan zurück ins Superfliegengewicht, um dort seine WBC und WBA Titel gegen den Interimsweltmeister der WBC Tomas Rojas zu verteidigen. Der Kampf findet auf der Undercard des Bradley-Peterson Kampfes statt.
Darchinyan, der nach drei starken Siegen in Folge gegen Dimitri Kirilov, Cristian Mijares und Jorge Arce Pound For Pound zu den besten Boxern der Welt gezählt wurde, biss sich im Juli die Zähne am damaligen Bantamgewichtsweltmeister Joseph Agbeko aus und unterlag ihm nach Punkten. Nun hat er sich entschlossen weiter im Superfliegengewicht zu boxen, wo er weiterhin zwei seiner früheren drei Gürtel hat.
Sein Gegner am Samstag heißt Tomas Rojas und erlangte durch einen Abbruchsieg gegen Everardo Morales eine Woche nach Darchinyans Niederlage gegen Agbeko den Interimstitel der WBC. Im Oktober verteidigte er ihn souverän gegen den bis dahin ungeschlagenen Evans Mbamba. Obwohl er also eine gute Formkurve im Moment hat, muss Rojas jedoch gegen Darchinyan als Außenseiter gelten.
In seiner 13-jährigen Karriere (Rojas wurde bereits mit 16 Profiboxer) musste er in 44 Kämpfen 11 Niederlagen hinnehmen, davon nur die letzte gegen Jorge Arce vorzeitig. Er hat aber schon einigen exzellenten Boxern wie Cristian Mijares, Anselmo Moreno oder Gerry Penalosa einiges abverlangt. Er ist nicht der am besten geschulte Boxer, sondern verlässt sich eher auf seine Kraft und seine Toughness.
Darchinyan hingegen ist ein durch und durch unorthodoxer Boxer, der ganz schwer auszurechnen ist und enorme Power in seinen Händen besitzt, besonders bei seinen linken Geraden, mit denen er oft hineinspringt. Dazu ist er sehr schnell und dadurch für jeden ein unangenehmer Gegner. Doch Joseph Agbeko und zuvor bereits Nonito Donaire haben gezeigt, dass er zu schlagen ist, wenn auch auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
Darchinyan ist eine Klasse über Rojas, und normalerweise sollte man bei der Schlagkraft des Armeniers von einem KO gegen einen schwächeren Gegner ausgehen, doch ich habe das Gefühl, dass Rojas ihm einen härteren Test bieten wird, als er es sich ausmalt. Rojas ist sehr ausdauernd, und sollten die ersten Volltreffer von Darchinyan keine deutliche Wirkung bei ihm hinterlassen, könnte es eine ganz lange Nacht werden. Zwar ist normalerweise Darchinyan immer derjenige, mit dem die Gegner Probleme haben, doch könnte ich mir vorstellen, dass der Weltmeister mit seinem Herausforderer Rojas dieses Mal nicht so gut zu Recht kommen könnte. Darchinyan wird mit Sicherheit immer wieder seine schnellen Schläge landen können, aber bestimmt auch überraschend oft bei seinen unorthodoxen Bewegungen von dem robusten Rojas getroffen werden, so dass ein enger, möglicherweise unansehnlicher Kampf entsteht. Am Ende gehe ich von einer überraschend knappen Punktentscheidung für Vic Darchinyan aus, der alle Hände voll haben wird mit Tomas Rojas.
Isaac Hlatshwayo – Jan Zaveck
Am Freitag kämpfen in Johannesburg Isaac Hlatshwayo und Jan Zaveck um den IBF-Titel im Weltergewicht, den Hlatshwayo in seinem letzten Kampf gewann. Der Gewinner darf sich dann zwar Weltmeister nennen, gehört aber trotzdem nur so gerade eben zu den Top 10 des Weltergewichts.
Zaveck, der Herausforderer, marschiert für gewöhnlich mit enger Deckung und hoher Aktivität nach vorne. Er ist ausdauernd und wird probieren Hlatshwayo nieder zu kämpfen. Der Südafrikaner ist der technisch bessere Boxer, der aus der Distanz heraus versuchen wird das Geschehen mit dem Jab zu kontrollieren.
Es ist eine gute Ansetzung, in der beide Chancen haben zu gewinnen, aber Hlatshwayo für mich etwas besser erscheint. Dazu kommt, dass er zu Hause boxt, und dort vielleicht etwas Vorteile auf den Punktzetteln haben könnte. Daher denke ich, dass er eine enge Punktentscheidung am Ende bekommen wird. Q. boxen.de