🇫🇮 Weltcup Ruka: 26.-28.11.2021 (HERREN)


Benjamin

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Ich sag's mal so: Das Loblied kann man bei den letzten drei Springern im zweiten Durchgang schon singen. Speziell bei Eisenbichler und Lanisek hat man da durchaus das richtige Händchen gehabt. Aber ich denke, dass das Lied deswegen nicht gesungen wird, weil man sich auch an die Gruppe der Springer erinnert, die es schwerer hatten. @KoN hat schon ein paar Namen genannt: Stoch, Johansson, Sato oder Paschke hatten es im ersten Durchgang schon schwerer als so manch anderer. Ein Kraft konnte sich noch in den zweiten Durchgang retten, wo er sich dann mit einem starken Sprung und den entsprechenden Verhältnissen wieder deutlich verbessert hat.

Umgekehrt würde ich auch mit zu überschäumender Kritik an der Jury vorsichtig sein. Der immer wieder geforderte engere Korridor, durch den dann wesentlich seltener Springer deutlich im Nachteil wären, hätte eben auch seine negativen Seiten: Es gäbe längere Pausen, und die Springen würden sich zum Teil deutlich in die Länge ziehen. Wir würden die Springen wohl trotzdem schauen - auch wenn ich hier schon öfter Kommentare wie "Lasst es sein, es macht ja eh keinen Sinn" gelesen habe, wenn die Wartezeiten mal ein bisschen länger waren. Aber das Interesse der Fernsehsender und der Gelegenheitszuschauer würde möglicherweise sinken - und die Anhänger der nachfolgenden Sendungen würden sich auch schön bedanken, wenn die dann regelmäßig warten müssen.

Es ist deshalb immer eine Sache der Abwägung zwischen unterschiedlichen Interessen, und das wird dazu führen, dass man an solchen Tagen immer einzelne Springer hat, die Pech haben. Aber man hat letztlich die Wahl, ob man sich dann in jedem einzelnen Wettkampf über die unfairen Bedingungen aufregt, oder ob man den gesamten Weltcup als eine Veranstaltung sieht, bei der sich Tage mit Glück und Tage mit Pech im Laufe einer Karriere zumindest zu großen Teilen ausgleichen.
 

Domen4Fan

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Lustig diese Loblieder auf die Jury hier zu lesen, während ich mich gerade durch die polnische Journalie klicke und da erklärt wird, dass Kamil einen super Sprung gemacht hat und gar keine Chance hatte wegen den Windverhältnissen und dass die Jury dort einen Fehler gemacht hat und hätte abwarten sollen.

Scheint wirklich so zu sein, dass gerade die Springer um Kamils Startposition wie Johannson, Sato, Paschke etc. es wirklich schlechter hatten, aber irgendetwas sagt mir, dass ein Lanisek, Eisenbichler oder Geiger auch mit dem Wind locker klargekommen wären...

Das Problem ist halt das es bei so vielen Sportler immer welche gibt die mit ehr schlechten Verhältnissen klarkommen müssen. Und wenn dann der Hang so stark streut wie hier ist es natürlich schwierig.
Kamil bekam immerhin noch -0,7 Punkte abgezogen für den Aufwind. Muss aber natürlich nicht heißen das er es nicht doch schwer hatte..
 

KoN

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Ne, ich wollte damit nicht sagen, dass man die Jury nicht loben darf. Gerade heute, hat man doch bei den Top-Springern ein gutes Händchen bewiesen. Fand halt die komplett gegenteilige Darstellung in den polnischen Medien witzig (da parteiisch).

Vielleicht würde es helfen mehr Windmesser an den Schanzen aufzustellen und diese anders zu kalibrieren?

Bin da kein Experte und ihr könnt dies gerne korrigieren, aber ich hatte eben gelesen, dass teilweise Windmesser den Wind auch noch 2 Sekunden nach der Landung des Springers messen, was dann z.B. dazu führen kann, dass man eben nicht wirklich die -0,7 Windpunkte hatte, sondern eher viel schlechtere (oder bessere). Auch gibt es Windmesser, die anscheinend auch den Wind vor dem Absprung mit einkalkulieren (1-2 Sekunden).
Das könnte doch die Erklärung sein, wieso die Windpunkte teilweise überhaupt nicht das darstellen, was wirklich während des Sprungs passiert.
Es wäre natürlich mit Kosten verbunden, aber wieso installiert man dann nicht doppelt so viele Windmesser auf den Schanzen wie jetzt und passt das Fenster der Windmessung an, die in die Wertung geht?
 

Benjamin

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Mit derlei technischen Details bin ich natürlich auch nicht vertraut. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass der Zeitraum, in dem die Windgeschwindigkeit gemessen wird, auch nicht zu kurz sein darf, weil dann die Ergebnisse möglicherweise auch ungenau werden.
Mehr Windmesser könnte man natürlich installieren - aber ein Problem wird man damit nicht lösen: Der Auslauf der Schanze in Ruka ist beim K-Punkt etwas über 25 m breit. Die Flugbahn des Springers ist damit also in diesem Bereich über 10 m weit von den Windmessern entfernt. Daher glaube ich nicht, dass man die Genauigkeit der Windmessung noch deutlich steigern kann, indem man mehr Windmesser aufstellt, weil man dieses Problem damit auch nicht in den Griff bekommt. Man kann schlicht nicht dort messen, wo die Springer tatsächlich fliegen.

Und der andere Punkt ist eben der, dass die Formel zur Windpunktberechnung durchaus unterschiedliche Bedingungen ja gleich bewertet. Windstille wird genau so bewertet wie 2 m/s exakt von der Seite und genau so wie wechselhafte Bedingungen, bei denen nur der Mittelwert 0 m/s beträgt. Möglicherweise könnte man die Formel tatsächlich noch verbessern. Aber wahrscheinlich ist das auch nicht so einfach, wie wir es uns hier vorstellen. Denn es ist ja auch kaum anzunehmen, dass die Verantwortlichen bei der FIS an so etwas noch nie gedacht haben. Wenn das so einfach wäre, hätten sie das wahrscheinlich schon längst umgesetzt.
 
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skijumping66

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Der Laser für die grüne Linie hängt doch mehr oder weniger mittig "über" der Schanze oder? Kann man nicht auch einen Windmesser mit "dranhängen"?:licht::popcorn1:
 

Benjamin

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Und dann kommt Dawid Kubacki und springt wieder ganz woanders... ;)

Wer weiß, vielleicht wäre das möglich. Aber da bräuchte man dann wahrscheinlich auch wieder mehr als einen, damit das hilft - da müsste man dann ganz schön viele Brücken bauen.
 

janafan

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Und dann kommt Dawid Kubacki und springt wieder ganz woanders... ;)

Wer weiß, vielleicht wäre das möglich. Aber da bräuchte man dann wahrscheinlich auch wieder mehr als einen, damit das hilft - da müsste man dann ganz schön viele Brücken bauen.
Der kann es doch nicht ploetzlich verlernt haben?
 

KoN

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Mit derlei technischen Details bin ich natürlich auch nicht vertraut. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass der Zeitraum, in dem die Windgeschwindigkeit gemessen wird, auch nicht zu kurz sein darf, weil dann die Ergebnisse möglicherweise auch ungenau werden.
Mehr Windmesser könnte man natürlich installieren - aber ein Problem wird man damit nicht lösen: Der Auslauf der Schanze in Ruka ist beim K-Punkt etwas über 25 m breit. Die Flugbahn des Springers ist damit also in diesem Bereich über 10 m weit von den Windmessern entfernt. Daher glaube ich nicht, dass man die Genauigkeit der Windmessung noch deutlich steigern kann, indem man mehr Windmesser aufstellt, weil man dieses Problem damit auch nicht in den Griff bekommt. Man kann schlicht nicht dort messen, wo die Springer tatsächlich fliegen.

Und der andere Punkt ist eben der, dass die Formel zur Windpunktberechnung durchaus unterschiedliche Bedingungen ja gleich bewertet. Windstille wird genau so bewertet wie 2 m/s exakt von der Seite und genau so wie wechselhafte Bedingungen, bei denen nur der Mittelwert 0 m/s beträgt. Möglicherweise könnte man die Formel tatsächlich noch verbessern. Aber wahrscheinlich ist das auch nicht so einfach, wie wir es uns hier vorstellen. Denn es ist ja auch kaum anzunehmen, dass die Verantwortlichen bei der FIS an so etwas noch nie gedacht haben. Wenn das so einfach wäre, hätten sie das wahrscheinlich schon längst umgesetzt.

Ja, das stimmt natürlich, dass man aktuell zumindest nicht genau die Windverhältnisse in Punkten ausdrücken kann, die der Springer selbst auf seiner Flugbahn erlebt. Vielleicht wird die Technik dies in Zukunft irgendwann möglich machen. Aber aktuell würde ich mir einfach nur wünschen, dass man zumindest versucht näher dran zu kommen. Egal ob es jetzt mehr Windmessgeräte, angepasste Messzeit oder eine Anpassung der Formel zur Berechnung der Windpunkte ist. Das wird die FIS schon selbst am besten wissen.

Gab es denn seit der Einführung der Windpunkte irgendwelche Bemühungen in der Richtung?

Die Trainerteams und die Veranstalter sehen doch viel mehr als der Zuschauer auf ihren Monitoren. Sehr oft hat man schon mitbekommen, dass die Trainer sagten, der Springer hatte keine Chance, obwohl es laut den Windpunkten möglich gewesen wäre eine guten Sprung abzugeben.
 

Domen4Fan

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Mir wäre bezüglich das besseren Verständnis der Verhälnisse es eigentlich ganz lieb wenn die Windgrafik mit allen Windpfeilen im Hang dauerhaft eingeblendet würde.
Stört natürlich etwas, aber nur wenn man die Daten während des Fluges sieht kann man nachvollziehen wie es ansatzweise wirklich war. Die Einblendung vor dem losfahren hilft wenig, da sich die Verhältnisse bis zum Tisch ja noch mal völlig ändern können bei windigen Springen.
 

Kalle6861

Regentänzer - Klares Rot!
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Und das man dann vor allem endlich die Wertungspunkte in solchen Fällen von der Weite entkoppelt, das die betroffenen Springer nicht mehrfach bestraft werden.
 

Benjamin

Zahlenfreund
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Gab es denn seit der Einführung der Windpunkte irgendwelche Bemühungen in der Richtung?
Zur Anfangszeit wurde beim Windfaktor nicht zwischen Aufwind und Rückenwind unterschieden. Der Abzug, den man für 1 m/s Aufwind bekam, war damals genau so hoch wie die Gutschrift für 1 m/s Rückenwind. Irgendwann hat man dann aber wohl festgestellt, dass der Rückenwind mehr schadet, als dass der Aufwind nützt, und seitdem sind die Gutschriften für Rückenwind etwas höher als die Abzüge für Aufwind bei gleicher Windstärke. Zum Vergleich:

Quali Hinterzarten 2010 - generell 7,2 Punkte pro m/s


Ergebnis Ruka heute - Aufwind 11,7 Punkte pro m/s Aufwind und 14,17 Punkte pro m/s Rückenwind


Was auch schon vor längerer Zeit erwähnt worden ist, ist die Überlegung, nur die Windmesser einzubeziehen, an denen der Springer tatsächlich noch vorbeigeflogen ist. Hier bin ich mir allerdings nicht ganz sicher, ob man das umgesetzt hat oder ob das nur eine Idee war.
 

Sprungbärchen

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Ja ja, die olle Geschichte mit "die Jury muss jetzt aber mal warten" oder "die Jury ist mal wieder nicht fähig einen Wettkampf zu leiten".... Alles meißtens emotionalisierte Aussagen, die mit der jeweiligen Interessenslage zu tun hat.

Es gibt wahrhlich schönere Springen als das gestern. Aber eigentlich war es "Business as usual". Gerade zu Beginn einer Saison merkt man aber wie gut der eine oder andere tatsächlich schon in Form ist. Werner Schuster hat ja da mehrfach auch darauf hingewiesen, dass nicht alles dem Wind zu zu schreiben ist.

Das Podest jedenfalls, war absolut richtig besetzt. Schon mit seinem ersten Sprung hätte Lanisek es verdient gehabt zu gewinnen. Er sowie Geiger und Eisenbichler sind momentan einfach schon in einer stabilen Topform. Auch auf Kobayashi trifft das zu, aber der wurde ja leider positiv getestet, sonst wäre das Battle wohl noch spannender ausgefallen.

Die Saison könnte richtig richtig abwechslungsreich werden. Einen der schon alles dominiert, gibt es nicht. Das ist das, was Spaß macht. Jetzt bin ich mal gespannt, wie es in Wisla weitergehen wird. Bleiben die Polen tatsächlich so schwach, oder kriegen Sie in wenigen Tagen doch ein bisschen die Kurve? Zumindest bei Zyla sah es ja schon wieder etwas besser aus.
 
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