50+1-Regel in Deutschland - noch sinnvoll oder nicht?


Little

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In der Theorie dann bestimmt. Da würde mich mal interessieren, wieviele der 21 Hanseln den Sponsor gleichzeitig als Arbeitgeber haben :D
 

theGegen

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Ich antworte mal hier, weil das sehr gut zu einem Thema passt, was leider immer noch nur in einer kleinen Bubble relevant scheint, nämlich 50+1 und die neuesten Entwicklungen rund um das Kartellamt. Zieht man diese in Betracht, ist das Vorgehen Hopps keineswegs als "überraschende Wende" zu bezeichnen.

50+1-Regel - Lösung in Sicht? (Sportschau-Link)

Die DFL hat zusammen mit den "Werksvereinen" (zu denen komischerweise auch Hoffenheim zählt) einen Vorschlag bei der DFL eingereicht, wie deren Ausnahmen von 50+1 legitimiert werden können und gleichzeitig die Regel zukünftig bestand haben kann.
Zur Erinnerung: Das Bundeskartellamt hatte die Ausnahmen der drei Konstrukte als nicht wettbewerbskonform gerügt und zum Handeln aufgefordert.
Der Vorschlag der DFL und der Werksvereine sieht wie folgt aus (Angaben frei zitiert aus dem oben verlinkten Artikel):

1. Vertreter der Muttervereine (e.V.) sollen fest in den Gremien der Werksklubs etabliert werden. Das Bundeskartellamt hatte kritisiert, dass der Einfluss des Muttervereins bei den drei genannten Klubs auf "null" begrenzt werden könne.
Ob die Vertreter der Muttervereine dann auch die Mehrheit in diesen Kontrollgremien stellen sollen und somit Entscheidungen auch gegen die Eigentümer treffen können, bleibt allerdings unklar. Das aber ist der eigentliche Kern der 50+1-Regel. Denn bei anderen Bundesliga-Klubs, die über Anteilseigner verfügen, haben generell die Vereinsvertreter das Sagen. Selbst dann, wenn die Mehrheit der Anteile an der ausgegliederten Profi-Gesellschaft in den Händen von Investoren liegt.

2. Die Bilanzen der Werksvereine müssen ausgeglichen sein. Damit soll der anhaltenden Kritik Rechnung getragen werden, dass etwaige Verluste der FörderKlubs durch die Eigentümer beglichen werden können. Ein Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen Bundesligisten.

3. Zukünftig sollen dann auch keine weiteren Ausnahmen von der 50+1-Regel mehr genehmigt werden. Eine Übernahme nach 20 Jahren erheblicher und durchgehender Förderung wäre dann anders als bisher nicht mehr möglich. Dies würde zum Beispiel Rasenballsport Leipzig betreffen, wo nach der derzeitigen Regel die Red Bull GmbH als Investor RB 2029 auch offiziell als Eigentümer übernehmen könnte.

Mein Fazit: Ein Kompromiss, mit dem ich leben könnte, weil die Verbannung der 4 Clubs (Red Bull hat ja einen perfideren Weg gewählt, der deswegen vorerst nicht zur Debatte stand) leider unrealistisch ist.
Sollte das weitere Ausnahmen verhindern, könnte man immer noch die Hoffnung haben, dass die Konstrukte irgendwann von selbst verschwinden, warum auch immer.
50+1 verhindert Zustände wie in den anderen großen Ligen und stellt, zusammen mit der einzigartigen Fankultur in Deutschland die Besonderheit der Bundesliga und den großen Vorteil gegenüber den anderen Ligen dar.
Die Ungleichheit in der Liga und im internationalen Vergleich lässt sich auch mit einer Aufhebung von 50+1 nicht beheben, dafür braucht es andere Wege.
Man wird nicht alle Entwicklungen damit aufhalten können, aber man darf die Hoffnung haben, dass gewisse Zustände nicht so bald eintreten werden.

Edit: Der Bezug zu Hopps Vorgehen:
Er ginge mit der Rückgabe der Stimmanteile an den Verein "nur" einen Schritt weiter als der gemeinsame Vorschlag der DFL und der Werksvereine ohnehin vorsieht. Wie genau die Stimmenmehrheit des Vereins dann aussieht und wie viel Einfluss Hopp tatsächlich abgibt, ist damit noch nicht gesagt, falls das überhaupt so geschieht.
Es bleibt aber festzuhalten, dass sich bei dem Thema gerade ordentlich etwas bewegt. Sollten die Muttervereine in allen 3 Fällen tatsächlich die Stimmenmehrheit erlangen und das dann auch ähnlich wie bei allen anderen Vereinen reell umgesetzt werden, dann wäre das eine de facto Abkehr von den Ausnahmen und zwar eine endgültige. Das wäre natürlich der Optimalfall, an den ich aber nicht glaube.
So oder so muss dann immer noch eine Beendigung der Machenschaften Red Bulls auf der Agenda bleiben.

Mal von der bekannt dreisten Umgehung der 50+1 Regel von Rasenballsport weg:

Man sollte dann natürlich auch bei kleineren Vereinen etwas genauer darauf schauen, wo im Prinzip ein einzelner Mäzen den gesamten Verein alimentiert und diesen quasi alleine bestimmt. Sandhausen, Elversberg, Steinbach sind quasi auch nichts anderes als Hopp und sein Hoffenheim, nur halt jeweils eine Liga tiefer zugange.
Von Türkgücü oder KFC Uerdingen ganz zu schweigen. :rolleyes:

Regelkonforme Zuwendungen von Mäzenen und Lokalgrößen sind das Eine, die von Werksclubs das Andere. Wie ist das denn zu verstehen?

2. Die Bilanzen der Werksvereine müssen ausgeglichen sein. Damit soll der anhaltenden Kritik Rechnung getragen werden, dass etwaige Verluste der FörderKlubs durch die Eigentümer beglichen werden können. Ein Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen Bundesligisten.

Wie das bei VW geregelt ist, weiß ich nicht.
Bei Bayer Leverkusen war es zumindest bis vor ein paar Jahren so, dass sie vom Konzern einen jährlichen Sponsorzuschuss bekamen, wie der Rest der Liga. Dazu bekam die Fußball-AG für den Lizenz-Kader einen Betrag X über bis zu 3 Jahre vorgeschossen, der aber werksintern nach dieser Laufzeit auf Null gestellt werden musste.
Also vom Prinzip her eine ausgeglichene Bilanz, nur nicht auf 1 Saison gerechnet. Auch keinesfalls vergleichbar mit den Milliarden, die in anderen Ligen als rote Zahlen in der Bilanz stehen dürfen. Hmmm...
 

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2. Die Bilanzen der Werksvereine müssen ausgeglichen sein. Damit soll der anhaltenden Kritik Rechnung getragen werden, dass etwaige Verluste der FörderKlubs durch die Eigentümer beglichen werden können. Ein Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen Bundesligisten.

Ich hoffe dies gilt nicht für Vereine wie Hertha oder 1860, sonst gehen da aber auch schnell die Lichter aus.
 

theGegen

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Ich hoffe dies gilt nicht für Vereine wie Hertha oder 1860, sonst gehen da aber auch schnell die Lichter aus.

Das ist wirklich ziemlich schwammig, zumal auf wieviel Jahre das erlaubte Investment dann verteilt werden darf.
Die Leverkusen-Methode fand ich fair (so sie jetzt noch gilt). Denn nach den ca. 3 Jahren war Cashday. Da mussten halt Spieler verkauft werden, wenn der Vorschuss sportlich nicht eingespielt wurde.

Ein good-old deutscher Sportverein definiert sich jedoch nicht über ein Profi-Fußball-Team alleine. Der "Werksclub" Leverkusen macht und bewirkt "als Verein" in punkto Breiten- und Betriebssport für Stadt und Einwohner wahrscheinlich mehr als der Apotheker in Elversberg.
 

Sofakartoffel

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Der Kicker weiß in den Fragen auch nicht mehr.
Der Vorschlag liegt dem Bundeskartellamt vor, wurde aber in seinem Inhalt von keiner Seite bestätigt.
Man wird daher abwarten müssen.
Ich denke es ist realistisch anzunehmen, dass die DFL weder den Werksvereinen, noch den anderen auf die Füße treten will.
Der Kompromiss wird also wahrscheinlich in die Richtung gehen, dass die Werksvereine fast so weiter machen können wie bisher, aber keine neuen hinzukommen.
Meine im vorigen Post geäußerte Hoffnung ist natürlich naiv. Es wird wohl eher so viel gemacht, dass das Kartellamt irgendwie zufrieden ist und sich möglichst wenig ändert.

Leipzig ist ja per Definition kein Verstoß gegen 50+1 und dieses Modell würde theoretisch auch anderen Investoren noch offen stehen, auch wenn es den ursprünglichen Gedanken eines Vereins pervertiert. Insofern muss man weiterhin abwarten, ob sich da noch was tut.
Allerdings kann ich mir auch nicht vorstellen, dass ein Modell wie RaBa noch für viele andere Investoren spannend ist.
 
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