@Bumm
Schön, dass Du Dir offensichtlich wirklich einige Gedanken zur Bewertung gemacht hast.
Anmerkungen:
Nehmen wir doch mal den sogenannten "Heim- oder Promotorenvorteil". Ohne Zweifel gibt es diesen Vorteil, jedoch ist dieser in Abhängigkeit von den jeweiligen Sportarten, deren Strukturen und Sportlerpersönlichkeiten vollkommen unterschiedlich und geht mitunter sogar ins Gegenteil über. Und bei einem Faktor, der tendenziell zwar vorhanden ist, aber in seiner Bandbreite derart differiert und damit unbestimmt ist, sollte man deutlich davon absehen ihn in seine Überlegungen einzubeziehen!
--> Es geht hier konkret um eine Sportart. Als unübersehbare Auswirkung des promoter-abhängigen Vorteils ist das Verhältnis von Sieg zu Niederlage für den bevorteilten Boxer fast 3:1 - wenn beide Boxer vor dem Kampf gleich stark eingeschätzt werden - sonst noch extremer.
Hier nichts zu korrigieren, hiesse keineswegs neutral sein, sondern die Gastboxer zu benachteiligen. Um aber nicht überzukorrigieren, wurde der Effekt nur vorsichtig zu 50% kompensiert. Damit steht die Korrektur in der Balance zwischen dem Vermeiden eines zu grossen unkorrigierten Vorteils für den Heimboxer und dem Vermeiden einer zu starken Benachteiligung der Gastboxer.
Und ob Boxrec durch neue Methoden tatsächlich sein System in Richtung Erhöhung der Aussagekraft bzgl. der Kampfstärke eines Boxers verbessert ist ja nunmal mehr als fragwürdig, wie zuletzt ja eindrucksvoll bewiesen.
--> Einige Auswüchse (Bewertung von Barrett usw) kamen, wie schon gesagt, durch eine fehlerhafte Mehrfachzählung in der Bewertung von Kämpfen, für die mehrere Promotoren verantwortlich zeichnenten. Dieser Fehler ist nun beseitigt und die korrigierte Version wird in Kürze eingestzt werden.
Was das einfache Punktevergabesystem anbelangt, habe ich mich jetzt mal mit einem alten Kumpel aus Studienzeiten kurzgeschlossen, der sich mit solchen Fragen schon recht lange beschäftigt und auch schon lange in der Kampfsportszene mitmischt und auch von der sportwissenschaftlichen Seite her Plan hat, wie langfristige Leistungsverläufe bei einem Sportler aussehen und zu bewerten sind.
Er meinte, ich soll mir drei Systeme anschauen:
1. Das alte Punktevergabesytem der IKBF (ein alter Kickboxverband, wo früher solche Tiere, wie Peter Aerts und Branko Cikatic Weltmeister waren). Die Punktevergabe soll relativ simpel sein und du bekommst platt gesagt pro Kampf und Wertung einen fest definierte Punktzahl. D.h. mit ein wenig Addition und Subtraktion ist das System simpelst nachvollziehbar.
2. Das analytische System, wie es vor Jahren mal bei der WKA (noch ein Kickboxverband) angedacht war, aber nie umgesetzt wurde. Wurde damals übrigens auch Jürgen Lutz zugeführt, der es ursprünglich bei den Frauen einsetzen wollte.
--> Die Kickboxing-Systeme basieren im wesentlichen auf Rangsystemen (wie die klassichen Boxorganisations-Ranglisten). Bei einem Setup verliert z.B. der Verlierer 5 Ränge, der Sieger erhält den Rang des Verlierers. Bei einem Unentschieden bleibt alles beim alten.
Solche und auch etwas differenzierte Rang-Systeme wurden ebenfalls getestet, diskutiert und sind aber wesentlich schlechter als das laufende System.
3. Das ELO-System, wie es bei den Schachspielern angewandt wird. Ein kleiner Nachteil scheint hier zu sein, das es fortschreitend inflationär ist.
--> Auch das wurde implementiert, getestet und hat wesentliche, unüberwindbare Schwächen. Vor allem ist es schwierig, für Debutanten und Boxer mit wenigen Kämpen die richtige Bewertung zu finden (das spielt im Boxen im Gegensatz zum Schach eine wesentliche Rolle). Ausserdem muss das Boxsystem viel schneller auf Änderungen reagieren - wieder wegen der geringen Anzahl der Kämpfe.
Boxrec hält er gelinde gesagt für nicht ganz angemessen ..., aber das schaue ich mir ja auch gerade genauer an.
--> Schau mal, prima. Wenn möglich entwickle eine konkrete Alternative. Wenn sie wirklich gut ist und so einfach, werde ich sie testen und die Ergebnisse präsentieren.