Hamburger SV 2013/2014 - Der Dino kämpft ums Überleben


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Shafran

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Ich sehe es so wie Lord Krachah, er (Jol) war zwar sportlich erfolgreich, hat aber von sich aus alles hingeschmissen, weil es ihm zu blöd war. Wenn ich mich recht erinnere, war er unzufrieden, weil man seine Wunschtransfers nicht umsetzen wollte oder konnte. Das wirkte nicht so, als ob er den HSV als Chance sieht, langfristig etwas aufzubauen.
Jol ist sicher kein schlechter Trainer, wenn man den holt, werde ich bestimmt nicht aufseufzen, aber eine kreative Lösung ist er nicht.
 

Sanderson

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Ich meine Jol wollte damals mehr Entscheidungsgewalt in Sachen Transfers, es ging nicht direkt um bestimmte Spieler. Da dies Beiersdorfers Kompetenzen beeinflusst hätte, wurde dies abgelehnt. Blöd nur, dass Beiersdorfer es dann wenig später auch nicht mehr ausgehalten hat und unbedingt gehen wollte.

An defensiven Fußball kann ich mich bei Jol eigentlich nicht erinnern. Er hatte anfangs ein recht offensives Konzept, bei dem man haufenweise Tore geschossen aber auch einige kassiert hat. Irgendwann hat Frank Rost sich dann lautstark darüber beschwert und Jol hat diesen Stil aufgegeben. Danach hatte man eigentlich gar kein richtiges System mehr und man hat sich jedes Spiel mehr oder weniger durchgewurschtelt. Dank guter Spieler hat das erstaunlich gut funktioniert, wirklich zielstrebig war man dabei aber nicht. Über den Erfolg kann man sicher nicht meckern, aber ich hatte jetzt nicht gerade den Eindruck als das da ein tolles System hinter steckte. Ganz im Gegensatz zum darauf folgenden Labbadia. Das war mal richtiger Fußball. Ein hervorragender Plan der auch gut umgesetzt wurde. Bis dann die Verletzungen kamen und sich Labbadia danach mit der Mannschaft überworfen hat. Von da an lief nicht mehr viel.

Alles was danach kam war ohne System. Veh hat es zwar noch halbwegs hingekriegt, aber wirklich durchdacht sah das auch nicht mehr aus.
 

Dex989

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Van der Vaart und Lasogga sollen ja für morgen wieder fit sein, dürfte bei der aktuellen Lage ganz gut sein.
Kacar eventuell auf Leihbasis nach Japan, bei dem HSV seinem Glück legt der da jetzt richtig los :laugh2:
 

pappel

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Als Flug LH 2070 von München nach Hamburg landete, hatte Felix Magath die gefühlt ruhigste Stunde der vergangenen Tage hinter sich. „Ich konnte während des Flugs meine Gedanken sammeln, zur Ruhe kommen und bin mir der Absurdität des Ganzen bewusst geworden“, sagte der 60-Jährige wenig später, als er im Fischereihafen Restaurant saß und Steinbutt bestellte. Immer wieder klingelte während des Essens mit den Abendblatt-Reportern das Telefon des designierten HSV-Retters, er musste den Fisch warten lassen. Am späten Nachmittag aber, als er sich für zwei Stunden ins Hyatt-Hotel zurückzog, reifte – wieder einige Gespräche später – der Entschluss, den er dann um 18.25 Uhr dem Abendblatt mitteilte: „Ich habe eben in einem Telefonat mit dem Aufsichtsrat erklärt, dass ich nicht zur Verfügung stehe.“

Als Magath um 19.30 Uhr in der Springer-Passage über das Thema „Schach statt Mathe“ diskutierte, wirkte er gut gelaunt: „Ich fühle mich gut, wie befreit“, bestätigte er den Eindruck. „Ich bin überzeugt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.“ Dabei hätte er allen Grund gehabt, verärgert oder enttäuscht zu sein. Denn seit dem Hoffenheim-Spiel hatte der frühere Spieler, Trainer und Manager des HSV auf gepackten Koffern gesessen, um seinen Dienst anzutreten: „Ich habe mich für den HSV bereit gehalten.“

Denn: Schon nach dem Hoffenheim-Spiel (0:3) am 1. Februar hatte es die erste Kontaktaufnahme mit dem Aufsichtsrat gegeben. Am 5. Februar traf er sich in Hamburg mit dem Personalausschuss des HSV (Jens Meier, Eckart Westphalen, Katrin Sattelmair und Christian Strauß). Schnell wurde während des positiven Gesprächs klar, dass sich Magath eine Rückkehr zum HSV vorstellen kann.

Die finanziellen Bedingungen stellten kaum ein Problem dar: Bis Saisonende hätte er zum Nulltarif gearbeitet, aber eine Nichtabstiegsprämie erhalten (im Gespräch war eine Million Euro). Nur sein Team musste bezahlt werden. Magath stellte klar, notfalls auch mit dem Verein in der Zweiten Liga den Neuaufbau gestalten zu wollen und strebte einen längerfristigen Vertrag an. Der Europapokalheld von 1983 ging somit ein großes Risiko ein, dass sein Name nicht nur mit dem größten Triumph des Vereins, sondern auch womöglich mit der größtmöglichen Enttäuschung verbunden sein könnte.

Aber Magaths Erwartung, womöglich bereits beim Heimspiel gegen Hertha BSC auf der Bank zu sitzen, erfüllte sich nicht. Und trotz des bitteren 0:3 gegen die Berliner kam im Kontrollgremium am Sonntag bei der Mammutsitzung keine Zweidrittelmehrheit zustande. Ab diesem Zeitpunkt glaubte Magath schon nicht mehr daran, dass es zum Abschluss kommen würde. Er fing an, sich neu zu orientieren und begann wieder mit Lauftraining, das er tagelang vernachlässigt hatte.

Zudem waren zu diesem Zeitpunkt auch die Vertragsverhandlungen mit Magath längst nicht finalisiert. So sah ein erster Vertragsentwurf vor, dass nur Oliver Kreuzer als Sportchef entlassen und an dessen Stelle Magath in den Vorstand mit Carl Jarchow, Joachim Hilke und Oliver Scheel rückt. So hätte Magath quasi als erste Amtshandlung erst noch eine Mehrheit für eine Entlassung von Noch-Trainer Bert van Marwijk finden müssen. Dabei hatte der Vorstand erst am Sonnabend einstimmig beschlossen, dem Niederländer als letzte Bewährungschance das Spiel bei Eintracht Braunschweig zu geben. Doch diese Variante fiel bei Magath komplett durch – er wäre nicht mit den Entscheidungsbefugnissen ausgestattet worden, die ihm vorschwebten.

Als sich nach dem 0:5 im Pokalviertelfinale gegen den FC Bayern München am Mittwoch auch am Donnerstag abzeichnete, dass im Kontrollgremium die notwendige Mehrheit für Magath nicht zustande kommt, ergriff dieser die Initiative und sagte Aufsichtsrat Christian Strauß am Donnerstag ab, um die Hängepartie zu beenden: „Es hat sich nichts vorwärtsentwickelt, da war es sinnvoller, die Angelegenheit abzubrechen.“ Danach informierte er seinen Vertrauten Bernd Hollerbach, den er als Co-Trainer zum HSV holen wollte.

Es dauerte nicht lange, bis auch die Magath-Fans im Internet die Nachricht von der Absage erfuhren – und zwar von ihm selbst. „Es ging mir um Euch und den HSV, um den Klassenerhalt und einen gleichzeitigen Neuaufbau. Leider beharren im HSV zu viele der alten Kräfte auf ihren Positionen, sind an einem ehrlichen Neuanfang nicht interessiert“, schrieb Magath um 18.44 Uhr auf seine Facebook-Seite. „Teile des Aufsichtsrates, der Vorstand sowie die Initiatoren der Gruppe HSVplus haben sich gegen mich gestellt. Wie soll man mit solchen Voraussetzungen einen Verein erfolgreich durch den Abstiegskampf führen? Einigkeit im Verein hat aber oberste Priorität, ohne sie kann nichts gelingen. Diese notwendige Einigkeit herzustellen scheint bei diesen unüberschaubaren Gruppen und Einzelinteressen kaum machbar.“ Klare Worte, die verdeutlichten, wie enttäuscht Magath ist, dass es zu keiner Zusammenarbeit gekommen ist.

„Es tut mir sehr leid Euch keine bessere Nachricht zu übermitteln“, schloss Magath. „Mit Euch wäre ich den Weg wirklich gerne gegangen. Ihr jedenfalls seid bundesligatauglich, ihr seid Spitze. Euer gewaltiger Zuspruch, gerade in den letzten 48 Stunden, geht mir zu Herzen. Bedanken möchte ich mich auch bei Christian Strauß, Jens Meier und Jürgen Hunke, denen ich für ihr persönliches Engagement danke.“

Die Replik von HSVPlus nach diesen kritischen Sätzen Magaths ließ nur wenige Minuten auf sich warten: „Wir als eine Initiative von Mitgliedern haben keinen konkreten Einfluss auf die Entscheidungen des Aufsichtsrates oder des Vorstandes“, hieß es in einer Stellungnahme, „wir können uns daher weder gegen noch für eine Person aussprechen.“ Doch Magath legte während der Schachveranstaltung nach und stellte eine düstere Prognose für den HSV: „Es gibt zu viele Mandatsträger und Strömungen. Wenn das so bleibt, wird es ganz schwer.“ Er selbst werde, so kündigte er an, schon in Kürze eine neue Aufgabe übernehmen. Welche, ließ er offen. Aber etwas Wehmut kam dann doch auf, als er sagte: „Der HSV gehört zu mir, wie ich zum HSV gehöre. Es hätte wunderbar gepasst.“

Niemand glaubt, dass es nach dem Rückzug Magaths nun etwas ruhiger beim HSV wird, im Gegenteil. Der Druck auf van Marwijk vor dem Duell in Braunschweig bleibt immens, bei einer Niederlage wird der Vorstand den 61-Jährigen beurlauben, so kündigten es der Clubchef Carl Jarchow und Kreuzer im Aufsichtsrat an. Nach Abendblatt-Informationen hat die HSV-Führung nicht nur zu dem kürzlich in Hannover entlassenen Mirko Slomka den Kontakt gesucht, sondern auch mit einem alten Bekannten konkret über eine Rückkehr gesprochen: Martin Jol. Der 58-Jährige, der von 2008-09 in Hamburg arbeitete, war Anfang Dezember nach fünf Niederlagen in Folge beim Premier-League-Club Fulham entlassen worden.

Und auch der Aufsichtsrat könnte vor gravierenden personellen Veränderungen stehen: So sollen gleich mehrere Aufsichtsräte kurzfristig aus dem Elferrat zurücktreten wollen. Aber was sagt das Gremium selbst zu den jüngsten Entwicklungen? Jens Meier scheint offenbar kein fehlerhaftes Verhalten zu erkennen: „Profifußball ist ein knallhartes Geschäft, damit muss jeder klarkommen“, sagte der frisch dekorierte Vorsitzende des Kontrollgremiums. Dem ist nichts hinzuzufügen.
(Hamburger Abendblatt, 14. Februar 2014)
 

Les Selvage

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Der HSV kann froh sein Magath nicht genommen zu haben.
Man sieht, dass der HSV keineswegs eine Herzensangelegenheit für ihn ist und es ihm vorrangig darum geht dass er den König spielen darf. Fulham kommt ja nicht aus dem Nichts innerhalb eines Tages. Allein schon die Forderung Trainer, Manager und Vorstandsvorsitz beim HSV zu übernehmen ist komplett überzogen. Wäre es eine Herzensangelegenheit den HSV in der Bundesliga zu halten hätte er den Aushilfstrainer gemacht bis Saisonende, sonst nix, und gut ist. Ob es dann mit dem Trainer Magath gereicht hätte, ist natürlich eine andere Sache.
 

Dex989

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Das dachte ich mir auch, die Nummer ist etwas lächerlich ... :laugh2:
Der wird nicht erst gestern Abend um 18 Uhr bei Fulham angerufen haben :gitche:
 

Lendenschurz

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Das dachte ich mir auch, die Nummer ist etwas lächerlich ... :laugh2:
Der wird nicht erst gestern Abend um 18 Uhr bei Fulham angerufen haben :gitche:

Nein, nein. Felix Magath ruft nicht in Fulham an, Fulham ruft bei Felix Magath an, nachdem sie sehen, dass es mit der großen Liebe nichts wird.
Vielleicht eine Szene, wie sie übertragen öfters morgens um 5 in Discotheken vorkommt, die gerade am schließen sind. :laugh2:
 

xEr

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Naja finde ich grundsätzlich halb so wild. Fulham wird ihm wohl vorher schon den Posten angeboten haben und Magath wollte lieber zum HSV, aber eben zu seinen Bedingungen. Weil das nicht geklappt hat, hat er den Fulham job angenommen. Es ist ja nun nicht verboten, sich im Voraus nach Alternativen umzuschauen.
 

pappel

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Sorry Leute, aber euer draufgekloppe kann ich echt nicht mehr ertragen. Fahrt mal weiter mit euerm Zug , gute Reise!
 

domingo

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Naja finde ich grundsätzlich halb so wild. Fulham wird ihm wohl vorher schon den Posten angeboten haben und Magath wollte lieber zum HSV, aber eben zu seinen Bedingungen. Weil das nicht geklappt hat, hat er den Fulham job angenommen. Es ist ja nun nicht verboten, sich im Voraus nach Alternativen umzuschauen.
Sehe ich ganz genau so.
 

Solomo

Hundsbua
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Sehe ich auch nicht wild, dass Magath Angebote hat, ist jetzt nicht wirklich verwunderlich. HSV wäre sicher seine erste Option gewesen, aber nur, weil es mit dem HSV nichts wird, muss er ja nicht weiter untätig sein. Ist ja im Arbeitsleben auch so, wenn man zwei Joboptionen hat und eine zerschlägt sich, nimmt man halt die andere an.
 

Dex989

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Prinzipiell stimme ich euch da auch zu, aber nachdem sich Magath so groß aufgespielt hat von wegen seiner großen Liebe und nur der HSV zählt und einen Tag später unterschreibt er bei Fulham? So etwas ist heuchlerisch und mehr nicht.
 

Mr.NBA

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Der HSV ist so wie sich gerade die Verantwortlichen verhalten einfach nur noch dem Untergang geweiht:sleep: Traurig aber leider war!!! Und das ganze tut mir nicht mal mehr weh.
 
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HSVOlee

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Für mich müßte der Trainer nicht entfernt werden, er ist hier das schwächste Glied, sondern der AR, Kreutzer, Jarchow und die anderen Herren.
 

le freaque

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Prinzipiell stimme ich euch da auch zu, aber nachdem sich Magath so groß aufgespielt hat von wegen seiner großen Liebe und nur der HSV zählt und einen Tag später unterschreibt er bei Fulham? So etwas ist heuchlerisch und mehr nicht.

So sehe ich das auch. Dazu kommen Formulierungen in seiner Absagenachricht auf Facebook wie "der Vorstand sowie die Initiatoren der Gruppe 'HSV plus' haben sich gegen mich gestellt" und er hätte sich die ganze Woche für den HSV bereit gehalten und (wie im abendblattvideo nach seiner Absage zu sehen) am Donnerstag voriger Woche mit dem AR getroffen.
Da kann man sich schon fragen, was für ein absolutistisches Selbstbild der Mann wohl hat und wie er es mit den Gepflogenheiten hält, was Verhandlungspartner (das wäre der Vorstand gewesen) und Berufsethos (immerhin war und ist sein Berufskollege van Marwijk noch im Amt) hält. Dazu vermeldet er jetzt im Nachhihnein: "van Marwijk hat keine Schuld an der Misere" und unterschreibt Stunden nach Absage seiner Herzensangelegenheit in Fulham.

Ja, Magath als Trainer hätte einen gewissen Sinn gemacht, weil er eben die Medienaufmerksamkeit udn damit vielleicht etwas Druck von der Mannschaft genommen hätte. Perspektivisch aber (in Hinsicht auf die ZWINGEND notwendigen Strukturreformen) wäre er das blanke Gift gewesen und die Art und Weise, wie sich seine Persönlichkeitsstruktur im Laufe der Posse offenbart hat, passt zwar gut zum derzeitigen HSV, ich persönlich finde das aber fürchterlich.
Wenn Peter Neururer, wie ja schon oft geschehen, sich schon aufregt, wenn sich arbeitslose Trainer bei Spielen von gefährdeten Kollegen auf die Tribüne setzen, müsste er in diesem Fall eigentlich ein Erschießungskommando engagieren. Mehr Kollegenschw*in als Magath in dieser Sache geht eigentlich nicht.

Trotzdem verstehe ich, wenn man als Fan Magath wollte, weil ein Abstieg des HSV eben locker und leicht die Insolvenz bedeuten kann. Da ist es als Fan legitim, sämtliche Ethik über Bord zu werfen. Was das Verhalten des AR (alle 11) und Magaths angeht, ist das aber nicht zu rechtfertigen und mMn müssten sich all diese Leute eigentlich auf den Knien bei BvM entschuldigen. Denn der ist als Trainer vielleicht nicht mehr der richtige Mann, er ist aber in der gesamten Chose der einzige Mensch, der sich komplett integer verhält. Allein schon deshalb ist ihm jeder Erfolg mit der Mannschaft zu wünschen.

Der AR dagegen muss selbstredend in kompletter Besetzung zurücktreten (entlastet und damit legitimiert ist er ja eh nicht), geschehen wird das aber natürlich nicht.
 

le freaque

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Ich meine Jol wollte damals mehr Entscheidungsgewalt in Sachen Transfers, es ging nicht direkt um bestimmte Spieler. Da dies Beiersdorfers Kompetenzen beeinflusst hätte, wurde dies abgelehnt. Blöd nur, dass Beiersdorfer es dann wenig später auch nicht mehr ausgehalten hat und unbedingt gehen wollte.

An defensiven Fußball kann ich mich bei Jol eigentlich nicht erinnern. Er hatte anfangs ein recht offensives Konzept, bei dem man haufenweise Tore geschossen aber auch einige kassiert hat. Irgendwann hat Frank Rost sich dann lautstark darüber beschwert und Jol hat diesen Stil aufgegeben. Danach hatte man eigentlich gar kein richtiges System mehr und man hat sich jedes Spiel mehr oder weniger durchgewurschtelt. Dank guter Spieler hat das erstaunlich gut funktioniert, wirklich zielstrebig war man dabei aber nicht. Über den Erfolg kann man sicher nicht meckern, aber ich hatte jetzt nicht gerade den Eindruck als das da ein tolles System hinter steckte. Ganz im Gegensatz zum darauf folgenden Labbadia. Das war mal richtiger Fußball. Ein hervorragender Plan der auch gut umgesetzt wurde. Bis dann die Verletzungen kamen und sich Labbadia danach mit der Mannschaft überworfen hat. Von da an lief nicht mehr viel.

Alles was danach kam war ohne System. Veh hat es zwar noch halbwegs hingekriegt, aber wirklich durchdacht sah das auch nicht mehr aus.

:thumb:

So ist auch meine Erinnerung. Natürlich war auch Beiersdorfer kein Messias, aber das Tandem mit Hoffmann hat fast 7 Jahre im Grunde gut funktioniert. Man war entweder internationaldabei oder zumindest nah dran, die Ära Beiersdorfer/Hoffmann hat einen Schnitt von ca 51 Punkten und keine Platzierung schlechter als Platz 8.
Die Jugendförderung war auch da schon im Argen, aber Beiersdorfer war vor allem ein guter Verkäufer und Hoffmann ein guter Vermarkter. Das war insgesamt völlig ok. Das Zerwürfnis in der Saison 2008/09 mit der Flucht Jols und der Kündigung Beiersdorfers war der Anfang des Desasters. Jol konnte nicht viel dafür - er förderte Talente wie Boateng zu wenig, die Attraktivität ließ im Laufe der Saison auch nach...aber die Ergebnisse waren ok und Jol als Person in Hamburg auch durchaus geschätzt und als Trainer akzeptiert. Das war "befriedigend", würde ich sagen.

Ab 2009 dachte Hoffmann leider, selbst den SD mitmachen zu können - unter der fatalen Fehleinschätzung leidet der HSV noch heute (Kacar, Tesche, Gehalt Westermann) und das Fehlen eines kompetenten Ausgleichs und Ansprechpartners kostete am Ende Labbadia und auch Veh den Job. Die Farcen (ist das der richtige Plural?) Siegenthaler/Grill/Reinhardt gehen allein auf Hoffmann. Seine ersten 7 Jahre waren gut, teilweise auch sehr gut und man muss in diesem Zusammenhang auch erwähnen, dass ER derjenige war, der genau das, was HSV+ jetzt fordert, schon vor Jahren anstoßen wollte. Aber die letzten 2 Jahre seiner Amtszeit waren eben auch ungenügend, so muss man das im Sinne der Schulnoten wohl leider nennen - aus Selbstüber- und Selbstfehleinschätzung, eben dem Syndrom, an dem auch die heutigen Vorständler und AR kranken. Was in den letzten zwei bis drei Jahren (also der kompletten NAch-Hoffmann-Ära) passierte, weiss ja eh jeder.

Die jeweiligen Trainer muss man da schon fast von jeder Verantwortung freisprechen. Huub Stevens war der letzte, der noch unter halbwegs regulären Bedingungen arbeiten konnte, alle danach waren eigentlich nur arme Schweine (selbst Oenning - der war zwar in seiner Art onehin nicht für Profifußball geeignet, aber in der Konstellation hätte es ein Toptrainer halt 9 statt 5 Monate geschafft - zu bewältigen war die Aufgabe schlichtweg nicht).

Der beste Trainer des HSV in den letzten 5 Jahren war für mich tatsächlich Labbadia. Das war in der Hinrunde toller, moderner Fußball und auch wenn BL damals etliche Kommunikationsfehler gemacht hat - mit einem starken Sportdirektor, der auch mal die Cliquenwirtschaft u.a. und vor allem die Häuptlingsfraktion rund um Frank Rost einnordet; der unsägliche Mediengerüchte wie das um Troches Freundin und Labbadia strikt zurückweist und dagegen vorgeht; der Eskapaden a la Elia ("der Trainer besucht mich nicht jeden Tag im Krankenhaus") und RvN ("ich will wieder zu Real") verhindert...oder zumindest die mediale Veröffentlichung - hätte das eine tolle Saison und vielleicht auch mal was Längeres werden können. Wenn die Fans damals auch nur geahnt hätten, was in den nächsten (also folgenden) Jahren kommt, hätte das Labbadiabashing damals vielleicht nicht so stattgefunden, wie es eben leider stattfand.
Dabei war und ist Bruno ja nun auch kein Wunder- oder Toptrainer, aber eben ein gutes Beispiel dafür, wie man einfach keine reellle Chance haben kann. Und er war sozusagen die Urmutter der "modernen" HSVtrainer, so wie ihm ging es allen, die danach kamen: Veh, Oenning, Fink, van Marwijk. Alles Trainer, die woanders teils riesigen Erfolg hatten, aber beim HSV gnadenlos scheiterten.

Aber klar: MAGATH, der hätte es gerissen. Klaro. Das wirklich Schlechte an der Absage Magaths ist: noch in vielen Jahren von jetzt an werden Unverbesserliche davon sprechen, dass mit Magath damals ja alles anders geworden wäre. Legendenbildung galore, die wird kommen, garantiert. Leider von genau den Fans, die hier nie einem Trainer eine echte Chance geben . Von genau denen, die "von der neuen Saison nichts erwarten, der Klassenerhalt wäre schon ein Erfolg" und die dann nach dem "Sturz" von Platz 6 auf 11 innerhalb der Saison die Entlassung des Trainers fordern - natürlich nicht, weil der Erfolg fehlt, sondern weil sie plötzlich "kein Spielsystem und keine Entwicklung erkennen können". Und damit meine ich explizit nicht Sanderson, der definitiv nicht so tickt. Aber (zu) viele selbsternannte Fans halt schon, auch hier in unserem beschaulichen Forum gibt oder gab es schon solche Exemplare - im Supportersforum, bei Matz ab oder bei tm kann man die locker stapeln. Den Pinneberger hier nehme ich mal in jeder Hinsicht sozialisationsbedingt aus (und das waren schon zu viele Worte).
 
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Shafran

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@Le Freaque, starke Beiträge! :thumb:

Krass finde ich, dass die ganze Aufregung die letzte Woche über im Nachhinein völlig überflüssig war. Van Marwijk ist immer noch Trainer, Jarchow, Kreuzer und die Aufsichtsräte immer noch in Amt und Würden. Aber fast alle Beteiligten stehen schwächer da, als die Woche zuvor. Trainer und Vorstand wurden öffentlich verheizt, der Aufsichtsrat hat viel Kredit verloren, besonders Ertel, der neu im Amt ist und mit der Magath-Initative so vorgeprescht war. Auch die gerade mal vor drei Wochen mit großer Mehrheit angenommene Initiative HSV+ hat Schaden genommen, Magath gab ja in seinem fiesen Nachtreten auch deren Vertretern eine Mitschuld am Scheitern der Gespräche. Der einzige, der in der Situation nicht verloren hat, weil sein Ruf ohnehin ruiniert ist, ist Hunke, ein erklärter Gegner von HSV+.

Ich hab heute viel in diversen HSV-Foren gelesen und finde es heftig, wie gespalten und zerstritten auch die Fanschaft ist. Und damit meine ich jetzt nicht Haupttribüne vs Ultras, sondern ganz normale Fußballfans wie wir. Der Fall Magath hat das auf erschreckende Weise bloßgelegt und die Zerrissenheit sogar noch verstärkt.
Im Moment sieht es zappenduster aus, aber hey, es ist Fußball, und mit einem Sieg morgen kann sich die Stimmung, zumindest in der Mannschaft, schnell wieder bessern. Drücken wir die Daumen, ich seh's wie der Freaque, Van Marwijk ist mittlerweile der einzige, der ein aufrechtes Bild abgibt, ihm würde ich's gönnen.
 

Dex989

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Das Problem ist jetzt wirklich, was machst du wenn der HSV morgen gegen Braunschweig gewinnt? Herrscht dann erst mal Ruhe? Oder schaust du dich weiter um?
BvM ist natürlich in einer gewissen Art und Weise verbrannt, auch wenn ich von ihm persönlich viel halte. Bei dem ganzen Durcheinander kann ich mir aber nicht vorstellen, dass man ihm selbst bei einen Nicht-Abstieg die nächste Saison gibt. Falls er überhaupt so lange im Amt bleibt.
 
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