Als ich zur Rückrunde der Saison 1996/97 meine erste Dauerkarte hatte, war meine größte Angst bei jedem Stadionbesuch, dass wir nach ein paar Sekunden ein Gegentor fangen. Ich weiß bis heute nicht warum ich diese Sorge hatte, sie ist natürlich völlig irrational, denn selbst wenn das Gegentor so früh gefallen wäre, hätte das ja noch keine Aussage über das Endergebnis. Es hat auch lange gedauert bis das nicht mehr meine Sorge bei Eintracht Spielen war. In den Jahren danach haben 3 Aufstiege, 2 Abstiege, Zweitliganiederungen, viel Abstiegsk(r)ampf und jede Menge Drama Demut gelehrt. Ich würde von mir behaupten, dass ich unsere Chancen aufgrund des Kaders und der Möglichkeiten in all den Jahren immer weitestgehend realistisch eingeschätzt habe, im Zweifel immer etwas vorsichtiger formuliert habe – bis irgendwann Mitte Hinrunde der aktuellen Saison. Da habe ich festgestellt, dass ich nach 15 Jahren zum ersten Mal das Gefühl hatte, wir können gegen jeden Gegner (bis auf das Spiel bei den Bayern) in jedem Spiel eine gute Figur machen und punkten. Gehofft hat man das natürlich all die Jahre zuvor auch, aber das war eben nur Hoffnung, diesmal konnte man das begründen. Außerdem war in dieser Saison das eingetreten worauf man immer gewartet hat: Finanzstärkere Klubs schwächeln. Ehrlichweise habe ich nie mit einer Europapokalteilnahme spekuliert, weil ich immer damit gerechnet habe, dass zumindest ein oder zwei Mannschaften von da unten noch mal Gas geben. Aber eventuell ein Platz zwischen 7 und 10 und der damit einhergehenden besseren Platzierung in der TV-Rangliste sowie einem sehr frühen Klassenerhalt zur besseren Kaderplanung. Eingetreten ist die schlechteste (?) Rückrunde, die je eine Bundesligamannschaft hingelegt hat und das Gefühl, den unnötigsten und dümmsten Abstieg aller Zeiten hingelegt zu haben
Gründe dafür gibt es viele, aber da es so keinen Hauptgrund oder spezielles Ereignis gab, hat die Mannschaft so gespielt, wie Fans und Umfeld das auch alles wahrgenommen haben: ungläubig, ratlos und irgendwie hilflos. Wie eben Mannschaften auftreten, die steil abstürzen, im Gegensatz zu jenen, die schon immer da unten drin stehen. Jeder hat irgendwie gehofft, dass es noch zu einem dämlichen Sieg reicht, egal wie glücklich, aber diese Hoffnung war vergebens. Im Winter wurden auf dem Transfermarkt schwere Fehler gemacht, außerdem habe ich noch nie erlebt, dass gleich 2 Torhüter in einer Saison so viele spielentscheidende Fehler machen wie Nikolov und Fährmann diese Saison. Gekas hat so viele 100% Torchancen liegen gelassen, hätte er nur eine gemacht, wir wären mindestens in der Relegation. Die Abwehrfehler häuften sich wegen der Nervosität und Bruchhagen hat zu spät reagiert. Im Gegensatz zu einigen Stimmen in diesem Thread oder auch im Trainer Thread muss man klar sagen, dass hier alle sagen, dass der Trainerwechsel zu spät kam, anstatt ihn gar nicht durchzuführen. Ich kann auch die Vergleiche zu anderen Vereine nicht nachvollziehen. Bei Lautern und Pauli war die ganze Zeit klar das nur der Klassenerhalt zählt, so wie es in Frankfurt unter Funkel auch immer der Fall war. In allen Fällen wäre eine Entlassung unnötig. Bei Skibbe aber war es anders. Er hatte dem Zerfall absolut nichts entgegenzusetzen und auch keine Antworten auf die neuen Probleme. Es blieb bei der 4 Tage Woche, sein ständiges zu spät kommen, sein lockeres Training, seine gleichen durchschaubaren taktischen Ausrichtungen. Selbst Thomas Schaaf in Bremen hat an der Aufstellung und Taktik getüftelt weil er wusste, dass bei überraschenden Saisonverläufen das nicht immer allen Spielern gleichermaßen in die Birne geht. Er hat sogar mit Löhr einen Mentaltrainer engagiert. Bei Skibbe kam gar nichts, er hat seine Tatenlosigkeit als Konzept verkauft. Nicht falsch verstehen, Kontinuität ist durchaus sinnvoll und wichtig, aber wenn absolut nichts mehr geht muss man doch mal was ändern und etwas neues versuchen :confused:
Finanziell kann der Verein das halbwegs abfedern, die Eintracht ist Schuldenfrei und wird jetzt die Reste des Festgeldkontos plündern und analog zur Hertha eine direkte und relativ sorgenfreie Rückkehr anstreben. Trotzdem wirft es den Verein natürlich empfindlich (eigentlich um Jahre) zurück, speziell was die TV-Gelder angeht.
Im Moment herrscht bei mir noch große Tristesse und ich hoffe, auch wenn es sehr schwer fällt, das sich im ganzen Verein die riesige Deprimierung möglichst schnell löst, denn die zweite Liga beginnt schon Mitte Juli...