Für mich waren die beiden Mixed-Medaillen die größte positive Überraschung: damit konnte man nicht unbedingt rechnen. In beiden Staffeln hat sich das Team als Kollektiv stark präsentiert und dabei gegen äußerst starke Konkurrenz behauptet. Sehr positiv bleibt auch die Staffelmedaille der Herren sowie der Weltmeistertitel von Franzi Preuß in Erinnerung.
Dennoch bin ich der Meinung, dass man sich trotz der vielen Medaillen nicht zu sehr von den Erfolgen blenden lassen sollte. Es gibt durchaus einige Baustellen im deutschen Biathlon, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen.
Die Einzelleistungen der Herren waren insgesamt sehr durchwachsen, mit nur einer einzigen Endkampfplatzierung (Top-8) . Damit hat sich der negative Trend der bisherigen Saison leider bestätigt. Da sollte man sich vielleicht dochmal nach den Weltmeisterschaften zusammensetzen, ob die aktuelle Situation im Herrenbereich so die richtige ist und ob man sie weiter so in Richtung Antholz angehen soll.
Auch bei den Frauen muss man, obwohl es Jammern auf hohem Niveau ist, kleine Abstriche machen. Während die deutschen Damen in der bisherigen Saison knapp 30 % der Podestplätze im Weltcup (inklusive Staffel) belegten, waren es bei dieser WM nur 13 %.
Die verpasste Medaille in der Staffel hat zudem verdeutlicht, wie groß der Verlust von Vanessa Voigt war und wie groß die Lücke hinter Preuß, Voigt, Grotian und Tannheimer derzeit einfach noch ist. Die Athletinnen aus dem IBU-Cup sind, trotz des Staffelsiegs bei der EM, läuferisch derzeit einfach nicht im Weltcup konkurrenzfähig. Und obwohl Alina Nussbicker, Julia Kink und Marlene Fichtner als große Talente gehandelt werden, blieb der erhoffte Durchbruch in dieser Saison aus – insbesondere im Vergleich zu Tannheimer. Deshalb sollte man auch im Damenbereich darauf achten, dass sich im B-Kader etwas tut, gerade im Hinblick darauf, dass Franzi Preuß nach der kommenden Saison möglicherweise ihre Karriere beendet.
Am Ende bleiben zwölf großartige Tage in der Lenzerheide in Erinnerung – mit durchgehend tollen Wetterbedingungen und einer fantastischen Zuschauerkulisse, zumindest am Wochenende. Auch die deutsche Medaillenausbeute war so gut wie lange nicht mehr. Dennoch sollte man sich nicht zu sehr auf diesen Erfolgen ausruhen.