Nicht auszuschließen dass es bessere Optionen als den Wurf gab.
Sicherlich gab es bei dem einen oder anderen Wurfversuch besserere Optionen, zumindest wenn man den Vorteil hat, das Spielgeschehen von außen zu betrachten. Grundsätzlich sollte aber auch bedacht werden, dass ein offener Wurfversuch zumeist die beste Option ist, selbst wenn noch mehr als genug Zeit auf der Shotclock verbleibt. Jeder Pass, jedes Dribbling, Post-Up etc. hat eben auch eine entsprechende Fehlerquote. Gerade bei frühen Würfe in der Possession sollte der Zuschauer mal einen Blick auf die Mitspieler werfen, zumeist ist da jemand schon in Korbnähe oder hat einen freien Weg zum Korb, was die Chance für einen eventuellen Offensivrebound bei einem Fehlwurf noch mal erhöht. Ausgenutzt wird da natürlich auch, dass die Defense zumeist von Transition auf Halfcourt umstellen muss, und da die entsprechenden Matchups noch nicht gefunden wurden. Wenn man auf solche Dinge achtet, wird aus einem zuerst als "dumm" empfundenen Wurf schnell ein ziemlich logischer Wurfversuch, selbst wenn er daneben geht.
Ein anderer Punkt wäre da für mich, dass ich viel zu häufig sehe, dass die Qualität des Wurfversuches durch das Ergebnis festgelegt wird. Das ist absurd und blendet einfach den Faktor Glück/Pech aus, der das Ergebnis eben auch maßgeblich beeinflusst.
Ich habe mal besonders auf die Wurfversuche bei Nowitzki im letzten Spiel geachtet, und musste da feststellen, dass er einerseits nach P&P-Situationen nicht immer den Ball bekommt, selbst wenn das objektiv die beste Option sein sollte. Gerade Ellis tendiert dazu, dann den langen MidRange-Jumper zu nehmen, obwohl der, gerade wenn er nicht bis zur Freiwurflinie kommt, nicht sonderlich sicher fällt.
Bei Nowitzkis Wurf sah es in den letzten Spielen aber auch so aus, als ob er permanent den Release leicht ändert. Selbst beim Freiwurf sieht das unkonstanter als in den vergangenen Jahren aus. Könnte seine zuletzt doch recht bescheidenen Wurfquoten erklären. Aber zumindest versucht er aus meiner Sicht dann, sich effektiv in anderen Bereichen einzubringen. Gerade bei der Help-Defense bin ich überrascht, wie gut er in der initial und recovery ist, denn so schnell ist er ja nun wirklich nicht mehr auf den Beinen. Heute hatte er sich dann als "Spielmacher" betätigt; gerade bei den handoffs, den Pässen zum Perimeter und dann immer wieder mal direkt zum Spieler unterm Korb sah das schon nach Point-Forward aus.
Starkes Spiel im Übrigen von Devin Harris. Den hätte ich gern im Bulls-Trikot gesehen. Und dass Brooks so von Barea quasi an die Wand gespielt wurde, hat jetzt auch nicht wirklich geholfen ... Mal von dem leicht dummen Foul am Ende abgesehen.
Prinzipiell ja, aber die Qualität der Wurfposition ist ja abhängig von der Wurffähigkeit des Spielers - und die variiert, je nachdem wieviel Selbstvertrauen und Rhythmus dieser gerade hat.
Natürlich ist das von den Wurffähigkeiten abhängig, aber gerade das letzte ist eher eine selbstgemachtes Problem, als dass es tatsächlich real ist. Oder anders dargestellt: Würdest Du jemandem empfehlen, nicht mehr das Reboundduell zu suchen, nur weil er es zwei- oder dreimal in Folge verloren hatte? Oder wie sieht das beim Pass aus? Nicht mehr passen, weil gerade die letzten beiden Versuche in die Hose gingen? Oder als Fussballanalogie: Würdest Du dem Stürmer empfehlen, nicht mehr auf das Tor zu schiessen, nur weil die letzten paar Versuche daneben/darüber gingen?
Insofern kann eine Wurfoption eben sehr wohl gut sein, wenn ein Spieler gerade alles im Schlaf reinmacht und nicht die optimale Option, wenn es gerade nicht läuft.
Nein, ist es NIE. Ein heat-check ist ebenso dumm wie das Verweigern des offenen Wurfes, den ein Spieler im Schnitt gut trifft. Nur weil so ein heat-check mal hineinging oder der offene Wurf mal daneben, bedeutet das nicht, dass die Qualität des Versuches sich veränderte.
Aber das Unterbewusstsein lässt sich eben nicht einfach abschalten. Das kennt jeder Sportler.
Doch, es lässt sich abschalten, wenn man eben nicht darauf fokussiert. Ich habe nie darüber nachgedacht, was gerade schief gelaufen ist, sondern immer danach gehandelt, was mir in dem Moment als beste Option erschien (war nicht immer die richtige Entscheidung, aber da bleibt meist nicht viel Zeit und die Situation ist eben auch verzerrt wahrgenommen). Auch wenn es sich bei mir primär um Fussball handelte, so hatte ich beim Basketballspielen ähnlich agiert (wobei da im meinen Fall nicht werfen immer die beste Option ist
). Aber hierfür haben die meisten professionellen Teams dann sowieso mittlerweile Psychologen engagiert.
Wenn ein Spieler mal wirklich nicht gut aufgelegt ist, weil er schlecht geschlafen hat oder irgendwo ein kleine Verletzung stört, dann merkt das der Coach zumeist sowieso und handelt dann entsprechend, wenn die Alternativen tatsächlich bessere Erfolgschancen zu haben scheinen.