Özil/Gündogan und die Nationalhymne


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Kurz - er lehnt Zuwanderung [...] kategorisch ab

Das ist weder explizit noch implizit der Fall. Mit deiner Argumentation sprichst du jedem, der gegen Multikulti ist, ab, dass er für Vielfalt, Solidarität, Antidiskriminierung und Integration einstehen kann. Ich halte das für sehr arrogant und sehr falsch. Wir drehen uns da im Kreis, ich habe zu dieser Argumentation bereits geschrieben:

Multikulti bedeutet letztlich, dass verschiedene Kulturen nebeneinander leben. Solidarität und Antidiskriminierung haben damit erstmal nichts zu tun. Diese Werte kann auch eine Monokulturelle Gesellschaft ohne jegliche Probleme vertreten. Man kann argumentieren, dass es für die Integration förderlich ist, wenn es kein Multikulti gibt, sondern eine Leitkultur, an der sich alle orientieren. Kann man auch anders sehen, muss man aber keinesfalls (und genau das behauptest du).

Einzig bei Vielfalt kann man diskutieren, ob das ohne Multikulti möglich ist. Das ist mMn der Fall. Auch wenn sich Menschen aus einer anderen Kultur einer vorherrschenden Leitkultur anschließen, können sie mit der Leitkultur kompatible Elemente in eben diese einbringen und langfristig ändert sich dann die Leitkultur - die ja eh nie ein fixer Prozess ist, sondern immer ein dynamischer, sich verändernder - und die Leitkultur wird vielfältiger.

Es steht dir frei, für Multikulti zu sein. Ich halte diese Argumente zwar für nicht überzeugend, aber vertreten kann man diese Ansicht schon. Was mMn nicht geht ist, jemand, der diesbezüglich anderer Meinung ist, zu unterstellen, dass er damit Werte wie die vier genannten nicht in Einklang bringen könne. Das ist nicht nur arrogant und bevormundend, das ist schlichtweg falsch.
 

DerDude1977

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Multikulti ist in der Tat nicht einfach nur Kuddelmuddel sondern eine höchst problematische Ideologie, die übrigens sogar die Kanzlerin ablehnt (oder z.B. auch Intellektuelle wie Bassam Tibi, der dazu früh einige sehr kluge Anmerkungen gemacht hat). Die meisten wissen jedoch nicht worum es geht, wenn sie leichtfertig das bedauerlicherweise zunehmend positiv besetzte Modewort "Multikulti" in den Mund nehmen. Das dürfte vermutlich auch bei dir der Fall sein. Grindel ist inkompetent und eine typische Fuktionärsnatur, aber dass er kein wahnhafter Multukulti-Anhänger ist, dürfte eine seiner wenigen guten Eigenschaften sein. Die Multikulti-Ideologie ist ein Integrations-Hemmnis und gerade mit dem Teil seines Zitats trifft Grindel den Nagel auf den Kopf.

Auch wenn meine Worte wahrscheinlich wieder gelöscht werden:
Ohne die jeweiligen Menschen persönlich zu bewerten sehe ich es als Fakt an, dass solange eine Religion großen Einfluß hat in einer Gruppe von Menschen, sich diese niemals "integrieren" werden. Deshalb haben wir meiner Meinung "Parallelgesellschaften" in Deutschland und deshalb wehren sich meiner Meinung die osteuropäischen Länder sehr vehement gegen Zuwanderung aus dem islamisch geprägten Raum. Ganz ohne weitere Bewertung.
 

JamiLLX

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Und Özil wurde von den Medien und einer ausländerskeptischen Bevölkerung als der (alleinige) Schuldige dafür gebrandmarkt.
Woher kommt eigentlich dieses Märchen das deine groß angelegte Kampagne gegen Özil gefahren worden ist? Es war ein sehr kleiner Teil der Medien und der übliche Teil der Ausländerhasser die selbst wenn wir Weltmeister geworden wären sich überhaupt hier beschwert hätten, die das gemacht haben. Özil selbst hat allen die das getan haben mit seinem schäflichen schweigen überhaupt die chance dazu gegeben
 

Malgani

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Und da fällt mir angesichts der hier mannigfaltig angesprochenen anderen Fälle - Bayern in Katar ist ein super Beispiel - ebenfalls das Wort „Bigotterie“ ein. Ich habe es schon mal geschrieben und halte es für zentral: Wenn man an Özil faktisch höhere moralische Ansprüche stellt oder moralische Verfehlung härter sanktioniert, als bei anderen Personen des öffentlichen Lebens, weil man bei Özil eine Art identifikatorische Bringschuld sieht („Deutscher auf Bewährung“) dann ist das durchaus rassistisch (auch wenn natürlich nicht alle die das so sehen dadurch generell rassisten sind).

Und genau das tun weite Teile der Öffentlichkeit. Die anderen Verfehlungen führten zur Kritik, aber nicht zu einem derartigen populistischen Shirtstorm. Bayern in Katar war ein Sturm im medialen Wasserglas und Matthäus wird weiterhin Sky Experte und keine Persona non Grata sein.

Das ist so nicht richtig. Özil und auch Gündogan sind primär nicht wegen der Herkunft ihrer Eltern, sondern wegen ihrem Foto-Partner in die Kritik geraten. Dass ersterer sich zunächst miut Duldung des DFB auf eisernes Schweigen versteift, hat eben nicht zur beruhigung der Situation beigetragen. Und dass es sich hierbei nicht um Doppelmar handelt, erkennt man schon am bereits mehrfach aufgeführten Beispiel eines Fotos der Spieler x und y mit Gauland. Das hätte die gleiche mediale Breitseite gegeben (und noch dazu den Rauswurf aus dem WM-Kader). Und zwar nicht, weil es sich dabei um die Spieler x und y handelt, sondern weil sie mit Gauland posieren. Mit Özil und Gündogan ist es exakt das gleiche: das Problem sind nicht sie, sondern die Person, mit der sie sich haben fotografieren lassen.
 

theGegen

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Diese Multi-Kulti pro oder Contra - Diskussion hilft jetzt auch keinem weiter, um den Vorwurf zu bekräftigen oder zu widerlegen, ob gefühlte oder tasächliche Diskriminierung den Ursprung oder den Anlass zum Özil-Rücktritt gegeben hat.

Der kam vielleicht gerade erst zurück aus der WM und musste von seinen Beratern erfahren, wieviele Kübel Dreck während und nach der WM auf ihn gegossen wurden.
Und sein (anderer) Präsdident legt auch noch nach, indem er eine öffentliche Erklärung anmahnt.

Da muss man sich nicht wundern, wenn das von Seiten Mesut Özil und seiner Berater entsprechend beantwortet wird. Denn dass er da stellvertretend für die anderen Pfeifen von allen möglichen Leuten für die WM-Pleite herhalten soll, muss er sich ja nicht klaglos bieten lassen.
 

Flöpper

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Das ist so nicht richtig. Özil und auch Gündogan sind primär nicht wegen der Herkunft ihrer Eltern, sondern wegen ihrem Foto-Partner in die Kritik geraten. Dass ersterer sich zunächst miut Duldung des DFB auf eisernes Schweigen versteift, hat eben nicht zur beruhigung der Situation beigetragen. Und dass es sich hierbei nicht um Doppelmar handelt, erkennt man schon am bereits mehrfach aufgeführten Beispiel eines Fotos der Spieler x und y mit Gauland. Das hätte die gleiche mediale Breitseite gegeben (und noch dazu den Rauswurf aus dem WM-Kader). Und zwar nicht, weil es sich dabei um die Spieler x und y handelt, sondern weil sie mit Gauland posieren. Mit Özil und Gündogan ist es exakt das gleiche: das Problem sind nicht sie, sondern die Person, mit der sie sich haben fotografieren lassen.

Ok, du nimmst ein hypothetisches Beispiel (Spieler mit Gauland) und ignorierst meine realen Beispiele (etwa: Bayern in Katar)? Da gab es eben kein nennenswertes Medienecho.

Weiterhin legst du die ganze Diskussion (und insbesondere den zitierten Beitrag von mir) so aus, wie es dir passt. Ich habe nicht gesagt, dass die Kritik sich vordergründig an der Herkunft der beiden entzündet. Hätte Kroos ein Foto mit Erdogan gemacht, hätte es ebenfalls Wellen geschlagen. Aber die Äußerungen, dass Özil wohl kein „richtiger Deutscher“, sondern eigentlich Türke wäre, ist offenkundig rassistisch begründet. Diese Äußerungen gab es hier explizit, in der Bild implizit und sie schwingt in der ganzen Debatte ständig mit.
 

treize

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Das ist weder explizit noch implizit der Fall. Mit deiner Argumentation sprichst du jedem, der gegen Multikulti ist, ab, dass er für Solidarität...ist

Der wichtigste Begriff, von den vieren ist Solidarität. Von diesem Begriff leitetn sich die drei anderen ab.

Wenn man Soldarität als nur positiv besetzten Begriff, somit universelle Hilfe von Mensch zu Mensch und deshalb unverhandelbar ansieht, läuft es darauf hinaus, dass man jedem, der Multikulti, somit Soldidarität, ablehnt, auch die drei anderen Attribute absprechen muss, da diese sich erst durch Solidarität, und was sich daraus entwickelt, entstehen können, oder unter ihr subsummiert werden.

Sieht man Solidarität als verhandelbar und auf die, durch die eigene Definition begrenzte Gruppe beschränkbar, die man als solidarwürdig empfindet an, wird der Begriff durch Willkür ersetzbar.
Wenn man diese Definition postiv bewertet.

Kurz -

'Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker.'

'Nur eine solidarische Welt kann eine gerechte und friedvolle Welt sein.'

oder Solidarität ist universell.
 

le freaque

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Ich habe nicht gesagt, dass die Kritik sich vordergründig an der Herkunft der beiden entzündet. Hätte Kroos ein Foto mit Erdogan gemacht, hätte es ebenfalls Wellen geschlagen. Aber die Äußerungen, dass Özil wohl kein „richtiger Deutscher“, sondern eigentlich Türke wäre, ist offenkundig rassistisch begründet. Diese Äußerungen gab es hier explizit, in der Bild implizit und sie schwingt in der ganzen Debatte ständig mit.
Ein rassistischer, bzw ausländerfeindlicher Hintergrund schwingt sicher bei einigen mit. Den gibt es aber schon lange (siehe Nachbar Boateng, damals Asamoah 2006, die seit Jahren immer wiederkehrende Hymnendebatte, die ja lange Zeit auch z.B. Khedira mit einschloss). Das würde ich keineswegs auf Türken reduzieren. Ausländer ist natürlich in den Augen vieler nicht gleich Ausländer: hätte sich der Halbfranzose Leroy Sané mit Macron fotografieren lassen oder Lewis Holtby oder Aaron Hunt vor ein paar Jahren mit der Queen, hätte es nicht das geringste Echo gegeben. Da sind in den Köpfen vieler manche Herkunftsländer ungleich negativer besetzt, als andere. Das ist leider seit jeher so. Trotzdem darf man die Person Erdogan und seinen Status in Deutschland mit all den Skandalen und despektierlichen bis eindeutig feindseligen Aussagen über eben Deutschland natürlich nicht ausblenden. Das ist gerade hierzulande schon eine ganz besondere Hausnummer und macht den Umgang mit der ganzen "Affäre" natürlich irgendwo aufsehenerregender und den Umgang mit ihr auch für den DFB schwieriger.
 

le freaque

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Wenn man Soldarität als nur positiv besetzten Begriff, somit universelle Hilfe von Mensch zu Mensch und deshalb unverhandelbar ansieht, läuft es darauf hinaus, dass man jedem, der Multikulti, somit Soldidarität, ablehnt, auch die drei anderen Attribute absprechen muss, da diese sich erst durch Solidarität, und was sich daraus entwickelt, entstehen können, oder unter ihr subsummiert werden.
Das hängt halt davon ab, wie man Multikulti definiert, das ist ja kein wirklich feststehender Begriff. Für mich ist eine bloße Assimilierung von Migranten weder wünschenswert, noch für die Gesellschaft zielführend. Eine moderne, pluralistische, tolerante und dadurch letztlich auch solidarische Gesellschaft bindet neue kulturelle Einflüsse neuer Teilnehmer ein (nicht per Erlass, sondern durch Leben und Erleben), bleibt dadurch dynamisch und entwickelt sich stets weiter. Den nicht verhandelbaren Rahmen bildet dabei das Grundgesetz. Alles, was darüber hinaus geschieht, entscheidet und entwickelt die Gesellschaft im Idealfall aus sich selbst heraus, durch die Menschen, die in ihr leben. So etwas kann man nicht verordnen.
"Multikulti" bedeutet im günstigsten Fall, dass Menschen ihren kulturellen Hintergrund, ihre Wurzeln, eben ihr gesamtes Leben in die Gesellschaft einbringen und sich dabei in den groben Wertekonsens einordnen, den jede Gesellschaft nun einmal hat und der sich durch seine Teilnehmer selbstredend ständig ändert und entwickelt (wobei bei Gesellschaften "ständig" natürlich meistens einen relativ langen Zeitraum beschreibt) - ohne sich dabei unterzuordnen.
Es gibt aber eben auch relativ viele Menschen, die Multikulti als ein bloßes Nebenher verschiedener Kulturen begreifen. Das kann mMn in keinem Fall sinnvoll sein und ist natürlich auch kein bisschen solidarisch, da ja Austausch und Zusammenleben quasi gar nicht stattfinden. Wenn man also über Sinn und Unsinn von "Multikulti" diskutiert, sollte man also m.E. zunächst klarstellen, ob überhaupt alle von der gleichen Definition ausgehen. Das scheint mir oftmals nicht der Fall zu sein.
 

senol

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Man kann positiv erwähnen das Özil von vielen Medien und Politik , Trainer etc in schutz genommen wird , wäre es das Gegenteil würde sich ein Hoeneß sich noch weiter vom Fenster lehnen
 

le freaque

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Was Grindel angeht, so sehe ich seine Sichtweise als Politiker "kritisch", um es vorsichtig auszudrücken (für eine völlige Fehlbesetzung als DFB-Präsi halte ich ihn sowieso ganz grundsätzlich). Gleichzeitig stellt das allein aber nicht zwingend seine Legitimation als DFB-Präsident in Frage. Das tut es erst dann, wenn er den vom DFB postulierten Wertekanon in seinem Handeln in eben dieser Funktion konterkariert und dafür gab es bis zum Statement von Özils Beratern keinerlei Hinweise.
Die Vorwürfe aus den Tweets allein sind da für mich auch kein Beleg. Sicher traue ich Grindel so etwas zu, aber das ist ja nicht der Maßstab. Meiner Meinung nach sollte der DFB die ganze Sache als Anlass nehmen, die Wirklichkeit der "hauseigenen" Ansprüche genau unter die Lupe zu nehmen und zu dikutieren, bis hin zu - oder eher vor allem bei der tatsächlichen Jugendausbildung. Die Empfindungen und Befindlichkeiten von Nationalspielern sind dabei eine Sache, aber bei Weitem nicht die Wichtigste. Sollte sich am Ende eines solchen Aufarbeitungsprozesses herausstellen, dass Grindel nicht der richtige Mann ist, um das Konzept (oder evtl das dann geänderte, erneuerte Konzept) an der Verbandsspitze zu repräsentieren, dann muss man sich von ihm trennen.

Man muss sich aber nicht von ihm trennen, nur weil Özil ihm Vorwürfe macht. Fordert man das, ist man mMn auf exakt derselben Stufe derer, die nach den unsäglichen Äußerungen Grindels und Bierhoffs nach der WM den sofortigen Rauswurf Özils gefordert haben. Ich halte ganz grundsätzlich nichts von diesen empörten "wir wollen jetzt jemanden hängen sehen und zwar sofort" Attitüden, "aufklären und analysieren können wir hinterher immer noch". Das hat mich bei dem "Löw raus" Gebrüll genervt, bei der Auswahl Özils als Sündenbock und es nervt mich auch jetzt bei Grindel. Zuerst sollte man doch in Ruhe analysieren, was eigentlich genau wann passiert ist, dann diskutieren und am Ende entscheiden, welche Konsequenzen es geben muss...oder eben auch nicht. Ich habe das Gefühl, dass in den letzten Tagen seit dem deutschen WM-Aus in der Diskussion aber alles genau andersherum läuft und das finde ich weder fair gegenüber allen Beteiligten, noch zielführend.
 

Malgani

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Ok, du nimmst ein hypothetisches Beispiel (Spieler mit Gauland) und ignorierst meine realen Beispiele (etwa: Bayern in Katar)? Da gab es eben kein nennenswertes Medienecho.

Ich ignoriere den Vergleich nicht nur deswegen nicht, weil ich darauf bereits an anderer Stelle geantwortet habe, ich halte ihn für weit weniger passend als mein Beispiel. Das mag zwar hypothetisch sein, aber die Eintrittswahrscheinlichkeit dürfte gegen Unendlich streben. Außerdem: wäre Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit die wesentliche Triebfeder hinter der Kritik, wäre Özil bereits in der Vergangenheit für seine zahlreichen Fotos mit Erdogan kritisiert worden. Was eben nicht passiert ist und die ganze Zeit ausgeblendet wird. Erdogan polarisiert eben viel mehr als früher

Weiterhin legst du die ganze Diskussion (und insbesondere den zitierten Beitrag von mir) so aus, wie es dir passt. Ich habe nicht gesagt, dass die Kritik sich vordergründig an der Herkunft der beiden entzündet. Hätte Kroos ein Foto mit Erdogan gemacht, hätte es ebenfalls Wellen geschlagen. Aber die Äußerungen, dass Özil wohl kein „richtiger Deutscher“, sondern eigentlich Türke wäre, ist offenkundig rassistisch begründet. Diese Äußerungen gab es hier explizit, in der Bild implizit und sie schwingt in der ganzen Debatte ständig mit.

Eben das sehe ich unter anderem deswegen, weil Özil in der Vergangenheit keine Kritik erfahren hat, anders. Auch von der Springer-Presse ist mir da nichts bekannt. Kritik von Rassisten kommt so oder so, da könnte er auch in jedem Spiel 10 Tore erzielen. Aber das die Geschichte so große Wellen bis in die Mitte der Gesellschaft geschlagen, weil Erdogan der Foto-Partner war und nicht weil Özil deutschtürke ist. Und aus den gleichen Gründen würden Fotos mit AfD-Personal die gleichen Wellen schlagen.

Özil und Gündogan haben die Sache losgetreten und dann zusammen mit dem DFB amateurhaft gehandhabt. Statt unqualifiziert mit der Rassismuss-Keule zu argumentieren, täte hier etwas mehr Selbstkritik Not. Jahrelang war Özil Liebling bei Fans und Medien. Passt eben gar nicht zu den ganzen Rassismuss-Vorwürfen
 

Malgani

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Ein rassistischer, bzw ausländerfeindlicher Hintergrund schwingt sicher bei einigen mit. Den gibt es aber schon lange (siehe Nachbar Boateng, damals Asamoah 2006, die seit Jahren immer wiederkehrende Hymnendebatte, die ja lange Zeit auch z.B. Khedira mit einschloss). Das würde ich keineswegs auf Türken reduzieren. Ausländer ist natürlich in den Augen vieler nicht gleich Ausländer: hätte sich der Halbfranzose Leroy Sané mit Macron fotografieren lassen oder Lewis Holtby oder Aaron Hunt vor ein paar Jahren mit der Queen, hätte es nicht das geringste Echo gegeben. Da sind in den Köpfen vieler manche Herkunftsländer ungleich negativer besetzt, als andere. Das ist leider seit jeher so. Trotzdem darf man die Person Erdogan und seinen Status in Deutschland mit all den Skandalen und despektierlichen bis eindeutig feindseligen Aussagen über eben Deutschland natürlich nicht ausblenden. Das ist gerade hierzulande schon eine ganz besondere Hausnummer und macht den Umgang mit der ganzen "Affäre" natürlich irgendwo aufsehenerregender und den Umgang mit ihr auch für den DFB schwieriger.

Macron oder die Queen passen als Vergleich zu Erdogan auch gar nicht...
 

VvJ-Ente

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Ich bin aufgrund von RL etwas spät und bitte um Nachsicht, wenn ich keine Lust habe, im Wust der Postings einzelne Stellen wieder rauszupicken. Ich hatte heute Gelegenheit, mit meinem Kumpel M., der seit über 30 Jahren als Türke in Deutschland lebt und dessen Kinder hier geboren und aufgewachsen sind, zu plauschen. Dabei hat er als Beispiel für den laut Özil erlebten typischen Alltagsrassismus interessanterweise eines gewählt, was hier bereits als Positivbeispiel hergenommen wurde - ich glaube, es war Kaelin, der von einem albanischstämmigen Kollegen schrieb, der sich dauernd sagen lassen muss, wie gut er Deutsch spricht, und dass er das positiv sehen sollte.

Genau dieses Verhalten empfindet M. als Rassismus der allerübelsten Sorte. Wenn man in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass man Deutsch spricht. Natürlich gibt es auch Fälle, bei denen das nicht der Fall ist, das bestreitet auch niemand. Aber durch das explizite Loben von guten Deutschkenntnissen bekommt der türkischstämmige Deutsche das Gefühl vermittelt, für seinen Gegenüber wäre er die Ausnahme und der Türke mit deutschem Pass und ohne Deutschkenntnisse wäre die Regel. Genauso sollte es der Normalfall sein, wenn ein in Gelsenkirchen, Berlin oder München geborener Junge in der deutschen Nationalmannschaft spielt, obwohl er theoretisch auch für andere Länder spielen könnte. Herausheben sollte man immer den umgekehrten Fall und dort genau hinsehen, warum
- das in Berlin geborene Kind auch nach der 6.Klasse noch mangelhafte Deutschkenntnisse hat, oder
- der in Gelsenkirchen geborene Junge für die türkische Nationalmannschaft spielen will.

So, wie es im Moment läuft, ist es gerade für die türkischstämmigen Deutschen immer das Gefühl "so lange wie es gut läuft, darfst du bei uns mitmachen, aber eigentlich bist du überhaupt kein richtiger Deutscher", was Özil beschrieben hat. Und für dieses Herausheben "Du sprichst (als Türke) gut deutsch" und "Du spielst (als Türke) für die Deutschen" soll derjenige, dem gerade implizit das "richtige Deutschsein" abgesprochen wird, auch noch dankbar sein. Das funktioniert nicht!

Zum Thema Multikulti: Da liegt das Problem darin, dass der Begriff praktisch von jedem so ausgelegt wird, wie es gerade passt. Das bloße Nebeneinander kann nicht funktionieren, weil man z.B. ohne deutsche Sprache in Deutschland keinen Zugang zum Bildungssystem bekommt und beruflich höchstens irgendwelche HiWi-Jobs bei Verwandten bekommt. Kultur ist aber viel mehr als nur Sprache. Warum sollte es die Gesellschaft stören, wenn jemand lieber türkische als deutsche Schriftsteller liest, lieber Turk-Pop als Helene Fischer hört und Freitags nach der Arbeit in die Moschee geht? Ganz krude wird es allerdings dann, wenn jemand gegen Multikulti wettert, der von der amerikanischen Kultur gar nicht genug bekommen kann. Vielleicht kann @Angliru mal so nett sein und jeden, der sich hier mit Beiträgen oder Likes gegen Multikulti positioniert hat, für die offensichtlich undeutschen Unterforen NFL und NBA sperren.

Ganz kurz noch zum Thema Poldi und Trauerflor: Ich bin da mangels polnischen Sprachkenntnissen nicht wirklich weitergekommen, aber in den meisten deutschsprachigen Medien war der Flugzeugabsturz von Kaczynski eine Militärmaschine mit hochrangigen Politikern und Militär. Kann sein, dass das in Polen differenzierter gesehen wurde und mehr auf die Gäste eingegangen wurde. Das ist aber ohnehin nur ein Nebenkriegschauplatz. Wichtiger ist für mich, dass Podolskis "polnisches Herz" in Deutschland nie zu seinem Nachteil ausgelegt wurde, nicht einmal zu Zeiten, wo eine Einwechslung 7 Minuten vor Schluss in einem Testspiel zu mehreren empörten Beiträgen geführt hat. Özil wird seine türkische Abstammung dagegen sehr wohl immer wieder unter die Nase gerieben, und das nicht nur von einigen braunen Hohlbratzen, und nicht nur, wenn er Fototermine mit türkischen Diktatoren macht...
 

le freaque

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Wenn man in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass man Deutsch spricht. Natürlich gibt es auch Fälle, bei denen das nicht der Fall ist, das bestreitet auch niemand. Aber durch das explizite Loben von guten Deutschkenntnissen bekommt der türkischstämmige Deutsche das Gefühl vermittelt, für seinen Gegenüber wäre er die Ausnahme und der Türke mit deutschem Pass und ohne Deutschkenntnisse wäre die Regel. Genauso sollte es der Normalfall sein, wenn ein in Gelsenkirchen, Berlin oder München geborener Junge in der deutschen Nationalmannschaft spielt, obwohl er theoretisch auch für andere Länder spielen könnte. Herausheben sollte man immer den umgekehrten Fall und dort genau hinsehen, warum
- das in Berlin geborene Kind auch nach der 6.Klasse noch mangelhafte Deutschkenntnisse hat, oder
- der in Gelsenkirchen geborene Junge für die türkische Nationalmannschaft spielen will.

Das gibt es definitiv und ständig. Ich arbeite in einem sehr großen Unternehmen, dass mitten im deutschen Alltag agiert und es gibt reihenweise Kollegen, die "fremdländisch" aussehende Kunden (sofern nicht in Anzug o.ä.) grundsätzlich erstmal entweder auf englisch, oder alternativ sehr laut und sehr langsam ansprechen. Das ist meistens nicht einmal böse gemeint, aber letztendlich natürlich ein ganz grauenhafter Affront, weil wir schon jede Menge internationaler Kunden haben, es aber natürlich auch sehr oft nichts anderes als eine Beleidigung eines Mitbürgers ist. Die schamhaften Reaktionen, wenn das Gegenüber dann in akzentfreiem Deutsch antwortet, muss ich wohl nicht extra beschreiben.

So, wie es im Moment läuft, ist es gerade für die türkischstämmigen Deutschen immer das Gefühl "so lange wie es gut läuft, darfst du bei uns mitmachen, aber eigentlich bist du überhaupt kein richtiger Deutscher", was Özil beschrieben hat. Und für dieses Herausheben "Du sprichst (als Türke) gut deutsch" und "Du spielst (als Türke) für die Deutschen" soll derjenige, dem gerade implizit das "richtige Deutschsein" abgesprochen wird, auch noch dankbar sein. Das funktioniert nicht!

Zum Thema Multikulti: Da liegt das Problem darin, dass der Begriff praktisch von jedem so ausgelegt wird, wie es gerade passt. Das bloße Nebeneinander kann nicht funktionieren, weil man z.B. ohne deutsche Sprache in Deutschland keinen Zugang zum Bildungssystem bekommt und beruflich höchstens irgendwelche HiWi-Jobs bei Verwandten bekommt. Kultur ist aber viel mehr als nur Sprache.
Eben das meine ich ja. Natürlich ist Kultur mehr als Sprache. Kultur ist auch nicht nur althergebrachte Traditionen in der xten Generation, sondern auch gelebte und erlebte Erfahrungen und ganz reale Sozialisationen. Und die Summe dieser bilden letzten Endes eine Gesellschaft (Wenn es super läuft, sogar sowas wie eine Gemeinschaft), die dann miteinander sowas wie einen Grundkonsens bildet und gemeinsame Werte vereinbart. So war es schon immer und nur so funktionieren Gesellschaften. Schon immer.
Zum Fett markierten:
das stimmt natürlich, ist mir aber zu einseitig. Ohne Sprache wird man nicht nur von den anderen ausgegrenzt und benachteiligt, man grenzt sich auch selbst aus. Es gibt sicher Verbesserungsbedarf bei kostenllosen Sprachkursen, es gibt auch Verbesserungsbedarf dabei, überhaupt darauf aufmerksam zu machen, dass es das gibt. Es gibt da mMn aber nicht nur eine Bringschuld im Sinne von guten, praktikablen und sinnvollen Angeboten - sondern auch eine Holschuld. Wenn man Teil einer Gesellschaft sein und ein vernünftiges Leben haben will, muss man auch selbst alles daran setzen, die Sprache zu lernen. Da gibt es zumindest was Bemühungen angeht, auch nur wenig Entschuldigungen, die ich gelten lasse.
Die Gesellschaft hat die Pflicht, jedem neu hinzugekommenen die Möglichkeit zu geben, kostenlos die Sprache zu erlernen. Sie hat auch die Pflicht, jedem Zugang zur Sprache zu ermöglichen, egal, wie widrig die Umstände auch sind. Gleichzeitig hat auch jeder unde jede, der/die neu zu uns kommt, einfach die Pflicht, alles dafür zu tun, die Sprache zu lernen. Da kommen beide Seiten nunmal nicht drumherum, denn Sprache ist das A und O für alles.
 
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Sm0kE

The Magic Man
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@VvJ-Ente : Du hast die Herrschaften falsch verstanden, Multikulti anderswo finden die voll ok, da hat man schließlich selber nichts mit zu tun. Aber doch bitte nicht bei uns! ;)

Zum Özil/Podolski-Vergleich, ich kanns nur noch mal wiederholen...da denkt der deutsche Stammtisch sich "na, die Polen sind immerhin auch katholisch und keine Muselmanen". Das ist der springende Punkt.
 

DaLillard

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Laut ARD Deutschlandtrend sagen 29% aller Befragten, dass Özil alleine schuld sei. Dagegen sehen das 59% der AFD Wähler so. Warum wohl :confused:
 
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