Australian Open 2018 - Herren


Wer gewinnt die Australian Open 2018


  • Umfrageteilnehmer
    0
  • Umfrage geschlossen .

Tuco

Bankspieler
Beiträge
28.909
Punkte
113
Prognose:

Djokovic schafft es, ich seh ihn noch 2-3 weitere GS Titel holen. Sollte seine Schulter allerdings weiter Probleme bereiten, könnte es auch sein dass er keinen oder nur noch einen holt.

Murray ist 50-50. Ich muss immer an @DocBrown s Avatar denken. Als Guga 2001 mit 24 seinen 3. und letzten FO Titel holte, musste er sich nach den USO 2001 einer Hüft-OP unterziehen. Dort wurde ein bisschen geschlampt bzw. es blieb ein irreparabler Schaden zurück, was auch das Ende der Glanzeit des blau-gelben Kanarienvogls einleutete. Er war 02-05 hier und da noch stark, aber nie mehr der 97-01 Guga der gegen abartige Konkurrenz in 5 Jahren 3 mal RG gewann.
Irgendwie tipp ich Murray und Wawrinka gewinnen kein GS Titel mehr.


Und noch kurz den den sog. Big 4:

Sind sie das wirklich je gewesen?
Federer: 20 GS
Nadal: 16 GS
Djokovic: 12 GS
Murray: 3 GS
...
Stan: 3 GS

Ich denke die Big 4 hat s nur ausserhalb der GS Turniere gegeben. Bei den GS gab s eher die Big 3, dann Murray, dann Stan, dann Cilic, dann Delpo (jeweils 1 GS) und dann der Rest.


"Big 4" finde ich auch nicht so wirklich passend. Im Vergleich zu Wawrinka hat Murray aber nun wirklich überall abgesehen von den reinen GS-Titeln derart viel mehr vorzuweisen, dass "Big 4" immerhin sinnvoller ist als "Big 5" (darum ging's ja ursprünglich). Die zwei Olympia-Titel von Murray sollte man dabei auch nicht vergessen, dass ist ja sogar etwas, was Federer (im Einzel) und Djokovic fehlt.
 

chalao

Bankspieler
Beiträge
5.184
Punkte
113
Ich verstehe aber nicht wie du das behaupten kannst nach dem heutigen Match. Das Ding ging in 5 Sätzen an Federer, und das obwohl er im 4. Satz schon 3:1 vorne lag. Das Match heute hatte doch 1000x mehr Spannung als das gesamte Turnier von Roland Garros letztes Jahr? Damals war für mich nur Thiem gegen Nole spannend, aber auch nur weil ich für Thiem die Daumen drückte. Danach war Rafa doch SO überlegen, dagegen war der Triumph heute für Federer doch Schwerstarbeit? Verstehe da die Verhältnisse nicht so ganz

Was war denn so wirklich spannend an Federers AUS Open Titel? Bis zum Finale gab es doch kein enges Match und im Finale gab es doch wenig hart umkämpfte Sätze. Nur weil es am Ende ein 5 Satz Sieg war, heißt es nicht, dass das Spiel so unfassbar eng war. Die Sätze 1,3 und 5 waren doch letztlich deutliche Sätze mit wenig Momenten, wo es so gravierend auf der Kippe stand wie es hier gerne geschrieben wird. Und spannend wäre doch so ein Finale erst geworden, wenn Cilic mal eine Satzführung geholt hätte oder er im 5 Satz mit Break in Führung gegangen wäre.

Die Spannung, die hier beschrieben wird, ist aus meiner Sicht nur eine Spannung, die Federer/Cilic Fans gespürt haben. Und das ist halt eine Spannung, die sich komplett aus subjektivem Empfinden aufbaut, weil man die "Angst" vorm Verlieren hat. Aber das Spiel war aus meiner Sicht nie so eng oder so krass auf der Kippe, dass diese Spannung auch für "neutrale" Zuschauer gegeben war.

Das Gleiche passiert doch auch immer wieder bei Spielen von Nadal. In denen hat man als Nadal Fan das Gefühl es wird eng und er könnte das Spiel verlieren. Neutrale Fans sehen aber ein klare Angelegenheit und können sich gar nicht vorstellen, dass Nadal das Spiel verlieren kann.

Hierdraus muss man ja auch nicht eine krasse Kritik an Federer erkennen. Das soll auch keine sein. Er hat den Titel geholt, verdient und für sein Alter ist das auch klasse. Aber es gab halt viele Titel von ihm, die deutlich beeindruckender waren, weil er mehr abrufen musste und deutlich mehr von seiner absoluten Leistungsfähigkeit zeigen musste.
 

holy Cow!

Nachwuchsspieler
Beiträge
6.092
Punkte
83

Nein, mein alter Freund. Heute genauso wenig wie vor 1, 2 oder 6 Jahren. Die vernichtenden Niederlagenserien, die Federer in den letzten Jahren (seinen besten Jahren) erlitten hat, können mit halbgaren "Triumphen" in Zeiten der sportlichen Dürftigkeit nicht ausgeglichen werden. Ich erkenne aber klar an, dass er seinen tennishistorischen Rang hinter Djokovic und Nadal zumindest gefestigt hat. Aber mit minderwertigen GS Siegen kührt man sich 2018 genauso wenig wie 2007 zum Größten. Das mag dem einen oder anderen vielleicht ein wenig hart erscheinen, aber hier geht es ja um den Gewinn von Erkenntnis und da muss gerade in einer solchen Stunde der verklärenden Hysterie eine Gegenposition ins Feld gestellt werden, welche mit klarem Kopf und kühlem Herzen gewonnen wurde.

Ich schreibe diese Zeilen auf den Marmorklippen, von wo aus ich in den letzten 12 Monaten einen guten Blick auf den atemberaubenden Niedergang eines ganzen Sports hatte und die Dinge frei von irgendwelchen fanatischen Leidenschaften, wie sie hier ja so gerne kultiviert werden, sortieren konnte.
Man kann soweit gehen und sagen, dass Tennissport auf dem höchstem Level welches uns jahrelang erfüllte, bereits seit etwas über einem Jahr nicht mehr existiert. Ich habe das an gleicher Stelle vor etwa 12 Monaten mehrmals prophezeit. Das allerdings wahrhaft eine Zeit anbrechen wird, in der sich die Carreno Bustas und Ken Andersons dieser Welt in den einst bedeutungsvollen und ehrwürdigen GS Finals und Halbfinals tummeln, während die Größten aller Zeiten sich vom Lazarett aus auf den Platz schleppen und die sogenannte neue Generation abgestorben ist bevor sie je erblühte, derartigen Schreckensszenarien habe selbst ich mich innerlich verweigert.
Dass alle Siege und Ergebnisse, die in dieser Zeit erzielt werden von geringer Bedeutung sind und ausschließlich formalen Wert haben, ergibt sich daraus von selbst. In den Annalen der Tennisgeschichte werden es später leere Seiten sein. In einer Epoche, die einen so horrenden Mangel an Grundqualität hat, ist es natürlich auch kategorisch ausgeschlossen, dass sich irgendwelche Änderungen am Ranking der Allzeitgrößen ergeben.

Das sind also in etwa die Hintergrundkulissen und Bedigungen vor denen Federer sich nun seit einigen Monaten noch einmal aufschwingt, um zumindest die größten Wunden und Narben aus den den letzten Jahren notdürftig zu lindern, bevor er sie mit in den Ruhestand nimmt. Wie bereits 2006-07 in der 1. großen Zerfalls- und Schwächephase des Sports seit der Jahrtausendwende, fängt er an zu dominieren und glänzen, wenn das allgemeine Niveau am Boden liegt und ohnehin kaum oder keine konkurrenzfähigen Gegner existieren. Das alles ist natürlich keine zufällige Fügung sondern eine Grundachse in Federers Spiel- und Wesensart. Er ist da wenn das Schicksal ihm schönes Wetter macht und kostet die Sonnenstrahlen genussvoll aus wie kein anderer. Und so ist es auch kaum verwunderlich und wenig beeindruckend, dass er nun gerade wieder einen erneuten Rausch der Illusionen erzeugt.
Aber was geschah als 2 junge Spieler mit ATG Format in ihrer Prime auf die Bühne traten und ihn zum 1. Mal wirklich konstant herausforderten? Wie souverän war seine Position in den Jahren, als der Tennissport auf dem Zenit seiner Existenz stand? Was waren er und sein schöngeistiges Spiel wert, als sie sich in den stürmischen und sauerstoffarmen Gipfelregionen der absoluten Elite bewähren mussten? Ganze 2 von 24 möglichen Grand Slam Titeln ... v-e-r-n-i-c-h-t-e-n-d. Dazu noch in jüngerer Vergangenheit die Niederlagenserie von 4 verlorenen GS Spielen gegen Djokovic plus 1 WTF Finalniederlage. Kein einziges Spiel davon ging über die maximale Satzanzahl.
Wie das Ganze spielerisch aussah, hat man hier wohl noch besser in Erinnerung als es dem einen oder anderen lieb ist. Federers Ästhetizismus und Spielweise wurden entblößt, entzaubert und völlig dekonstruiert. Es waren diese Jahre und Spiele in denen der GOAT Status für Federer in nicht mehr zu erreichende Sphären gerückt ist und deren Eindrücke er nimmermehr widerlegen kann. Durch sein empfindsames Naturell ist ihm das auch deutlich bewusster als dem Großteil seiner Fans und so waren es auch heute die traumatischen Erinnerungen vom AO Finale 2009 die ihn auf der Bühne überwältigt und zum Weinen gebracht haben. Die Tränen hatten nichts mit banaler Glückseeligkeit zu tun sondern selbst in dieser Stunde des Sieges hat die Vergangenheit Federer wieder eingeholt.

Dass er nun angesichts der Umstände wieder zu seinen Wurzeln zurückkehren kann und mit der Domination 2. klassiger Gegner noch ein paar Titel von zweifelhaftem Wert seiner beachtlichem Sammlung von eben diesen hinzufügt ist natürlich bis zu einem gewissen Grade bewundernswert und ein beseelender Trost für ihn und das ein oder andere geschundene Fanherz. Da schließt sich gewissermaßen ein Kreis. Nur ändert das nichts daran, dass er in den tennishistorischen Machtkämpfen der wirklichen Giganten als es Prime gegen Prime ging unterm Strich nicht bestehen konnte. Er und seine Spielphilosophie wurden dort gewogen, gemessen und in den meisten Fällen für nicht gut genug befunden.
Bei aller Vergangenheitsbewältigung sollten Federer und seine Geniekultanhänger sich in ihrem aktuellen Eifer und Elan aber auch bewusst sein, dass jeder neue Titelgewinn und ist er auch noch so zweifelhaft und glanzlos die entsprechenden Siege Nadals und Djokovics noch zusätzlich aufwertet. Konnten die Maestroianer sich bei früheren Zerstörungen noch auf die Schutzbehauptung zurückziehen, dass Federer ja körperlich schlicht nicht mehr über die Ressourcen verfüge um sich auf allerhöchstem Niveau zu erwehren, so wird dieser Narrativ nun in eindrucksvoller Art und Weise vom mittlerweile 36 jährigen Roger selber pulverisiert. Es manifestiert sich immer mehr die Erkenntnis, dass Federer in den großen Spielen, welche er regelmäßig verlor, tatsächlich rein qualitativ und deutlich weniger physisch unterlegen war.

Allerdings bin ich überzeugt davon, dass dieser Gedanke sich schon vor einigen Monaten auch im Lager der Fedex Jünger nachhaltig festgesetzt hat. Dem aufmerksamen Beobachter der tennisgesellschaftlichen Entwicklungen fällt auf, dass die Wellen der restaurativen Euphorie auf Seiten der Federerbewegung längst nicht mehr die früheren Höhen erreichen. Auch ihren heutigen Versuchen das kollektiv-öffentliche Gedächtnis durch Demagogik und Agitation im Sinne ihrer Tennisideologie zu beeinflussen fehlt es an der früheren Durchschlagskraft. Selbst ihre Jubelarien in einer solchen Stunde wirken blut- und geistesleer.
Es ist die morbide Stimmung des Verfalls, die das Tennis überwältigt hat und der sich auch die aktuellen Nutznießer nicht entziehen können. In Kombination mit der von Federer verkörperten Ästhetisierung des Sports wirkt sie toxisch und erstickt jede Form von Sturm und Drang. Talent ist vorhanden aber diesen neuen Generationen fehlt es an mentalem Format und Aggressivität. Es sind keine Kriegernaturen. Sie haben sich mit Federer den Falschen zu ihrem Meister gewählt oder viel eher wurde er ihnen durch eine über Jahre und Jahrzehnte gesteuerte Medienpropaganda aufgezwungen und indoktriniert. Zverev hat alle Anlagen aber in der hiesigen von Federer Mystifizierungen geschwängerten Atmosphäre wird ihm jeden Tag ein wenig mehr das Rückgrat gebrochen und so kann er, wenn es darauf ankommt, nicht aufrecht seinen Mann stehen. Hier würde nur noch eine Übersiedlung nach Osteuropa unter die Fittiche Safins die innere und spielerische Befreiung bringen. Dimitrov und Thiem sind schon lange verloren, sie haben sich vom einhändigen Maestrokult verführen und die Flügel brechen lassen. Sie werden nicht die Letzten bleiben.

Es wird die Erblast Federers und der über ihn verbreiteten Mythen und Verklärungen sein. Schöngeistige Tennisästheten denen es an Standfestigkeit und Killerinstinkt fehlt werden die Zukunft prägen. Wenn es sich bewahrheitet, dass Djokovic seine alte Rolle als Schutzpatron des Sports nie wieder annehmen kann und sich auch keine anderen adäquaten Freiheitskämpfer finden, wird die aktuelle Verfallsdynamik sich fortsetzen und das was wir aktuell als Tiefpunkt empfinden auf Jahre der neue Standard sein. Auch die, die jetzt noch naiv freundetrunken lärmen und sich berauschen werden die faden Früchte des jahrelangen Federer Primats in der Tenniskultur zu schmecken bekommen.
Vielleicht male ich mein Bild hier in zu dunklen Farben, denn natürlich ist auch Leistungssport wie das ganze Leben sich ständig wandelnden Zyklen unterworfen. Aufstieg und Niedergang wechseln einander ab und vielleicht gibt es wie bereits am Ende des letzten Jahrzehnts nach einer dunklen Periode voller Irrationalität und Mystik wieder ein aufgeklärtes Tenniszeitalter mit wirklicher Qualität und Fortschrittlichkeit. Aber zumindest am heutigen Tag gilt wohl für jeden aufrechten und wahrheitsliebenden Anhänger des Sports der bekannte Vers -'Denk ich an Tennis in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht'.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Aronofsky

Rekordaufsteiger
Beiträge
8.973
Punkte
0
Aber es gab halt viele Titel von ihm, die deutlich beeindruckender waren, weil er mehr abrufen musste und deutlich mehr von seiner absoluten Leistungsfähigkeit zeigen musste.

Das sehe ich nicht so. Nur weil er bis zum Finale durch maschiert ist und dort nie zurücklag war dieser Titel meiner Meinung nach nicht weniger beeindruckender wie andere. Und warum ich das so sehe? Weil er mittlerweile 36 Jahre alt ist. Wäre er 10 Jahre jünger würde ich das anders sehen. Ich gehe sogar so weit und behaupte das er jetzt mit 36 sein intelligentestes Tennis spielt. Er spielt genau das was mit seinem Körper noch möglich ist. Das fängt vom dosierten Training an, geht weiter über seinen wohl durchdachten Turnierplan und zeigt sich dann letztendlich im Spiel selbst, wenn er seinem Gegner gegenübersteht und diesen mit seinem variablen Spielstil kaum mehr Chancen lässt.

Das einzige was ich mir von ihm noch wünsche ist das er nicht zu spät abtritt. Nicht nur auf dem Platz sondern auch ausserhalb ist er für mich der größte Sportler aller Zeiten, da kommt kein anderer ran. Einen besseren Botschafter für diese Sportart hätte man nicht zeugen können.
 

Furiosa

Weiches Brötchen
Beiträge
12.959
Punkte
113
:crazy::crazy::crazy:


Mal von dem ganzen "GOAT" Gerede abgesehen: 20 Grand Slams im modernen Tenniszeitalter zu gewinnen ist eine so schir unglaubliche Leistung, das sie die Vorstellungskraft des Machbaren übersteigen sollte. Ein Beweis von brillantem Tennistalent, von unfassbarer Ausdauer, Professionalität und Langlebigkeit. Die Hingabe für den Sport muss unendlich sein. Die Verbesserungen und Anpassungen in den letzten Jahren sind kaum hoch genug einzuschätzen. Es gibt wenig Vergleichsansätze für sowas, eine wirklich historische Leistung eines phantastischen Sportlers.

Zum Turnier generell: War etwas enttäuscht von der Qualität und der Dramaturgie. Persönliche Highlights sicherlich Chung v Djokovic sowie Kyrgios v Dimitrov/Tsonga. Die Konkurrenz bei den Damen dieses Jahr hat mir in fast allen Belangen besser gefallen.
 

rÖsHti

Bankspieler
Beiträge
19.318
Punkte
113
Jetzt ist eigentlich alles bonus
Nein, mein alter Freund. Heute genauso wenig wie vor 1, 2 oder 6 Jahren. Die vernichtenden Niederlagenserien, die Federer in den letzten Jahren (seinen besten Jahren) erlitten hat, können mit halbgaren "Triumphen" in Zeiten der sportlichen Dürftigkeit nicht ausgeglichen werden. Ich erkenne aber klar an, dass er seinen tennishistorischen Rang hinter Djokovic und Nadal zumindest gefestigt hat. Aber mit minderwertigen GS Siegen kührt man sich 2018 genauso wenig wie 2007 zum Größten. Das mag dem einen oder anderen vielleicht ein wenig hart erscheinen, aber hier geht es ja um den Gewinn von Erkenntnis und da muss gerade in einer solchen Stunde der verklärenden Hysterie eine Gegenposition ins Feld gestellt werden, welche mit klarem Kopf und kühlem Herzen gewonnen wurde.

Ich schreibe diese Zeilen auf den Marmorklippen, von wo aus ich in den letzten 12 Monaten einen guten Blick auf den atemberaubenden Niedergang eines ganzen Sports hatte und die Dinge frei von irgendwelchen fanatischen Leidenschaften, wie sie hier ja so gerne kultiviert werden, sortieren konnte.
Man kann soweit gehen und sagen, dass Tennissport auf dem höchstem Level welches uns jahrelang erfüllte, bereits seit etwas über einem Jahr nicht mehr existiert. Ich habe das an gleicher Stelle vor etwa 12 Monaten mehrmals prophezeit. Das allerdings wahrhaft eine Zeit anbrechen wird, in der sich die Carreno Bustas und Ken Andersons dieser Welt in den einst bedeutungsvollen und ehrwürdigen GS Finals und Halbfinals tummeln, während die Größten aller Zeiten sich vom Lazarett aus auf den Platz schleppen und die sogenannte neue Generation abgestorben ist bevor sie je erblühte, derartigen Schreckensszenarien habe selbst ich mich innerlich verweigert.
Dass alle Siege und Ergebnisse, die in dieser Zeit erzielt werden von geringer Bedeutung sind und ausschließlich formalen Wert haben, ergibt sich daraus von selbst. In den Annalen der Tennisgeschichte werden es später leere Seiten sein. In einer Epoche, die einen so horrenden Mangel an Grundqualität hat, ist es natürlich auch kategorisch ausgeschlossen, dass sich irgendwelche Änderungen am Ranking der Allzeitgrößen ergeben.

Das sind also in etwa die Hintergrundkulissen und Bedigungen vor denen Federer sich nun seit einigen Monaten noch einmal aufschwingt, um zumindest die größten Wunden und Narben aus den den letzten Jahren notdürftig zu lindern, bevor er sie mit in den Ruhestand nimmt. Wie bereits 2006-07 in der 1. großen Zerfalls- und Schwächephase des Sports seit der Jahrtausendwende, fängt er an zu dominieren und glänzen, wenn das allgemeine Niveau am Boden liegt und ohnehin kaum oder keine konkurrenzfähigen Gegner existieren. Das alles ist natürlich keine zufällige Fügung sondern eine Grundachse in Federers Spiel- und Wesensart. Er ist da wenn das Schicksal ihm schönes Wetter macht und kostet die Sonnenstrahlen genussvoll aus wie kein anderer. Und so ist es auch kaum verwunderlich und wenig beeindruckend, dass er nun gerade wieder einen erneuten Rausch der Illusionen erzeugt.
Aber was geschah als 2 junge Spieler mit ATG Format in ihrer Prime auf die Bühne traten und ihn zum 1. Mal wirklich konstant herausforderten? Wie souverän war seine Position in den Jahren, als der Tennissport auf dem Zenit seiner Existenz stand? Was waren er und sein schöngeistiges Spiel wert, als sie sich in den stürmischen und sauerstoffarmen Gipfelregionen der absoluten Elite bewähren mussten? Ganze 2 von 24 möglichen Grand Slam Titeln ... v-e-r-n-i-c-h-t-e-n-d. Dazu noch in jüngerer Vergangenheit die Niederlagenserie von 4 verlorenen GS Spielen gegen Djokovic plus 1 WTF Finalniederlage. Kein einziges Spiel davon ging über die maximale Satzanzahl.
Wie das Ganze spielerisch aussah, hat man hier wohl noch besser in Erinnerung als es dem einen oder anderen lieb ist. Federers Ästhetizismus und Spielweise wurden entblößt, entzaubert und völlig dekonstruiert. Es waren diese Jahre und Spiele in denen der GOAT Status für Federer in nicht mehr zu erreichende Sphären gerückt ist und deren Eindrücke er nimmermehr widerlegen kann. Durch sein empfindsames Naturell ist ihm das auch deutlich bewusster als dem Großteil seiner Fans und so waren es auch heute die traumatischen Erinnerungen vom AO Finale 2009 die ihn auf der Bühne überwältigt und zum Weinen gebracht haben. Die Tränen hatten nichts mit banaler Glückseeligkeit zu tun sondern selbst in dieser Stunde des Sieges hat die Vergangenheit Federer wieder eingeholt.

Dass er nun angesichts der Umstände wieder zu seinen Wurzeln zurückkehren kann und mit der Domination 2. klassiger Gegner noch ein paar Titel von zweifelhaftem Wert seiner beachtlichem Sammlung von eben diesen hinzufügt ist natürlich bis zu einem gewissen Grade bewundernswert und ein beseelender Trost für ihn und das ein oder andere geschundene Fanherz. Da schließt sich gewissermaßen ein Kreis. Nur ändert das nichts daran, dass er in den tennishistorischen Machtkämpfen der wirklichen Giganten als es Prime gegen Prime ging unterm Strich nicht bestehen konnte. Er und seine Spielphilosophie wurden dort gewogen, gemessen und in den meisten Fällen für nicht gut genug befunden.
Bei aller Vergangenheitsbewältigung sollten Federer und seine Geniekultanhänger sich in ihrem aktuellen Eifer und Elan aber auch bewusst sein, dass jeder neue Titelgewinn und ist er auch noch so zweifelhaft und glanzlos die entsprechenden Siege Nadals und Djokovics noch zusätzlich aufwertet. Konnten die Maestroianer sich bei früheren Zerstörungen noch auf die Schutzbehauptung zurückziehen, dass Federer ja körperlich schlicht nicht mehr über die Ressourcen verfüge um sich auf allerhöchstem Niveau zu erwehren, so wird dieser Narrativ nun in eindrucksvoller Art und Weise vom mittlerweile 36 jährigen Roger selber pulverisiert. Es manifestiert sich immer mehr die Erkenntnis, dass Federer in den großen Spielen, welche er regelmäßig verlor, tatsächlich rein qualitativ und deutlich weniger physisch unterlegen war.

Allerdings bin ich überzeugt davon, dass dieser Gedanke sich schon vor einigen Monaten auch im Lager der Fedex Jünger nachhaltig festgesetzt hat. Dem aufmerksamen Beobachter der tennisgesellschaftlichen Entwicklungen fällt auf, dass die Wellen der restaurativen Euphorie auf Seiten der Federerbewegung längst nicht mehr die früheren Höhen erreichen. Auch ihren heutigen Versuchen das kollektiv-öffentliche Gedächtnis durch Demagogik und Agitation im Sinne ihrer Tennisideologie zu beeinflussen fehlt es an der früheren Durchschlagskraft. Selbst ihre Jubelarien in einer solchen Stunden wirken blut- und geistesleer.
Es ist die morbide Stimmung des Verfalls, die das Tennis überwältigt hat und der sich auch die aktuellen Nutznießer nicht entziehen können. In Kombination mit der von Federer verkörperten Ästhetisierung des Sports wirkt sie toxisch und erstickt jede Form von Sturm und Drang. Talent ist vorhanden aber diesen neuen Generationen fehlt es an mentalem Format und Aggressivität. Es sind keine Kriegernaturen. Sie haben sich mit Federer den Falschen zu ihrem Meister gewählt oder viel eher wurde er ihnen durch eine über Jahre und Jahrzehnte gesteuerte Medienpropaganda aufgezwungen und indoktriniert. Zverev hat alle Anlagen aber in der hiesigen von Federer Mystifizierungen geschwängerten Atmosphäre wird ihm jeden Tag ein wenig mehr das Rückgrat gebrochen und so kann er, wenn es darauf ankommt, nicht aufrecht seinen Mann stehen. Hier würde nur noch eine Übersiedlung nach Osteuropa unter die Fittiche Safins die innere und spielerische Befreiung bringen. Dimitrov und Thiem sind schon lange verloren, sie haben sich vom einhändigen Maestrokult verführen und die Flügel brechen lassen. Sie werden nicht die Letzten bleiben.

Es wird die Erblast Federers und der über ihn verbreiteten Mythen und Verklärungen sein. Schöngeistige Tennisästheten denen es an Standfestigkeit und Killerinstinkt fehlt werden die Zukunft prägen. Wenn es sich bewahrheitet, dass Djokovic seine alte Rolle als Schutzpatron des Sports nie wieder annehmen kann und sich auch keine anderen adäquaten Freiheitskämpfer finden, wird die aktuelle Verfallsdynamik sich fortsetzen und das was wir aktuell als Tiefpunkt empfinden auf Jahre der neue Standard sein. Auch die, die jetzt noch naiv freundetrunken lärmen und sich berauschen werden die faden Früchte des jahrelangen Federer Primats in der Tenniskultur zu schmecken bekommen.
Vielleicht male ich mein Bild hier in zu dunklen Farben, denn natürlich ist auch Leistungssport wie das ganze Leben sich ständig wandelnden Zyklen unterworfen. Aufstieg und Niedergang wechseln einander ab und vielleicht gibt es wie bereits am Ende des letzten Jahrzehnts nach einer dunklen Periode voller Irrationalität und Mystik wieder ein aufgeklärtes Tenniszeitalter mit wirklicher Qualität und Fortschrittlichkeit. Aber zumindest am heutigen Tag gilt wohl für jeden aufrechten und wahrheitsliebenden Anhänger des Sports der bekannte Vers -'Denk ich an Tennis in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht'.

Selten so gelacht danke !
 

xEr

Bankspieler
Beiträge
12.491
Punkte
113
Federer ist der GOAT, aber doch nicht erst seit heute. Nur absolute Narren würden dem noch widersprechen. Man muss dennoch sehen, dass die Sport- und Tenniswelt sich sehr schnell dreht. Vielleicht holt Rafa in den nächsten Jahren 4+ GS oder Djokovic 6+ GS und die Diskussion ist wieder völlig offen. Stand jetzt und nur das kann man bewerten, hat es vom Peak, Talent und den Triumphen nie einen größeren gegeben als King Roger.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

chalao

Bankspieler
Beiträge
5.184
Punkte
113
Das sehe ich nicht so. Nur weil er bis zum Finale durch maschiert ist und dort nie zurücklag war dieser Titel meiner Meinung nach nicht weniger beeindruckender wie andere. Und warum ich das so sehe? Weil er mittlerweile 36 Jahre alt ist.

Und ich finde es halt beeindruckender, wenn er diese Leistungen in dem Alter gegen Nadal, Djokovic und Co. zeigt.
Deswegen ist auch für mich sein Sieg bei den Australian Open 2017 viel höher anzurechnen, weil er Nishikori, Wawrinka und Nadal niederringen musste. Das sind doch viel grandiosere Leistungen als Siege gegen Berdych, einen verletzten Chung und Cilic.
 

Tuco

Bankspieler
Beiträge
28.909
Punkte
113
Und ich finde es halt beeindruckender, wenn er diese Leistungen in dem Alter gegen Nadal, Djokovic und Co. zeigt.
Deswegen ist auch für mich sein Sieg bei den Australian Open 2017 viel höher anzurechnen, weil er Nishikori, Wawrinka und Nadal niederringen musste. Das sind doch viel grandiosere Leistungen als Siege gegen Berdych, einen verletzten Chung und Cilic.


Dann muss man aber auch sagen: Es gab wahrscheinlich nie einen GS-Sieg, bei dem der Sieger so einfach gegen derart leichte Gegner durchspazieren konnte, wie Nadal bei den US Open 2017. Das dürfte insofern dann der am niedrigsten zu bewertende GS-Sieg aller Zeiten sein.
 

Nico1

Administrator
Beiträge
9.443
Punkte
0
Gratulation an Roger, war ein spannendes Spiel heute. Hätte sicher nicht über 5 Sätze gehen müssen wenn er konstanter gewesen wäre, und wenn Cilic etwas mehr Pech bei seinen Kanonenkugeln gehabt hätte. 20 Slams ist schon eine unglaubliche Leistung, und dann noch in dem Alter...

Die GOAT Diskussion hat einen eigenen Thread ;) Natürlich wäre Rogers Bilanz makelloser, wenn er auch 2012-2016 seine Siegesserie fortgesetzt hätte. Aber ist es nicht ganz normal im Karriereverlauf eines Tennisspielers, dass er nicht 10+ Jahre dominiert?

- Sampras hat 1993-1997 9 GS gewonnen, in den 5 Jahren danach noch 4 GS Titel
- Nadal konnte nur 2008-2010 mehrmals außerhalb von Paris GS gewinnen; 2013, 2017 US Open kamen noch dazu und er hat es letztes Jahr wieder auf #1 geschafft, war dazwischen aber auch abgerutscht
- Nole war richtig stark 2011-2016, hat seit den French Open 2016 aber nichts mehr gewonnen; das sind auch bald 2 Jahre ohne GS Titel und eine Trendwende ist nicht zu erkennen
- Björn Borg hat 11 GS in 7 Jahren gewonnen und ist dann im Alter von 26 zurück getreten, leider wird man bei ihm nie wissen, wie es weiter gegangen wäre
 

Jones

Bankspieler
Beiträge
11.529
Punkte
113
@chalao
Zum großen Teil gebe ich dir ja recht, aber wenn dieses Spiel zu Beginn des 5. Satzes nicht auf der Kippe stand, dann weiß ich auch nicht. Cilic ist Mitte des 4. Satzes plötzlich an die Linien gegangen und hat sehr viel getroffen, während Federers Aufschlag gehakt hat.
Genau so ging es 5. Satz weiter. Cilic hatte Breakball und hätte das 6. Spiel in Serie holen können und er war, so meine ich, im Ballwechsel. Ob Federer nach einem möglichen weiteren Break nochmal in den Satz zurück gekommen wäre bezweifel ich, auch wenn ihm alles zuzutrauen ist.

Grundsätzlich hast du schon Recht, der neutrale Zuschauer beurteilt manchmal besser, als der mit einem klaren Favoriten. Doch dieses Spiel stand heute im 5. Satz auf der Kippe.
 

chalao

Bankspieler
Beiträge
5.184
Punkte
113
Dann muss man aber auch sagen: Es gab wahrscheinlich nie einen GS-Sieg, bei dem der Sieger so einfach gegen derart leichte Gegner durchspazieren konnte, wie Nadal bei den US Open 2017. Das dürfte insofern dann der am niedrigsten zu bewertende GS-Sieg aller Zeiten sein.

Kann man natürlich so sagen. Und dies wird ehrlich gesagt auch nie ein Titel sein, der mir als Nadal Fan besonders in Erinnerung bleiben wird. Da waren die Siege gegen Federer bei den Aus Open oder Wimbledon deutlich legendärer.

Grundsätzlich hast du schon Recht, der neutrale Zuschauer beurteilt manchmal besser, als der mit einem klaren Favoriten. Doch dieses Spiel stand heute im 5. Satz auf der Kippe.

Ja okay. Akzeptiere ich auch. Kann man auch so sehen. Aber bei Finalgegnern von Federer, Nadal, Djokovic usw. habe ich immer das Gefühl, dass sie auch wirklich mal klar in Führung gehen müssen, damit ich an einen Sieg des "Underdogs" glaube. Erst dann käme für mich die nötige Spannung auf. Aber ich kann es schon verstehen, wenn man dies anders sieht. Zusätzlich kommt halt hinzu, dass mir der Finalgegner erst beweisen muss, dass er aufgrund seiner eigenen Stärke den Favoriten dominiert. Wenn dies gelingt, dann finde ich es erst spannend. Anderenfalls glaube ich immer, dass der Favorit frühzeitig seine eigene höhere Leistungsstärke abrufen kann und die Partie noch für sich entscheiden wird. Und so war für mich das Finale. Cilic hat nie dauerhaft so überragend agiert, dass man das Gefühl hatte, dass er unbesiegbar ist. Eher hat Federer zwischendurch geschwächelt und ihn ins Spiel kommen lassen.
 

Tuco

Bankspieler
Beiträge
28.909
Punkte
113
Kann man natürlich so sagen. Und dies wird ehrlich gesagt auch nie ein Titel sein, der mir als Nadal Fan besonders in Erinnerung bleiben wird. Da waren die Siege gegen Federer bei den Aus Open oder Wimbledon deutlich legendärer.


Du meinst, als Federer am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt war? "Entwertet" das diese Titel nicht? Müsste man doch so sehen, wenn man jede Niederlage Nadals mit irgendeinem Zipperlein erklärt, davon ausgeht, dass er mit besserer Gesundheit deutlich über 20 GS-Titel gewonnen hätte und er grundsätzlich ja eigentlich sowieso nie verliert, weil der Gegner schlicht besser war. Aber Federer und Djokovic waren natürlich nie angeschlagen bzw. da gelten andere Maßstäbe, logisch.
 

gentleman

Administrator
Teammitglied
Beiträge
33.257
Punkte
113
Ort
Austria
Ich schreibe diese Zeilen auf den Marmorklippen, von wo aus ich in den letzten 12 Monaten einen guten Blick auf den atemberaubenden Niedergang eines ganzen Sports hatte und die Dinge frei von irgendwelchen fanatischen Leidenschaften, wie sie hier ja so gerne kultiviert werden, sortieren konnte.
(...) Aber zumindest am heutigen Tag gilt wohl für jeden aufrechten und wahrheitsliebenden Anhänger des Sports der bekannte Vers -'Denk ich an Tennis in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht'.

Ich nehme diese Zeilen nur exemplarisch heraus um jemanden an den obigen Post zu erinnern, der schon sehnsüchtig darauf gewartet hat: @Eric :D
Ansonsten: Chapeau! Ich denke deine Schaffenspause hat deine lyrische Wortwahl nochmal auf ein neues bedeutungsschwangeres Level gehoben ;)
 

chalao

Bankspieler
Beiträge
5.184
Punkte
113
Du meinst, als Federer am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt war? "Entwertet" das diese Titel nicht? Müsste man doch so sehen, wenn man jede Niederlage Nadals mit irgendeinem Zipperlein erklärt, davon ausgeht, dass er mit besserer Gesundheit deutlich über 20 GS-Titel gewonnen hätte und er grundsätzlich ja eigentlich sowieso nie verliert, weil der Gegner schlicht besser war. Aber Federer und Djokovic waren natürlich nie angeschlagen bzw. da gelten andere Maßstäbe, logisch.

Wann war denn Federer am Drüsenfieber erkrankt? War das nicht Anfang 2008? Dann könnte man noch das Wimbledon Finale "entwerten". Aber ob ein Spieler so ein Turnier so durchhalten kann, wenn er am Drüsenfieber erkrankt war, ist auch etwas fraglich. Und nicht viel später konnte der arme kranke Federer ja sogar die US Open gewinnen. Und spätestens bei den Australian Open 2009 wird er doch wohl wieder fit gewesen sein.
Und hab ich jede Niederlage von Nadal mit einer Verletzung erklärt?
 

Tuco

Bankspieler
Beiträge
28.909
Punkte
113
Wann war denn Federer am Drüsenfieber erkrankt? War das nicht Anfang 2008? Dann könnte man noch das Wimbledon Finale "entwerten". Aber ob ein Spieler so ein Turnier so durchhalten kann, wenn er am Drüsenfieber erkrankt war, ist auch etwas fraglich. Und nicht viel später konnte der arme kranke Federer ja sogar die US Open gewinnen. Und spätestens bei den Australian Open 2009 wird er doch wohl wieder fit gewesen sein.

Ich bin kein Arzt, bei den Fällen, die ich privat kenne, hat es sich aber sehr lange hingezogen und hatte noch lange Auswirkungen. Ob es tatsächlich eine Rolle gespielt hat in den Turnieren? Keine Ahnung. Was ich allerdings weiß: Wenn Nadal das jemals gehabt hätte, wäre jede Niederlage von Nadal jahrelang damit erklärt worden, und die Legendenbildung hinsichtlich "was wäre wenn" hätte noch ein ganz anderes Ausmaß, als es ohnehin schon der Fall ist... ;)

Wenn jemand Grund hat, sich zu beschweren und ständig mit "was wäre wenn" anzufangen, dann doch viel eher die Fans von del Potro, der wirklich immer wieder durch ernsthafte Verletzungen zurückgeworfen wurde und dadurch nicht mal ansatzweise die Karriere hatte, die möglich gewesen wären. Bei Nadal stehen dagegen tatsächliche Verletzungen und Gejammer (seitens der Fans, nicht von ihm selbst) wirklich in überhaupt keinem halbwegs angebrachten Verhältnis.


Und hab ich jede Niederlage von Nadal mit einer Verletzung erklärt?

Wahrscheinlich nicht (sorry wenn du das jetzt alles "abbekommst"), so genau merke ich mir natürlich auch nicht jeden einzelnen Beitrag jedes einzelnen Users. Insgesamt haben die Nadal-Fans nur eine starke Neigung dazu, das ist schon sehr auffällig.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Jones

Bankspieler
Beiträge
11.529
Punkte
113
Nein, mein alter Freund. Heute genauso wenig wie vor 1, 2 oder 6 Jahren. Die vernichtenden Niederlagenserien, die Federer in den letzten Jahren (seinen besten Jahren) erlitten hat, können mit halbgaren "Triumphen" in Zeiten der sportlichen Dürftigkeit nicht ausgeglichen werden. Ich erkenne aber klar an, dass er seinen tennishistorischen Rang hinter Djokovic und Nadal zumindest gefestigt hat. Aber mit minderwertigen GS Siegen kührt man sich 2018 genauso wenig wie 2007 zum Größten. Das mag dem einen oder anderen vielleicht ein wenig hart erscheinen, aber hier geht es ja um den Gewinn von Erkenntnis und da muss gerade in einer solchen Stunde der verklärenden Hysterie eine Gegenposition ins Feld gestellt werden, welche mit klarem Kopf und kühlem Herzen gewonnen wurde.

Ich schreibe diese Zeilen auf den Marmorklippen, von wo aus ich in den letzten 12 Monaten einen guten Blick auf den atemberaubenden Niedergang eines ganzen Sports hatte und die Dinge frei von irgendwelchen fanatischen Leidenschaften, wie sie hier ja so gerne kultiviert werden, sortieren konnte.
Man kann soweit gehen und sagen, dass Tennissport auf dem höchstem Level welches uns jahrelang erfüllte, bereits seit etwas über einem Jahr nicht mehr existiert. Ich habe das an gleicher Stelle vor etwa 12 Monaten mehrmals prophezeit. Das allerdings wahrhaft eine Zeit anbrechen wird, in der sich die Carreno Bustas und Ken Andersons dieser Welt in den einst bedeutungsvollen und ehrwürdigen GS Finals und Halbfinals tummeln, während die Größten aller Zeiten sich vom Lazarett aus auf den Platz schleppen und die sogenannte neue Generation abgestorben ist bevor sie je erblühte, derartigen Schreckensszenarien habe selbst ich mich innerlich verweigert.
Dass alle Siege und Ergebnisse, die in dieser Zeit erzielt werden von geringer Bedeutung sind und ausschließlich formalen Wert haben, ergibt sich daraus von selbst. In den Annalen der Tennisgeschichte werden es später leere Seiten sein. In einer Epoche, die einen so horrenden Mangel an Grundqualität hat, ist es natürlich auch kategorisch ausgeschlossen, dass sich irgendwelche Änderungen am Ranking der Allzeitgrößen ergeben.

Das sind also in etwa die Hintergrundkulissen und Bedigungen vor denen Federer sich nun seit einigen Monaten noch einmal aufschwingt, um zumindest die größten Wunden und Narben aus den den letzten Jahren notdürftig zu lindern, bevor er sie mit in den Ruhestand nimmt. Wie bereits 2006-07 in der 1. großen Zerfalls- und Schwächephase des Sports seit der Jahrtausendwende, fängt er an zu dominieren und glänzen, wenn das allgemeine Niveau am Boden liegt und ohnehin kaum oder keine konkurrenzfähigen Gegner existieren. Das alles ist natürlich keine zufällige Fügung sondern eine Grundachse in Federers Spiel- und Wesensart. Er ist da wenn das Schicksal ihm schönes Wetter macht und kostet die Sonnenstrahlen genussvoll aus wie kein anderer. Und so ist es auch kaum verwunderlich und wenig beeindruckend, dass er nun gerade wieder einen erneuten Rausch der Illusionen erzeugt.
Aber was geschah als 2 junge Spieler mit ATG Format in ihrer Prime auf die Bühne traten und ihn zum 1. Mal wirklich konstant herausforderten? Wie souverän war seine Position in den Jahren, als der Tennissport auf dem Zenit seiner Existenz stand? Was waren er und sein schöngeistiges Spiel wert, als sie sich in den stürmischen und sauerstoffarmen Gipfelregionen der absoluten Elite bewähren mussten? Ganze 2 von 24 möglichen Grand Slam Titeln ... v-e-r-n-i-c-h-t-e-n-d. Dazu noch in jüngerer Vergangenheit die Niederlagenserie von 4 verlorenen GS Spielen gegen Djokovic plus 1 WTF Finalniederlage. Kein einziges Spiel davon ging über die maximale Satzanzahl.
Wie das Ganze spielerisch aussah, hat man hier wohl noch besser in Erinnerung als es dem einen oder anderen lieb ist. Federers Ästhetizismus und Spielweise wurden entblößt, entzaubert und völlig dekonstruiert. Es waren diese Jahre und Spiele in denen der GOAT Status für Federer in nicht mehr zu erreichende Sphären gerückt ist und deren Eindrücke er nimmermehr widerlegen kann. Durch sein empfindsames Naturell ist ihm das auch deutlich bewusster als dem Großteil seiner Fans und so waren es auch heute die traumatischen Erinnerungen vom AO Finale 2009 die ihn auf der Bühne überwältigt und zum Weinen gebracht haben. Die Tränen hatten nichts mit banaler Glückseeligkeit zu tun sondern selbst in dieser Stunde des Sieges hat die Vergangenheit Federer wieder eingeholt.

Dass er nun angesichts der Umstände wieder zu seinen Wurzeln zurückkehren kann und mit der Domination 2. klassiger Gegner noch ein paar Titel von zweifelhaftem Wert seiner beachtlichem Sammlung von eben diesen hinzufügt ist natürlich bis zu einem gewissen Grade bewundernswert und ein beseelender Trost für ihn und das ein oder andere geschundene Fanherz. Da schließt sich gewissermaßen ein Kreis. Nur ändert das nichts daran, dass er in den tennishistorischen Machtkämpfen der wirklichen Giganten als es Prime gegen Prime ging unterm Strich nicht bestehen konnte. Er und seine Spielphilosophie wurden dort gewogen, gemessen und in den meisten Fällen für nicht gut genug befunden.
Bei aller Vergangenheitsbewältigung sollten Federer und seine Geniekultanhänger sich in ihrem aktuellen Eifer und Elan aber auch bewusst sein, dass jeder neue Titelgewinn und ist er auch noch so zweifelhaft und glanzlos die entsprechenden Siege Nadals und Djokovics noch zusätzlich aufwertet. Konnten die Maestroianer sich bei früheren Zerstörungen noch auf die Schutzbehauptung zurückziehen, dass Federer ja körperlich schlicht nicht mehr über die Ressourcen verfüge um sich auf allerhöchstem Niveau zu erwehren, so wird dieser Narrativ nun in eindrucksvoller Art und Weise vom mittlerweile 36 jährigen Roger selber pulverisiert. Es manifestiert sich immer mehr die Erkenntnis, dass Federer in den großen Spielen, welche er regelmäßig verlor, tatsächlich rein qualitativ und deutlich weniger physisch unterlegen war.

Allerdings bin ich überzeugt davon, dass dieser Gedanke sich schon vor einigen Monaten auch im Lager der Fedex Jünger nachhaltig festgesetzt hat. Dem aufmerksamen Beobachter der tennisgesellschaftlichen Entwicklungen fällt auf, dass die Wellen der restaurativen Euphorie auf Seiten der Federerbewegung längst nicht mehr die früheren Höhen erreichen. Auch ihren heutigen Versuchen das kollektiv-öffentliche Gedächtnis durch Demagogik und Agitation im Sinne ihrer Tennisideologie zu beeinflussen fehlt es an der früheren Durchschlagskraft. Selbst ihre Jubelarien in einer solchen Stunden wirken blut- und geistesleer.
Es ist die morbide Stimmung des Verfalls, die das Tennis überwältigt hat und der sich auch die aktuellen Nutznießer nicht entziehen können. In Kombination mit der von Federer verkörperten Ästhetisierung des Sports wirkt sie toxisch und erstickt jede Form von Sturm und Drang. Talent ist vorhanden aber diesen neuen Generationen fehlt es an mentalem Format und Aggressivität. Es sind keine Kriegernaturen. Sie haben sich mit Federer den Falschen zu ihrem Meister gewählt oder viel eher wurde er ihnen durch eine über Jahre und Jahrzehnte gesteuerte Medienpropaganda aufgezwungen und indoktriniert. Zverev hat alle Anlagen aber in der hiesigen von Federer Mystifizierungen geschwängerten Atmosphäre wird ihm jeden Tag ein wenig mehr das Rückgrat gebrochen und so kann er, wenn es darauf ankommt, nicht aufrecht seinen Mann stehen. Hier würde nur noch eine Übersiedlung nach Osteuropa unter die Fittiche Safins die innere und spielerische Befreiung bringen. Dimitrov und Thiem sind schon lange verloren, sie haben sich vom einhändigen Maestrokult verführen und die Flügel brechen lassen. Sie werden nicht die Letzten bleiben.

Es wird die Erblast Federers und der über ihn verbreiteten Mythen und Verklärungen sein. Schöngeistige Tennisästheten denen es an Standfestigkeit und Killerinstinkt fehlt werden die Zukunft prägen. Wenn es sich bewahrheitet, dass Djokovic seine alte Rolle als Schutzpatron des Sports nie wieder annehmen kann und sich auch keine anderen adäquaten Freiheitskämpfer finden, wird die aktuelle Verfallsdynamik sich fortsetzen und das was wir aktuell als Tiefpunkt empfinden auf Jahre der neue Standard sein. Auch die, die jetzt noch naiv freundetrunken lärmen und sich berauschen werden die faden Früchte des jahrelangen Federer Primats in der Tenniskultur zu schmecken bekommen.
Vielleicht male ich mein Bild hier in zu dunklen Farben, denn natürlich ist auch Leistungssport wie das ganze Leben sich ständig wandelnden Zyklen unterworfen. Aufstieg und Niedergang wechseln einander ab und vielleicht gibt es wie bereits am Ende des letzten Jahrzehnts nach einer dunklen Periode voller Irrationalität und Mystik wieder ein aufgeklärtes Tenniszeitalter mit wirklicher Qualität und Fortschrittlichkeit. Aber zumindest am heutigen Tag gilt wohl für jeden aufrechten und wahrheitsliebenden Anhänger des Sports der bekannte Vers -'Denk ich an Tennis in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht'.

Freut mich von dir zu hören mein alter Freund. Schön zu sehen, wie dieser historische Sportmoment auch dich in unseren kleinen Tennisbereich getrieben hat. Wenn das nicht nochmal Federers Leistung und diesen historischen Tag in der Geschichte des Tennissports unterstreicht, dann weiß ich auch nicht.

Übrigens wie immer schön geschrieben, musste an einigen Stellen schmunzeln:wavey:
 

gentleman

Administrator
Teammitglied
Beiträge
33.257
Punkte
113
Ort
Austria
Übrigens hier noch ein paar Aussagen von Federer nach dem Final:

"Das Match gegen Chung war so schnell vorbei, dass ich viel Zeit darüber hatte, über das Finale nachzudenken. Ich habe immer nur daran gedacht, wie cool es wäre, den 20. Titel holen zu können und wie schrecklich es sein würde, wenn ich verlieren würde. Das ging 36 Stunden durch meinen Kopf", vermisste Federer trotz seiner 36 Jahre die erwünschte Abgebrühtheit mit solchen Situationen umgehen zu können.

"Ich war den ganzen Tag unglaublich nervös. Es hat mich innerlich aufgefressen. Deshalb war ich, nachdem es vorbei war, so extrem erleichtert", sagte der nunmehr 20-fache Grand-Slam-Gewinner.
 
Oben