Olympia 2008 - Boxer, Favoriten und Prognosen


Young Kaelin

merthyr matchstick
Beiträge
43.516
Punkte
113
bist ja ein Fachmann

2. freut mich, dass ich nicht der Einzige bin, der es so sieht. Ich habe zwar nicht verstanden warum ein nicht-Asiat zum Sieg geholfen werden musste, aber vielleicht haben die Offiziellen einen generellen Anti-Kuba-Offensiv-Befehl erhalten.

Naja Attilio, Du bist ja ein Fachmann und verstehst von Boxen eine Menge.

Auf Sport TV wo ich den Fight hier in Brasilien sah, war bei dem einen "Phantom" Punch die Reaktion des Publikums deutlich zu hören , welches sofort mit Buhrufen reagierte. (der Tumult war so gross, dass man beinahe den brasilianischen Kommentator nicht mehr hörte und das will was heissen). Ich schliesse daraus, dass die in der Halle die Punktestände sehen konnten und sofort sahen, dass der Kubaner traf und der Treffer dem Engländer zugerechnet wurde.
 

desl

Supermoderator
Teammitglied
Beiträge
24.717
Punkte
113
Shiming Zou (China) vs Serdamba Purevdorj (Mongolei) - Halbfliegengewicht 48kg

Den Kampf gab es heute ein paar Mal auf ZDF zu sehen, denn es war die 50ste Goldmedaille für China. Irgendwer (ich glaub prideofgermany) meinte, dass Shiming Zou der einzige der Chinesen sei, der wirklich boxen könne. In Athen 2004 hatte er Bronze gewonnen, wurde damals von Yan Barthelemy geschlagen.

Von anfang an war Shiming Zou der etwas aggresivere. Dann kam es, wie so häufig, zu einer dieser Klammer-Ring-Geschichten, bei der beide Boxer zu Boden gingen, woran meiner Ansicht nach der Chinese etwas mehr Schuld war. Die Situation mag aber ausschlaggebend gewesen sein, denn ich glaube, dass sich Serdamba Purevdorj dabei seine Schulter ausgekugelt hatte.

Nunja, mit nur einem Arm boxen klappt nicht sonderlich gut. Danny Williams hat zwar mit ausgekugelter Schulter Mark Potter KO geschlagen ... aber KOs sind im Amateurboxen in der Gewichtsklasse doch eher selten. Der Mongole boxte zwar die erste Runde zuende, sah sich dann aber doch genötig aufzugeben. Schade eigentlich. Nicht, dass ich es dem Chinesen nicht gönnen würde oder so ... aber ein ordentlicher Finalkampf wär' doch besser gewesen.

Zou (was is nu der Nachname?) RET2 Purevdorj



Yankiel Leon Alarcon (Kuba) vs Badar-Uugan Enkhbat (Mongolei) - Bantamgewicht (54kg)

Aber es gibt ja noch ne Chance für die Mongolei auf eine Goldmedaille. Ebenso sind aber auch die Wünsche bei Kuba nach Gold vorhanden.

Enkhbats Kämpfe: 15:4, 9:2, 15:2, 15:2
Leons Kämpfe: 10:3, 10:2, 7:5


Ebenso, wie die bisherigen kubanischen Finalisten die ich gesehen hab, agiert Leon hinter einer Doppeldeckung. Dennoch macht Enkhbat (der Name erinnert mich an Egnat aus "Das Fünfte Element) den ersten Punkt. Auch den zweiten sichert er sich, dank eines Körpertreffers. Für den dritten Punkt ist wohl auch ein Körpertreffer zuständig ... nanu? Auf einmal werden Körpertreffer doch gewertet. Am Samstag war das noch weniger der Fall.
Beide bringen später in der Runde noch je einen Treffer zum Kopf.
4:1 Enkhbat

Leon tut sich recht schwer mir der Beinarbeit und der Reichweite seines Gegners.

Die zweite Runde ist sehr ausgeglichen, beide schenken sich da nicht viel. Hin und wieder kommt ein ordentlicher Treffer und punktet. Bislang einer der besten Finalkämpfe der olympischen Spiele im Boxen. 8:5 Enkhbat

In der dritten Runde gibt Leon sich zwar Mühe, doch Enkhbat ist wachsam und nutzt seinerseits die Lücken des Kubaners. Auch seine harten Körpertreffer werden wieder belohnt. 12:5 Enkhbat

Vierte Runde ... der Rückstand ist groß und damit ist der Zug für Leon eigentlich schon abgefahren. Denn so wie bei den 2008er-Spielen gepunktet wird, sind 8 Punkte in einer Runde scheinbar nahezu unmöglich.
Ich hab mir mal das Finale 2000 zwischen Audley Harrison und Paolo Vidoz angeguckt ... da hat der Jab noch was gezählt. Da war das alles noch irgendwie anders. Jaja, früher war alles besser ;)

Dass Leon nicht mehr gewinnen konnte, lag aber auch an Enkhbat. Der bewegt sich in der vierten gut auf den Beinen und bringt auch noch die besseren Treffer.

Sehr guter Kampf von Enkhbat, verdienter Sieg und erstes Boxergold für die Mongolei. Enkhbat lässt sich dann noch ordentlich von seinen Fans feiern. Die Mongolei ist ja nicht weit weg.
Die Fußstapfen von Rigondeaux waren für Leon vielleicht etwas zu groß.

Enkhbat 16:5 Leon
 

desl

Supermoderator
Teammitglied
Beiträge
24.717
Punkte
113
Alexey Tishchenko (Russland) vs Daouda Sow (Frankreich) - Leichtgewicht (60kg)

So, für Russland und Frankreich nun die zweite Chance bei den Boxern 2008 Gold zu holen. Die Russen konnten mit Chakhkiev ja schon einen Sieg einfahren. Frankreichs Djelkhir war ja deutlich geschlagen worden.

Ich glaub im ESB-Forum prangerte irgendwer an, dass von den deutschen Boxern bei Olympia alle aus dem Ausland kämen usw., was man wohl an den Namen erkennen könne. Naja, bei den zwei französischen Finalteilnehmern is das auch nich anders. Aber was solls? M'Baye und Monshipour haben ja auch ihre Fans.
Ok, M'Baye vielleicht weniger.

Nun gehts ans Leichtgewicht, wo Mario Kindelan 2000 und 2004 Gold holte. Der Kubaner ist aber mittlerweile zu alt fürs Amateurboxen.

Gemessen an Timeouts Medaillentips ist Tishchenko (Gold im Federgewicht 2004) klarer Favorit. Aber Timeout meinte ja eh, da soll man nur auf 50% drauf vertrauen ... mit Gold für Felix Diaz und James DeGale hatte er ja nicht gerechnet. Sonst aber wohl auch kaum einer.
Aber mal so grob überflogen, die Medaillentips von Timeout haben oft getroffen ... abgesehen von mehreren russischen Boxern hier und da, bei denen etwas der Wurm drin war.

Sows Kämpfe: 13:3, 13:9, 9:6 (gegen einen CHINESEN!!!!), 15:8 (gegen einen Kubaner)
Tishchenkos Kämpfe: 10:2, 11:3, 13:5, 10:5


Rechtsausleger Sow ist ganz schön groß gewachsen fürs Leichtgewicht. Er ist anfangs der Aktivere, Tishchenko scheint erstmal n bisserl abzuwarten. Aber er kassiert doch den ersten Rückstand. Doch wenig später gleicht der Russe mit einer guten Rechten aus. Bei einer Kombi später in der Runde hat er eine Rechte im Ziel und geht in Führung. Am Ende der Runde versuchen beide nochmal ihr Glück und es punkten auch beide.
Tishchenko 3:2

Sow macht es Tishchenko nicht leicht und trifft zum 3:3, doch Tishchenko greift an und versucht Sow mit Schlägen einzudecken. Einen Punkt kriegt er dafür, erneute Führung. Auch wenig später, zur Mitte der Runde, kann Tishchenko weiter Sow unter Druck setzen und seine Rechte ins Ziel bringen.
Als noch etwas mehr als 30 Sekunden auf der Uhr stehen, bringt Tishchenko zwei Mal seine Linke unter ... einmal sehr gut zu erkennen. Keine Ahnung, warum Sow hier den Punkt kriegt. :confused:
Aber Tishchenko machts wenig später mit der Rechten, Führung wieder ausgebaut. Mit einer Kombi kurz vor Rundenende erhöht er nochmals.
Tishchenko 7:4

In der dritten Runde lässt Tishchenko (dessen rot-blonde Haare zwischen den Bändern des Kopfschutzes lustig nach oben stehen) Sow etwas kommen und lauert wohl auf Konter. Klappt aber zunächst nicht so ganz, Sow punktet.
Zur Mitte der Runde teilen beide aus. Linke von Sow, sofort beantwortet von Tishchenko mit ner Rechten. 8:6
Etwas später stellt Tishchenko den alten Abstand wieder her, bevor wieder beide gleichzeitig punkten. Sow kann aber später seinen rechten Haken wieder ins Spiel und Ziel bringen. Es bleibt knapp, 10:8

Vierte Runde. Sow kann den Abstand nochmal verkürzen. Kein Abstand auf den Tishchenko sich ausruhen kann. Er wirkt nun etwas müde, doch auch Sow tut sich nun schwer noch einen guten Schlag zu landen. Er hat die Hände immer so halb drin ... trifft nicht richtig, kriegt den nötigen Punkt nicht. Tishchenko klammert mehr, mobilisiert dann aber später in der Runde doch noch Kräfte und bringt die ein oder andere Hand unter, eine punktet dann auch und entscheidet das Ding.

Sow hat sich gut verkauft und Tishchenko hat vielleicht nicht seine beste Leistung gezeigt. Aber der Sieg war verdient.

Tishchenko 11:9 Sow
 

desl

Supermoderator
Teammitglied
Beiträge
24.717
Punkte
113
Carlos Banteaux Suarez (Kuba) vs Bakhyt Sarsekbayev (Kasachstan) - Weltergewicht (69kg)

Kampf Nummer 270.
Weltergewicht, dass ist die Gewichtsklasse in der der Koreaner Kim Jungjoo mit ner ordentlichen Portion Glück den Deutschen Jack Culcay-Keth und die US-Goldhoffnung Demetrius Andrade besiegte.
Doch Kim hat es nicht ins Finale geschafft, das verhinderte der Kasache Sarsekbayev, der sicher mit ähnlichen Zielen zu den olympischen Spielen angereist ist, wie die kasachischen Box-Medaillengewinner von 1996, 2000 und 2004 ... wenige warens nicht.

Achja, wo ich gerade schonmal dabei war. Sarsekbayev und Banteaux zählen beide zu Timeouts Medaillentipps ;)
Letzte Chance für Kuba 2008 noch im Boxen Gold zu holen.

Sarseks Kämpfe: 20:1, RSC, 12:7, 10:6
Banteaux' Kämpfe: 13:6, 10:2, 17:4 (gegen einen Chinesen ... uiuiui)

Sarsekbayev kommt vielleicht mit dem Vorteil der Rechtsauslage, doch sein Jab wird nach gut 30 Sekunden von einem linken Haken Banteaux' gekontert. Führung für den Kubaner.
Banteaux präsentiert eine gute Defensive bei der zeitweise eine ziemlich dichte Doppeldeckung zum Einsatz kommt. Sarsekbayev findet noch keine Lücke, es bleibt bei der 1:0-Führung des Kubaners.

Zweite Runde. Sarsekbayev ist weiter der "Agressor" und stellt sich Banteaux an den Seilen. Er kriegt nen Punkt, ich denke mal für den Körpertreffer, den er da gelandet hat. Banteaux öffnet seine Doppeldeckung und will nun seinerseits agieren ... kriegt dann aber ne linke ab und schon liegt er hinten, was er jedoch gleich darauf wieder ausgleichen kann.
Der Kampf öffnet sich und wird interessanter. Sarsekbayev kann daraus seinen Nutzen ziehen und setzt Treffer für Punkt 3 und 4.
Auch weiter in der Runde bewegt Sarsekbayev sich sehr gut und achtet gleichermaßen auf seine eigene Verteidigung, sowie auf die seines Gegners und die Lücken die er dort finden kann. Er ist aktiver und hat sich am Ende der zweiten Runde nen guten Vorsprung heraus geholt.
Für Banteaux hat es sich nicht gelohnt, von seiner defensiven Taktik der ersten Runde abzuweichen.

7:2 Sarsekbayev

Beide starten aggresiv in die dritte Runde und landen Treffer. Doch Banteaux kann dabei den Abstand verkürzen. Aber Sarsek baut ihn mit ner schönen Trefferserie wieder aus. Banteaux findet zwar hin und wieder Lücken, doch Sarsekbayev ist aktiv und variabel, erbaut seinen Vorsprung wieder aus ... ziemlich weit sogar, als sich die Runde ihrem Ende neigt.

14:7 Sarsekbayev

Sarsekbayev ist mobil, Sarsekbayev ist aktiver, Sarsekbayev (ja ich hab den Namen in der Zwischenablage) zeigt kein Zeichen von Müdigkeit. Er holt sich in ähnlicher Manier wie in den vorhergehenden Runden auch den dritten Durchgang.


Super Leistung des Kasachen, mit Lomachenko und Enkhbat einer der am attraktivsten boxenden Finalisten, die ich bislang gesehen hab ... finde ich. Bitte werd Profi ;)

Das Finale im Weltergewicht gewinnt wie schon 2004 eine Kasache gegen einen Kubaner.

10 Kubaner nahmen teil, 8 holten eine Medaille ... aber keiner holte Gold. Im Medaillenspiegel ist das damit laut BBC das schlechteste Abschneiden der kubanischen Boxer seit 1976, wo die kubanischen Boxer erstmals teilnahmen und eine goldene holten.. Denn die Spiele von 1984 hatte man ja boykottiert ... aber da sollen die Kampfrichter ja eh sehr parteiisch gewesen sein. Auch die Spiele von 1988 wurden ebenfalls von kubanischen Sportlern boykottiert.
Also nicht nur die deutschen (alle in der ersten Runde raus), amerikanischen (nur einmal Bronze) und die russischen Boxer ("Weltmeister-Sterben") sind hinter den Erwartungen zurück geblieben. ;)
Auch die Punktrichter .... whoops
Auch die Kubaner

Sarsekbayev 18:9 Banteaux
 

Buster D

Bankspieler
Beiträge
24.857
Punkte
113
Schwergewicht und Superschwergewicht - mein Fazit

Ich habe mich in Sachen Olympia vor allem auf das Schwergewicht und das Superschwergewicht konzentriert in der Hoffnung, dass eine oder andere „Talent“ zu Gesicht zu bekommen. Von der Hoffnung musste ich mich aber leider schnell verabschieden. Da taten einem ja wirklich zeitweise die Augen weh, was man da in den „ Königsklassen“ des olympischen Boxturniers so zu sehen bekam panik: Die Krönung war dieser dicke Marokkaner im Superschwergewicht. Wie hat der sich denn qualifiziert?.

Selbst die Kubaner in diesen Gewichtklassen waren schwach. Der Eine (es war glaube ich der Schwergewichtler) konnte nicht einmal eine saubere Gerade schlagen und fiel seinen Schlägen ständig hinterher. Wie gesagt, ich spreche von einem Kubaner! Dazu noch dieser italienische Klammerexperte und Kampfverhinderer Russo. Das mag ja effektiv sein, aber raubt einem jegliche Lust am Boxsport. Wenigstens wurde er dafür nicht auch noch belohnt.

Als kleinen Lichtblick würde ich den chinesischen Superschweren bezeichnen, der für seine Größe erstaunlich beweglich und agil wirkte. Leider scheint er Deckungsarbeit nicht viel zu halten. Der ukrainische Vertreter im Schwergewicht fiel mir ebenfalls durch gute Bewegungsabläufe auf, schied aber leider früh gegen Klammerrusso aus.

Der Olympiasieger im Schwergewicht, Chakhkiev, kann es vielleicht im Cruiser packen, wenn er über die nötige Schlagkraft verfügt. Gleiches gilt für den Olympiasieger im Superschwergewicht, Cammarelle, der mich etwas an Virchis erinnert. Das Talent eines Solis oder Povetkin haben sie aber nicht und mehr als EM dürfte nicht drin sein.

Fazit: In den oberen Gewichtsklasse ist kein Ende der Misere in Sicht :(

PS: Über das Abschneiden der dt. Boxer braucht man wohl kein Wort verlieren. Sie waren ja ohnehin kaum vertreten und die die dabei waren, waren anscheinend diejenigen, die man in Russland, der Ukraine oder Kasachstan nicht mehr benötigte.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Drago

Bankspieler
Beiträge
10.463
Punkte
113
Ort
Heinz Becker Land
Meint Ihr Kohl, Sauerland, Öner, K2 und Co werden sich nach einem dieser Leute umsehen? Ich konnte leider sehr wenig vom Turnier sehen, aber laut big D war´s wohl nicht so toll.
 

desl

Supermoderator
Teammitglied
Beiträge
24.717
Punkte
113
Kenny Egan (Irland) vs Xiaoping Zhang (China) - Halbschwergewicht (81kg)

Xiaoping Zhang ... oh Mann. Als ich den gegen Bebertiev gesehen hab, dachte ich der Kerl könnte nur Klammern, Hinfallen und ab und an Kontern und für halbwegs ersichtliche Treffer Punkte kriegen.
Sein Erstrunden-Kampf gegen einen Tunesier soll unansehnlich gewesen sein, die Punktewertung gegen Bebertiev ist nur schwer nachvollziehbar ... und bei den folgenden beiden Kämpfen hab ich lieber garnicht zugesehen, in Erwartung dass er da auch nicht gerade verdient gewinnt.
Timeout sah ihn als Medaillenkandidat. Nach dem Kampf gegen Bebertiev dachte ich eigentlich, dass er bald rausfliegen müsste. Aber er war dann wohl doch nicht so schlecht wie ich dachte oder nicht schlecht genug? Naja, man kann die Diskussion über kontroverse Wertungen sicher wieder entfachen ... macht vielleicht auch dieser Finalkampf.

Die Iren sind mit 5 Boxern nach Peking gekommen ... also einer mehr als Deutschland und die Mongolei. Zum Favoritenkreis gehörten sie (wie die deutschen) nicht ... aber einer hats geschafft.
Wenns nach Timeouts Einschätzung der Teilnehmer geht (der bediene ich mich mal grad gerne), dann hatte er auch nicht die schwerste Auslosung, im scheinbar nicht so stark besetzten LHW.

Zhangs Kämpfe: 3:1, 8:2, 12:7, 4*:4
Egans Kämpfe: 22:2, 10:2, 8:0, 10:3

In der ersten Runde fuchteln erstmal beide mit ihrem Jab rum, bis Zhang dann seine Rechte unterbringt. Den ersten Punkt kriegt Zhang zurecht. Für welchen Schlag er seinen zweiten Punkt kriegt ... keine Ahnung ... aber für nen Treffer wars nicht.
Egan kriegt für seine Treffer keine Punkte. Da waren zwar keine bahnbrechenden Treffer dabei ... aber wer fürs 2:0 von Zhang gedrückt hat, hätte eigentlich auch min. 3 Treffer von Egan sehen müssen.

Zweite Runde. Dauert nicht lange, da hört man, wie Egans rechter Haken trifft. Die Punktanzeige für ihn bleibt bei 0.
Zhang zeigt ihm wies geht, er touchiert Egan leicht mit der Rechten, es scheint am Fernsehbild eher so, als schläge er vorbei, und baut so seine Führung auf 3:0 aus.

Doch Egan macht ... bekommt doch mal seinen ersten Punkt für eine Linke, die Zhang jedoch mit einer Rechten beantwortet.
Mit einem Leberhaken verkürzt Egan aber auf 2:4. Ein linker Haken zum Kopp führt zum 3:4
Doch Zhang baut mit einer Rechten Geraden den Vorsprung wieder auf 5:3 aus ... ich dachte der Schlag wär auf dem Handschuh Egans gelandet.

In der dritten geht es ausgeglichen weiter. Egan trifft zum 4:5, ist dann aber unachtsam und holt sich das 4:6 ab und kann glücklich sein, dass Zhang da nur einen Punkt kriegt. Der Ire verkürzt abermals auf 5:6.
Aber abermals baut Zhang den Vorsprung wieder aus, nun zum 7:5. Obwohl sein rechter Haken kein allzu sauberer Treffer war. Die lautstarken irischen Fans quittieren das mit Buh-Rufen.
Es könnte genausogut unentschieden stehen.

Vierte Runde. Ich tat mich schon schwer das 7:5 als Treffer anzuerkennen. Aber beim 8:5 von Zhang bin ich mir sicher. Einen Schlag oben auf die Schulter muss man nicht gerade mit einem Punkt belohnen, erstrecht nicht, wenn man daraufhin eine klar sitzende linke Gerade ignoriert. Keine Überraschung, dass wie Buh-Rufe ertönen.
Auch keinen Punkt gibt es für eine weitere linke Gerade von Egan.
9:5 steht es plötzlich, als Zhang mehr oder weniger mit seinem linken Handgelenk an den Kopfschutz von Egan kommt.
Immerhin Egan kann einen klaren Treffer zum 6:9 anbringen.
Als beide dann aber mit ihrem Jab treffen und Zhang seinen Handschuh mit der Schlaghand auf die von Egan bringt kriegt aber nur der Chinese einen Punkt.
Mit einer weiteren Innenhand mit der Rechten kann Zhang noch zum 11:6 ausbauen. Noch eine gute Rechte von Egan, aber das reicht dann nicht.


Nunja ... gewissermaßen wars so wies zu erwarten war. Zhang konnte weiter seinen Bonus bei den Punktrichtern ausnutzen.
Nungut, Zhang und Egan waren etwa auf gleichem Niveau, sie haben sich nicht viel geschenkt. Trotzdem ist der Kampf sozusagen deutlicher ausgefallen, als er war und man bekam doch stark den Eindruck, dass Zhang in seinen Kämpfen beinahe für jeden Wischer einen Punkt bekam, während bei seinen Gegnern doch die ein oder andere gute Hand ignoriert wurde.

Da will ich mir das Unentschieden von Zhang gegen den Kasachen Shynaliyev garnicht erst ansehen ... ich kann mir schon vermuten, wer gewonnen haben sollte.

Somit ist Xiaoping Zhang doch ein arg glücklicher Olympiasieger. Er war zwar gegen Egan besser als gegen Bebertiev ... aber ich glaube doch außerhalb von China (und näherer Umgebung) wird er es nicht zu großen internationalen Erfolgen bringen. Da soll er sich seine Goldmedaille einramen und glücklich sein ... ob er sie verdient hat, lässt sich bestreiten.

Zhang 11:7 Egan
 

Big d

Bankspieler
Beiträge
28.533
Punkte
113
Ich fand das in der Tat ein schwaches Turnier. Die Kubaner konnten den Verlust ihrer 5 Stars nicht verkraften.

Es gab doch selbst in den Semis viele Technisch sehr schlechte Boxer, mit katastrophaler Balance und wilden Schwingern. Auch vielen einige Unsportlichkeiten auf.

Profi Prospects sind für mich der Ukrainer Lokmachenko, Tischenko und eventuell Usyk, der erst 21 ist.

Andrade bleibt trotzdem ein Prospect.

Von Chakiev(hieß der heavy so?) fand ich garnicht gut. Er hat Power ist aber eher ein limitierter Brawlér. Die Italiener sind wie meistens zu alt.
 

Buster D

Bankspieler
Beiträge
24.857
Punkte
113
Profi Prospects sind für mich der Ukrainer Lokmachenko, Tischenko und eventuell Usyk, der erst 21 ist.

Genau, das war er ukrainische HW den ich meinte und der leider gegen den Klammeraffen Russo verloren hat. Für sein Alter wirkten seine Bewegungsabläufe recht ausgereift. Allerdings hat er wohl in ziemlich kurzer Zeit einige Gewichtsklassen übersprungen und ist eher einer fürs Cruiser. Aber an Don Kohls Stelle würde ich mich wenn überhaupt um den bemühen. Da er früh ausgeschieden ist, dürften die Promoter auch nicht gerade Schlange stehen.
 

Big d

Bankspieler
Beiträge
28.533
Punkte
113
Könnte durchaus sein. Usyk ist allerdings mit 1,91 doch zumindest nicht zu klein, besonders für einen slicken Southpaw.

Wie er mit der Power von HWs klarkommt bleibt natürlich abzuwarten.
 

desl

Supermoderator
Teammitglied
Beiträge
24.717
Punkte
113
Zhilei Zhang (China) vs Roberto Cammarelle (Italy) - Superschwergewicht (>91kg)

Nachdem man dem einem Zhang auf dem Weg zum Gold ordentlich geholfen hat, darfs nun der nächste Versuchen. Cammarelle ist eine der wenigen Namen von Amateur-Boxern bei den Spielen, die mir schon vorher was sagten. 2004 holte er Bronze in Athen, wurde damals von seinem "Angstgegner" Povetkin geschlagen (dem er insgesamt 5 Mal unterlag).
Nun ist Povetkin anderweitig beschäftigt und Cammarelle zum Goldfavoriten erkoren.

Cammarelles Kämpfe: 13:1, 9:5, RSC
Zhangs Kämpfe: 15:0, 12:2, WO

Zhang profitierte sicherlich davon, dass sein Halbfinalgegner Glazkov wegen einer Ellbogenverletzung nicht antreten konnte. Wäre schließlich ein harter Gegner gewesen, gegen den Zhang bei der WM noch verloren hatte.

Ungewöhnlich: Es treffen zwei Rechtsausleger aufeinander.

Erste Runde. Cammarelle lässt keine Zweifel aufkommen, warum er Favorit in diesem Kampf ist. Zhangs Defensive ist schlecht, dann seiner Körpergröße erinnert er in diesem Kampf beinahe an Julios Long. Keine Ahnung für welchen Schlag Zahng seinen Punkt bekommen hat, Cammarelle könnte sogar mehr haben, als bereits auf seinem Konto stehen ... aber man kennt ja die Punktrichter in China ;)
6:1

Zweite Runde, Cammarelle weiter überlegen. Zhang sammelt aber die Punkte 2 und 3 ... ja, die Chinesen punkten mit Innenhänden und Schlägen auf die Schulter ... ja.

11:3

Dritte Runde. Weniger Aktion, von Zhang saust einmal ne Recht knapp vor Cammarelles Nase lang, scheints mir ... kriegt der Chinese nen Punkt für.

13:4

Vierte Runde. Zhang, den man in der 2ten und 3ten Runde schonmal nach nem harten Treffer hätte anzählen können (wie bei nicht-chinesischen Amateuren gesehen) muss nach nem knackigen Treffer auf die Knie.
Zhang will zwar weitermachen, aber sieht nich gerade fit aus, der Ringrichter nimmt ihn raus.

Klarer Sieg durch klare Überlegenheit.

Cammarelle RSC4 Zhang
 

desl

Supermoderator
Teammitglied
Beiträge
24.717
Punkte
113
Ich bin mal gespannt, was sich zukünftig bei der AIBA tut. Die Runden sollen ja wieder auf 3 Minuten verlängert werden.
Vielleicht sollte man die Scoring-Prinzipien wieder denen von 2000 und 2004 annähern, als in den Kämpfen des öfteren mal mehr als 30 Punkte zustande kamen ... in Peking gings selten an die 20ger-Marke.
Dabei is das System (3 von 5 Punktrichtern müssen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes ihren Knopp drücken) kein anderes, denke ich....?

Wie schon gesagt. Manch Boxstaffeln (Russland, Kuba, Deutschland, USA...) haben sich mehr erhofft. Manche sind wohl mehr als zufrieden (China, Irland, Mongolei ... womöglich auch Moldawien, Mauritius, Aserbaidschan und Indien
 

Adler

Former BFPL-Champion
Beiträge
4.675
Punkte
83
Cammarelle würde sicher auch ein starker Profiboxer werden, er bringt eigentlich alles mit und Leute wie Sultan Ibragimov... würde er schon schlagen können wenn er gut aufgebaut werden würde.

Kastor sagte er denkt er wäre mit 28 zu alt aber da ist noch alles drin.
 

Onkel Holli

Nachwuchsspieler
Beiträge
150
Punkte
0
Ort
Norddeutschland
hat jemand den kampf gesehen ? oder gibts den noch irgendwo ?

der kam ins finale, weil das wertungssystem bei den amateuren und besonders bei diesen spielen unter aller kanone ist - nicht nur im boxen.

Nö, der Superschwergewichtler Zhang war ganz gut, hat den Kasachen auch am Boden gehabt, nur gegen Cammarelle war er abgemeldet.

Du meinst wahrscheinlich den Halbschwergewichtler Zhang.
 

Sizilianischer Hengst

Nachwuchsspieler
Beiträge
7.929
Punkte
0
Ort
Hamburg
Meint Ihr Kohl, Sauerland, Öner, K2 und Co werden sich nach einem dieser Leute umsehen? Ich konnte leider sehr wenig vom Turnier sehen, aber laut big D war´s wohl nicht so toll.

ich glaube cammarelle wird nie profi werden und wenn bestimmt zu spät wie bei vidoz oder fragomeni. dabei wäre das cool wenn er jetzt nach gold profiboxer werden würde :wavey:
 

timeout4u

Bankspieler
Beiträge
6.214
Punkte
113
Es gab doch selbst in den Semis viele Technisch sehr schlechte Boxer, mit katastrophaler Balance und wilden Schwingern. Auch vielen einige Unsportlichkeiten auf.

Ich würde nicht "viele" sagen, sondern "einige". Problem sind halt nur die 2-Minuten-Runden und das Scoringsystem. Da bleibt nicht viel Zeit um einen Kampf richtig aufzubauen bzw. die vorhandene Technik zu zeigen, insbesondere wenn man wegen dem Punktestand unter Druck gerät etc. In einem üblichen Profiaufbaukampf würde man schnell merken, dass die besseren Amateurboxer mehr drauf haben als sie auf so einem großen Turnier technisch zeigen können. Aber vielleicht wird es ja durch die neuen Regeln wieder besser, man soll die Hoffnung nie aufgeben.
Auch ein Russo kann boxerisch mehr, jedoch wird er bedingt durch seine Größe und eben durch die o.g. Faktoren zu dieser Art Boxen "gezwungen", wobei ich finde, dass andere Boxer mehr "klammerten" als beispielsweise Russo.
 
Beiträge
10.247
Punkte
83
nö, ich meinte schon den schweren zhang gegen cammarelle. hab gestern abend dann doch noch den kampf gesehen und bin damit zufrieden, obwohl wie immer die bewertung zu bemängeln war. aber dieses ich bin-zwar-punkrichter-aber-maulwurfblind-syndrom traf ja durch die bank alle fast kämpfe, obwohl man manchmal den eindruck der parteilichkeit haben konnte.

ob cammerelle als profi noch was auf die beine bringen kann, liegt für mich im nebeligen bereich. man müsste ihn erstmal unter profibedigungen boxen sehen. am alter von 28 sollte es jedenfalls nicht scheitern. seine goldmedallie wäre erstmal ein gutes pr-pfund, das er mit in den profi-bereich bringen würde.

der meinung kastors, der im übrigen für seine verhälnisse sehr gut komentiert hat, dass die ringrichter auch nix taugten, kann man sich nur anschließen.

bemerkenswert gut fand ich diese sitzvorrichtungen + zubehör in den ringecken. durch diese spuckschalen und die umrandeten unterlagen wird jede wassermatscherei verhindert und der ring bleibt sauber. das ne gute idee, sollte nachahmung finden.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Oben