Feine Sache :thumb: , zumal ja noch einige Stammkräfte fehlten. Man würde Kuntz ja eigentlich nicht unbedingt für den großen taktischen Toptrainer halten (seinen Vorgänger Hrubesch ja auch nicht), aber offensichtlich sind das Trainer, die bei den jungen Spielern den richtigen Ton treffen - und das ist bei einem Trainer einer Jugendauswahl (der ja nicht für die tägliche Weiterentwicklung der Talente zuständig ist) vielleicht auch einfach das Allerwichtigste.
Trotzdem kommen, bei aller Freude, bei diesem U21-Jahrgang die Probleme des deutschen Fußball ganz massiv zum Vorschein. Kuntzs Taktik mit der Raute ist ja keine Innovation, sondern aus der puren Not geboren. Denn auf den Außen ist da überhaupt keine Leistungsbreite, im Sturm natürlich schon gar nicht. Es gibt zwei ganz tolle Winger in den Jahrgängen 96-98, Brandt und Sané - aber die spielen eben schon A-NM, dahinter ist einfach komplette Leere. Die Kandidaten, die wenigstens in etwa Bundesliganiveau haben, heißen Ochs und Waldschmidt - und das war's. Hannovers Maina macht auf mich einen sehr guten Eindruck, steht aber erst ganz am Anfang seiner Profikarriere. Im tatsächlichen Sturm gibt es Teuchert, Seydel, Serra, Richter und Reese. Ganz ehrlich: keiner von denen hat das Zeug zum A-Nationalspieler. Teuchert versauert auf Schalkes Bank, bzw Tribüne (warum hat man den eigentlcih aus dem guten Nürnberger Umfeld weggeholt?), Seydel spielt jetzt mit 22 das erste mal richtigen Profifußball in Kiel, Richter ist in der BL angekommen, ist bei Bayern und dem FCA auch gut ausgebildet - aber mit fast 21 ist da auch nicht das Potential für die große Karriere. BL ja, mehr nicht. Reese wird von Schalke ohne großen Erfolg immer wieder verliehen. Und Serra zeigt leider, dass seine gute Jugendkarriere eben doch vor allem darauf beruhte, dass er mit 17-18 schon den Body eines Mittzwanzigers hatte.
Offensiv wird einem da um die Zukunft des deutschen Fußballs Angst und Bange, da haben vergleichbare Fußballnationen ein Vielfaches an Talentauswahl.
Bei den AV ist ein wenig Licht am Horizont: Henrichs und Klostermann können eine gute Karriere schaffen, müssen aber nach tollem Karrierestart allmählich auch den nächsten Schritt machen.
Super sieht es natürlich bei den IV (Tah, Kehrer, Baumgartl, Anton, Torunarigha) und im ZM aus: Havertz, Geiger, Amiri, Maier, Eggestein, Dahpud, Serdar, Neuhaus - das ist richtig stark, auch im internationalen Vergleich.
Es wird halt immer offensichtlicher, worunter auch die A-NM leidet: die Ausbildung bei DFB und den Vereinen ist völlig "monotyp" geworden. Wir haben Dutzende von richtig guten, passsicheren Rollenspielern, die auch eine gewisse Positions-Polyvalenz haben. Aber Spezialisten, echte Kreativspieler, Dribbler, Torjäger - die haben wir komplett kastriert, schon ab der B-Jugend, oft sogar noch früher. Leider muss man mittlerweile sagen, dass der so verspottete Scholl mit seiner Analyse der Ausbildung komplett Recht hatte. Und ja, auch bei der Trainerkritik. Denn es sind genau die Karrieristen unter den Jugendtrainern, die voll auf Mannschaftserfolge im Jugendbereich statt auf individuelle Ausbildung setzen und dann ruckzuck eben wegen der Erfolge im Profifußball landen, die für die Misere verantwortlich sind.
Wir brauchen nicht mehr junge Trainer, die U19 oder U17 als Sprungbrett für ihre eigene Cheftrainerkarriere sehen, sondern Trainer, die aus Überzeugung Talente ausbilden. Wie Elgert oder Gerland. Nicht wie Wolf oder Tedesco.