Ich hab Bradley bisher als jemanden erlebt, der eigentlich sowohl aus der Distanz mit viel Movement agieren kann, als auch im Infight. Manchmal springt er auch nur mit seinen schnellen Füßen rein lädt schnell ab und geht sofort wieder raus. Dass er so lange "in the pocket" bleibt wie gestern fand ich eher untypisch. Unterm Strich ist er ein ziemlicher Allrounder, der sich bisher immer gut seinem Gegner anpasste und bei dem dadurch Plan A, Plan B und Plan C eigentlich immer von Kampf zu Kampf rotieren.
Gestern war die Taktik mit der er in den Kampf kam imo erstmal ein Griff ins Klo. Auch wenn es letztendlich gerade so gut ging, kann ich es von einem rationalen Standpunkt her nicht verstehen, wieso er den Kampf an dem Ort eröffnet wo Provodnikov seine Stärken hat und richtig gefährlich ist. Entweder den Gegner unterschätzt oder den Kopf verloren. Seine Ecke schien jedenfalls auch was Anderes von ihm zu erwarten.
Bradley ist ein Allrounder.
Wenn es aber etwas gibt, das man als besonders hervortun kann, dann ist's seine Verkürzung der Distanz, um dann den Gegner im infight zu 'smothern' und seine konstant hohe workrate dabei. [geht Hand in Hand]
Die 'freundlich' akkumulierten headbutt-Verletzungen der Gegner kamen ja nicht von ungefähr, sondern weil er gerne an den Mann springt, um dann dort weiter zu arbeiten.
Dort fühlt er sich am wohlsten.
Nicht unbedingt. Also wenn mir jemand vor dem Kampf vorhergesagt hätte, dass Bradley SO in den Kampf starten wird, hätte ich das Gesicht verzogen und gesagt "Uiiih riskant".
Er wollte direkt mit dem besten starten das er hat und zeigen wer der 'Chef im Ring' ist. Provodnikov gleich den 'mentalen Saft' abdrehen.
Für mich absolut verständlich.
Dass dies nicht funktioniert hat, darüber wunderte ich mich, und er plus Ecke wahrscheinlich, genauso.
Keiner [kaum einer] hätte mit einer solchen Gegenwehr gerechtnet. und dann war die Gegenwehr auch noch 'on point', und hätte ihn fast den Kampf gekostet.
Unter dem Gesichtspunkt, dass beide osteuropäische Pressurefighter mit Nehmerfähigkeiten sind ja.
So billig?
Aber in den Details gibt es schon ein paar Unterschiede. Ich find Golovkin hat BISHER etwas bessere Balance und Beinarbeit gezeigt. Außerdem hat er nen Jab und ist wie ich finde etwas präziser. Größter Unterschied offensiv ist für mich, dass Golovkin deutlich mehr zum Körper arbeitet und dadurch variabler ist und dem Gegner mehr zu denken gibt. Provo ist mehr ein Headhunter. Hätte mich sehr interessiert was gewesen wäre, wenn er heute morgen den Körper des Gegners etwas mehr malträtiert hätte. Dann wären Bradleys Beine sicher noch ein gutes Stück müder und unzuverlässiger gewesen. Was die Defensive bzw. keine Defensive angeht sind sich beide sehr ähnlich
Allerdings hat Provodnikov Golovkin nun eins voraus - er hat sich gegen einen Elitefighter bewiesen und gezeigt, dass sein Boxen auch auf diesem Niveau funktionieren kann. Diesen Beweis ist Golovkin bisher noch schuldig geblieben.
Durchaus so zu sehen, aber [ja, es musste kommen] -
Golovkin geht eigtl. immer als der 'Chef' in den Ring. Er muss sich kein Selbstbewusstsein im Verlauf des Kampfes holen, sondern der Gegner.
Da er, wie ich bereits sagte, es dem Gegner kaum möglich macht sich Selbstbewusstsein zu holen, weil er einfach viel zu hart schlägt, wie auch unbeeindruckt bleibt [vielleicht der wichtigere Teil seiner Sonderskills], kann er sich auch 'in Ruhe' aussuchen, wohin er schlägt.
Er gerät nicht in Stress, und zielt deshalb mal zum Körper, mal dahin, mal wieder zum Kopf.
Das wirkt sich auch positiv auf seine Balance aus.
Provodnikov, jemand der als underdog startet, wird auch erstmal nur 'headhunten'.
Selbst wenn es gut für ihn läuft, läuft er, in einem solchen Kampf, emotional auf ganz dünnem Eis.
Deshalb hat Provodnikov auch vornehmlich zum Kopf geschlagen, denn die Ruhe die man braucht um in einer solchen 'Gefühlsmelange' auch bewusst zum Körper zu arbeiten, um den Effekt hinterher zu 'ernten', haben nur ganz wenige.
Bradley war immer auf Augenhöhe, und ferner der Favorit - da bleibt nicht viel Lockerheit, um mal 'dies', mal 'jenes' auszuprobieren.
Eine Situation, in der Golovkin bisher nur sehr selten, bis gar nicht, war.
Die beiden leiten Angriffe genauso ein. Sie verteidigen sich ebenso gleich. Sie marschieren in gleicher Art und Weise hinter dem Gegner her bzw. schneiden ihm genauso die Wege ab.
Sie haben eine ähnliche workrate. Technisch nehmen sie sich null. Ob offensiv oder defensiv.
Der Unterschied ist die Physis auf Geber-, wie auch Nehmerseite. [deshalb auch der Jab]
Ich finde, dass man die beiden sehr gut miteinander vergleichen kann