Das Problem ist, dass die überwiegende Betrachtungsweise des Fußballs emotional-oberflächlich ist. Der Kämpfer wird vom Stadion mehr gefeiert, als der Schöngeist, vor allem, wenn der noch eine schlechte Körpersprache hat. Spielt das Team schlecht, gibt es einfache Erklärungen:
-Die kämpfen nicht
-Die rennen nicht
-Die haben die Hosen voll
-Die identifizieren sich nicht mit dem Verein/mit dem Land
Ich bin wirklich der Allerletzte, der sagt, dass Mentalität keine Bedeutung hätte. Aber sie wird im Fußball überhöht. Weil man übersieht, dass die GOAT im Sport zwar oft eine überragende Mentalität hatten, aber in erster Linie eine überragende Qualität.
Ich glaube nicht, dass Mentalität im Fußball überhöht wird - sie wird nur völlig falsch interpretiert. Ein Mentalitätsspieler ist nicht der, der in einer kritischen Phase
- jede Position auf dem Platz alleine bekleiden will und wild überall rumrennt
- mit dummen Fouls "Zeichen setzt"
- mit großen Gesten seine Mitspieler in den Senkel stellt und permanent rumbrüllt
- eigene Fehler auf Gedeih und Verderb selbst wiedergutmachen will, indem er seine taktische Position verlässt und damit mehr Schaden als Nutzen anrichtet
Ein Mentalitätsspieler ist der, der in einer kritischen Phase
- kühlen Kopf behält
- genau dann hochkonzentriert Top Leistung bringt und mit eben der vorangeht
- hilft, seine evtl verunsicherten Mitspieler neu zu ordnen. Mit klarem Blick auf das Spiel. Das kann auch mal laut sein, aber nur, wenn es wirklich zielgerichtet ist
- bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, sie aber nicht zur Selbstdarstellung misbraucht
- einen guten Sinn dafür hat, wie er seinem Team in welcher Situation tatsächlich helfen kann
En echter Mentalitätsspieelr hat für jedes Team einen extrem hohen Wert. Ein Pseudo-Mentalitätsspieler ist meistens nur ein spielerisch schwacher Schreihals auf Adrenalin.