DFB: Beratung über Massnahmen gegen Gewalt bei Fussballspielen


Cweb

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Aus dem Eintracht-Forum. Sorry für den ganzen reinkopierten Artikel, aber ich habe keine Online-Version gefunden. Artikel stammt von der Dresdner Morgenpost und muss sicher mit der nötigen Vorsicht genossen werden. Nur ist es sicher auch mal angebracht die andere Seite zu Wort kommen lassen (die gängige Version ist ja, dass die Dresdner rumproleteten und dann die Polizei verhältnissmässig eingriff). Ich möchte betonen, dass ich keine Wertung vornehmen will wer jetzt was gemacht hat. Aber nachdem ich schon geschrieben habe, dass der Polizeieinsatz an sich wohl richtig war (vielleicht etwas zu vorschnell das geschrieben), darf ich mir erlauben hier nen relativierenden Artikel einzufügen.

Katastrophal, brutal: Augenzeuge stützt die Dynamo-Version

BERLIN - Die Vorkommnisse am Rande der Regionalliga-Partie zwischen Hertha BSC II und Dynamo Dresden im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark (Prenzlauer Berg) sind offensichtlich stark an Polizeiaussagen angelehnt und damit verfälscht. Die offizielle Darstellungsweise ist dabei nicht nur überraschend, sondern sie entspricht in keinster Weise der Realität. Ich war vor Ort. In der Tat gingen die ersten Gewalttätigkeiten von der Polizei aus. Insbesondere die Einsatzleitung war zu jedem Zeitpunkt überfordert. Sie hat nicht nur bei der Trennung der Fangruppen versagt, denn so mancher Berliner Anhänger schaffte es, sich in einem der Dresdner Fanblöcke zu „betätigen", sie hat es wohl offensichtlich noch nicht einmal für nötig gehalten, konsequent Funkverkehr zwischen Ordnern und Polizeieinheiten zur Abstimmung einzusetzen. So zumindest die Aussage der namentlich nicht genannt werden wollenden Hertha-Supervisoren 0018 und 0023: „Wir hängen in der Luft und bekommen keine Informationen." Der Hertha-Ordnungsdienst war nach Aussage von Supervisor 0018 „verzweifelt über die Vorgehensweise der Berliner Polizei. Diese sei katastrophal und brutal, aber man könne nichts daran ändern und auch keine weiteren Fluchttore öffnen." Und damit zum nächsten Punkt eines unsäglichen Polizeieinsatzes. Nach Spielende wurden alle 3 000 Gästebesucher zu einem engen Ausgang „geleitet" und erste Unruhe entstand durch reine Platznot. Von Störungen war zunächst nichts zu sehen. Die Aussage der Polizeipressemitteilung, dass „die Fans die auf dem Umlauf des Stadions zusammen gezogenen Kräfte von drei Hundertschaften so heftig angriffen, dass die Polizisten ihren Schlagstock und auch Pfefferspray einsetzen mussten", ist eine glatte Übertreibung oder noch schlimmer eine Lüge und sicher nicht durch Videomaterial gedeckt, zumindest nicht initiativ von den Fans ausgehend und nicht auf dem „Umlauf. Augenzeuge wurde ich persönlich allerdings von völlig überzogener Gewaltanwendung durch außer Rand und Band geratene Polizeikräfte. Aus nächster Nähe musste ich mitverfolgen, wie eine in schwarzgelb gewandete, etwa 13-jährige Jugendliche, die keinerlei aggressive Handlungen gegenüber Polizei-kräften begangen hatte, mit Pfefferspray und gezielten Tritten misshandelt wurde, ohne dass in der Nähe weitere Gewalttätigkeiten stattfanden. Ein Mitglied der betroffenen Einheit 2331 wollte sich später weder ausführlich zu dem Vorfall äußern, noch seinen Namen oder Dienstrang verraten. „Man habe nur auf tätliche Angriffe durch Einsetzung eigener Zwangsmittel reagiert." Die Berliner Polizei ist offenbar wieder auf das Schulungs- und Deeskalationsniveau vor der Fußball-Weltmeisterschaft zurückgefallen. Mehr noch, es gibt (u.a. in besagter Einheit 2331) immer noch „Prügelpolizisten", die solche Einsätze geradezu zu genießen scheinen und Unruhe schüren. Einmal mehr Zeit, nach der Kennzeichnungspflicht zu rufen, denn wieder einmal können Straftaten im Amt nur unzureichend geahndet werden. Mehrere Anzeigen dazu liegen mittlerweile selbst nach Aussage der befangenen Berliner Polizei-Pressestelle vor. Entgegen der Darstellung der Berliner Polizei bestand das Dresdner Publikum nicht aus 3 000 gewalttätigen Hooligans, sondern in überwältigender Zahl vor allem aus Familien mit und ohne Kindern sowie Enkelkindern. Sehr interessant auch, dass um 22:24 Uhr, als sich die Lage im und am Stadion bereits wieder weitestgehend beruhigt hatte, in keinem der Krankenfahrzeuge und Rettungsstationen etwas von verletzten Polizisten zu sehen war. Hat sich die Mehrzahl der betroffenen 23 Beamten denn wirklich auf dem Weg zum Bahnhof „zum Teil erheblich verletzt" oder liegt hier einfach nur eine Schutzbehauptung der Berliner Polizei vor?
Michael Hempel *
* Michael Hempel ist freier Journalist und lebt in Berlin

Quelle: Dresdner Morgenpost vom 30.10.2006
 

Buscho

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cweb schrieb:
@Buscho:

1. Weiss nicht ob wir so (mit Betonung) unterschiedlicher Meinung sind was den Polizeieinsatz im Allgemeinen betrifft. Beispielsweise habe ich in der Vergangenheit, gerade auf die Schweiz bezogen, auch schon mal die Polizei kritisiert weil sie bei "kritischen" Spielen z.B. die beiden Fangruppen überhaupt nicht getrennt hat und so die Zürcher in Bern einfach ungehindert und ohne Überwachung auf die nach Hause gehenden Otto-Normalo-Bern-Fans prallen liess (das hat sich mittlerweile geändert, zum Glück). Ich finde es also durchaus angebracht wenn die Polizei vor Ort ist und für Ordnung sorgt, was beinhaltet, dass sie wenn nötig auch mal eingreift (beim "wenn nötig" differieren unsere Meinungen wahrscheinlich wieder. Ich bin der Meinung, dass die Polizei so lange wie möglich deeskalierend wirken sollte und von präventiven Grosseinsätzen absehen sollte). Bei besagtem Dresden-Spiel hat die Polizei aber zurecht eingegriffen (wenn man das so aus der Ferne beurteilen kann). Kritik richtet sich hier an das angebliche fehlende Fernhalten der BFC-Hools und das "Dreinschlagen in die Menge" (mir ist aber sehr wohl bewusst, dass wenn ein pöbelnder Mob einen Angriff auf die Polizei startet es sehr schwierig ist nur die "richtigen" zu treffen). Ich finde in diesem Sinne auch nicht unbedingt den Polizeieinsatz bei besagtem Spiel bedenklich, sondern die Äusserung des Polizeisprechers welche die Vereinsführung von Dresden quasi zu Komplizen der Hools macht. Es gibt genügend Beispiele, dass auch die Polizei Fehler machen kann (dass die Fans Fehler machen ist ja wohl unbestritten), nur wird das ausser in Fankreisen mehr oder weniger totgeschwiegen bis negiert. Der Otto-Normal-Bürger findet wenn irgendwo von einem Polizeieinsatz die Rede ist, dass die Polizei sicher einen Grund gehabt haben wird gegen die "Hooligans" (es werden teilweise ganz unterschiedliche Arten von Fans als Hooligan bezeichnet) vorzugehen ohne auch nur einen Moment dien Angelegenheit zu hinterfragen. Das Gleiche und noch schlimmer natürlich in den Medien. Und das nervt.

2. Zu meiner "Abneigung" gegen die Polizei. Mein Vater ist Polizist und ich hab ein sehr gutes Verhältnis mit ihm (auch wenn wir in dieser Frage differieren). Gegen wen ich was habe ist die italienische Polizei. Vor denen habe ich Nullrespekt. Betrifft auch nicht nur deren dubiose Einsätze gegen Fans (Paolo bspw.), sondern auch irgendwelche Raserrennen um 6 Uhr morgens wie ich in Bologna gesehen habe. Die Polizei in Italien ist sicher kein Vorbild. Hierzulande sieht das etwas anders aus. Man muss sich aber auch vergegenwärtigen, dass z.B. bei den Polizeitrupps in Stadiennähe auch eine bestimmte Art von Polizei vor Ort ist (Grenadiere...). Ich sehe auch an meinem Vater (der übrigens einfacher Büropolizist ist) und seinen Kollegen, dass die Polizei mehrheitlich sehr "repressiv" eingestellt ist, was auch kein Wunder ist.

3. Das mit den Fans ist natürlich so ne Sache und da hast Du schon recht. Nur so einfach ist es auch nicht sich von einer pöbelnden Gruppe zu distanzieren, vor allem in einem Gästeblock oder auf einem Extrazug. Und z.B. Petarde schmeissen oder kurz mal einen Polizisten angehen geschieht manchmal schnell. Und hier kommen wir nun zu dieser neuen Bewegung, die in dieser Hinsicht schon ein "Problem" darstellt, die Ultrà-Bewegung. Wenn sie sich die durchsetzt in Deutschland, und sie ist sich am durchsetzen, dann haben wir das gleiche "Problem" wie in Italien. Wir haben dann die Situation, dass es Otto-Normalos (sitzplatzzuschauer oder halt andere, welche das Spiel eher "ruhig" sehen wollen) gibt + die Ultras. Diese sind aber sehr heterogen. Beispielsweise gibt es in Italien nicht wirklich "Hooligan-Gruppen" wie es sie in Deutschland oder anderswo gibt. Diese "Schläger" bewegen sich auch im Rahmen der Ultras. Dazu kommen die eigentlichen Ultras, welche nicht unbedingt Schläger sind, sowie viele Mitläufer, die einfach Stimmung machen wollen und sonst nix. Als Fan, welcher Stimmung machen will, wirst Du schon fast gezwungen in die Nähe der Ultras zu stehen wenn Du mittendrin sein willst (und so die Stimmung voll mitkriegen willst. Und mal ehrlich: Viele tun sich sehr schwer, wenn sie alleine irgendwo singen müssen und allenfalls entgeisterte Blicke ernten müssen. Abgesehen ist für die Stimmung eine kompakte Gruppe erforderlich. Tja und die Ultras haben halt eine sehr hohe Attraktivität, weil sie sehr gut organisiert sind, für viel Spektakel sorgen (sind nicht nur die, welche Böller werfen, sondern auch für spektaktuläre Choreos sorgen) und "politisch" aktiv sind im Sinne, dass sie gegen den "modernen Fussball" mit all seinen Stadionfan-feindlichen Sachen ankämpfen. Und auch in Deutschland ist es so, dass die Vereine mit der angeblich besten Stimmung (Frankfurt, Nürnberg...) auch mit die grössten Ultrasgruppierungen haben.
Noch was zur fehlenden Selbstregulierung: Das ist natürlich ein Problem. Aber es ist halt auch der "Gruppengedanke" der Bewegung die dazu führt. Da "verrät" man nicht einfach einen, der in den Augen der meisten nichts schlimmes gemacht hat. Wenn aber wirklich was schlimmes passiert, dann können die Ultras auch schon mal einen überführen (bsp Italien: Ascoli letztes Jahr als so ein Hornhochse eine Rakete in die Samp-Kurve rüberschoss und dabei ne Frau verletzte. Der Typ wurde sofort von der Kurve aufgegriffen und der Polizei übergeben), das passiert aber eher selten.

4. Dialog ist noch in jedem Fall das Zauberwort gewesen. Und wenns 100 mal misslingt, man muss es wieder versuchen. Denn einfach mit dem Dampfhammer aufzufahren hat noch nie was gebracht. Das ist jetzt nicht nur auf das Problem "Fans" bezogen, sondern gilt in etwa für alles.

Ich und Buscho werden sicher nie einig darüber werden, was "angemessen" ist. Das Gleiche gilt allgemein fur die Parteien "Fans" und "Polizei". Nur sollte man versuchen, sich wenigstens anzunähern. Und ich glaube nicht, dass das alles "zwecklos" ist. Nur momentan fühlen sich halt die Fans oftmals verarscht und verraten, weil sie keine Unterstützung vom Verein und schon gar nicht von der Öffentlichkeit erfahren. Da sind sie manchmal auch selber schuld, nur eben: Wenn der Dresden-Mob irgendwo wütet, heisst das noch lange nicht, dass man die Nürnberger bestrafen darf.

Danke dafür. Ich sehe, so weit sind wir gar nicht auseinander.

Ich sehe es ähnlich. Natürlich kann Polizeigewalt ausarten und ich habe auch immer gesagt, dass dann rigoros im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten gegen solche Polizisten vorgegangen werden muss, die ihre Kompetenzen überschreiten und quasi vorsätzlich Leute verletzen, die keinen Anlass für z. B. Knüppeleinsatz bieten. Allerdings bin ich der Meinung und die Begründet sich auf eigene Erfahrungen, dass es meist eben nicht dazu kommt und Gewalteskalation meist vom polizeilichen Gegenüber ausgeht.
Dass es Ausnahmen umgekehrt gibt, ist nicht bestreitbar.

Zu den beiden Artikeln kann man wieder zweigeteilter Meinung sein. Der erste Verfasser ist freier Journalist. Was für einen Hintergrund er hat weiß ich nicht.
Ist er ein Journalist der dafür bekannt ist, eher polizeikritisch zu sein oder nicht? Kommt er aus einer bestimmten politischen Ecke? usw. usw. Daher kann ich nicht beurteilen, mit welcher Einstellung er so einen Artikel schreibt. Der andere ist Polizeiführer. Ein Verantwortungsträger in der Polizei. Da kann man dann auch nicht jegliche Befangenheit ausschließen.
Es ist also schwer, sich da ein objektives Bild zu schaffen. Ich war nicht dabei, also will ich nicht die eine, noch die andere Version ausschließen.

Fakt ist aber, dass es eine Tendenz gibt, gerade in den unterklassigen Ligen, wo wieder vermehrt Bereitschaft zur Gewalt besteht.
Da wurde ja auch schon einiges in den Medien diskutiert und ich kann mich da Theo Zwanziger anschließen. Das Problem ist ein gesellschaftliches. Schuld sind auch die Vereine, die sich vielleicht zu wenig um ihre Fans kümmern aber die Vereine sind gar nicht in der Lage, Gesamtgesellschaftliche Probleme zu lösen. Das kann nur Aufgabe der Politik sein. Wenn ich beispielsweise in Meck-Pomm sehe, dass die Rechten sehr stark sind, dann muss ich auch damit rechnen, dass in einem Fußballstadion Leute mit dieser Gesinnung in größerer Anzahl vorhanden sind als in Bundesländern, wo die politische Kraft der Rechten geringer ist. Wenn ich in einem Bundesland schwierige bis katastrophale soziale Verhältnisse antreffe, ist es eigentlich nur logisch, dass ich auch eine Mehrzahl an Leuten in den Stadien habe, die aus sozial schwachen, gefrusteten Verhältnissen kommen. Dass Fußball dann ein Ventil für Frustabbau sein kann, ist gut vorstellbar. Wenn sich dass durch rausschreien des Frustes gegen den Gegner und die gegnerischen Fans entlädt ist das in Ordnung. aber es entlädt sich halt immer öfter in Gewaltausbrüchen. Da haben die Vereine wenig Chancen. Trotzdem muß man sie dazu anhalten, alles ihnen mögliche zu unternehmen und auch Geldstrafen und Platzsperren können da ein Mittel sein, sie daran zu erinnern.
 

KGZ49

Von uns geschieden im Jahr 2013
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Nun heute kam im zdf ein kurzer Bericht über Ausschreitungen in den unteren Klassen und es war krass was da ablief!
Spieler treten einem auf den Boden liegenden Spieler gegen den Kopf und das nicht gerade sanft. Zuschauer laufen auf dem Platz und beteiligen sich daran:eek: panik:

Tja es halt toll ein ********* zu sein oder auf einem auf dem am Boden liegenden Opfer einzutreten:kotz:
 

Cweb

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Buscho schrieb:
Das Problem ist ein gesellschaftliches. Schuld sind auch die Vereine, die sich vielleicht zu wenig um ihre Fans kümmern aber die Vereine sind gar nicht in der Lage, Gesamtgesellschaftliche Probleme zu lösen. Das kann nur Aufgabe der Politik sein. Wenn ich beispielsweise in Meck-Pomm sehe, dass die Rechten sehr stark sind, dann muss ich auch damit rechnen, dass in einem Fußballstadion Leute mit dieser Gesinnung in größerer Anzahl vorhanden sind als in Bundesländern, wo die politische Kraft der Rechten geringer ist. Wenn ich in einem Bundesland schwierige bis katastrophale soziale Verhältnisse antreffe, ist es eigentlich nur logisch, dass ich auch eine Mehrzahl an Leuten in den Stadien habe, die aus sozial schwachen, gefrusteten Verhältnissen kommen. Dass Fußball dann ein Ventil für Frustabbau sein kann, ist gut vorstellbar. Wenn sich dass durch rausschreien des Frustes gegen den Gegner und die gegnerischen Fans entlädt ist das in Ordnung. aber es entlädt sich halt immer öfter in Gewaltausbrüchen. Da haben die Vereine wenig Chancen. Trotzdem muß man sie dazu anhalten, alles ihnen mögliche zu unternehmen und auch Geldstrafen und Platzsperren können da ein Mittel sein, sie daran zu erinnern.

:thumb:

Gibt es eigentlich eine Statistik zu "Gewalt in und rund um Fussballstadien"? Habe gehört, dass zumindest in der ersten und zweiten Bundesliga die Krawalle abnehmen. In den unteren kann es natürlich anders ausschauen.

Weil beispielsweise in Italien wird in den grossen Zeitungen auch immer wieder das Gewaltproblem thematisiert und mancherorts "dramatisiert", dabei sind die begangenen Delikte rückläufig (was natürlich nicht bedeutet, dass das Problem gelöst ist).

Zum Dresden-Spiel: Vielleicht findet sich (bzw. finde ich) heute Abend noch einen besseren "neutraleren" Artikel. Dass diese zwei jetzt unbedingt für bare Münze genommen werden können ist klar.
 

Bombe

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Wir müssen jedenfalls aufpassen, dass wir keine italienischen Verhältnisse bekommen. Es fängt jedenfalls schon an, dass zumindest in den unterklassigen Spielen, die "normalen" Zuschauer ausbleiben.

Beispiel München:

hier findet am 11.11. das Derby 60 II gegen Bayern II statt. Ein Spiel, dass ich mir im Normalfall gerne, mit meinem Sohn, anschauen würde. Nach den Vorkommnissen des letzten Spiels (Bayernfans haben mit Plakaten provoziert, Turnanhänger haben daraufhin den Block gestürmt und munter auf alles eingeschlagen, was vermeintlich rot war, auch Kinder wurden da mit erwischt) wird hier in der Stadt, in den einschlägigen Internetforen offen zum Faschingstreiben gegen die Rote Brut aufgerufen. Es gibt Schmierereien an einem Bayernfan-Heim, in dem offen mit der Tötung von Bayern gedroht wird, in Löwenforen redet man vom munteren FAschingstreiben usw. Folge => ich geht nicht hin, bring doch meinem Buben nicht wg. ein paar Idioten in potentielle Gefahr (na ja, vielleicht geht ich doch hin, aber dann in Begleitung von ein paar Kumpels). Aber soweit sind wir schon, man muss abwägen, wie hoch das Risiko ist, ein Fussballspiel zu besuchen.

Genauso die Vorkommnisse in Augsburg, beim Spiel FCA - 60. Es war vorher schon zu in den Internetforen zu lesen, was dort abgehen wird. Wenn ich das lese, dürfte das auch anderen Institutionen auffallen. Und dann tun alle ganz überrascht, weil ein paar verblödete Irre randalieren. Das war mit Ansage! Hier müssen endlich auch die Vereine mit in die Verantwortung gezogen werden. Es ist ja nicht so, dass "normale" Fans versucht hätte, beschwichtigend einzugreifen, nein man sucht die Schuld nun bei der Polizei, weil die ach so hart eingegriffen hat. Aber ich hab nicht einen Fan gesehen/gehört, der den Randalieren Einhalt gebieten wollte.

Wie lange schauen wir uns schon an, was ein Teil der Dynamo Dresden Fans da veranstaltet? Das geht nun über schon Jahre so. Wenn das der Verein nicht geregelt kriegt, dann muss der Verein dafür gerade stehen. Punktabzug, Abstieg, Aus Ende. Und es soll mir keiner erzählen, dass es sich nur um ein paar Idioten handelt, der Großteil der Fans kriegt mit, was abläuft und auch wenn nicht mit randaliert wird, es gibt zumindest eine stumme Zustimmung, eine Solidarität zum Vandalismus und zu den Randalierern.

Jedenfalls wurde es Zeit, dass sich der DFB ernsthaft mit der Thematik auseinander setzt. Aber es ist nicht nur der DFB gefragt, jeder Einzelne, jeder Stadionbesucher soll sich mal überlegen, was er tun kann, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Man kann nicht immer warten, bis die Polizei, die Politik, der DFB was tut, wir Fans sind da schon auch gefordert.
 

Romo

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Bombe schrieb:
...
Und es soll mir keiner erzählen, dass es sich nur um ein paar Idioten handelt, der Großteil der Fans kriegt mit, was abläuft und auch wenn nicht mit randaliert wird, es gibt zumindest eine stumme Zustimmung, eine Solidarität zum Vandalismus und zu den Randalierern.
...
Aber es ist nicht nur der DFB gefragt, jeder Einzelne, jeder Stadionbesucher soll sich mal überlegen, was er tun kann, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Man kann nicht immer warten, bis die Polizei, die Politik, der DFB was tut, wir Fans sind da schon auch gefordert.
Sorry Bombe, aber da liegst Du wohl etwas daneben! "stumme Zustimmung, eine Solidarität zum Vandalismus und zu den Randalierern." jetzt bleib mal auf dem Teppich!

Und von den meisten der normalen Fans traue ich auch kaum jemanden eine wirkungsvolle Deeskalatin zu. Wie soll das aussehen?
 

Bombe

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Romo, hierzu empfehle ich www.loewenforum.de - kannst alles nachlesen über die Vorkommnisse in Augsburg und die Reaktion darauf.
Oder schau nach Dresden, sind alle anderen Schuld, Polizei ect. - niemals die Fans an sich...
 

Cweb

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Tja das ist leider "normal", dass immer die anderen Schuld sind. Man tut sich halt schwer die eigenen Fehler einzusehen.

Bin aber grundsätzlich damit einverstanden, dass der Weg Richtung Selbstregulierung gehen müsste. Und hier müsste man halt auch versuchen ein Vertrauensverhältnis zwischen Verein/Sicherheitsdienst und den normalen bzw. "grundsätzlich anständigen dennoch fanatischen" Fans zu schaffen, damit dann diejenige, welche Stunk machen auch verurteilt werden.

So Typen, welche auf Kinder oder Frauen losgehen (oder auch auf deutlich erkennbare nichterlebnisorienterte männliche Stadionbesucher), oder Typen welche sinnlos irgendwelche Vandalenakte verüben sind eigentlich in der Szene (und damit meine ich die Ultra-Szene) verpönnt, da das nicht dem eigentlichen Gedanken entspricht. Nur tun sich die halt sehr schwer diese blosszustellen weil auf der anderen Seite noch der "grössere Feind" wartet. Aber der "Feind von innen" ist schon immer das grösste Übel gewesen. Deshalb ist eben ein Vertrauensverhältnis so wichtig, damit nicht gleich der natürliche Abwehrreflex aufflammt (Angriff von aussen gegen die "Kurve", ergo wird diese verteidigt).

Es gibt ja in der Ultra-Bewegung durchaus eine gewisse Tendenz/Bekenntnis zu Gewalt. Diese ist aber eigentlich defensiv ausgerichtet (man verteidigt halt sein Gebiet, seine Kurve, seine Stadt), nur wird das dann schnell mal uminterpriert und auf Angriff geblasen (nur ist es dann immer noch verpönt gegen Otto-normalos vorzugehen). Es ist halt wie überall: Eine eigentlich durchaus nachvollziehbare "Ideologie" wird von manchen dann halt passend umgeformt und schon ist die ganze Bewegung im Arsch. Sieht man ja auch in Politik und sonstwo.

Solange es halt einen äusseren Feind gibt, der durch übertriebene Massnahmen, fehlendes Gehör und unsinniger Verbote den Frust/Hass der Fans auf sich zieht, solange wird vor allem gegen den vorgegangen und die inneren Probleme vernachlässigt (auch das sieht man überall. Sobald z.B. ein Land das Gefühl hat es wird von aussen angegriffen, sofort ist eine Art Einheit da, obwohl es eigentlich genügend innere Probleme geben würde. )

Alles in Allem eine ziemlich verkappte Situation wo jeder das Gefühl hat der andere sei noch ein bisschen mehr Schuld und entsprechend das Gefühl herrscht, zuerst soll der andere doch einen ersten Schritt machen.
 

Romo

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@Bombe,
das beteiligte Fans die Ursache sind streite ich doch gar nicht ab, aber Zuschauer, im wahrsten Sinne des Wortes, die sich nicht im Stand fühlen einzugreifen "eine Solidarität zum Vandalismus und zu den Randalierern." zu unterstellen geht mir eben zu weit.
 

Cweb

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Romo schrieb:
@Bombe,
das beteiligte Fans die Ursache sind streite ich doch gar nicht ab, aber Zuschauer, im wahrsten Sinne des Wortes, die sich nicht im Stand fühlen einzugreifen "eine Solidarität zum Vandalismus und zu den Randalierern." zu unterstellen geht mir eben zu weit.

Yep soweit würde ich auch nicht gehen. Wenn man sich im Dresden-Forum beispielsweise ein bisschen aufhält, so wird man schnell merken, dass es auch eine "Anti-Gewalt-Front" gibt.
 

Cweb

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Das hier ist auch schon ein Schritt in die richtige Richtung:

http://www.ansa.it/main/notizie/awnplus/calcio/news/2006-11-02_1023943.html

Inhalt: Bei Nizza-Marseille wurde einem freiwilligen Helfer zwei Finger abgerissen als dieser eine anscheinend selber gebastelte Petarde, geworfen aus dem Marseille-Block, entfernen wollte. Petarde ist dann in seiner Hand explodiert. Der Typ, der diese Petarde geworfen hatte hat nun seine Schuld eingesehen und sich bei der Polizei gemeldet. (etwas unschön ist hier, dass seine persönlichen Daten publiziert werden. Bei jedem normalen Verbrecher passiert das nichtt...)
 

Hans A. Jan

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Was mich an der Sache im Moment richtig ankotzt, sind die Reaktionen der jeweiligen Fangruppen oder im Fall Dresden gar des Vereines.

Die "Knüppelpolizei" hat Schuld. :idiot: Ja sicher, die Jungs haben nichts besseres vor, als Freitagabend irgendwo beknackte Düüünamos, BFCer und Herthafrösche zu verkloppen, die nur ganz friedlich Fußball gucken wollten.


Die Besserfans in den "Ultra"-Kurven reagieren nur noch mit "gegen Stadionverbote" , "gegen Polizeiwillkür" etc. Wie wäre es mal mit "gegen Vollidioten in den eigenen Reihen, die uns alles kaputt machen"?
 

Cweb

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Einen Erklärungsansatz habe ich ja erwähnt...

Umgekehrt gilt aber auch nicht, dass in den Polizeireihen keine unfehlbaren sind und die Einsatzleitung nie einen Fehler macht.

Die genauen Vorkomnisse in Dresden kennst weder Du noch ich. Aber nur weil Dresden nen üblen Anhang hat heisst das noch lange nicht, dass alle anderen heil aus der Sache raus sind. Was machte denn beispielsweise dieser komische BFC-Anhang der angeblich mit 150 Mann vor dem Gästeausgang rumlungerte und direkter Auslöser der Krawalle zu sein scheint.
 

Hans A. Jan

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cweb schrieb:
Umgekehrt gilt aber auch nicht, dass in den Polizeireihen keine unfehlbaren sind und die Einsatzleitung nie einen Fehler macht.

Ganz sicher, da sind auch einige bei, die sich auf die Kloppereien freuen.


Wer die Befis überhaupt ins Stadion gelassen hat, muß schon mal bestraft werden. Da geht es ja schon los.
 

steb

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HansaJan schrieb:
Was mich an der Sache im Moment richtig ankotzt, sind die Reaktionen der jeweiligen Fangruppen oder im Fall Dresden gar des Vereines.

Die "Knüppelpolizei" hat Schuld. :idiot: Ja sicher, die Jungs haben nichts besseres vor, als Freitagabend irgendwo beknackte Düüünamos, BFCer und Herthafrösche zu verkloppen, die nur ganz friedlich Fußball gucken wollten.


Die Besserfans in den "Ultra"-Kurven reagieren nur noch mit "gegen Stadionverbote" , "gegen Polizeiwillkür" etc. Wie wäre es mal mit "gegen Vollidioten in den eigenen Reihen, die uns alles kaputt machen"?

cweb hat das denke ich gut beschrieben...ich glaube viele von den von dir sog besserfans(naja, ist halt eine andere art von fan..) sind eigentlich auch gegen die vollidioten in den eigenen reihen, aber wenn dann gewisse "ungerechtigkeiten" von aussen auf die kurve als ganzes kommt, stellt man sich halt eher dagegen, als gegen den "inneren feind"...und, ohne beweise zu haben, ich glaube sehr wohl, dass es unter den polizisten einige gibt, denen es was gibt, wenn sie ihre macht ausspielen können...vielleicht bin ich da zu sehr von italien geprägt, aber ich habe auch schon aus deutschland einige unschöne geschichten über polizei-aktionen gehört...
im übrigen wieder eins dieser themen, die die medienbranche bzw große teile davon ruhig schlafen lässt..wenigstens ein teil der bevölkerung ist glücklich..
 

Hans A. Jan

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Das mag ja alles sein, aber wenn sich Hools von Dresden, Hertha und dem BFC zum klatschen treffen, die Schuld den Bullen unterzuschieben und hinterher einen auf Betroffenheit zu markieren, ist einfach nur Unsinn.



Ich habe da auch einen Hals auf unsere Besserfans, von denen in letzter Zeit fast nur noch Bullshit kommt. Ich habe einfach keinen Bock, dass unser sportlicher Erfolg von irgendwelchen Selbstdarstellern und Profilneurotikern gefährdet wird. Die sollen woanders spielen gehen.
 

Cweb

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HansaJan schrieb:
Das mag ja alles sein, aber wenn sich Hools von Dresden, Hertha und dem BFC zum klatschen treffen, die Schuld den Bullen unterzuschieben und hinterher einen auf Betroffenheit zu markieren, ist einfach nur Unsinn.

Nun wenn das stimmt was die Dresden-Führung da von sich gibt, waren 150 BFC-Hools im Stadion und wurden auch als solche identifiziert. Trotzdem liess die Polizei/Sicherheitsdienst dann zu, dass sich dieser Pöbel Richtung Gästeausgang bewegte wos dann schon fast logischerweise knallte. Unter der Bedingung, dass dieser Sachverhalt stimmt, hat die Polizei schon allein hier Mitschuld bzw. hat sie versagt. Dazu kommt dann noch die Geschichte betreffend die eigene Auseinandersetzungen.

Bin im übrigen weit davon entfernt irgendwie denn Dresden-Pöbel freizusprechen. Glaube auch dem freischaffenden Journalisten nicht wirklich, dass da mehrheitlich nur Frauen und Kinder waren...

Zur Situation in Rostock kann ich nichts sagen, da ich keine Kenntnis habe. Was haben denn die sog. Besserfans so alles Verwerfliches gemacht? Bist Du Dir auch sicher, dass es diese Gruppierung war?
 

Buscho

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Romo schrieb:
Sorry Bombe, aber da liegst Du wohl etwas daneben! "stumme Zustimmung, eine Solidarität zum Vandalismus und zu den Randalierern." jetzt bleib mal auf dem Teppich!

Und von den meisten der normalen Fans traue ich auch kaum jemanden eine wirkungsvolle Deeskalatin zu. Wie soll das aussehen?

@Bombe,
das beteiligte Fans die Ursache sind streite ich doch gar nicht ab, aber Zuschauer, im wahrsten Sinne des Wortes, die sich nicht im Stand fühlen einzugreifen "eine Solidarität zum Vandalismus und zu den Randalierern." zu unterstellen geht mir eben zu weit.

Ich denke, so ganz unrecht hat bombe da nicht. Man schreit im Leben außerhalb des Fußballs ja auch immer nach Zivilcourage. Warum also nicht auch im Stadion. Wenn es sich, wie ja häufig behauptet wird, meist nur um kleinere Gruppen von Randalierern handelt, müßte es für die "normalen" Fans eigentlich möglich sein, sich klar von denen zu distanzieren, vielleicht sogar auf sie einzuwirken. Jedenfalls kann es nicht in deren Interesse sein, wenn sie denn tatsächlich etwas dagegen haben das randaliert wird, dass diese wenigen ständig etwas zerstören und die normalen Fans damit auch in Gefahr bringen.



Was die Besserfans angeht, ich nehme an, dabei ist die Rede von den Ultras, habe ich sehr gemischte Gefühle. Einerseits ist es richtig, dass die oft für die Stimmung in den Stadien zuständig sind und auch bei Choreos oft den Hut aufhaben, andererseits ist es z. B. auf Schalke so, dass sie sich tatsächlich vom "normalen" Fan distanzieren. Sie sehen sich als Institution. Das halte ich für Falsch, da sie sich auch rausnehmen, immer für alle Fans zu sprechen. Meine Meinung kann ich aber immer noch selbst vertreten. Dafür brauche ich keinen, der mich als normalen Fan, gar nicht wirklich als solchen sieht bzw. mich für den schlechteren Fan hält. Die Ultras halten sich tatsächlich für das Non Plus Ultra. Das sind sie für mich nicht. Für Holls halte ich sie im allgemeinen aber nicht. Trotzdem habe ich schon häufiger erlebt, dass diese Gruppierungen zumindestens nicht abgeneigt sind, auch mal die Fäuste zu schwingen.

Das Thema Stadion also eigenes Revier verteidigen oder auch die eigene Stadt kann ich nun überhaupt nicht nachvollziehen. Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter. Und ich bin auch nicht der selbsternannte Sheriff von Nottingham. Also so ein Revierverhalten kenne ich für mich persönlich nicht und halte das auch für völlig überzogen. Wenn ich etwas verteidige, dann meine eigene Haut oder die Haut einer anderen hilflosen Person meinetwegen aber eine Stadt? Ich weiß nicht.
 
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