"Des is so und des wird immer so bleiben."
Was soll das bitteschön beweisen? Außer den Suns hat kein Championship-fähiges Team der letzten Jahre auf ein Run&Gun System gesetzt. Und deren Scheitern (wie es immer so oft gemacht wird) als "Beweis" für das Versagen dieser Spielart zu präsentieren wäre ähnlich sinnig wie wenn ich plötzlich behaupten würde, dass der Playoff-Misserfolg der Rockets der Beweis dafür wäre, dass langsamer Halbfeld-Basketball kein Weg zum Erfolg ist
Es traut sich eben kaum jemand, einen Contender auf Run&Gun aufzubauen. Warum? Weil er im Prinzip nur auf die Fresse bekommt, von Fans, die (wie hier) immer wieder das Mantra runterbeten, dass ein schnelles Spiel in den Playoffs nichts bringt und die Defense dadurch vernachlässigt wird. Man hat damit eben kein Standing, und deshalb ist die "sichere" Variante mit klassischem Halbfeldbasketball als Grundlage immer noch die einfachere Wahl. Und wenn das 15 von 16 Playoffteams so machen ist es doch mathematisch gesehen nur logisch, dass sich eher ein konventionelles Team durchsetzen wird.
Wenn man damit sichtbar Erfolg hätte (und zwar eher als mit der "sicheren" Variante), dann zögen auch die Fans mit. Die Fraktion der Defenseliebhaber ist in der Öffentlichkeit (also vor allem den Foren) doch recht klein im Vergleich zu denen, die möglichst eine Show wollen, wofür sich der schnelle Stil viel eher eignet.
Nicht alles auf Run&Gun zu setzen, ist aus dem Grund sicherer, weil es einfacher ist, denn sonst bräuchte man mindestens 4 gute Schützen, die recht ballsicher, schnell und zudem noch willig sind, den Ball zum Mitspieler abzugeben. Dies ist schwierig in der heutigen Zeit, in der in jeder Saison einige Spieler um ihren nächsten Vertrag kämpfen und dabei oft genug eine Egoshow abziehen. Bei einem System, in dem ein solcher Spieler nicht diese Show halbwegs mit dem grünen Licht entschuldigen kann, das er wie jeder andere im Team hat, gibt es dieses große Risiko nicht, denn hier wird der Ball vom PG kontrolliert, der entsprechende Spielzüge ansagt, und sonst geht er eben über den Go-to-guy.
Warum die Rockets erfolglos blieben, wurde schon oft genug durchgekaut. Andere Teams haben es aber mit mehr oder weniger dem gleichen System schon vorgemacht (die Pistons waren 6 Jahre in Folge in den Conference Finals...), aber es gibt nach wie vor kein Team, das regelmäßig mit Run&Gun ähnliches vorweisen könnte: Bei den Mavs schwankte der Erfolg, und die Suns hatten zwar zwei sehr gute Jahre, aber dann war auch das Ende der Fahnenstange erreicht.
Der Erfolg blieb nunmal aus, und ich erinnere mich nur an eine einzige Serie, in der Run&Gun mal wirklich überzeugend geboten wurde: Ausgerechnet von den Spurs gegen die Suns 2005, als sie diese mit ihren eigenen Mitteln schlugen. Dass man nicht weiterhin auf das System gesetzt hat, kann ich nur damit erklären, dass man es zwar gegen die defensiv mäßigen Suns anwenden konnte, aber damit den Pistons im Finale nicht ins offene Messer laufen wollte. Am Ende interessiert da der Erfolg doch mehr.
Wann ist denn eine gute Defense am verwundbarsten, wenn nicht am Anfang der Angriffszeit? Gerade wenn ich auf eine starke Verteidigung treffe muss ich doch danach streben, eben diese "auszutricksen". Oder anders gesagt: Die Verteidigung der Spurs ist in den anderen 14 Sekunden sicherlich nicht schlechter als in den ersten 10...
Die Warriors waren nie auch nur annähernd Contender-Material.
Das Problem liegt aber auch darin, dass sich auch eine Offense in den ersten 10 Sekunden nicht so gut formieren kann, dass ein Wurf mit hoher Trefferwahrscheinlichkeit herauskommt. Wenn man da nicht haufenweise Spieler mit hervorragendem Händchen oder wenigstens dem Gefühl für einen guten Spielzug hat, steht wegen eines verworfenen Balls die eigene Scheune direkt wieder sperrangelweit offen, denn die eigene Defense wird sich für den folgenden Fastbreak auch nicht formiert haben.
Es ist gewiss für etliche langweilig, aber zu einer guten Defense gehört eine kontrollierte Offense.