155.
Dogville 54 P. [3 / 2]
........"Some things you have to do yourself"
Dänemark, 2003
Regie: Lars von Trier / Drehbuch: Lars von Trier
Stars: Nicole Kidman, Paul Bettany
Trailer
Lars von Trier, der mit „Breaking The Waves“ „Idioten“ und „Dancer In The Dark“ international seinen Durchbruch schaffte, geht mit dem schwermütig bühnenhaften Drama „Dogville“ in seiner Radikalität noch einen Schritt weiter – bis an die äußerste Grenze des Denkbaren sogar. Seine Betrachtung zum Thema Menschlichkeit und Güte siedelt der Däne im Stil eines Berthold Brecht an. Scheinbar die ganze Last des Universums bürdet er seinen 15 Hauptfiguren auf. Um keine Sekunde von der dreistündigen Geschichte abzulenken, verzichtet von Trier auf eine konventionelle Kinoinszenierung. Selbst für Verhältnisse des Theaters – denn nichts anderes als abgefilmtes Theater ist „Dogville“ – fällt die Ausstattung spartanisch aus. Alles spielt sich auf einer spärlich beleuchteten 50 Mal 50 Meter großen Bühne ab. Die Grundrisse der Häuser und Gebäude sind lediglich aufgemalt. Für plastische Trennung sorgen ein paar wenige Requisiten. Durch den allmächtigen und allwissenden Erzähler John Hurt erfährt der Zuschauer auch Details, die er allein von den Geschehnissen nicht nachvollziehen könnte. Die Handlung ist in neun Kapitel plus Pro- und Epilog aufgeteilt. Allein durch das Setzen des Lichts und Hinzufügen von Ton wird Atmosphäre erzeugt.
So wahnwitzig sich diese Reduzierung auch anhört, so überzeugend ist das Ergebnis, das von Trier damit erzielt. Er wollte die Zuschauer mit dieser Geschichte fordern und sie am Ende zu einer Reaktion, zu einem Urteil förmlich zwingen. Und genau das gelingt ihm. Wenn sich die Story am Ende so drastisch wie überraschend dreht, muss der Betrachter entscheiden, ob er von Trier folgen will und kann. Eben diese hervorgerufenen Emotionen machen aus „Dogville“ einen außergewöhnlichen Film.
(filmstarts)
154.
A Serious Man 55 P. [2 / 8]
........"What a marvel... what a marvel"
USA, 2009
Regie: Ethan und Joel Coen / Drehbuch: Ethan und Joel Coen
Stars: Michael Stuhlbarg
Trailer
A Serious Man erinnert in seiner atemberaubend eleganten Mischung aus wunderbar präziser Milieuschilderung, absurd-lustiger Komödie über den kuriosen Alltag einer jüdisch-amerikanischen Familie und mit existentiell-philosophischen Theorien durchsetztem Drama über die Lebenskrise eines durchschnittlichen Familienvaters an frühere Coen-Werke, besonders an Fargo (1996) und The Big Lebowski (1998). Der schwarze Humor, die sehr exakte Figurenzeichnung und die ziellos dahindümpelnde Dramaturgie jener Filme findet sich auch in dieser punktgenau und mit beachtlicher Souveränität erzählten Tragikomödie, die viele Fragen aufwirft und nur die wenigsten beantwortet. Am allerwenigsten die Frage nach dem Sinn des excellenten Prologs, das komplett auf Jiddisch erzählt wird und als eigenständiger Kurzfilm funktioniert. Wie so oft bei den Coens weiß man auch bei diesem Film nicht immer genau, welche tiefsinnigen Lebensweisheiten des Films man nun ernst nehmen soll oder über welche man lachen soll. Nicht selten tut man beides und schaut gleichermaßen irritiert wie fasziniert, amüsiert wie peinlich berührt auf eine Familie, die zwischen den Lebensphilosophien ihres jüdischen Glaubens und denen US-Rockbands wie Jefferson Airplane, zwischen den Praktiken des Sabbats und des Marihuanakonsums und einer Fülle von physikalisch-mathematischen und religiös-esoterischen Welttheorien pendelnd, versuchen, den amerikanischen Traum zu leben.
(Asokan Nirmalarajah, mannbeisstfilm)
153.
Before Sunset 55 P. [3 / 16]
........"Memories are wonderful things, if you don't have to deal with the past"
USA, 2004
Regie: Richard Linklater / Drehbuch: Richard Linklater, Ethan Hawke, Julie Delpy, Kim Krizan
Stars: Ethan Hawke, Julie Delpy
Trailer
The perfect “will they or won’t they” ending to Richard Linklater’s Before Sunrise seemed like exactly the sort of ambiguous question that most emphatically doesn’t require an answer. It takes roots in the viewer’s imagination: Depending on who you are, romantic or cynic, you either believe that Ethan Hawke and Julie Delpy reunited in Vienna exactly one year later, or that they would only have that one night together, and never see each other again. And yet from their very first scene together in Before Sunset, everything feels right about the sequel—better, even—because the conversation that Hawke and Delpy continue so naturally 10 years later is now seasoned by the experiences they’ve had in the interim. Turns out that one night meant a great deal to both of them, but they aren't necessarily in a position to pick up right where they left off. What follows is every bit as enchanting as the first film, but considerably more complicated and adult, too—and with its own tantalizingly open-ended denouement.
(av club)
152.
Letters from Iwo Jima 55 P. [3 / 8]
........"I am determined to serve and give my life for my country"
USA, 2006
Regie: Clint Eastwood / Drehbuch: Paul Haggis, Iris Yamashita
Stars: Ken Watanabe
Trailer
The proper way to appreciate Letters and Flags is to treat them as complimentary halves of the same epic movie, a Godfather war epic. One half is plainly more ambitious than the other, but both have virtues that distinguish them.
Taken together, they're a signal achievement, a great filmmaker's tribute to a great struggle and those who carried it out. Standing on its own, Letters is a fine war film, detailed, historic and grimly realistic. All it lacks is the subtext that gave Flags its poetry, meaning and heart.
(orlando sentinel)
151.
The Hurt Locker 56 P. [3 / 13]
........"The rush of battle is often a potent and lethal addiction, for war is a drug"
USA, 2008
Regie: Kathryn Bigelow / Drehbuch: Kathryn Bigelow, Mark Boal
Stars: Jeremy Renner, Guy Pearce, Ralph Fiennes
Trailer
Es sind die Männer eines Bombenräumkommandos in Bagdad, die in diesem mit unglaublicher physischer Wucht auf die Spannungstube drückenden Spielfilm Drähte abklemmen, in Funkgeräte brüllen und mit Sturmgewehren herumballern. Bigelow zeigt das Machogehabe dieser Männer, ihre nächtlichen Faustkämpfe in der Kaserne, ihre Angst, vor allem aber den Aberwitz ihres manchmal tödlichen Handwerks. Die wirklich nervenzerfetzende, schlimm aufs Gemüt schlagende Beunruhigung des Films aber entsteht […] daraus, dass die Regisseurin keine politische und keine militärische Partei ergreift.
(Wolfgang Höbel, Spiegel Online)
150.
A History of Violence 56 P. [4 / 15]
........"You took his eye. Jesus Joey, you took his eye! Barbed wire, wasn't it?"
USA, 2005
Regie: David Cronenberg / Drehbuch: Josh Olson (based on the graphic novel of the same name by John Wagner and Vince Locke)
Stars: Viggo Mortensen, Maria Bello, Ed Harris, William Hurt
Trailer
‚A History of Violence‘ ist ein kluger, böser Film über Mord und Totschlag und einen plötzlichen Einbruch der Gewalt in ein amerikanisches Provinzidyll. Ein Restaurantbesitzer (Viggo Mortensen) wird bei einem Überfall zum Helden, verwandelt sich vom braven Spießer zum brutalen Kämpfer – und ruck, zuck findet ihn auch seine schöne Gattin (Maria Bello) so sexy wie nie zuvor. Der kanadische Regisseur David Cronenberg inszeniert die Story als grotesk-komischen Schocker, mit einer physischen Wucht und einem Witz, die an Quentin Tarantino erinnern. Dem allerdings hat Cronenberg jede Menge Geist und Bildung voraus - und so ist sein Thriller nicht nur ein blutiges Pop-Märchen, sondern vor allem eine Lektion in Sigmund-Freud-Seelenkunde.“
(spiegel)
149.
Anvil! The Story of Anvil 57 P. [2 / 7]
........"Everything on the tour went drastically wrong. But at least there was a tour for it to go wrong on"
USA, 2008
Regie: Sacha Gervasi / Drehbuch: Rebecca Yeldham
Stars: Anvil
Trailer
Mit Anvil – Die Geschichte einer Freundschaft erzählt Sascha Gervasi die etwas andere Erfolgsgeschichte über eine Heavy Metal Band, die spätere Größen wie Metallica, Slayer und Anthrax zwar prägten, aber selber nicht annähernd den Erfolg ernteten den sie, laut Aussagen vieler Experten und besagten Bands, verdient hätten.
Der Regisseur dokumentiert die unermüdlichen Versuche von Lips und Robb doch noch einmal auf die große Bühne zurückzukehren und begleitet die Gründer der Band, wie sie auf eine misslungene Europatournee gehen und ein neues Album aufnehmen. Dazwischen werden immer wieder persönliche Interviews mit Freunden und Bekannten eingeblendet. Auch wird ein Rückblick gewagt, um das vergangene Scheitern zu rekonstruieren. Hierbei wirkt Gervasis Film häufig tragikomisch und kommt, wider Erwarten, nahezu gänzlich ohne die Sex, Drugs and Rock’n'Roll – Klischees aus.
Herausgekommen ist letzten Endes eine Doku, die das Leben zweier Menschen mit einer unheimlichen Liebe zur Musik zeigt; und außerdem das scheinbar unfaire Musik-Business ein wenig beleuchtet. Vor allem aber ist Anvil die titelgebende Geschichte einer wahren Freundschaft.
(independentfilme)
148.
Identity 57 P. [3 / 2]
........As I was going up the stairs, I met a man who wasn't there. He wasn't there again today. I wish, I wish he'd go away
USA, 2003
Regie: James Mangold / Drehbuch: Michael Cooney
Stars: John Cusack, Ray Liotta, Amanda Peet, Alfred Molina
Trailer
Immer wieder neue Überraschungen tun sich auf, die erst nach elektrisierenden Schockmomenten eine Erklärung finden. Dabei ist die Story trotz aller visuellen Schrecken hintergründig, clever und gibt ihre Tricks erst ganz am Ende preis.
(kino.de)
147.
War of the Worlds 58 P. [3 / 14]
........"There's nothing living in that direction!"
USA, 2005
Regie: Steven Spielberg / Drehbuch: Josh Friedman, David Koepp (based on the novel by H. G. Wells)
Stars: Tom Cruise, Dakota Fanning, Tim Robbins
Trailer
Es wird Zuschauer geben, die zumindest die zweite Hälfte von Krieg der Welten repetitiv und dramaturgisch schwach finden, aber Spielbergs Inszenierung des Weltuntergangs ist größtenteils wuchtig und kompromisslos, weit mehr als ein gängiger Katastrophenfilm aus Hollywood. Auf erschütternde Weise macht er die Dimension der Apokalypse spürbar, legt die Ängste der Menschheit blank und bündelt sie in adäquaten Bildern. Krieg der Welten ist markerschütternd und brutal wie lange kein Mainstream-Film mehr.
(Thomas Schlömer, Filmspiegel)
146.
Der Baader Meinhof Komplex 58 P. [3 / 10]
........"Wir haben gelernt, dass Reden ohne Handeln, Unrecht ist!"
Deutschland, 2008
Regie: Uli Edel / Drehbuch: Bernd Eichinger (basierend auf dem gleichnamigen Sachbuch von Stefan Aust)
Stars: Martina Gedeck, Johanna Wokalek, Moritz Bleibtreu, Nadja Uhl
Trailer
Es braucht eine gewisse Zeit, bis sich der Schmerz, die krassen Bilder und die vielen Eindrücke gesetzt haben. Zweifellos wählt „Der Baader Meinhof Komplex“ mit seiner drastischen Inszenierung einen eigenen Weg, fern vom herkömmlichen Popcorn-Kino. Daran werden sich einige Zuschauer mit Sicherheit stören. Wer allerdings das nötige Vorwissen mitbringt, bekommt ein packendes und authentisches Drama geboten, welches seinen Teil dazu beitragen wird, dass die tragischen Ereignisse in den 70ern nicht in Vergessenheit geraten. Ob der Mythos RAF damit ein für alle Mal zerstört ist, wird sich zeigen. Aber ein Schritt in die richtige Richtung ist der Verzicht auf die Glorifizierung der Täter allemal.
(filmstarts)