Letzte Saison: 35-40-7 (12. im Westen, 5. in der Pacific)
General Manager: Brad Treliving (3. Saison)
Head Coach: Glen Gulutzan (1. Saison)
2016 Draft: F Matthew Tkackuk (6th), G Tyler Parsons (54th), F Dillon Dube (56th), D Adam Fox (66th)
Neuzugänge: T. Brouwer (STL), B. Elliott (STL), C. Johnson (BUF), K. Versteeg (LAK), A. Chiasson (OTT), L. Vey (VAN), N. Grossmann (ARI), D. Pribyl (CZE)
Abgänge: J. Colborne, N. Backstrom, J. Hiller, K. Ramo, J. Ortio, J. Nakladal, J. Jooris, M. Raymond, P. Sieloff, K. Agostino, D. Grant, D. Shore, T. Elson
AUSGANGSLAGE:
Im Frühjahr 2015 legte man noch einen Cinderella-Run ins Conference-Halbfinale hin und verstärkte sich im folgenden Sommer mit Dougie Hamilton und Michael Frolik, nur um dann die gestiegenen Erwartungen nicht erfüllen zu können und so richtig auf die Fresse zu fliegen. Die Flames starteten miserabel in die Saison und konnten nie ernsthaft in den Kampf um die Playofftickets eingreifen. Dass man 2014-15 über den eigenen Möglichkeiten gespielt hatte, war klar, aber dass man derart abstürzen würde, war nicht zu erwarten. Miserables Goaltending, unterirdische Special Teams und sehr schwankende Leistungen waren an der Tagesordnung, und so musste Head Coach Bob Hartley nur ein Jahr nach dem Gewinn der Jack Adams Trophy seinen Hut nehmen. Es ist manchmal eben ein brutales Geschäft.
Und so heißt es in Calgary nun "alles neu". Nicht nur der Trainer wurde ausgetauscht, sondern auch der Kader entmistet. RFA Joe Colborne war den Flames nach seiner Karrieresaison zu teuer, Mason Raymond wurde aus seinem Vertrag rausgekauft und alle vier Torhüter, die letzte Saison im Kasten standen, wurden vor die Tür gesetzt. Auf dem Trade- und UFA-Markt machte man dann eigentlich alles richtig: für einen 2nd round pick sicherte man sich die Dienste eines Top-Goalies (Brian Elliott), am ersten Juli stopfte man mit einem erfahrenen Flügel (Troy Brouwer) und einem soliden Backup (Chad Johnson) zwei weitere Löcher und für einen Spottpreis verpflichtete man auch noch einen Spieler, dem ein Rebound-Jahr durchaus zuzutrauen ist (Alex Chiasson). Für diese Kaderentscheidungen mal wieder eine 1 mit Sternchen für Brad Treliving, der sich weiterhin zu einem der besten jungen GMs der Liga mausert. Trelivings andere Hauptaufgabe in diesem Sommer waren die beiden big name RFAs, und hier gab es zwei Tage vor Saisonstart ENDLICH eine Einigung. Dabei lief eigentlich alles nach Plan, als man sich schon Mitte August mit Center Sean Monahan auf ein neues langfristiges Arbeitspapier einigen konnte (7 Jahre und 6,375 Mio./Jahr). Nur die Verhandlungen mit Star-Winger Johnny Gaudreau zogen sich wie Kaugummi. Am Ende einigte man sich auf 6 Jahre und 6,75 Mio./Jahr. Mit Kris Versteeg und Nicklas Grossmann holte man am Ende auch noch zwei Veterans für die Kadertiefe.
Als neuen Head Coach präsentierte man im Juni den 45-jährigen Glen Gulutzan, was durchaus eine kleine Überraschung war. Gulutzan arbeitete zwei Jahre lang als Head Coach bei den Dallas Stars und verpasste dort jeweils die Playoffs, ehe er die vergangenen drei Jahre als Assistant Coach bei den Vancouver Canucks verbrachte. Viel kann ich zu Gulutzan erst mal nicht sagen, das kann man nach ~20 Spielen sicher besser einschätzen.
X-FACTORS:
Die Flames brauchen in erster Linie einfach deutlich besseres Goaltending. 257 Gegentore mussten die Flames in der letzten Saison hinnehmen, ein trauriger Spitzenwert in der Liga. Gemeinsam wehrten Jonas Hiller, Karri Ramo, Joni Ortio und Niklas Backstrom gerade einmal 89,8 Prozent der Schüsse ab ... das Goaltending als deutlich größtes Problem der Flames zu bezeichnen, ist sicher keine Übertreibung. Keine Überraschung also, dass man bis auf Top-Prospect Jon Gillies alle Pro-Goalies vor die Tür gesetzt und mit Brian Elliott und Chad Johnson ein neues Tandem geholt hat. Selbst mit durchschnittlichem Goaltending hätten die Flames vermutlich um die Playoff-Plätze spielen können, nun hat man einen der verlässlichsten Goalies der Liga geholt und dazu einen mehr als fähigen Backup.
Ein anderes Problem waren die schlechten Special Teams, und auch hier hat man mit Traineränderungen und neuen Schemes versucht, gegenzuwirken. Generell wird es auch interessant sein, das Coaching zu beobachten: Hartleys stretch passes und collapses waren irgendwann einfach sehr durchschaubar. Ich hoffe, Gulutzan kann hier neue Reize setzen. Interessant wird auch die Frage, wer mit den Jungstars Gaudreau und Monahan spielen darf. In den letzten beiden Jahren hat das meist Jiri Hudler gemacht, der mittlerweile bei den Stars angeheuert hat. Ich vermute, dass die beiden im Laufe der Saison viele verschiedene Linemates haben werden - Alex Chiasson, Micheal Ferland, Matthew Tkachuk, Hunter Shinkaruk, Troy Brouwer und Michael Frolik dürften allesamt irgendwann mal die Chance bekommen. Zum Start dürfte Neuzugang Kris Versteeg den Vorzug kriegen.
PLAYERS TO WATCH:
Viele Flames-Fans hoffen auf eine Breakout-Season von Sam Bennett. Der mittlerweile 20-Jährige hatte mit 18+18 eine mehr als solide Rookie-Spielzeit und gehörte oft zu den besten Stürmern, hatte dabei aber auch viel Pech im Abschluss und musste phasenweise auf dem Flügel spielen. Sein Talent ist offensichtlich, jetzt muss nur noch die Konstanz kommen ... dass man ihm Troy Brouwer auf den Flügel stellt, wird da sicherlich hilfreich sein. Bin gespannt, ob Bennett den Sprung zum Top-Center schafft, der ihm von allen Seiten zugetraut wird.
Eine der größten Enttäuschungen im letzten Jahr war Lance Bouma. Wurde er für seine 16+18-Saison noch mit einer netten Vertragsverlängerung belohnt, kämpfte er letzte Saison mit vielen Verletzungen und erzielte gerade einmal 2 Saisontore. Eine Rebound-Saison ist dringend notwendig, wenn er seinen Kaderplatz nicht verlieren möchte. Positiv für ihn ist, dass er vermutlich wieder an der Seite von Mikael Backlund stürmen darf - und der war an Boumas starker 14/15er-Saison ja nicht ganz unbeteiligt.
Und schließlich hat Alex Chiasson eine riesige Chance vor der Nase: Coach Gulutzan kennt ihn bestens aus gemeinsamen Dallas-Zeiten und es braucht noch einen Linemate für Gaudreau und Monahan. Das könnte durchaus was für den 26-Jährigen sein, der einst ein wichtiges Piece im Spezza-Trade darstellte und dann in Ottawa leider überhaupt nicht zurechtkam. Vermutlich eine make-or-break-Saison für Chiasson, wenn er weiter in der NHL stürmen möchte.
ROOKIE WATCH:
Als die Columbus Blue Jackets beim diesjährigen Draft an Nummer 3 nicht Jesse Puljujärvi, sondern Pierre-Luc Dubois wählten, war das für viele überraschend - und für die Flames ein Glücksfall: so ging nicht Matthew Tkachuk, sondern eben Puljujärvi an 4 nach Edmonton und der Sohn des früheren NHL-Stars Keith Tkachuk war noch zu haben, als die Flames an 6 an der Reihe waren. Tkachuk, der letztes Jahr entscheidenden Anteil am Memorial Cup-Sieg seiner London Knights hatte, hinterließ in der Preseason einen derart guten Eindruck, dass es keine Zweifel daran gab, dass er die Saison in Calgary beginnen würde. Ob es zu mehr als den 9 Spielen reicht, bleibt abzuwarten, aber in jedem Fall haben die Flames ein weiteres junges Core Piece gedraftet, an dem man viel Freude haben wird.
Der zweite Rookie im 23er Kader ist Verteidiger Brett Kulak. Schon letztes Jahr begann er die Saison in Calgary und absolvierte immerhin 9 Saisonspiele für die Flames - diesmal hofft der Blueliner, länger in Calgary bleiben zu dürfen. Ich glaube zwar eher nicht daran, dass das von Beginn an so sein wird, aber zumindest nach der Deadline sollte Kulak dann gute Chancen haben.
PROSPECT WATCH:
Das Flames-Farmteam in Stockton kann in dieser Saison wieder auf viele hohe Draftpicks zurückgreifen - so beginnen unter anderem vier ehemalige 1sts und vier ehemalige 2nds die Saison bei den Heat. Die größten Chancen auf einen baldigen "cup of coffee" sind sicher Mark Jankowski und Hunter Shinkaruk. Die Flames wurden einst für den Jankowski-Pick belächelt, aber er hat sich in den vier Jahren am College zu einem exzellenten two-way center entwickelt, der knapp dran ist, NHL-ready zu sein und demnach sicher noch in dieser Saison sein NHL-Debüt geben wird. Shinkaruk hat letztes Jahr schon 7 Spiele für die Flames gemacht und war knapp dran, sich aus dem Camp heraus einen Spot zu sichern. Auch er wird früher oder später wieder in Calgary landen.
Emile Poirier und Morgan Klimchuk sind die beiden anderen ehemaligen 1sts in Stockton, wobei Poirier der NHL deutlich näher ist als Klimchuk. Nach einer tollen Rookie-Saison hatte er im zweiten Profi-Jahr aber sehr mit der Form zu kämpfen, und dieses Jahr ist jetzt ein enorm wichtiges für ihn. Bei Klimchuk ist klar, dass er wohl kein Top 6-Spieler in der NHL werden wird, aber Potenzial zu einem effektiven 3rd liner und Penalty Killer ist da. Von den 2nd roundern stechen die schwedischen Verteidiger Oliver Kylington und Rasmus Andersson heraus. Kylington gab am Saisonende schon sein NHL-Debüt, Andersson hat erneut eine ausgezeichnete Junior-Saison hinter sich. Er muss aber hart an seinem Conditioning arbeiten, um den nächsten Schritt machen zu können.
Und dann wäre da noch Goalie Jon Gillies, der exzellent in seine Rookiesaison startete, dann aber mit einer Hüftverletzung fast ein ganzes Jahr verloren hat. In Calgary traut man ihm den Sprung zum NHL-Starter in jedem Fall zu, dazu muss er dieses Jahr aber natürlich gesund bleiben und zu alter Form finden. Schafft er das, ist ihm der Backup-Spot in Calgary nächstes Jahr eigentlich nicht zu nehmen.
DEPTH CHART:
Johnny Gaudreau - Sean Monahan - Kris Versteeg
Matthew Tkachuk - Sam Bennett - Troy Brouwer
Lance Bouma - Mikael Backlund - Michael Frolik
Micheal Ferland - Matt Stajan - Alex Chiasson
Freddie Hamilton
Mark Giordano - T.J. Brodie
Dougie Hamilton - Jyrki Jokipakka
Deryk Engelland - Dennis Wideman
Brett Kulak - Nicklas Grossmann
LTIR: Ladislav Smid (ganze Saison)
Brian Elliott - Chad Johnson
PROGNOSE:
Mit dem starken jungen Core und den sinnvollen Neuverstärkungen sollte man die Enttäuschung der letzten Saison hinter sich lassen und wieder um die Playoff-Plätze kämpfen können. Alleine das neue Goalie-Tandem sollte die Flames einen riesigen Schritt nach vorne bringen, und wenn man den Start nicht wieder so vergrützt wie letztes Jahr, könnte es eine sehr interessante Saison in Calgary werden.