Was ist nur aus dieser Band geworden?


spatz

Animal Hoarder
Beiträge
4.582
Punkte
113
Als ich gestern zufällig einen Titel des letzten Linkin Park Albums gehört habe, fiel mir ein, dass ich schon immer einen Thread eröffnen wollte, in dem es um extreme Veränderungen des Stils einer Band geht.

Ich fange mal mit einer meiner Favorite Bands an, die wohl so mit den krassesten Wechsel hingelegt haben:

von 1993 z. B. Anathema - Sweet Dreams

zu 2013 z. B. Anathema - Untouchable

Ich kann zwar mit beidem was anfangen, aber dazwischen waren sie richtig gut.
 

theGegen

Linksverteidiger
Beiträge
60.692
Punkte
113
Ort
Randbelgien
Genesis.

Aber es fällt mir schwer, solche Karrieren zu bewerten. Viele waren zwangsläufig jung, als ihre Karriere begann. Man wird besser oder älter oder muss sich entscheiden, ob man mit Musik seinen Lebensunterhalt bestreiten kann und dann gibt es Erwartungen der Plattenfirma.
 

theGegen

Linksverteidiger
Beiträge
60.692
Punkte
113
Ort
Randbelgien
Genesis fallen mir da ein... Sobald Gabriel und Hackett weg waren, führte Phil Collins die wohl beste Prog Band in öde Pop-Gewässer.

War ebenfalls mein erster Gedanke.

Oder Primal Scream. Die waren aber schon von Anfang an nur deswegen berühmt, nur keinen Trend zu verpassen und auf jeden Zug aufzuspringen.

Darüber hinaus gibt es aber auch eine Menge Bands, denen ab Album 3-4 die frühere "unbekümmerte Frische" abhanden kommt oder sie aufgrund verschiedenster und eigener Geschäftsinteressen sich nur noch selbst kopieren (schnarchlangweilig) oder sich ständig neu und interessant verkaufen müssen.

Ebenfalls nicht zu unterschätzen: man lernt als Musiker dazu und die Produktion wird besser.
Da wird man von ersten Fans gefeiert, wegen eines genialen Billigalbums auf 4-Spur und niemand beherrscht sein Instrument und 2 Jahre später möchte man so ein Gefrickel nicht mehr haben und kann es auch besser.
 

le freaque

Bankspieler
Beiträge
22.823
Punkte
113
Ort
Hamburg
Da ist natürlich was dran. Dazu kommt: für das erste Album hat man 5 Jahre Zeit, für das zweite 5 Wochen. Und Kreativität hat natürlich immer jede Menge mit dem echten, gelebten Leben zu tun. Kreativität entsteht ja so gut wie immer aus besonderen Gefühlen: meist innere Zerrissenheit, aber auch großes Unglück oder besonders großes Glück. Wenn es eine Band aber einfach nur "geschafft" hat und alle mit ihrem Leben rundum zufrieden sind, ist das zwar toll - aber für den kreativen Output ziemliches Gift. Ebenso wie auf der anderen Seite finanzielle Notwendigkeiten, wenn gar nicht genug gutes Material da ist, man aber Geld braucht (oder eben einen vertraglich geregelten VÖ-Termin hat).
 

le freaque

Bankspieler
Beiträge
22.823
Punkte
113
Ort
Hamburg
Darüber hinaus gibt es aber auch eine Menge Bands, denen ab Album 3-4 die frühere "unbekümmerte Frische" abhanden kommt oder sie aufgrund verschiedenster und eigener Geschäftsinteressen sich nur noch selbst kopieren (schnarchlangweilig) oder sich ständig neu und interessant verkaufen müssen.
U2 waren z.B. ein Beispiel für Letzteres. Nach "Joshua tree" meinten die auch, sich mit jedem Album neu erfinden zu müssen und das war alles Schei*ße - auch wenn sie sich gut verkauft hat. Seit 2000 ("All that you can't levae behind") konzentrieren sie sich wieder auf das, was sie können - nur halt mit schlechteren Songs als früher.
Ganz schlimm: Simple Minds. Die sind nur noch ein Duo mit wechselnden Gastmusikern, Jim Kerr (war ja wirklich mal ein guter Sänger) kriegt keine Höhen mehr, ein einziges Trauerspiel. Ich fand die nie sooo geil, aber die hatten ja schon ein paar schmissige catchy Nummern...alles weg, seit Jahren.

Gut dazu passen auch Coldplay. Zwei tolle Alben, dann noch zwei "Verkaufsalben", musikalisch schon klar schwächer und auf den Markt getrimmt. Seitdem nur noch völlige Grütze, völlig andere Musik (Gitarren??? echtes Schlagzeug??? Was macht der Rest außer Chris Martin da eigentlich noch?), aus meiner Sicht komplett unterirdisch.
 

le freaque

Bankspieler
Beiträge
22.823
Punkte
113
Ort
Hamburg
Und dann gibt es natürlich auch noch das Zeitgeist-Problem. Mittlerweile passiert das ja nicht mehr so oft (Produktionen von heute klingen nicht viel anders als vor 20 Jahren, jedenfalls nicht in Rockmusik und Popmusik für Erwachsene), aber vorher gab es ja echte "Cuts", was Produktionstechnik angeht. Ich erinnere da an die Jahre 1984 und 85. Der Sound der 80er war schon seeeehr anders als der der 60er und 70er, was zahlreiche Superstars dazu veranlasste, auch mal ein Album in diesem "neuen" Sound aufzunehmen - und es ging durch die Bank in die Hose. Verkaufte sich zwar manchmal, aber so mancher "All time great" hat damit beinahe sein komplettes Vermächtnis verspielt:

man denke an das grauenhafte Macca-Album "Press to play", Elton John mit "Nikita", der vorher absolut renommierte Songwriter Chris de Burgh mit "Lady in red" oder David Bowie mit seinen Alben "Tonight" und "Never let me down" (die er später als "my Phil Collins years" verspottete). Alles ganz fiese Sachen.
 

Chac

#66
Beiträge
27.525
Punkte
113
Ort
Oberfranken
Gut dazu passen auch Coldplay. Zwei tolle Alben, dann noch zwei "Verkaufsalben", musikalisch schon klar schwächer und auf den Markt getrimmt. Seitdem nur noch völlige Grütze, völlig andere Musik (Gitarren??? echtes Schlagzeug??? Was macht der Rest außer Chris Martin da eigentlich noch?), aus meiner Sicht komplett unterirdisch.

Coldplay ist ein Trauerspiel. Anfang der 2000er so tolle Musik gemacht. Für mich war "X&Y" deren Höhepunkt, das Album hat keinen schwachen Song drauf. Damit kam aber auch der große kommerzielle Durchbruch und von da an ging es bergab. Offenbar ist man der Meinung, dass man sich dem neumodischen Popsound anpassen muss um weiterhin Erfolg zu haben. Traurigerweise scheint dies auch der Fall zu sein.

Stark verändert im Laufe der Jahre haben sich auch Arctic Monkeys wobei ich zu denen gehöre die sich nicht daran stören und die immer noch großartig finden. Das Album "AM" klingt völlig anders als "What ever People say..." und "Favorite Worst Nightmare" aber steht denen in Qualität nichts nach.

Mando Diao sind auch nicht mehr das was sie mal waren. Mit "Aelita" kam ein großer Stilbruch zu den vorangegangenen Alben aber das hat mich noch nicht so sehr gestört. Da waren immer noch paar gute Sachen drauf. Nur eignet sich das nicht live da viel zu ruhig. Die Qualität Ihrer Auftritten ging in der Zeit auch nach unten, man hatte das Gefühl die wollen ein einschläfern. Selbst schnellen Liedern wurde die komplette Energie genommen. Mit dem Austritt von Sänger und Gitarrist Gustaf Noren wurden sie dann richtig langweilig. Noren mag nicht der beste Sänger gewesen sein aber seine Stimme war prägnant.
 

Max Power

Administrator
Teammitglied
Beiträge
53.134
Punkte
113
Ort
Austria
Mando Diao und Arctic Monkeys hab ich früher viel gehört, aber bin da schon lange raus.

Silverchair war krass. Klar, man kann (und soll ;)) nicht immer das gleiche Zeug machen, das man mit 14 oder 15 gemacht hat. Aber wenn man sich die zwei Songs mal hintereinander gibt, ist das schon Wahnsinn:

Silverchair - Israel's Son (1995)
Silverchair - Straight Lines (2007)

Ich hab die in eben jenem 2007er-Jahr auch mal live gesehen und das war dann auch enttäuschend, weil die zu der Zeit die alten Sachen zu großen Teilen komplett verleugnet haben. Die Entwicklung kam natürlich nicht abrupt, "Neon Ballroom" (1999) und "Diorama" (2002) haben schon die eine oder andere Kursänderung angedeutet ... aber das waren trotzdem wirklich bockstarke Alben, vor allem Neon Ballroom. Das 2007er-Album "Young Modern" war dann auch das letzte, wahrscheinlich ganz gut so ;)

Witzig natürlich auch das Beispiel Pantera, wobei deren Entwicklung ja durchaus positiv war :D von Glam Rock zu Groove Metal war mal ein harter Schnitt, aber mit "Cowboys from Hell" (1990) und "Vulgar Display of Power" (1992) sind dadurch zwei wirkliche Metal-Klassiker entstanden.

Pantera - Ride My Rocket (1983)
Pantera - Mouth For War (1992)
 

Sports Almanac

Bankspieler
Beiträge
4.887
Punkte
113
U2 waren z.B. ein Beispiel für Letzteres. Nach "Joshua tree" meinten die auch, sich mit jedem Album neu erfinden zu müssen und das war alles Schei*ße - auch wenn sie sich gut verkauft hat. Seit 2000 ("All that you can't levae behind") konzentrieren sie sich wieder auf das, was sie können - nur halt mit schlechteren Songs als früher.

Lustiger Mythos meines Erachtens der trotzdem immer noch falsch bleibt auch wenn er oft wiederholt wird. Die haben schon mit ihrem 2. Album (October) versucht sich neu zu erfinden. Joshua Tree (und die dazugehörige Tour) ist das wohl am meisten auf Mainstream und Verkauf getrimmte Album der Band.

Wobei der Ausdruck Neu Erfinden bei U2 auch inflationär verwendet wird, die Songs von U2 sind im Grunde immer dieselben geblieben, der Sound und die daraus resultierende Stimmung (Zeitgeist) hat halt manchmal - wirre - Entwicklungen genommen. Bricht man alles auf die Akkordfolgen, Riffs, Aufbau und sogar die Lyriks (benutzte Wörter und Begriffe) herunter ist man schlussendlich immer bei dem selben Muster. Das kann man dann Stil der Band nennen oder eben einheitliche Schei*ße. Wer die Gitarrenriffe oder Basslines eines U2 Albums beherrscht kann, kann quasi alle Alben spielen. Vorausgesetzt man hat zig Effektgeräte und ein einfaches Keyboard. :)

Einzig Rattle & Hum fällt da wirklich aus der Rolle, liegt aber auch an den vielen Coverversionen (Beatles, Dylan?) und Gastmusikern (BB King). Dieses Album ist aber auch für viele der Breakpoint wo mit der Band gebrochen wurde. Diese Bluesnummer war schon anstrengend.

Ich denke bei vielen anderen alten Bands wo die Gruppenkonstellation nie geändert hat wird es wohl ähnlich sein.
 
Zuletzt bearbeitet:

Savi

Co-Schädling
Beiträge
24.871
Punkte
113
Denke der Grund für dieses "was ist nur aus ..... geworden" ist ein Mix aus den genannten Dingen. @le freaque schreib es sehr gut. Zeitgeist-Problem, Produktionstechnik und natürlich der grundansatz: Will ich (viel) Geld mit der Musik verdienen oder mache ich es nur aus Überzeugung.
@spatz the peaceville three probierten allesamt was anderes aus. Die anderen beiden kehrten aber zu den Wurzeln zurück. Aber gerade dabei kommt das Phänomen Zeitgeist der 90er sehr stark heraus
 
Zuletzt bearbeitet:

Max Power

Administrator
Teammitglied
Beiträge
53.134
Punkte
113
Ort
Austria
Volbeat ist auch eine Band, deren Entwicklung mich wirklich enttäuscht hat. Wobei "Entwicklung" da eh das richtige Stichwort ist, denn die hats eben nicht gegeben. Ich fand die Band sehr lange sehr gut, aber das letzte Album war dann nur noch reines Selbstzitat ... da denkst du dir bei fast jedem Song "das Gleiche hab ich von denen schon dreimal gehört, aber besser". Das war leider nur noch liebloser Einheitsbrei nach Schema F und die ersten Songs des neuen Albums lassen auch schon wieder Übles erahnen. Sehr schade.
 

JazColeman

Bankspieler
Beiträge
1.229
Punkte
113
Genesis fallen mir da ein... Sobald Gabriel und Hackett weg waren, führte Phil Collins die wohl beste Prog Band in öde Pop-Gewässer.
das ist einfach komplett falsch, da rutherford und banks gleichberechtigte songwriter waren und der wahnsinn z.b. schon mit rutherfords "your own special way" angefangen hat. immer nur collins die schuld zu geben...
zum thema: queens of the stone age (im vergleich zu den oliveri-jahren) enttäuschen mich stetig. muse sind auch seit mindestens zwei alben zu vergessen.
 
Oben