Als Gegenbeispiel zu Jordan, Bird, Magic und Pippen kann man Spieler wie Malone, Ewing, Olajuwon, Wilkins, Drexler oder Robinson nehmen, die allesamt mehr als 10 Jahre für ihr Team gespielt haben ehe sie die Championship gewonnen haben oder gewechselt sind. Der klassische Franchisplayer der 80er ist tot. Das ist wie heute mit der Ehe, es gibt nur noch "Lebensabschnitt-Franchiseplayer". Der aktuelle Trend spiegelt einfach den Zeitgeist wieder.
Wilt Chamberlain (nach drei Jahren bei den Sixers Trade zu den Lakers erzwungen), Kareem Abdul-Jabbar (nach 6 Jahren sein Team vor die Wahl gestellt, ihn entweder nach NY oder LA zu traden) und Charles Barkley (nach 8 Jahren bei den Sixers einen Trade zu den Suns erzwungen) sind sehr prominente Vorreiter für diesen Trend, und man kann sich durchaus auch fragen, ob sie nicht das Recht dazu hatten.
Gerade in der NBA mit dem Draft-System, durch welches der Arbeitnehmer ja offiziell gar keine Wahl hat, für welche "Filiale" er arbeiten wird, kann man es auch so sehen, dass Spieler nach einigen Jahren den Teams nichts mehr schuldig sind, gerade wenn diese sich als recht unfähig erweisen, um sie herum eine tatsächlich titelfähige Mannschaft aufzubauen.
Es kommt natürlich immer auf die Umstände an. LeBron hat den Fehler gemacht, die Cavs lange hinzuhalten und somit die Neuausrichtung dieser Franchise zu erschweren (allerdings war es auch naiv, derart darauf zu setzen, dass LeBron bleiben würde), ebenso wie er angeblich derjenige war, der den Trade für Jamison wollte, aber immerhin hat er bei seinem Teamwechsel gar auf Gehalt verzichtet. Das muss man schätzen im Vergleich zu vielen Heulsusen, die sich erst von ihrem Team den Maximalvertrag geben lassen, nur um dann bereits sehr kurze Zeit später Stunk zu machen und einen Trade zu erzwingen. Und wenn man erst an eine solche Geschichte wie die um Boozer denkt, wird es ganz übel.
Ja, als einzige "treue" Franchise Player der jetzigen Zeit verbleiben nur Kobe, Nowitzki, Duncan und Pierce, wobei das bei einigen von ihnen teils auch schon ziemlich auf der Kippe stand:
- Duncan stand vor dem Absprung zu den Magic
- Pierce soll dem Management gedroht haben, an die Öffentlichkeit zu gehen und einen Trade zu verlangen, sofern er nicht mehr Hilfe bekommt (was dann prompt zu den "Big Three" führte)
- Bei Kobe gab es auch den angeblichen Flirt mit den Clippers, um Druck aufs Team auszuüben.
Letztlich sind die Konzentration der Medien auf die Einzelspieler (mit entsprechenden Einnahmemöglichkeiten für diese) und die großen Teams der NBA-Geschichte mitverantwortlich dafür, dass Spieler heutzutage umso mehr an ihren eigenen Ruf denken und "Superteams" bilden wollen. Jeder möchte gerne in einer Situation sein, in einem Team wie den 60er- oder 80er-Celtics, den Showtime Lakers, den Jordan-Bulls, Celtics vor wenigen Jahren oder jetzt eben den Heat, Thunder und wiederum Lakers zu spielen, und so gut wie keiner will in der Situation eines Kevin Garnett sein, sich als unumstrittener Top 5-Spieler der Liga den Allerwertesten aufzureißen, ohne dass es einem sportlich was bringt.
Dass ein Spieler wie Karl Malone und John Stockton sich gegenseitig haben, ist ja nicht die Regel. Bei Olajuwon hätte es durchaus schief gehen können (das zusammengedraftete Superteam mit Sampson scheiterte an dessen Verletzungen, danach kam schnell Ebbe), denn bis die Rockets es endlich dann unter Tomjanovich hingekriegt hatten, lief es auf eine klassische Loser-Karriere eines Topstars hin. Das Vertrauen in das Management, wie es sich dann bei ihm, Dirk, Duncan, Pierce und nun schon mehrere Male bei Kobe gelohnt hat, haben nicht viele, und das kann man schon nachvollziehen. So gut waren die Cavaliers nun wirklich auch nicht, dass man hier LeBron den Vorwurf machen kann, dass er noch länger hätte warten sollen. Jahr für Jahr in ein stärkeres Team (Celtics, Magic) hineinzulaufen, ohne bereits wie Jordan mit Pippen den co-genialen Spielpartner im Team zu haben (geschweige denn einen der besten Coaches), sieht nunmal nicht so rosig aus.