Das kommt einem vielleicht so vor, stimmt aber nur zum Teil. Es gibt natürlich mehr Länderspiele als vor 40 Jahren, weil es viel mehr FIFA- und UEFA-Mitglieder gibt (allein schon durch das Ende der UdSSR und Jugoslawien). Daraus resultieren einfach mehr Qualispiele, zudem hat sich die Teilnehmerzahl bei den Turnieren erhöht. Das sind aber ja Pflichtspiele, keine Promokicks. Der Anteil der Freundschaftsspiele ist rückläufig, auch die absolute Zahl an Länderspielen.
Die Zahl der Freundschaftsspiele der letzten 5 Jahre ist genau so hoch wie in den 70ern und 80ern, nämlich ca 5 pro Jahr. Das ist deutlich weniger als in den 90ern und Nullern (7 pro Jahr). Die Gesamtzahl der LS ist in den letzten 5 Jahren auf dem Stand der 90er und klar niedriger als in den Nullern. Das liegt sicher auch am verpflichtenden FIFA-Rahmenterminkalender mit festen LS-Terminen.
Wenn man sieht, dass es 2006 eine WM im eigenen Land, also keine Quali, gab, ist die hohe Zahl an Freundschaftsspielen dabei nachvollziehbar. In den 90ern dagegen gab es so etwas nicht, trotzdem gab es genau so viele Freundschaftskicks.
Insgesamt sieht es so aus (alles nur BRD):
70er: 98 LS / 56 davon Freundschaftsspiele
80er: 113 / 54
90er: 125 / 70
00er: 144 / 70
10er: 64 / 27
Es hat sich also seit den 90ern gar nicht so viel verändert, auch da gab es ja schon Confed-Cups und LS-Reisen in die USA oder die Emirate mit merkwürdigsten Nationalspielern (Reich, Maul, Gerber...). In den 70ern und 80ern wurde fast ausnahmslos gegen namhafte Gegner getestet, aber in den letzten 30 Jahren hat sich eigentlich nichts verändert. Wer es also in den 90ern nicht in die NM schaffte (als die NM in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts zudem deutlich schwächer war als heute), der kann sich wirklich nicht auf "wir hatten es früher schwerer, in die NM zu kommen" berufen. Bei der "Leistungsdichte" allerspätestens nach der EM 96 (als so ziemlich alle Stammspieler der WM 90 aufgehört hatten)/ eher nach der WM 94 muss man sogar sagen, dass etliche der damaligen Nationalspieler heute nicht mehr die geringste Chance auf eine Berufung hätten.
In den 70ern und 80ern war es aber in der Hauptsache auch nicht wegen der geringeren Länderspielzahl schwieriger, in die NM zu kommen. Es gab kaum ausländische Topstars in der BL und vor allem gab es eine Ausländerbegrenzung. D.h. es gab einfach viel mehr nationale Konkurrenz auf den einzelnen Positionen. Heute liegt der Ausländeranteil in der BL bei knapp 50%, in den 70ern und 80ern lag er bei 10%, eher drunter.