Bin ja eher überrascht, wie stark Orlando vertreten ist. Ist das der Wagner-Effekt?
Ich bin seit Anfang der 90er an der NBA interessiert und "damals" gab es wegen Shaq und Penny natürlich auch schon einige Magic Fans in Deutschland. Vielleicht ist das also noch teilweise die alte Saat
Meine Geschichte:
Bird, Magic und dann MJ gab es sogar als kleinen Jungen in der Sportberichterstattung. Damals war das z.B. die SportBILD. Neben der NBA hat man da auch von Wayne Gretzky oder Montana und Rice erfahren. Ich war an sehr viel US-Sport einfach allgemein interessiert. Ich wusste sogar, dass Nolan Ryan ein guter Pitcher war
Der richtige Start mit der NBA war eher Hornets Devotionalien, die mein Vater von einer Geschäftsreise aus North Carolina mitgebracht hat. Er hat dort die Bulls gegen die Hornets mit Larry Johnson, Muggsy Bogues und Dell Curry gesehen (bevor die Alonzo gedraftet haben, glaube ich).
Darüber habe ich dann alle Teams kennengelernt. Es war nämlich ein Kalender dabei, mit dem Spielplan und dann wiederum allen Logos aller Teams
Dann gab es "BASKET" und "NBA Jam". Latrell Sprewell legt 93/94 eine Monstersaison hin und ich wurde eher Sprewell-Fan, habe aber auch den Knicks im Finale die Daumen gedrückt (was ja nicht geklappt hat), hatte allgemein aber auch großen Spaß an den Payton/Kemp/Schrempf-Sonics und war richtig froh, als Jordan dann zurück kam.
Ich schäme mich nicht.. ich wollte, dass Jordan diese ganzen Titel holt und war für die Bulls in jeder Serie, ja auch gegen die Sonics.. die Bulls übten eine magische Anziehungskraft aus, ich kann es nicht anders beschreiben.
1998 dann der große Bruch. Die Jordan-Bulls ritten in den Sonnenuntergang und im Draft stehen Dirk Nowitzki und Paul Pierce.
Die Celtics waren keine große Sache nach Bird, eher Pech, eher Unvermögen. Aber dann kam Antoine Walker, der damals schon einer dieser flexibler Flügel-Spieler war. Irgendwie ihrer Zeit voraus. Dazu dann Paul Pierce. Beide keine Überathleten, aber tolle Skills und jack-of-all-trades-Spieler. Ich mochte die Beinarbeit von Pierce, das er werfen, ziehen, passen konnte. Ich war damals noch kein Fan, wie dann ein paar Jahre später, aber das war der Beginn.
Zwischenzeitlich wechselte meine Lieblingsspieler zu den Knicks und ich war 1999 so richtig auf Knicks-Spur. Dazu Larry Johnson, den ich ja von 1992 noch in mein Herz geschlossen hatte. Es gab zwar Lockout, aber ich werde mich immer an dieses Redemption-Jahr für Sprewell erinnern
Nur wie bin ich dann eigentlich zu den Celtics gekommen? 2002 mal der eine Run in die ECF und immer an den Playoffs geschnuppert? Das Attentat auf Pierce in 2000? Bill Simmons, auf dessen Artikel ich bei ESPN Page 2 immer gewartet habe? John Irving und Neu England, von dem ich jedes Buch gelesen habe? Die Zeitzone, weil ich als Student noch ganz gut ab 0 Uhr die Eastern Conference live schauen konnte?
Ich war damals jedenfalls auf der Suche nach "meinem Team" und bin irgendwie bei diesen Celtics gelandet, aber erst so richtig, als sie mit neuen Besitzern und Danny Ainge alles eingerissen haben und 2004 mit Al Jefferson, Delonte West und Tony Allen neu gestartet sind. Das war dann "mein Team".
Also ein bisschen die Celtics-Historie, ein bisschen New England, ein bisschen Paul Pierce, ein bisschen der eklatante Misserfolg und Neuaufbau, ein bisschen die Rookies, ein bisschen die Zeitzone... aber bin nun spätestens seit 20 Jahren Fan einer Mannschaft. Das habe ich sonst nicht im US Sport.