Mit dem einvernehmlichen Ausscheiden von Masai Ujiri endet eine Ära. Sehr eindrücklich war für mich der Rudy Gay-Trade Ende 2013, als der junge Ujiri gerade übernommen hatte und erstmals seinen Mut bewies.
Das Team gurkte damals irgendwo auf Ost-Rang 10 rum. Rudy Gay war der Franchise-Spieler mit 10 Millionen Gehalt und man steuerte in eine Saison der Beudtungslosigkeit. Dann schickte er Gay weg, es kamen "nur" Rollenspieler. Der berüchtige und unterschätzte Patrik Patterson, dazu Greivis Vasquez, sowie John Salmons und Chuck Hayes. Am Ende der Saison gewann man die Division, wurde als Cinderella-Team gefeiert und die junge Bromance Lowry-DeRozan entwickelte sich zu Leader. Der Beginn von 7-8 Playoff-Teilnahmen in Serie.
Für die bis dahin etwas orientungslose Franchise eine neue Identität. Eine Mannschaft ohne Stars. Der Standort Kanada wurde gerettet und mit "We the North" eine wunderbare Catchphrase etabliert. Ujiris Aufbau und Scouting in Afrika vielleicht sein größtes Werk, noch vor dem Kawhi-Trade und im Jahre 2019 dem vermutlich allerschönsten Titel-Run der jüngeren Vergangenheit.
Wisst ihr noch das Auslandsjahr in Tampa aufgrund von Covid-Einreisebestimmungen?
Respektieren darf man seinen Widerwillen gegenüber Tanking, leider wurde dies vom Karma nie belohnt und man verlor Picks oder pickte spät. Wahrlich, nicht alles was er zuletzt anfasste war Gold, oftmals verspekulierte er sich und stramm vorwärts ging es nicht.
Als Toronto im kürzlichen Draft tatsächlich das afrikanische Supertalent Khaman Maluach nicht pickte, war ich baff entsetzt. CMB ist ein sehr weirder Pick. Im Nachhinein konnte man hier die baldig folgende Demission hinein interpretieren, mittlerweile weiß man, dass Ujiri und die neue Owner-Führung schon Mitte Juni eine Trennung besprachen.
Mehrheitseigentümer MLSE hat ja eine neue Führung. Lary Tanenbaum, der Ujiris Arbeit und Strahlkraft so liebte wie wir Fans, ist ersetzt worden. Der neue starke Mann der MLSE vermisst vermutlich Revenues, glossy Entertainment, Playoffs und Stars, wie man so hört. Ujiris Gehaltsforderung von dann bestimmt 20 Millionen jährlich wollte er so gleich dreimal nicht tragen. So endet also eine Ära, allerdings bleibt vor allem mit Bobby Webster noch ein Verantwortlicher dabei, der Ujiris grundsätzliche Arbeitsweise weiterträgt.
Das Team für 25-26 wirkt bisher trotz offener Fragen sehr vielversprechend. Die X-Faktoren:
- Defense: Alle ziehen mit, Barnes hebt das Team-Level, Pöltl bleibt fit.
Barnes ist vermutlich kein Top-Defender der Liga, aber er kann als PoA-Defender selbst viele Guards gewissenhaft kaltstellen. Pöltl ist ein sehr starker Defender in gewissen Bereichen, in anderen anfällig. Wie gut kann die Defense sein, wenn Ingram, Quickley, Barrett und Dick auf dem Feld stehen? Sie sind für mich die Definition von wenig konstanter Defense.
Es wird extrem wichtig sein, dass der grundsätzlich ja total smarte Coach Rajakovic um Barnes und Pöltl endlich eine defensive Identität entwickelt. Letztes Jahr war jedenfalls KEINE Team-Defense zu erkennen.
- Dreier: Dick und Ingram finden Touch, Barrett und Quickley beweisen Konstanz.
Kommt endlich der Leap von Barnes? Neben Pöltl kann man sich keine schwachen Dreierwerfen erlauben. Hier entscheidet sich also so viel. Sonst muss vielleicht Dick dauerhaft spielen und Barnes ggf. auf die 5 in einer Smallball-Lineup, was das Team defensiv viel zu anfällig macht.
Bei Barrett lassen sich Verteidiger eh zu gerne abfallen, dies muss er endlich konstant bestrafen. Quickley läuft gerne heiß, das Team braucht mehr Konstanz.
- Ingram mit 25-6-6 und Splits von 48-38-85.
Keine Ausreden mehr. Es ist nun Ingrams Team. Er ist Scoring Option #1 und mit Barnes hat er jemanden, der ihn an seinen Sweet spots sauber anspielen wird. Wenn eine Offense um ihn läuft, ist er für mich sowas wie ein 1b-Star. Mal schauen, ob sein Entscheidungsverhalten in der Crunchtime mittlerweile besser wurde. Seine Stats ohne Zion waren immer besser.
- Outcome: Platz 4–6, vielleicht sogar Heimrecht in Runde 1. Kommt von Ingram zu wenig: bestenfalls PlayIn. Der Osten ist nicht stark, aber tief besetzt.