🇨🇵 SGP Courchevel 09.-10.8. Damen & Herren


Finn-Lady

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„Hab dich nicht so“ und „Stell dich nicht so an“ sind allerdings in diesem Zusammenhang ein Relikt aus einer Zeit, die wir eigentlich hinter uns gelassen haben sollten. Gerade in Fragen über den Umgang mit Sexualität im Allgemeinen und der eigenen Sexualität im Speziellen.
Auch wenn man damals nicht unbedingt über Schamgefühl, Unwohlsein in einigen Situationen gesprochen hat... haben sich damals alle wohl gefühlt, einfach weil es so war und Sexualität quasi nur im eigenen Schlafzimmer oder eigenen Badezimmer vorkam? War alles gut oder wurde nicht vieles totgeschwiegen, weil „darüber spricht man nicht“, „ist doch alles nicht so schlimm“, „mussten wir auch schon durch“… Wie viel eigenes In-Frage-stellen, weil man sich eben nicht wohl gefühlt hat, gab es? Ist es wirklich gut, sich mit allem abzufinden?
Es sagt ja niemand, dass die heutige größere Offenheit nicht auch ausgenutzt wird. Um sich zu profilieren oder gar einem anderen zu schaden. Ein Generalverdacht ist allerdings nicht zielführend, nur weil es früher anders war.
Ich selbst finde es auch befremdlich, die Aussagen von Paige Jones zu lesen. Ich gehe davon aus, Jones ist mit fast 23 eine Frau, die mit ihrer Sexualität im Reinen ist und zwar unabhängig ihres Passes. Noch einmal die Frage: was macht das womöglich mit einer 16jährigen Kapustikova?

Alles gefallen lassen haben wir uns trotzdem nicht. Da tu ich bis heute nicht, wenn ich von einer Sache nicht überzeugt bin.

Was macht es dann für dich so falsch, dass Jones über ihre Empfindungen gesprochen hat - einfach sich rausnimmt, in einer Sache, die sie nicht überzeugt, sich nicht alles gefallen zu lassen? Etwas, was du dir ja auch zugestehst. Warum darfst du das, Jones aber nicht?
 

blackswan

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Ich kann hier teilweise nur den Kopf schütteln.
Ich arbeite in der Pflege. Es ist völlig selbstverständlich, dass wir unsere Pflegeempfänger fragen, ob sie von Frau/Mann gepflegt werden möchten. Manche, egal ob Frau oder Mann möchten nur gleichgeschlechtliche Pflegepersonen, anderen ist es wurscht. Aber es wird immer ernst genommen. Jeder Mensch hat eine andere Schamgrenze und die gilt es IMMER zu respektieren!!
Und genau wegen solcher Sätze hier wird Missbrauch Tür und Tor geöffnet.
"Stell dich halt nicht so an" und schon schweigt man beim nächsten mal, weil, ist ja egal was ich empfinde. Das wird schon alles richtig sein, was der Onkel da macht. Muss ich ja alles mitmachen, damit ich erfolgreich bin. Die anderen scheint es ja auch nicht zu stören.
(denen wurde halt nur auch der Mund verboten).
Vllt fanden die Deutschen es ja auch unangenehm, haben nur nix gesagt weil, "da muss man eben durch". Aber muss man das?
Es ist doch gut, wenn Dinge angesprochen werden und man Lösungen finden kann.
 

Kirsten

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Ich könnte vom Alter her ja ihre Mutter sein... und ja: "Stell dich nicht so an" bzw. "Hab dich nicht so" war da durchaus die Einstellung in solchen Situationen. Entsprechend hätte ich eine normale Vermessung, um am Wettbewerb teilzunehmen nicht hinterfragt. Für mich hätte das "zum Job gehört" und fertig aus. Natürlich unter dem Vorbehalt, dass der Arzt seine Grenzen nicht überschreitet, alles gefallen lassen hätte ich mir mit 22 auch nicht und auch jetzt nicht.


Was soll so ein Kommentar an dieser Stelle?
Sie hat die Vermessung ja auch gemacht, weil es eben keine andere Wahl gab. Und hat eben danach gesagt, dass es für sie unangenehm war.

Solche Situationen gibt es doch im Alltag zu Hauf. Soll sich @Rising Sun doch nicht so anstellen und zu einem Zahnarzt gehen.
Ich selbst musste mal zu nem Kardiologen, für den Herzultraschall muss man logischerweise oben rum frei sein. Der hat mir in Ruhe gesagt, dass er rausgeht, während ich mich ausziehe und dass ich mich danach mit dem Gesicht zur Wand, also mit dem Rücken zum Stuhl legen soll, eben damit er nichts sieht. Klar muss er dann einmal schauen, um das Gerät an der richtigen Stelle anzusetzen, aber ansonsten saß er die ganze Zeit hinter mir. Und trotzdem hab ich die ganze Untersuchung gedacht, dass ich das grade nicht toll finde. Meine Mutter ist eher Typ "Der macht zig Untersuchungen am Tag, als würde der da auf irgendwas schauen". Hat sie Recht, trotzdem war es für mich nicht schön. Und trotzdem sage ich, der Arzt hat es super gemacht und es lag rein an mir, dass ich es trotzdem komisch fand.

Es kommt da eben auf vieles an, Erziehung, Religion (mam stelle sich vor, es wäre eine muslimische Springerin dabei gewesen), eigene Haltung. Wie viele gehen in die Sauna und lieben es. Ich finde es furchtbar und würde es nie machen. Deswegen fänden vielleicht erstgenannte so eine Vermessung nicht so unangenehm wie ich, weil ich schon das nackt sein vor dem Arzt nicht angenehm finde.
 

Kirsten

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Ich könnte auch ihre Mutter sein. Und nein,diese Sprüche hätte sie nie und nimmer von mir gehört
Und ds Gott sei Dank.
Früher war es auch normal, dass Kinder von aller Verwandtschaft gedrückt oder "abgeknutscht" wurden. Da kam dann wieder der feuchte Schmatz auf die Wange von Oma oder Tante, ob man wollte oder nicht.
Meine Schwester hat ihren Kindern gesagt: ihr müsst grüßen, aber ihr müsst euch nicht drücken oder küssen lassen, wenn ihr das nicht wollt. Auch nicht von Oma.
Und das ist gut so. Kinder haben auch Grenzen, wollen Sachen, wollen andere Sachen nicht. Und es ist einfach wichtig, dass jeder seine Grenzen kennt und auch benennt.

In dem aktuellen Fall: Jones hat es gemacht, hat aber danach eben gesagt, sie hat sich unwohl gefühlt. Wenn sie nichts gesagt hätte, hätte sie sich nun bei jeder Vermessung unwohl gefühlt. Sie hat was gesagt und man hat eine Lösung gefunden. Und genau so soll es doch sein.
 

Finn-Lady

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Ich arbeite in der Pflege. Es ist völlig selbstverständlich, dass wir unsere Pflegeempfänger fragen, ob sie von Frau/Mann gepflegt werden möchten. Manche, egal ob Frau oder Mann möchten nur gleichgeschlechtliche Pflegepersonen, anderen ist es wurscht. Aber es wird immer ernst genommen. Jeder Mensch hat eine andere Schamgrenze und die gilt es IMMER zu respektieren!!
Und genau wegen solcher Sätze hier wird Missbrauch Tür und Tor geöffnet.
Und ds Gott sei Dank.
Früher war es auch normal, dass Kinder von aller Verwandtschaft gedrückt oder "abgeknutscht" wurden. Da kam dann wieder der feuchte Schmatz auf die Wange von Oma oder Tante, ob man wollte oder nicht.
Meine Schwester hat ihren Kindern gesagt: ihr müsst grüßen, aber ihr müsst euch nicht drücken oder küssen lassen, wenn ihr das nicht wollt. Auch nicht von Oma.
Und das ist gut so. Kinder haben auch Grenzen, wollen Sachen, wollen andere Sachen nicht. Und es ist einfach wichtig, dass jeder seine Grenzen kennt und auch benennt.
Gute Beispiele.
Wir fragen unsere Kinder in der Kita auch, welche Kollegin/welcher Kollege das Wickeln übernehmen soll. Ist eine Selbstverständlichkeit, das Kind und seine Gefühle da ernst zu nehmen.
Gab natürlich auch bei der Erstellung des gestern erwähnten Schutzkonzepts einige kritische Stimmen, von wegen „wir überfordern Kinder damit“ oder „war doch früher nicht so“. Aber oftmals hat es halt wirklich auch viel mit der eigenen Erfahrung und der eigenen Haltung zu tun, damit, wie wir mit unserer eigenen Sexualität umgehen und wie selbstverständlich es uns ist, darüber zu sprechen und unsere eigenen Bedürfnisse und Empfindungen ernst zu nehmen.
 

Jerry

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In dem Sinne halt, dass man auch Dinge (mit) macht, die eben sein müssen oder dazu gehören. Ohne das groß zu diskutieren. Weil zum Leben auch das gehört, was man nicht so gern tut. Das schliesst ja nicht aus, dass man seinen eigenen Weg geht! Alles gefallen lassen haben wir uns trotzdem nicht. Da tu ich bis heute nicht, wenn ich von einer Sache nicht überzeugt bin.

Diese Argumentation ist interessant. Du entscheidest doch auch, was du dir nicht gefallen lässt. Du kennst auch das Gefühl, dass du Dinge nicht mitmachst, wo andere kein Problem damit haben (Stichwort Corona). Dennoch bist du hier so voreingenommen von deiner eigenen Sichtweise, dass du Jones nicht ihren eigenen Weg zugestehst, sondern höchstens Aufmerksamkeitsgeilheit siehst.
Was du auch nicht merkst, ist doch auch, dass genau deine Sichtweise, die ja einige teilen ("hab dich nicht so") auch dazu führt, dass viele nichts sagen und eben nicht unangenehm auffallen wollen.
 

Kestrel7017

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So wie ich das Interview gesehen habe, hat sie angesprochen, dass es nur einen männlichen Arzt gab, aber über diesen Umstand nur die FIS angesprochen, nicht den Arzt als Person. Der Arzt kann sich noch so rücksichtsvoll verhalten (was er auch sollte), es ist für einige Frauen eben eine Überschreitung der Privatsphäre sich von einem Mann so untersuchen/vermessen zu lassen, für einige mag das okay sein (gibt ja durchaus männliche Gynäkologen), aber für einige (Deren Hintergrund mit dem Thema wir ja auch nicht kennen) eben nicht und da ist es wichtig, dass das angesprochen und respektiert wird.
 
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