Der ontologische Gottesbeweis nach Descartes


timberwolves

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Um das Forum etwas auf vordermann zu bringen hier der ontologische Gottesbeweis nach Descartes.

1 Es ist ungewiss, ob ich etwas weiß.

1.1 Das Kriterium für Wissen im strengen Sinne („quae vere scio“) ist
Unbezweifelbarkeit / die Immunität selbst gegen radikale
Zweifel

1.2 Radikale Zweifel sind etwa das Traum-Argument oder das Genius
malignus-Argument.

1.3 Sie entlarven fast alle Meinungen als Schein-Wissen.


1.4 Insbesondere weiß ich nicht, ob meinen Sinneswahrnehmungen und
Vorstellungen Gegenstände in der Außenwelt entsprechen.

2 Von Wissen im strengen Sinne kann im Hinblick auf einen Satz
gesprochen werden: „Ich bin ein denkender Gegenstand.“

2.1 Dieser Satz ist unbezweifelbar / „gewiss“.

2.2 Dieser Satz kann nicht falsch sein.

2.3 Dieser Satz ist notwendig wahr.

3 Aus der Analyse dieser unbezweifelbaren „ersten Erkenntnis“ lässt
sich das Kriterium für Gewissheit ableiten.

4 Diese „erste Erkenntnis“ ist zu beschreiben als bejahende Behauptung
(„affirmare) einer „klaren und deutlichen“ („clara et distincta“)
Vorstellung („Ich bin ein denkender Gegenstand.“)

5 Wenn eine derart klare und deutliche Vorstellung falsch sein könnte,
wäre eine Gewissheit wie im Falle der o. g. Erkenntnis nicht
möglich.

6 Also ist „alles das wahr, was ich ganz klar und deutlich auffasse.“

7 allgemeine Regel: Klarheit und Deutlichkeit implizieren Wahrheit.

8 Die Wahrheit meiner übrigen Vorstellungen ist ungewiss. Zweifelhaft
ist, ob ihnen etwas in der Außenwelt korrespondiert.

9 Vorstellungen unterscheiden sich durch ihre Sachhaltigkeit („objektive
Realität“; realitas objectiva) voneinander (III.13)

9.1 Sachhaltigkeit („objektive Realität“) ist gestuft: Ideen, die Substanzen
repräsentieren, besitzen mehr objektive Realität als solche, die
Eigen schaften / Akzidenzien [repräsentieren. Die Idee eines
Menschen hat mehr „objektive Realität“ als die Idee eines Steins.

9.2 Die Grade der objektiven Realität sind „Grade des Seins bzw. der
Vollkommenheit“ (degrés d’être ou de perfection)

9.3 objektive Realität vs. formale Realität: Die „objektive Seinsweise [modus
essendi objectivus]“ ist „den Ideen / Vorstellungen angemessen“.
Die „formale Seinsweise“ ist „den Ursachen der Ideen angemessen“.

10 Von den Ideen endlicher Substanzen unterscheidet sich die Idee
Gottes, weil sie mehr objektive Realität enthält als die Idee
endlicher Substanzen.

10.1 Denn Gott ist ewig, unendlich, allweise, allmächtig und der Schöpfer
aller Dinge.

11 [Zusatzannahme] „In der wirkenden Ursache muss mindestens
ebensoviel Realität enthalten sein wie in dem von dieser Ursache
Bewirkten“ (III.14) Denn: „woher könnte die Wirkung sonst
ihre Realität empfangen als von der Ursache?“

11.1 „Weder kann etwas aus Nichts entstehen noch etwas Vollkommeneres
d. h. etwas, das mehr Realität in sich enthält, aus einem
weniger Vollkommenen.

12 Für meine Ideen ergeben sich folgende Konsequenzen:

12.1 Jede „Vorstellung, die eine bestimmte objektive Realität enthält, muss
auf eine Ursache zurückgehen, die wenigstens ebensoviel formale
Realität besitzt, wie die Vorstellung an objektiver Realität
enthält.“ (III.14)

12.2 Meine Vorstellungen sind „Bilder, die […] niemals Größeres oder
Vollkommeneres enthalten können“ als ihre Ursachen. (III.15)

13 Wenn die objektive Realität einer meiner Ideen die die objektive
Realität meiner selbst und alles dessen, was in mir ist, übertrifft,
kann ich nicht die Ursache dieser Idee sein, sondern es muss
notwendig ^ etwas außerhalb meiner existieren, das die Ursache
dieser Vorstellung ist (III.16)

14 Es gibt eine solche Idee, und zwar die Idee Gottes.

15 Die Idee Gottes muss eine Ursache außerhalb meiner haben.

16 Es gibt mindestens einen Gegenstand außer mir. („Ich bin nicht allein
auf der Welt.“) (III.16)

17 Der Idee des vollkommensten Wesens (idea entis summe perfecti,
III.22) kann ich nicht selbst gebildet haben kann ich nicht aus
der Sinneswahrnehmung haben.

18 Ihre Ursache muss mindestens ebensoviel Realität / Vollkommenheit
haben wie sie selbst.

19 Ihre Ursache muss also Gott selbst sein. („Mich, der ich diese Idee
habe, könnte es gar nicht geben, wenn es Gott nicht gäbe“; III.
38)

20 Als vollkommenstes Wesen hat Gott keine Eigenschaften, die als
Mangel oder Unvollkommenheit zu beschreiben sind.

21 Die Absicht zu täuschen ist eine Unvollkommenheit.

22 Gott kann nicht die Absicht zu täuschen haben.

23 Die radikalen Zweifel an der Möglichkeit von Wissen sind unbegründet.


Die Diskussion kann beginnen.
 

Cudi

A, B, C und die 6
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das beweist, dass dir langweilig ist und du deshalb sinnlose Threads eröffnest
 

presidentsamy

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10.1 Denn Gott ist ewig, unendlich, allweise, allmächtig und der Schöpfer
aller Dinge.


14 Es gibt eine solche Idee, und zwar die Idee Gottes.

15 Die Idee Gottes muss eine Ursache außerhalb meiner haben.

19 Ihre Ursache muss also Gott selbst sein. („Mich, der ich diese Idee
habe, könnte es gar nicht geben, wenn es Gott nicht gäbe“; III.
38)

20 Als vollkommenstes Wesen hat Gott keine Eigenschaften, die als
Mangel oder Unvollkommenheit zu beschreiben sind.

22 Gott kann nicht die Absicht zu täuschen haben.

Die Diskussion kann beginnen.

Damit ist die Diskussion beendet.
 

timberwolves

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Die Vorstellung eines personalen Gottes mit den entsprechenden Eigenschaften, macht diesen noch lange nicht evident.
 

Nachbars_Lumpi

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Gott ist vom Teufel frei erfunden, damit wir glauben, dass wir in den Himmel kommen und er sich über unsere erstaunten Gesichter schlapp lachen kann, wenn wir am Ende für uns unerwartet in der Hölle landen. Wir landen alle in der Hölle, denn es gibt keinen Himmel. :saint:
 

timberwolves

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Den Gottesbeweis von Descartes kann man vergessen; das ist doch ein Zirkelschluss reinsten Wassers ...

Es hinkt ja schon da, dass Descartes nicht ausschließt, dass einen Genius
Malignus (also einen Betrügergott) gibt, der unsere Wahrnehmung beeinflusst und es deshalb ungewiss ist, ob wir etwas wissen können. Aber woher weiß Descartes, dass dieser Betrügergott nicht auch die menschliche Logik beeinflusst? Ist daher nicht mal als Axiom vorauszusetzen, dass es logische Sätze gibt, womit der gesamte Beweis hinfällig wird.

Von der formalen und objektiven Realität abgesehen. :gitche:
 

Me_Man

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Nur mal so, ich studier den "shit" auch und meines Wissens stammt der ontologische Gottesbeweis von Anselm von Canterbury aus dem 11Jhdt. Descartes hat ihn nur aufgegriffen und versucht durch seine Reduktion auf das Klare und Deutliche zu bekräftigen.
 
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