Der Vergleich hinkt meiner Meinung nach doch irgendwie. Terry stand in Atlanta nicht unter Druck, im Gegenteil: er konnte scoren und hatte relativ viele Freiheiten. Die real-sportliche Erwartungshaltung war in Atlanta nie riesig hoch.
Und auch seine Stats waren bei den Hawks bereits relativ früh über einem derzeitigem Felton-Niveau: in seiner zweiten Saison bereits 19 Punkte und 5 Assists, zwei Jahre später 17 Punkte und 7,5 Assists.
Terry hatte grünes Licht bekommen für alles, was er nur machen wollte, aber das Resultat waren eben auch recht schwache Wurfquoten und gerechtfertigterweise ein Vorwurf, dass er mit dieser Spielweise ein Team nicht weit bringen kann (das verstehe ich unter Druck, dem eine "erste Option" standhalten muss). Bei den Mavs stiegen die Wurfquoten dann enorm an und Terry fand (vielleicht auch nur teilweise, muss man im Nachhinein leider sagen) die Rolle, die ihm eher liegt und die einem Team mehr bringt, eben die 2. bis 3. Geige zu spielen und hochprozentig seine Würfe zu verwandeln.
Felton erreicht in etwa die gleichen Assist-Werte (hochgerechnet auf 36 Minuten ist er sogar leicht besser) mit weniger Ballbesitz, wenn er auch dabei sicher der schlechtere Scorer ist und auch bleiben wird. Ich denke dabei, dass er mit den richtigen Mitspielern auf akzeptable Quoten käme (die Mavs brauchen mit ihrem derzeitigen Kader eh keinen Wunderscorer auf der PG-Position) und dabei - wie gesagt - der bessere Spielmacher sein könnte. Hier liegt seit dem Abgang von Nash eben das Manko: Devin Harris war noch nicht soweit (und es ist noch nicht klar, ob er überhaupt je ein so guter Playmaker sein wird), Terry ist es definitiv nicht (er ist ein etwas zu kleiner Shooting Guard, leider kaum mehr), Barea zu klein bzw. körperlich zu schwach und mit Kidd kann man wohl maximal noch diese Saison ernsthaft rechnen.
Die Mavs haben bei ihrem Scheitern in den letzten zwei Jahren diese drei Hauptprobleme gehabt: Zu wenig Low-Post-Scoring (daran wird man nur schwerlich etwas ändern können, denn diese Spieler sind die seltensten und damit teuersten), fehlendes Playmaking (nur aus diesem Grund wurde überhaupt Kidd so teuer ertradet, denn hier wird vergessen, dass man auch mit Devin Harris nicht zwangsläufig besser war) und natürlich die fehlende Struktur bezüglich Vertrauen zum Coach, Verhandensein eines unumstrittenen Leitwolfs etc.
Das Playmaking sollte in dieser Saison kein Problem sein, wird es aber in Zukunft wieder (also besteht hier Handlungsbedarf, und Felton könnte
vielleicht eine Lösung sein, die man relativ billig abstauben kann), und was den Leitwolf betrifft, warte ich mal die Saison ab, bevor ich ein endgültiges Fazit bezüglich Dirk & Kidd fälle. Wenn es wieder ein enttäuschendes Abschneiden geben sollte, wird es wohl 2009 sowieso große Veränderungen geben. Dies zu verhindern, wird angesichts des starken Westens mit vier echten Meisterschaftskandidaten (Lakers, Spurs, Rockets und Hornets, die für mich allesamt derzeit die gleichen Chancen haben), die jetzt vor den Mavs anzusiedeln sind, schon schwer.