Bei den Piraten sieht das anders aus. Starke Teams dabei, gibt es andere Teams mit ähnlichen finanziellen Mitteln und Know-How, die sich dem Kampf stellen können/wollen?
Das Problem das ich bei den "Piraten" momentan sehe ist der längerfristige Erfolg.
Ok, man kann mit den momentanen 8 Teams auch gerne ein Starterfeld von 24 Wagen nächstes Jahr ins Rennen schicken. Aber ewig wird das nicht halten.
Wenn man sich bei der Piratenserie keine Überlegungen macht die Budgets zu begrenzen, dann wird ein Team wie Brawn über kurz oder lang ausscheiden. Auch bei den momentanen Erfolgen. Denn diese sind vornehmlich der radikalen Regeländergun geschuldet und der frühzeitlichen Entwicklungsarbeit des damaligen Honda-Teams.
Nächstes Jahr ist aber weniger Geld aus der Honda-Kasse da und der Brawn-Rennstall wird sicherlich zurückfallen ... egal in welcher Rennserie. Je nach dem mit welchen Budgets die Konkurrenz hantiert heißt es entweder "keine Dominanz mehr" oder "Abrutschen ins Mittelfeld" ... man vergleiche das gerne mit dem Williams-Team, als dieses Ende der 90ger in roter Lackierung startete und Mercedes ordentlich Geld in die McLaren-Entwicklung pumpte.
Und Renault? Da halten sich weiterhin Gerüchte um einen Ausstieg aus den Top-Klassen des Motorsports ... weil zu teuer. Und ähnlich flammen auch Gerüchte auf, dass Briatore das Team übernehmen will ... so wie Brawn mit dessem Rennstall.
Wieviel Tradition steckt dann eigentlich in der Piratenserie?
Der Formel1 wird ja nun nachgesagt, dass mit dem Wegfall von Ferrari und McLaren ein großer Teil abhaut. Andererseits wird der Piratenserie mit Williams ein Traditionsrennstall fehlen.
Sonstige Tradition in der Piratenrennserie? Toyota ist eher ein Traditionsrennstall in der Rally-WM ... gewesen. Das Brawn-Team wird ganz sicher nicht als Traditionsrennstall verstanden, auch wenn BAR/Honda/Brawn schon ne Weile in Brackley werkeln und Ross Brawn ein Veteran in der F1 ist.
Red Bull und Toro Rosso sind keine Traditionsrennställe sondern ganz einfach nur fahrende Werbefläche und Spielzeug eines Getränkeherstellers. Da spielt es keine große Rolle, dass jene Teams aus den Rennställen Jaguar/Stewart und Minardi hervorgingen ... letzteres seinerzeit dank Stoddart noch mit etwas Arrows-Technologie gefüttert.
Und BMW? Nunja, man erhält sich noch nen Funken Tradition in dem man den Namen "Sauber" noch mit im Teamnamen führt ... aber auch nur sekundär.
Das wars auch schon.
Klar, die Piratenserie wird mit Ferrari und McLaren-Mercedes ihre Aushängeschilder haben. Aber die Formel1 steht auch nicht viel schlechter da, wenn Williams gegen klangvolle Namen wie Aston Martin, March und Lotus fährt ... auch wenn das beispielsweise im Falle von Lotus nur was mit dem Besitzen der Namensrechte und wenig mit dem früheren Team zu tun hat.
Die Formel1 kriegt, so die Piratenserie tatsächlich gegründet wird, einen ordentlichen Schlag versetzt. Einen richtig derben Dämpfer.
Ja ... keine Frage.
Die Zuschauerzahlen werden zurück gehen. In der Türkei war dieses Jahr ja schon kaum wer auf den Tribünen. Aber es wird weiterhin Privatteams geben, die sich mit einer Budgetobergrenze anfreunden können. Und Ecclestone wird weiterhin im asiatischen Raum genug Leute finden, die sich über ne kleine Rennstrecke in ihrem Sandkasten freuen.
Der Einnahmentopf wird schrumpfen, die Sponsoren zahlen weniger usw.
Aber Formel1-Interessierte Streckenbetreiber gibt es genug und mit ner Budgetobergrenze von 45 Millionen Euro haben die kleinen Teams wohl auch nicht so große Probleme mit den "größeren" mitzuhalten.
Und in der "Piratenserie"? Man mag erklären, dass man sich in der FOTA in den letzten Jahren mit darum bemüht hat, eine Kostenminimierung anzustreben. Aber wie wird das in Zukunft aussehen? Geht man den Weg der FIA und schafft Kosten, aber nicht unbedingt nötige Dinge, wie Tankstopps und Heizdecken ab oder geht man den anderen Weg und macht die Serie zu dem, was die Formel1 in den vergangenen Jahren war ... ein mächtiger Geldstrudel für die Investitionen der Werksteams.
Man mag bedenken, dass Anfang der 90ger (wo Ferrari das einzige Werksteam war, glaube ich) ein Budget von 100 Millionen D-Mark die Obergrenze war und auch nur Rennställe wie McLaren und Ferrari darüber dank Marlboro- & Fiat-Millionen verfügten. Heutzutage muss ein Williams-Rennstall sinnbildlich jeden Cent zwei Mal umdrehen, wenn man mit 60 Millionen € (oder so) mit den Werksmannschaften mitreden will.
Die FOTA muss in ihrer Serie sehr aufpassen, dass die Privatteams eine Chance haben werden. Sollte es so sein wie in den vergangenen Jahren der F1, dass die Werksteams aufgrund finanzieller Macht die Privatteams ausstechen, dann wird man in der Piratenserie eben diese früher oder später verschmähen. Zu Brawn kann man dann "Auf Wiedersehen" sagen und bei Red Bull will man die Investitionen in die F1-Teams ja auch zurück fahren ... u.U. schlecht für die Konkurrenzfähigkeit.
Wenn die FOTA mit ihrer Serie nicht aufpasst, dann sind in ein paar Jahren von den heutigen 8 Teams nurnoch Ferrari, McLaren, Toyota und BMW-Sauber übrig. Privatteams schauen sich lieber woanders um und große Autofirmen würden auch nicht viel geneigter sein einzusteigen.
Eine Open-Wheel-Top-Serie bei der es nur wenige unterschiedliche Wagen gibt, wie man es von Tourenwagen- oder GT-Meisterschaften kennt? Schwer vorstellbar.
Wenns böse läuft, schwinden die Teilnehmer und die FOTA-Serie stürzt von weit oben genauso ab wie die Sportwagen-WM anfang der 90ger.
Gewiss, die FOTA-Serie hat gute Chancen erfolgreich zu sein. Man hat die Top-Teams an Board. Es gibt genügend Strecken die um einen buhlen werden. Man ist unabhängig von der FIA und CVC/Ecclestone.
Aber es wird vielleicht nicht leicht sein sich untereinander einig zu sein. Ich denke die FOTA wird noch merken, dass eine demokratische Führung einer Rennserie kompliziert werden kann.
Naja ... mal abwarten was kommen wird.
Vielleicht entwickelt sich die FOTA-Serie gar zu einer 2-Klassen-Rennserie mit Werks- und Kundenteams, wie man es z.B. von der Rally, der WTCC oder dem Motorradrennsport kennt.
Ich persönlich würde jedenfalls beide Rennserien verfolgen. Die Formel1, als auch die FOTA-Rennserie.
Sofern es tatsächlich und entgültig zu der Spaltung kommt.
... und wenn keine davon im DSF läuft.