Zuerst mal: Simon ist ein unglaublich netter Mensch. Ich habe selten einen so freundlichen und aufgeschlossenen Typen erlebt wie ihn, aber leider ist das wohl auch sein größtes Manko als Coach: Er ist zu nett. Fachlich ist Simon ein Topmann, der das Training etwas mehr individualisiert hat, um die einzelnen Spieler besser coachen zu können. Er hat natürlich einige Rookie-Fehler gemacht, dazu versucht das Team ausgeglichen scoren zu lassen, weswegen es dann irgendwie an einem Leader gefehlt hat, der das Spiel auch mal an sich reißen kann - allerdings hat er das Team auch nicht zusammengestellt, bzw. nur zu einem geringen Teil. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir mit Simon den Klassenerhalt geschafft hätten und er mit einem nach seinen Wünschen zusammengestellten Team nächstes Jahr mehr Erfolg gehabt hätte. Einhundertprozentig sicher.
Geschäftsführer Syring hat, laut Gießener Anzeiger, am Dienstag noch betont, dass er "keine Ahnung vom Basketball hat" - begründet aber heute in der Gießener Allgemeinen die Entlassung damit, dass Cote "aus den Spielern nicht das Bestmögliche" herausgeholt hat. Unwillkürlich stellt sich natürlich die Frage, wie der Mann in zwei Tagen so viel Basketballwissen bekommen hat, um das tief in Robert Maras oder Ricky Hickman schlummernde, unabgerufene Potential zu entdecken? Auch die Aussage "Der Saisonverlauf hätte nicht schlimmer sein können" würde ich so nicht unterschreiben. Vielleicht sollte sich Herr Syring erstmal mit der Qualität des Spielermaterials auseinandersetzen, zum Beispiel mit dem nur sehr bedingt BBL-tauglichen Frontcourt. Es mehren sich die Stimmen, dass bereits im Dezember, kurz nach der Ankunft von Bogojevic, relativ offen über eine Entlassung von Cote spekuliert wurde. Da kann man jetzt noch so sehr in der Öffentlichkeit sagen "Das war nicht geplant", ich glaube davon nicht ein einziges Wort, dafür sind die Quellen zu zuverlässig.
Dazu
dieses Interview von Bogojevic bei bbl.tv, dass mir einfach keine Ruhe lassen will. Da sitzt der Sportdirektor und damit direkte Vorgesetzte des Trainers im Fernsehen und sagt, nachdem eine hochemotionale Ansprache von Cote in einer Auszeit gezeigt wird: "Man kann die Worte Intensität und Herz auch in einer anderen Lautstärke kommunizieren". Daraufhin nennt er es dann allerdings "in dieser Situation völlig angebracht", um in der nächsten Antwort zu sagen: "Also ich neige dazu zu sagen, dass so ein Abriss eigentlich überflüssig ist. Ich glaube, dass sie genug intellektuelles Potential haben, um zu wissen, dass das, was wir hier zeigen, nicht gut ist und dass kein Spieler mit sich zufrieden sein kann". Sorry, dass ist nichts anderes als eine öffentliche Demontage des Trainers und als solche einfach unter aller Sau.
Entweder ist es eine Kurzschlussreaktion, dann ist es unprofessionell - oder es war von langer Hand geplant, dann ist es eine Intrige. So oder so, mir vergeht langsam die Lust am Gießener Basketball, und ich verstehe auf einmal die Worte meines Chefs so gut, der mir vor gut einem Jahr prophezeit hat, bald wäre ich nicht mehr Fan der 46ers, sondern nur einzelner Spieler. Tja, damit bin ich wohl Michael Umeh-Fanboy (no homo).